Nr. 15

organisation bestand, wurde nach dem Schlusie der Versammlung eine solche gegründet. Kurz, die Tour bat agitatorische und organi­satorische Erfolge gebracht und die Hoffnung gestärkt, daß sich dem ersten Hundert der im Kreise organisierten grauen bald das zweite anschließen wird. llk. I.. Im zweiten weimarischen Wahlkreis Eiscnach-Dermbach sprach Genossin W a r l e n b e r g- Altona im März in zehn Versamm­lungen über.Mutter- und Säuglingsschutz und die Reichsver­sicherungsordnung". Sie ergänzte ihre Ausführungen durch Licht­bilder. Näher auf den Vorträg einzugehen, erübrigt sich, da dies in der vorigen Nummer derGleichheit" in einem Bericht über die Versammlungen geschehen ist, die Genossin Wartenberg wäh­rend deS Reichstagswahlkampfes im Kreise Gotha abgehalten hat. Die Versammlung in Eisenach war von über 900 Frauen und Mädchen besucht, die, von den Worten der Neferentin gefesselt, dem dreistündigen, anregenden und leicht faßlichen Vortrag mit großer Aufmerksamkeit lauschten. Wie lehrreich das Referat war, kam nicht nur in dem lebhaften Beifall zum Ausdruck, der überall gespendet wurde, sondern auch in der erfreulichen Tatsache, daß in den zehn Versammlungen neue Mitglieder für die politische Organisation gewonnen worden sind. Runknagel. Fortschritte der proletarischen Frauenbewegung in Bremer­ haven , Lehre nnd Geestemünde , den drei Unterweserorten, sind zu melden. Noch ist eS nicht lange her, da hatte hier dieGleichheit" sage und schreibe 13 Abonnenten. Darauf übernahmen die Ge­nossinnen die Kolportage des Blattes in eigene Regie und veranstalteten eine Hausagitation. Diese brachte uns über MO Leserinnen. Ein schöner Beweis dafür, daß die Arbeiterinnen und Arbeiterfrauen überall nach Aufklärung dürsten, man muß sie ihnen nur nahe bringen. Vor den Reichs- tags Wahlen sprach Genossin Jensen in zwei Mitglieder­versammlungen deS sozialdemokratischen Vereins in Bremer­ haven und Wulsdorf . In dem letztgenannten Orte wurden 24 Abonnenten für unser Organ gewonnen, und sogar inSchiff- dorferdamm, einem kleinen Orte mit AXZ Einwohnern, fan­den sich 12 Leserinnen. Eine geplante Hausagitation dort ver­spricht uns weiteren Erfolg, denn die für die Verbreitung oer Gleichheit" tätigen Genossinnen sind eifrig am Werke. An der steigenden Verbreitung unseres Blattes haben wir einen sicheren Maßstab für das Erwachen und die vorwärts­schreitende Bildung der Frauen. Natürlich vernachlässigen die Ge­nossinnen auch die anderen Aufgaben nicht, die ihnen als organi­sierten Sozialdemokratinnen zufallen. Beim Flugblattver­breiten fehlen sie nicht, sondern tun eifrig ihre Pflicht. Ganz besonders haben sie sich während deS Wahlkampfes allen vorkommenden Arbeiten und Pflichten mit Begeisterung unter­zogen. An den Versammlungen haben sich die Frauen in großer Zahl beteiligt, und als in hartnäckigem Kampfe der Bremer Wahl­kreis zurückerobert worden war, jubelten die hiesigen Genossinnen mit ihren Arbcitsbrüdern zusammen. Sie dursten sich des Sieges auch als einer Frucht ihrer Mithilfe freuen. Seit kurzem sind Leseabende für die Genossinnnen der drei Unterweserorte ein­gerichtet, die unter der vorzüglichen Leitung des Genossen Thlenst, Redakteur derNorddeutschen Volksstimme", stehen und sich einer guten Beteiligung erfreuen. Ein Erfolg war auch unsere letzte Frauenversammlung, in der Genossin B o h m-Neukölln überSexuelle Aufklärung in der Kindererziehung" referierte. Die Referentin zeigte in zu Herzen gehender Weise, wie in ge- schlechtlichcr Hinsicht an der heutigen Jugend gesündigt wird. Sie ermahnte die Mütter eindringlich, ihre Kinder in einer zart­fühlenden Weise aufzuklären, die ihrem Verständnis angepaßt sei. Die Referentin erntete reichen Beifall. Es muh rühmend hervor­gehoben werden, daß in den Unterweserorten die Genossen unsere tätigen Genossinnen kräftig unterstützen. Mit ihrer Hilfe wird die sozialdemokratische Frauenbewegung deS Bezirkes rasch an Boden gewinnen. Elise Jensen. Pon der proletarischen Frauenbewegung in Mainz -Mom- bach in den Jahren llStv und ISll. Die Beteiligung von Frauen an der sozialdemokratischen Bewegung hat in Mombach schon im Jahre 1998 eingesetzt. In einer Versammlung, in der Genossin Fahrenwald referierte, traten damals der Partei 9 Frauen bei. Genossin KardoS wurde zur Vertrauensperson gewählt. Die fleißige Arbeit dieses kleinen Stammes und na­mentlich der Eifer der genannten Genossin erhöhte nach und nach die Zahl der Parteimitglieder auf b8. Die ungeheure Teuerung, die große Arbeitslosigkeit und sonstige Umstände erschwerten den Genossinnen das Arbeiten außerordentlich und ließen manche schon gewonnene Proletarierin wieder fahnenflüchtig werden. Immer­hin ist eS ihnen gelungen, in der Organisation 48 Genossinnen

