Nr. 3
Die Gleichheit
trag der männlichen Mitglieder vorläufig von 1 Mf. auf 1,25 Mr. crhöht, um einen Kampffonds anzusammeln. Die unternehmerfreundliche Presse arbeitet sogar schon mit allerhand Schreckensnachrichten. So ließen sich einzelne Blätter aus Köln depeschie= ren, daß die bösen Holzarbeiter eine Riesenaussperrung heraufbeschwören wollten, an der 300 000 Holzarbeiter beteiligt sein würden. Dabei kommen im Höchstfall 50 000 für die ganze Bewegung in Frage. Es handelt sich hier ganz offensichtlich um Alarmnachrichten einer Scharfmachergruppe, um die Unternehmer für ihre Organisation zu gewinnen. Über das Schicksal der nächsten Frühjahrsbewegung läßt sich naturgemäß heute noch gar nichts Bestimmtes sagen.
Für die Sorb ma cher hält der Deutsche Holzarbeiterverband am 1. und 2. Dezember in Koburg , dem Zentrum der fränfisch thüringischen Korbwarenindustrie, cine Branchenkonferenz ab. Diese wird aus allen Teilen des Reiches beschickt werden. Die Korbwarenindustrie beschäftigt insgesamt etwa 10 500 männliche und 2000 weibliche Erwachsene als Arbeiter, und zwar vornehmlich in Kleinbetrieben. Da es in diesem Beruf mehr Selbständige( einschließlich der Heimarbeiter) als Arbeiter gibt, ist die Gewerkschaftsarbeit besonders schwierig.
Notizenteil.
Dienstbotenfrage.
fk.
Sozialistische Frauenbewegung im Ausland.
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I. K. Die sozialistische Frauenbewegung Hollands hat eine Zeit regster Arbeit vor Augen. Die große Wahlrechtsdemonstra= tion hat zwingend daran gemahnt, daß im Jahre 1913 die Wahlen zum Parlament stattfinden. Das ist ein wichtiger und großer Anlaß, die gewonnenen Erkenntnisse in die Tat umzusetzen. Die sozialdemokratischen Frauenorganisationen werden das mit Ernst und Begeisterung tun. Sie werden das Wahljahr zur Wachrüttelung der proletarischen Frauen und zu ihrer politischen Schulung in den sozialdemokratischen Frauenklubs und durch sie benußen. Daher soll die diesjährige Winterarbeit der organisierten Genossinnen im Zeichen der Bemühungen stehen, durch rührige Agitation das Interesse der breitesten Frauenmassen für das politische Leben im allgemeinen und die Wahlen im besonderen zu erwecken und die Mitglieder der sozialdemokratischen Frauenflubs dafür vorzubereiten, daß sie sich mit ganzer Kraft an der Wahlarbeit und dem Wahlkampf beteiligen. Das Sekretariat des Bundes der sozialdemokratischen Frauenklubs wird daher den Frauenflubs regelmäßig Bericht über die wichtigsten Vorgänge des politischen Lebens senden, und diese Berichte sollen in den Versammlungen der Klubs Gegenstand der Erörterung sein. Dabei wird auch die Gemeindepolitik besondere Berücksichtigung et erfahren, insbesondere die soziale Fürsorge durch die Kommunen. Es stehen nämlich auch Gemeinderatswahlen bevor. Damit die Gründung von mehr sozialdemokratischen Frauenklubs angeregt und gefördert wird oder doch, wo die Kräfte dazu noch fehlen, die Gründung von Propa ganda kommissionen, werden die organisierten Genofsinnen versuchen, in allen Teilen des Landes Vertrauens= personen aufzustellen, die die Agitation in ihrem Bezirk zu Teiten und zu betreiben haben. Wie bisher, so wird bei allem die Arbeit der Genossinnen wirksam durch ihr Organ unterstützt wer= den, die„ Proletarische Vrouw". Das Blatt wird immer mehr gelesen, es erscheint in einer Auflage von 5200, seine Abonnentenzahl beträgt jett rund 3000, durch Verkauf werden 1750 Exemplare abgesetzt. Recht tüchtige Arbeit leistet die Presse= tommission der Genossinnen, die den Gewerkschafts- und fleineren Parteiblättern die Beiträge für eine besondere Frauenspalte liefert. 15 Partei- und 20 Gewerkschaftsblätter haben diese Rubrik regelmäßig, im Durchschnitt erscheint alle 14 Tage in 20 Organen ein Artikel. Die Pressekommission zählt 14 Mitarbei= terinnen, wächst ihre Zahl, so wird auch die der Blätter noch zunehmen, die eine besondere Rubrik für die Frauen haben. Im letzten Jahre hat die Organisierung der sozialdemokratischen Frauen gute Fortschritte gemacht. Es bildet sich allmählich eine Keruttuppe geschulter, zielflarer Genossinnen, die sich ganz unserer Sache hingeben; es wächst die Zahl der Frauen, die unter den Massen die sozialdemokratischen Ideen verbreiten. Voller Zuversicht und frischen Mutes gehen die Genossinnen in Holland an ihre Winterarbeit. Helene Ankersmit, Amsterdam , Sekretärin des Bundes sozialdemokratischer Frauenpropagandaklubs.
