Nr. 13

Die Gleichheit

noffinnen aus 22 Orten, in Bischofsheim   die von 16 Mit­gliedschaften zu größeren Veranstaltungen. In Thüringen  wurde dieses Jahr besonders der Waldbezirk berücksichtigt. In nicht weniger als 40 fleineren Waldorten fanden Versammlungen statt, die zum Teil sehr gut besucht waren. Außerdem werden Ver­anstaltungen gemeldet aus: JImenau, Jena  , Eisenach  , Arnstadt  , Greiz  , Beulenroda, Mühlhausen  , Saalfeld  , Langensalza  , Pößnec, Sömmerda  und mehreren Orten in Schwarzburg- Sondershausen  . Der Verlauf des Frauentags im Königreich Sachsen fann fich sehen lassen. Die Veranstaltung in Leipzig   war zahlreich besucht, außerordentlich stark war der Andrang zu den 5 Frauen­bersammlungen für Dresden   und Umgegend, die insgesamt bon flammender Begeisterung getragen waren, von denen insbe­sondere die im dichtgefüllten Volkshaussaal zu Dresden   den Teil­nehmern einen unauslöschlichen Eindruck hinterließ. Die junge proletarische Frauenbewegung in Zittau   durfte sich dieses Jahr zum ersten Male eines recht erfolgreichen Frauentags erfreuen. Im Bezirk Themnih wurde die Forderung des Frauenwahl­rechts in 20 Versammlungen vertreten, von denen einige mäßig, andere aber gut besucht waren. 5 davon tagten allein in Chemnitz   selbst, Burgstädt  , Limbach  , Annaberg  , Glauchau  , Lugau  , Meerane  , Rossen usw. wurden von der Agitation erfaßt. Die Sozialdemokratie in Baden  fann mit Befriedigung auf Versammlungen zurückblicken, die in Mannheim  , Schwetzingen  , Rheinau  , Laden­ burg  , Karlsruhe  , Durlach  , Pforzheim   und Frei­ burg   getagt haben. Kurz vorher hatte Genossin Blase im Wiesenthal   eine Agitation unter den Frauen betrieben, die ebenfalls gute Ergebnisse gezeitigt hat. Groß ist die Zahl der Frauentagsveranstaltungen in Württemberg   gewesen. Aus mehr als 20 Orten liegen Berichte vor, nach denen die meisten Versammlungen einen befriedigenden Verlauf genommen haben. Durch guten Besuch zeichneten sich besonders die zwei Kund­gebungen der Frauen in Stuttgart   aus, ferner die in Ulm  , Heidenheim  , Gmünd, Göppingen  , Zuffenhau fen, Eglingen   usw. Von den vielen Versammlungen in Bayern   erheben sich ganz besonders die in München   und Mürnberg über einen Durchschnittserfolg. In München   und Pasing   wiesen die 7 Veranstaltungen der Partei einen starken Besuch auf, in Nürnberg   waren die 10 einberufenen Versamm­lungen überfüllt. Hier hatte unser Parteiorgan, die Fränkische Tagespost", dem Frauentag eine vierseitige Beilage trefflichen Inhalts gewidmet. Sie hat das gesprochene Wort glücklich er­gänzt. Auch aus Ludwigshafen   und Umgebung, aus Schwabach  , Schweinfurt  , Fürth   und Würzburg  werden erfolgreiche Veranstaltungen berichtet.

Die in der letzten Nummer mitgeteilte Resolution ist überall unter Beifall einstimmig zur Annahme gelangt.

pating p2. In Desterreich.

Der dritte Frauentag der sozialdemokratischen Frauen Wiens gestaltete sich zu einer imposanten, eindrucksvollen Kundgebung. Noch fehlen die Berichte aus dem Reiche. Es waren insgesamt weit über 100 Versammlungen vorbereitet, und seit Wochen wurde von einem ganzen Stabe von Genossinnen in intensivster Weise für den Frauentag gearbeitet. In alle Orte flatterten Flugblätter, die oben eine Vignette trugen, eine Wahlurne darstellend, in die Mann und Frau den Stimmzettel legen. Der Frauentag", die Wahl­rechtszeitung der österreichischen Genossinnen, war schon in den lebten Tagen in 30 000 Exemplaren verkauft. Fast 2 Meter hohe Plakate waren in der letzten Woche in ganz Wien   angeschlagen. Sie zeigten einen Frauenzug, über den sich ein rotes Banner breitet mit der weithin leuchtenden Inschrift: Den Frauen ihr Recht. Viele Dußende von Bezirks- und Branchenversamm­lungen hatten sich mit der Agitation für den Frauentag befaßt. Und nun war endlich Sonntag, der 9. März, da. 30 Genosfinnen reisten als Rednerinnen von Wien   in die Provinz. Auch viele Ge­nossen, Reichsratsabgeordnete und Gemeinderäte, stellten sich als Referenten zur Verfügung. In Wien   fand wieder eine einzige Bersammlung statt. Diesmal in der Voltshalle des Rathauses. Der gegenwärtige Bürgermeister von Wien   hatte dem Frauen­reichskomitee diesen großen Versammlungsraum zur Verfügung gestellt.