2Zl

zu halten, die treue und rührige Mitglieder sind. In den beide« Berichtsjahren fanden monatlich Versammlungen für die weib­lichen Parteimitglieder statt; außerdem wurden auch eine Reihe öffentlicher Versammlungen abgehalten. Im Einverständnis mit dem Vorstand wurden Leseabende für die Frauen einge­richtet, die an jedem Donnerstag stattfanden und immer gut be­sucht waren. Genossin Kardos leitete diese Abende, sie las den aufmerksamen ZuHörerinnen vor, die während dem recht fleißig nähten, strickten und flickten. Der geringe Verdienst des Mannes zwingt dazu, daß die Frauen den Tag über im Joche des Kapitalismus fronen , damit das Aller-, Allernötigste für die Fa­milie beschafft werden kann. Tagsüber bleibt ihnen keine Zeit, für die Kleidung und Wäsche ihrer Lieben zu sorgen, in den kurzen Abendstunden müssen sie daS nachholen, so gut es geht. So brachten unsere Genossinnen in die Leseabende stets ihre Ar­beiten mit, denn zu lernen, während die Hände ruhen, dazu haben sie keine Zeit. Während die fleißigen Finger unablässig die Näh-, Stopf- und Stricknadel führten, lauschten die Ohren aufmerksam auf das, was vorgelesen wurde. Wieviel Mühe und Charakter­kraft müssen die Proletarierinnen aufwenden, wenn sie sich etwas Wissen aneignen wollen. Und sie tun daS freudig in der Über­zeugung, daß Zeiten kommen, wo arme Mütter nicht mehr ge­zwungen sein werden, Reichtümer für andere zu schaffen, wo daS Wissen nicht mehr ein Vorrecht weniger sein wird, sondern das Erbe aller. Daß diese Zeiten bald anbrechen, dazu muß jede proletarische Frau und jedes proletarische Mädchen durch ihr Wir­ken für die sozialdemokratische Partei beitragen. Damit auch andere Genossinnen zu Leiterinnen der Bewegung herangebildet werden, hat Genossin Kardos ihr Amt niedergelegt, das sie vier Jahre lang bekleidet hat. Sie wird aber selbstverständlich trotz­dem für die gerechte Sache deS Proletariats weiter arbeiten. An ihrer Stelle wurde als Vertraucnsperson Genossin Gickinger gewählt, die schon längere Zeit für die Organisation tätig ist. Die Genossinnen hoffen, in diesem Jahre größere Fortschritte als seither zu erzielen. a. s. Um die Parteigenossen und-genossinnen von Grost-Berlin über die Bedeutung der staatlichen Jugendpflege aufzuklären und ihre Aufmerksamkeit zugleich auf die Vorgänge in den Fort­bildungsschulen zu lenken, fanden am 19. März in Berlin 23 Volksversammlungen statt mit dem Thema:Die Bedeu­tung der Jugendbewegung für die Arbeiter­schaft." In allen sehr gut besuchten Versammlungen gelangte nachstehende Resolution zur Annahme: Die am 19. März 1912 in 23 Volksversammlungen versam­melten Männer und Frauen protestieren gegen die behördliche Bekämpfung der proletarischen Jugendbewegung. Sie verurteilen in gleicher Weise die im.vaterländischen Geiste' betriebene Jugend­pflege des Staates, der Gemeinde und aller möglichen Wohltätig- kcitsvereine, wie die polizeilichen Versuche, der freien Jugend­bewegung Fesseln anzulegen. Die Versammelten geloben, in HauS und Werkstatt dahin zu wirken, daß die Arbeiterjugend sich allen Bestrebungen der bür­gerlichen Jugendbewegung fernhält und mehr noch als bisher alle für die Arbeiterjugend getroffenen Veranstaltungen besucht und unterstützt." Diese Veranstaltungen sollten anderwärts Nachahmung fin­den. Die Feinde selbst machen die Arbeiterklasse darauf aufmerk­sam, wie wichtig die Erziehung ihrer Jugend im freiheitlichen Geiste ist.__ w. v. Polltische Rundschau. Die Regierungen der Bundesstaaten haben sich über die Deckung der Wehrvorlagen geeinigt, verkündete die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" am 2. April. Nachdem die Negierungen der Einzelstaaten sich bekanntlich schon früher für die Aushebung der Branntweinliebesgabe zur Deckung der neuen Ausgaben erklärt hatten, hat sich der Bundesrat nun auch über die Einzelheiten der Maßregel, über ihre Ausführung geeinigt und über die Entschädigungen für die Branntweinbrenner. Denn ohne solche wird eS schwerlich abgehen. Es ist infolgedessen auch hundert gegen eins zu wetten, daß die Summe, die das Reich aus dieser Matzregel ziehen wird, im Verhältnis zu den Kosten der Wehrvorlage sehr gering ist. Der nationalliberale Führer Bassermann schätzt sie auf bloß 1k Millionen Mark jährlich. Unter diesen Umständen kann man leicht verstehen, daß verschie­denen Bundesregierungen gar nicht wohl ist bei dem Gedanken, als Deckung der Wehrvorlage dem Volle die winzige Ersparnis an Liebesgaben bieten zu sollen, die ihr, wie doch jeder sieht, noch

Die Gleichheit