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Die Gleichheit
und Kampfesmethoden zu prüfen. Das konnte nicht geschehen, ohne sich mit dem Parlamentarismus auseinanderzusetzen und die Grenzlinie zu ziehen, wo seine große, unbestrittene Bedeus tung für den proletarischen Klassenkampf in überschäßung um schlägt. Das war unmöglich, ohne die Aufmerksamkeit der Massen stärker als bisher darauf zu lenken, daß es unter bestimmten Umständen nur die eine, ungeteilte, revolutionäre Arbeiterbewegung geben darf, die zur Waffe des Massenstreits greifen muß. Seitdem die Internationale zu Amsterdam darüber verhandelt hat, ist ein weltgeschichtliches Ereignis eingetreten, das zur teilweisen Revision der damaligen Auffassung zwingt. Die Gluten der russischen Revolution haben helles Licht über das Wesen des Massenstreits ergossen. Die dadurch empfangenen Lehren gilt es dem Bewußtsein der Werftätigen näher zu bringen. Je umstrittener diese Lehren zum Teil noch sind, um so nots wendiger wäre eine Klärung gewesen.
Was die Tagesordnung des Kongresses anbelangt, so spiegelt sich auch in ihr die oben flüchtig umrissene Lage der Dinge. Zur Arbeitslosenfrage und zur Frage der Arbeiterschutzgesetzgebung fann es sich kaum noch um Auseinander segungen über die zu erhebenden Forderungen handeln. Sie sind wieder und wieder von Parlamenten des kämpfenden Proletariats beraten und festgelegt worden. Worauf es antommt, ist, daß angesichts der Verschleppung der Arbeitslosen fürsorge in England, Deutschland , Österreich , Frankreich , usw. und des Stockens der Arbeiterschutzgesetzgebung überall eine wuchtige Stoßkraft des Proletariats hinter die Forderungen zu stellen ist.
Die nämliche Erkenntnis, welche in dieser Beziehung die Arbeiterklasse zu einer gesteigerten Aktion drängt, treibt sie auch auf dem Gebiet des Genossenschaftswesens vorwärts. Es ist die Erkenntnis zwischen dem inneren Zusammenhang zwischen dem großen geschichtlichen Endziel des proletarischen Klassen kampfes und seinen kleinen Alltagseroberungen, jenes zu sammenhanges, der Reformarbeit und revolutionären Kampf verbindet, die unscheinbare Werktagsarbeit im Dienste des Proles tariats adelt und dem Ringen für die freie Zukunft heiß pul sierende Lebensfrische verleiht. Allerdings hat das Vorwärts in dieser Richtung eine Voraussetzung: das Umlernen seitens mancher Sozialisten, sowohl seitens derer, welche in der Genossenschaft ein Allheilmittel erblicken, an dessen Maßstäben alle anderen Lebensäußerungen der Arbeiterklasse zu messen wären, wie der anderen, welche die Bedeutung dieses Teiles proletarischer Aufwärtsbewegung nicht werten. Die Kopen hagener Verhandlungen über die Genossenschaftsfrage werden klärend die Auseinandersehungen des Magdeburger Parteitags darüber vorbereiten.
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Zwei Beratungsgegenstände des Internationalen Kongresses lassen den Gegensatz zwischen der verfallenden bürgerlichen Gesellschaft und der aufsteigenden Welt des Proletariats plastisch in die Erscheinung treten: Das Schiedsgericht und die Abrüstung und die Organisation einer internationalen Kundgebung gegen die Todesstrafe. Eine Frage so allgemein kultureller, humanitärer Natur wie die Abschaffung der Todesstrafe ruft in unseren Tagen das kämpfende Prole tariat zur Aftion und von allen Klassen ausgerechnet dieses allein und erhält damit politische Bedeutung. Dieser Tatbestand redet ganze Bände, wie tief der Liberalismus gesunken ist, der zur Zeit des bürgerlichen Emanzipationsringens mit feinen Königshinrichtungen und Attentaten über die Barbarei der Todesstrafe sich entrüstete, um sie in den Tagen der Aufklärung über den sozialen und biologischen Untergrund des Verbrechens als ein unentbehrliches Zucht- und Erziehungsmittel der bürger lichen Gesellschaft frampfhaft festzuhalten. Aber freilich: diese Aufklärung fällt zeitlich mit dem proletarischen Befreiungsfampf zusammen, und darum ist der juristisch geheiligte Mord gerechtfertigt", von der Abwürgung eines halbvertierten Schächers an bis zur Abschlachtung von Hunderten und Tausenden der edelsten Freiheitskämpfer. Kaum ist der Segen verhallt, den die Leuchten der Wissenschaft und Kunst, die Häckel und Genoffen über die Todesstrafe gesprochen haben. Wesens
