Nr. 9

23. Jahrgang

Die Gleichheit

Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen

Mit den Beilagen: Für unsere Mütter und Hausfrauen und Für unsere Kinder

Die Gleichheit erscheint alle vierzehn Tage einmal. Preis der Nummer 10 Pfennig, durch die Poft vierteljährlich obne Bestellgeld 55 Pfennig; unter Kreuzband 85 Pfennig. Jabres- Abonnement 2,60 Mart.

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Inhaltsverzeichnis.

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Stuttgart  22. Januar 1913

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Bezirks­

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Die wirtschaftliche Hochkonjunktur 1912. Von J. K. Frauenfonferenzen. Il. Von Luise Zieg. Kampf- und Kriegs­jahr. I. Von H. B. Aus Finnland  . Von Hilja Pärssinen. Der Riß in der Welt des Katholizismus. Von W. D. Aus der Bewegung: Die Beteiligung der Genossinnen am vierten Parteitag der preußischen Sozialdemokratie.  - Von der Agitation. Jahresbericht der Genossinnen in Weinböhla.  - Politische Rund­schau. Von H. B. Gewerkschaftliche Rundschau. Aus der Textil­arbeiterbewegung. Von sk. Arbeitslosenzählung im Deutschen  Tertilarbeiterverband. Von sk. Aus der Holzarbeiterbewegung. Aus der Holzarbeiterbewegung. Von fk. Notschrei der Gewerkschaften in den Balkanländern. Notizenteil: Dienstbotenfrage. Arbeitsbedingungen der Arbeite­rinnen. Sozialistische Frauenbewegung im Ausland. Frauen­stimmrecht. Frauenbewegung. Die Frau in öffentlichen Ämtern. Frauenbildung.

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Zuschriften an die Redaktion der Gleichbett find zu richten an Frau Klara Zetkin  ( 3undel). Wilhelmshöhe, Doft Degerloch bei Stuttgart  . Die Expedition befindet sich in Stuttgart  , Furtbach- Straße 12.

lionen Tonnen Roheisen erzeugt, 1909 12,9 Millionen, 1910 14,8 Millionen, 1911 15,6 Millionen, 1912 17,8 Millionen. Aber die Hauptsache für die Unternehmer ist etwas anderes. In den Jahren 1908 bis 1910 hatten sie Mühe und Not, das Eisen unterzubringen. Da sie gutorganisierte Kartelle bilden, konnten sie erzwingen, daß troßdem im Inland die Preise nicht stark sanken. Um so mehr aber ging der Absatz zurück, und um die Ware los zu werden, mußte sie im Ausland zu billigen Preisen verschleudert werden. Das änderte sich aber in der zweiten Hälfte des Jahres 1911, und seitdem steigen auf dem Weltmarkt die Preise unablässig. Im Dezember 1912 war der Preis für Halbzeug", das heißt Eisen in Form von Blöcken, Stäben, Platten, die nachher weiter­verarbeitet werden, um mehr als ein Drittel höher als im

Die wirtschaftliche Hochkonjunktur 1912. Juli 1911. Das ist auch sehr erklärlich: Die Maschinen­

Es ist ein unabänderliches Gesetz der kapitalistischen  Wirtschaft, daß Produktion und Waremumsatz in wellenför. miger Bewegung steigen und fallen. Es findet eine bestän­dige Erweiterung der Produktion von Gütern statt, aber sie vollzieht sich derart, daß alle paar Jahre Krisen aus­brechen, die eine Einschränkung oder doch ein Daniederliegen der Warenerzeugung zur Folge haben, worauf dann allmäh­lich die Produktion wieder ausgedehnt wird, über den frühe­ren Höhepunkt hinausgeht, bis abermals eine Krise eine schwere Stockung herbeiführt.