Die Genossinnen kamen aus den Bezirken in geschlossenen Zügen in das Rathaus. Rote Fahnen flatterten voraus, Mädchen mit roten Bändchen im Haar und breiten roten Schärpen waren die Bannerträgerinnen. Viele Bezirke hatten für den Frauentag neue prächtige Standarten anfertigen lassen. Fast jeder Bezirk ent­

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sendete einige Hunderte Frauen, und viele, viele waren allein ge= fommen, um sicher Plaz zu finden. Als um 3 Uhr die Versamm­lung mit dem Chor eröffnet wurde: Empor zum Licht", da war in dem weiten Raume ein mächtiges Gedränge. Vor der Halle waren so viele Menschen, daß auch dort eine freilich nicht an­gemeldete Versammlung abgehalten wurde, in der Genossen und Genoffinnen Ansprachen hielten. Die Versammlung in der Voltshalle wurde von Genoffin Schlesinger eröffnet. Genossin

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opp erstattete das Referat. Nach ihr sprach Genosse 2 i= narsky namens der Partei, Genosse Leuthner für den Klub der sozialdemokratischen Abgeordneten. Für die Reichsorganisation der bürgerlichen Frauen sprach Frau Granitsch, für

die Genossenschaft deciderinnen Frau Poppowitsch.

Diese sagte, daß sie zwar die Vertreterin von kleinen Näherinnen sei, daß diese aber nicht weniger die Not der Rechtlosigkeit spüren und daß sie wie die Arbeiterinnen um das Wahlrecht kämpfen wollen. Folgende Resolution gelangte in Wien   und in allen anderen Ber= sammlungen zur Annahme:

Zum dritten Male sind heute am 9. März 1913 die Frauen und Mädchen bersammelt, um ihrer Forderung nach vollständiger politischer Gleichstellung mit dem Manne Ausdruck zu geben. Mit uns sind eines Sinnes die Frauen aller Kulturstaaten, in welchen sie noch nicht die Gleichberechtigung erlangt haben. Die Beispiele von Finnland  , Norwegen   und zwölf Staaten Amerikas  , wo die Frauen gleiche Staatsbürgerrechte besitzen, und die Beispiele von Schweden  , Dänemark   und England, wo Frauen das kommunale Wahlrecht ausüben, beweisen, daß die Argumente gegen die gei­stigen Fähigkeiten der Frauen oder gegen ihre Interesselosigkeit in politischen Dingen Vorurteile sind, die durch die Tatsachen widerlegt werden.

Die weibliche Bevölkerung Österreichs  , welche in der Industrie, im Handel und Verkehr und in der Landwirtschaft gleiche Pflich­ten wie der Mann zu erfüllen hat, empfindet es als harte Un­gerechtigkeit und als ein Schandmal dieses Staates, daß selbst das primitivste politische Recht, sich politisch organisieren zu dür­fen, noch nicht volle Gesekeskraft erlangt hat. Nachdrücklichst er­heben die beim Dritten österreichischen sozialdemokratischen Frauentag versammelten Staatsbürgerinnen die Forderung nach boller politischer Gleichstellung, vor allem nach dem allgemeinen, direkten aktiven und passiven Wahlrecht für Staat, Land und Gemeinden.

Die versammelten Frauen erklären ihre feste Entschlossenheit, in den Reihen der sozialdemokratischen Partei unablässig zu ar­beiten, um alle arbeitenden Frauen dem Sozialismus zuzuführen, in der Erkenntnis, daß der Sieg des Sozialismus die vollstän= dige Befreiung der Frauen von geistiger Knechtung und politischer Rechtlosigkeit verwirklichen wird. Der Dritte Frauentag macht c3 allen arbeitenden Frauen und Mädchen zur Pflicht, unablässig zu organisieren und jederzeit bereit zu sein, wenn sie zu einem neuen Borstoß zur Eroberung der politischen Gleichberechtigung aufgerufen werden."

Zum Schluffe dieses eiligen Berichtes: Wir sind mit unserem dritten Frauentag zufrieden. Man mag sich fragen, ob die auf­gewendete viele Arbeit im Verhältnis steht zu dem, was der Frauentag ist. Darauf ist mit Ja zu antworten. Diese intensive Tätigkeit für einen bestimmten Zwed, die Aufpeitschung sonst nidjt leicht zu bewegender Frauenmassen bedeutet so viel für die Er­weckung der Proletarierinnen überhaupt, daß die Arbeit sich reichlich lohnt. Der Zwang, die Aufmerksamkeit auf die politischen Forderungen der Frauen zu richten, wirkt ungemein propagan­distisch. Und da die ganze Veranstaltung einen sozialistischen Cha­rafter trägt, so kommt sie unserer Partei, der ganzen sozialistischen  Arbeiterbewegung zugute. Adelheid Popp  , Wien  .

3. In Galizien   und Österreichisch- Schlesien  . Unter sehr ungünstigen Berhältnissen trafen die polnischen Ge­nosfinnen in Osterreich   dieses Jahr ihre Vorbereitungen zum Frauen­tag. Die schwere politische Lage drückt auf alles. Tausende von Bätern und Söhnen hat der Militarismus von ihrer Familie ge­rissen und an die Grenzen geworfen. Not und Hunger herrsche: mehr als je in dem proletarischen Heim. Und dennoch haben die so hart geprüften Frauen des werftätigen Volfes unseren Aufruf ver­standen und sind zur Demonstration gekommen. Es ist ja das Recht der Frau, für das gekämpft werden soll, es ist der große Kampf der Arbeiterklasse für Freiheit und Gleichheit, zu dem der Frauen­tag wirbt, es ist deren Ringen für das glücklichere Leben des Kindes, dem es gilt!

In Galizien   wurden in Stratau, Lemberg  , Neu- Sandec, Tornow, Premzil, Stonislau, Kolomea   und Stozi große