Wie fich bürgerliche Damen die Lösung der Diens.boten: frage denken, ließen die Verhandlungen der Generalversamm lung des Bundes deutscher Frauenvereine zu Gotha erkennen. Im Namen der Kommission, die mit der Behandlung der Frage betraut war, erstattete Fräulein Frieden= thal Bericht. Danach erkennt die Kommission als Schaden an, daß zu wenig Berufsbildung bei den Dienstboten vorhanden ist, Lohn und Leistung daher oft nicht im Verhältnis zueinander stehen und gegenseitige Unzufriedenheit eintritt". Auf eine Umfrage über die Ausbildungsgelegenheiten der Dienstboten sind nur aus 24 Städten Antworten eingegangen. In erster Linie ist von den Frauenbereinen anzustreben die obligatorische Fortbildungsschule für Dienstboten mit theoretischem und praktischem Haushaltungsunterricht, erteilt durch Fachlehrkräfte, und als Grundlage der obligatorische Haushaltungsunterricht im achten Schuljahr. Das sind Forderungen, gegen die wir nichts cinzuwenden haben, vorausgesetzt, daß die Fortbildungsschule für Dienende nicht in betreff des allgemeinen Wissensstoffs, den sie vermittelt, hinter dem anderen Fortbildungsunterricht zurücksteht. Doch weiter im Text. Die Frauenvereine sellen sich auch für die Gründung von Dienstbotenschulen interessieren. Den Gang der Ausbildung denkt sich die Kommission, also: Zuerst eine ein- bis zweijährige Ausbildung in kleinbürgerlichen Verhältnissen als Gehilfin der Hausfrau, dann einjähriger Besuch einer Haushaltungsschule mit Unterweisung in allen Fächern, dann Stellung in einer Familie als Mädchen für alles neben der Frau, schließlich für Begabtere Fachausbildung als Köchin", Jungfer, Kindermädchen usw. Nach den vorliegenden Zeitungsberichten wurde bei all den schönen Dingen nicht ein Wort darüber geredet, wie sich die Kommission den Unterhalt der Schülerinnen in den Anstalten denkt, wie die Regelung der Entschädigung für die im Privathaushalt lernenden" Mädchen, die doch tüchtig zugreifen müssen. Die Ausbildung der Mädchen in bürgerlichen Familien schmeckt mithin bedenklich nach billiger und leistungstüchtiger Ausbeutungsgelegenheit für gute Hausfrauen". Frau Levy Rathenau- Berlin teilte mit, daß die märkische Lehrstellenzentrale im September dieses Jahres 1200 Fragebogen für Berufsberatung in Berliner Gemeindeschulen verteilt habe. Mehr als ein Drittel der befragten Mädchen suchte Lehrstellen im häuslichen Dienst, dieses Verlangen konnte aber bei weitem nicht befriedigt werden. Fräulein Pappenheim schlug deshalb vor, wohlhabende Familien möchten als zweites und drittes Mädchen Lernende aufnehmen. Von der Entlohnung lasen wir auch in diesem Falle nichts. Die Kommission hat übrigens einen Dienst= vertrag aufgestellt, der das Verhältnis zwischen Herrschaft und Mädchen regeln soll, sie ist außerdem dabei, ein neues Dienst= botenrecht auszuarbeiten. Wir fanden in den Berichten keine Andeutung, daß in beiden Sachen die organisierten Hausangestellten befragt worden wären. Sollten die Frauenrechtlerinnen trotz aller schönen Reden die Dienstbotenfrage letzten Endes doch einseitig als„ Damenfrage" auffaffen?
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Frauenstimmrecht.
Ein Franenftimmrechtskongres in München hat Ausgang September getagt. Er war vom Bayerischen Verein für Frauenstimmrecht einberufen worden und besonders von den Schwesterorganisationen aus Hessen , Baden und EIsah Lothringen start beschickt. Nur der Preußische Landesverein für Frauenstimmrecht war nicht auf dem Kongres vertreten, dessen Vorsiß Frl. Augspurg führte. Der Schwerpunkt der Tagung lag in der Stellungnahme zur grundsätzlichen Forderung des allgemeinen Wahlrechts. Der Kongreß sollte offenbar durch sein Eintreten dafür ein Gegengewicht gegen die reaktionären Strömungen im Preußischen Landesverein und im Deutschen Verband schaffen, Strömungen, die der unbequemen Feffel des Prinzips gern ledig sein möchten. So lag ihm eine Resolution des Vorstandes vor, die noch vor dem Eintritt in die Verhandlungen ohne Debatte einstimmig angenommen wurde. Sie besagt in der entscheidenden Stelle:" Der Frauenstimmrechtsfongreß 1912 in München fordert das aktive und passive Wahlrecht der Frauen zum Reichstag, zu den Landtagen, der Kommune und allen Interessenvertretungen." Frl. Augspurg erstattete das Referat zur Wahlrechts= frage. Gie trat entschieden für den§ 3 des Verbandsstatuts ein, der zum Kampf für das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht verpflichtet, und erklärte, das Festhalten an dieser Forderung sei ein Ehrenpunkt des Deutschen Verbandes, der ge= willt sei, offen und ehrlich zu kämpfen". Es zeigte sich jedoch, daß