Die letzte allgemeine Krise fiel in das Jahr 1907. Es waren wieder einmal mehr Waren erzeugt worden, als der Markt aufnehmen konnte, der Absatz fehlte, die Preise fielen, Bankrotte waren an der Tagesordnung. Die Jahre 1908 und 1909 standen im Zeichen der Stockung, die Geschäfte gingen schlecht. Erst in der zweiten Hälfte 1910 stellte sich allmählich eine Besserung ein, die während des Jahres 1911 anhielt, und 1912 brachte den meisten Industriezweigen einen blühenden Geschäftsgang, die Hochkonjunktur. Weit­aus die meisten der Großkapitalisten werden zufrieden sein mit diesem Jahre. Wenn sie in ihren Geschäftsbüchern den großen Strich unter die Jahresbilanz ziehen, werden sie schmunzelnd feststellen, daß der Profit überaus reichlich aus­gefallen, daß ihr Vermögen angewachsen ist.

fabriken, die Schiffsbauwerften, die Waggon- und Lokomotiv­fabriken und andere Betriebe, die Eisen verarbeiten, sind derart mit Aufträgen überhäuft, daß sie kaum noch neue Aufträge entgegennehmen können, troßdem sie mit voller Kraft produzieren. Auch in diesen Industriezweigen sind natürlich die Preise in die Höhe geschraubt worden, die Profite gewaltig angeschwollen.

Nicht minder günstig ist die Lage in der Elektrizitäts­industrie, in der chemischen Industrie, in der Papier­industrie. Das günstige Bild gilt indessen nicht nur für Deutschland  , sondern im gleichen Maße auch für andere In­dustrieländer, besonders für England, Frankreich  , Belgien  , die Vereinigten Staaten. Überall ist der Geschäftsgang glänzend, sind die Warenumsäße gewaltig gesteigert, die Preise gestiegen, folglich die Profite gewachsen.

Dazu kommt, daß die Ernte im Jahre 1912 im allgemei­nen überaus reichlich ausgefallen ist. Deutschland   hat eine Ernte, die alle bisherigen übertrifft, soweit die Menge in Betracht kommt. Aber auch alle Ausfuhrländer haben reiche Ernten: die Vereinigten Staaten  , Kanada  , Argentinien  , Rußland  . Trotzdem sind aber die Getreidepreise bis jetzt nicht stark zurückgegangen. Das erklärt sich daraus, daß im allgemeinen die Zeiten vorüber sind, wo starker überfluß an Getreide und anderen Nahrungsmitteln herrschte. Denn die kapitalistische Gesellschaft produziert anarchisch, plan­In einzelnen Industriezweigen sind die Ergebnisse ge- und ordnungslos, und es ist in ihr keine Möglichkeit vor­radezu glänzend. Es wurden in Deutschland   im Jahre 1907 handen, die Gütererzeugung dem Bedarf anzupassen. So rund 143 Millionen Tonnen Steinkohlen( die Tonne zu fonnte es kommen, daß in den letzten Jahren der Anbau 1000 Kilogramm gerechnet) gefördert, dagegen 1912 in den von Getreide und die Viehhaltung nicht in dem Maße aus­ersten zehn Monaten schon 147, Millionen Tonnen, so daß gedehnt worden sind, wie der Bedarf an Brot und Fleisch die Jahresproduktion auf 165 Millionen Tonnen geschäßt steigt. Land, das sich zum Getreidebau und zur Viehzucht wird. Dabei konnten aber die Grubenbarone die Kohlen- eignet, ist im überfluß vorhanden, und die Sachverständigen preise in die Höhe schrauben, denn trotz der gesteigerten Pro- wissen, daß auch der bisher bestellte Boden bei Anwendung duktion ist die Nachfrage nach Kohlen größer als das An- aller Hilfsmittel viel mehr liefern kann. Aber die Produk­gebot, man reißt sich heute um Kohlen. Die Profitsumme, tion wird nicht in dem Maße ausgedehnt, wie es notwendig die den Zechenherren zufällt, ist daher groß, das Jahr war wäre, weil trotz der hohen Preise der Lebensmittel die Pro­für sie ein fettes. Ähnlich liegen die Dinge in der Eisen- fite im Ackerbau niedriger sind als in der Industrie, die produktion. Hier ist die Produktionssteigerung ungewöhn- Kapitalisten also kein besonderes Interesse haben, Kapital lich hoch. Im Jahre 1908 wurden in Deutschland   11,8 Mil- in der Landwirtschaft anzulegen. Hinzu kommt, daß auch Obligator. Nebenorgan zum Textilarbeiter" für Frauen, die wie ihre Männer Mitglieder des Deutschen Textilarbeiter- u.- Arbeit.cinnen- Verb. sind.