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verwandt liegen die Dinge für den Mord größten Stils, den Krieg, nur daß diese Frage von der weitestzielenden politischen Tragweite ist. Wer die organische Verknüpfung zwischen der fapitalistischen Ordnung und Militarismus, Marinismus und Kolonialpolitik erfaßt hat, der wird sich auch keinen Illusionen über den Erfolg der Bestrebungen hingeben, dem Kriege durch Schiedsgerichte und Abrüstungen zu begegnen. Die. nationalen Gegensätze haben ihre feste Wurzel in den Klassengegensätzen innerhalb jeder Nation, und der Krieg und das Rüsten zum Kriege ist in dem erreichten Stadium der geschichtlichen Entwicklung eine Lebensnotwendigkeit des bürgerlichen Regimes. Solange die ausbeutenden Klaffen noch die ungeschmälerte Herr schaft im Staate haben, werden sie nur Lappalien von Streitfällen dem internationalen Schiedsgericht zur Regelung überweisen, die großen nationalen Gegensätze werden sie einem blutigen Austrag entgegentreiben. Die Interessen der Panzerplattenkönige und Werftgewaltigen sind stärker als die sanften Weisen der vereinzelten bürgerlichen Friedensschwärmer. So legt auch der Hinblick auf die Verwirklichung dieser Reformen die Frage nahe: durch welche zwingenden Machtmittel das Proletariat seine Forderungen unterstützen kann und unterstützen will. Der Kopenhagener Kongreß muß in dieser Beziehung noch nachdrücklicher und stärker sagen, was sein Vorgänger zu Stuttgart erklärt und zum Teil nur angedeutet hat.
Die eingangs hervorgehobene Verschärfung und Ausdehnung der Klassenkämpfe macht es der Kopenhagener Tagung zur Pflicht, eine wirksamere Betätigung der internationalen Solidarität anzuregen, ebenso aber auch die raschere Durch führung der Beschlüsse der internationalen Kongresse. Die sich vertiefende Einsicht in das Wesen der gesellschaftlichen Zustände und der hingebungsvolle, opferbereite Idealismus werden mit der fühl wägenden praktischen Zweckmäßigkeit zusammen nach den entsprechenden Mitteln ausschauen, unter denen eine bessere Organisation des Internationalen Sefretariats und die Herbeiführung einer lebendigeren Fühlung seinerseits mit den politischen und gewerkschaftlichen Organisationen in den einzelnen Ländern nicht an letzter Stelle stehen darf.
In Anschluß an den Internationalen Sozialistischen Kongreß werden in Kopenhagen zahlreiche internationale Gewerkschaftskongresse stattfinden, treten die sozialistischen Jugendorganisationen und die Genossinnen zu internationalen Be ratungen zusammen. Die Erste Internationale Sozialistische Frauenkonferenz war ein tastender Versuch", die Genossinnen aller Länder in der Erkenntnis des gemeinsamen Ziels international in eine Kampfesfront zu stellen. Dieser Versuch hat den Boden für ein Weiterschreiten geebnet. Nicht bloß die Anmeldungen zu der Konferenz, auch die eingeschickten Berichte bezeugen die erwachte Fühlung, welche die Genossinnen aller Länder miteinander zu gewinnen anfangen, die mancherlei Anregungen, die sie ihr verdanken. Leider werden bei der Kopenhagener Tagung die Genossinnen der romanischen Länder so gut wie unvertreten sein. Die Ansätze zu einer gefestigten sozialistischen Frauenbewegung sind dort noch schwach und zusammenhangslos. Doch wir erwarten in dieser Beziehung für die Zukunft Gutes von der ernsthaften Behandlung der Frauenfrage auf dem diesjährigen italienischen Parteitag, Gutes auch von den Verhandlungen der Konferenz. Wir hoffen, daß diese außerdem zum Ausgangspunkt festerer Beziehungen mit den Genossinnen der skandinavischen Länder werden, die bisher der jungen sozialistischen Fraueninternationale fernstanden. Was zur Kräftigung der Verbindung zwischen den Genossinnen aller Länder über die bisherigen bescheidenen Anfänge hinaus geschehen kann, das wird die Konferenz zu prüfen haben. In der Frage der sozialen Fürsorge für Mutter und Kind muß es sich darum handeln, das weibliche Proletariat überall in der Richtung der Forderungen vorwärts zu treiben, welche die deutschen Genossinnen im Verein mit Partei und Gewerkschaften vertreten. Sie sind unseren Leserinnen befannt. Der Arbeit und dem Kampfe für das Frauenwahlrecht ist die Konferenz zu Stuttgart grundsäßlich wegweisend gewesen. Nun müssen Mittel und Wege erörtert werden, mehr