Nr. 15
23. Jahrgang
Die Gleichheit
Zeitschrift für die Interessen der Arbeiterinnen
Mit den Beilagen: Für unsere Mütter und Hausfrauen und Für unsere Kinder
Die Gletchbett erscheint alle vierzehn Tage einmal. Prets der Nummer 10 Pfennig, durch die Post vierteljährlich obne Bestellgeld 55 Pfennig; unter Kreuzband 85 Pfennig.
Jabres- Abonnement 2,60 Mart.
Buschriften an die Redaktion der Gleichbett find zu richten an Frau Klara Zetkin ( 3undel), Wilhelmshobe, Poft Degerloch bet Stuttgart . Die Expedition befindet sich in Stuttgart . Furtbach- Straße 12.
Inhaltsverzeichnis.
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Die Heeresvorlage des Jmperialismus. Von H. B.- Der Dedungsschwindel. Von H. B.- Joseph Diepgen zum Gedächtnis. Von der Frauen und Kinderarbeit in Hessen . Von Gustav Hoch . Frauen als Richter. Von F. Z. Die Pflichtfortbildungsschule für Mädchen. Von M. W.
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Aus der Bewegung: Von der Agitation.-Aus den Organisationen. Ferienausflüge für Arbeiterfinder in Friedenau . Politische Rundschau. Von H. B. Gewerkschaftliche Rundschau.- Aus der Textilarbeiterbewegung. Von sk. Die Organisation der Textilarbeiterinnen in Stuttgart . Von H. R. Wie es einer christlichen Gewerkschaft im frommen Kevelaer erging. Von ek. Notizenteil: Dienstbotenfrage. Frauenarbeit auf dem Gebiet der Industrie, des Handels- und Verkehrswesens. Sozialistische Frauenbewegung im Ausland. Die Frau in öffentlichen Ämtern.
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Frauenstimmrecht.
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Lasten fürchten ließen, ist er jegt womöglich noch imstande, mit einem erleichternden Gottseidank!" darüber zu quittieren, daß die schlimmsten Befürchtungen doch nicht eingetroffen sind, daß die dauernden Ausgaben nicht 200 oder gar 250 Millionen betragen werden, sondern nur" 190 Millionen.
Die zum politischen Denken erwachte, die klassenbewußte Arbeiterschaft wird sich allerdings durch solche Mittelchen nicht in ihrem Urteil beeinflussen lassen. Ihr vermag das offiziöse Rätsel- und Versteckspiel, die Bearbeitung mit absichtlich zu hoch gegriffenen Zahlen, dieses Vorschlagen" der journalistischen Helfershelfer der Regierung die Erkenntnis nicht zu verwirren, daß sie es hier mit einer wahrhaft ungeheuerlichen Ausgeburt des Militarismus zu tun hat. Freilich, diese ist nicht etwa ein Erzeugnis eines vorübergehenden
Die Heeresvorlage des Imperialismus. Wahnsinnanfalls unserer Herrschenden, einer phantastischen
Endlich, nach einem Vierteljahr Wartens, erfährt das deutsche Volk genauer, welche Schröpfung ihm zugedacht ist. Am 29. März hat die offiziöse„ Norddeutsche Allgemeine Zeitung" die Heeresvorlage und wesentliche Teile der Deckungsvorlage veröffentlicht.
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Was die Heeresvorlage anbelangt, so hält sie, was von dieser neuen Forderung des Molochs Militarismus nach allem Vorausgegangenen zu erwarten war. Die Heeresverstärkung, die dem deutschen Volke auferlegt werden soll, stellt die gewaltigste, ungeheuerlichste Vermehrung der Landmacht seit Bestehen des Deutschen Reiches dar. Zwischen den beiden Schätzungen, die seit einiger Zeit im Umlauf waren- Erhöhung um 100 000 oder um 164 000 Mann hält die Vorlage die Mitte: die Friedenspräsenz wird um 136 000 Mann gesteigert, um 117 000 Gemeine, 15 000 Unteroffiziere und 4000 Offiziere, sowie um 27 000 Pferde. Damit läßt die Forderung die große Militärvorlage von 1893 sie konnte erst nach einer Auflösung des Reichstags durchgesetzt werden, da das Zentrum und die Hälfte des Freisinns einige Posten abhandeln wollten um rund 60 000 Köpfe hinter sich. Damals wurden nur" rund 70 000 Mann Verstärkung gefordert. Aber nicht nur in ihren Ansprüchen an die lebendige Volkskraft überschreitet die Vorlage jedes denkbare Maß- auch in ihren Anforderungen auf finanziellem Gebiet läßt sie alles bisher Gewohnte weit hinter sich. über cine Milliarde Mark werden die einmaligen Kosten ausmachen, 190 Millionen Mark wird die jährliche Erhöhung der Ausgaben betragen, die als dauernde Last bleibt. Alle Maßstäbe sind ins Riesenhafte gesteigert.
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Laune, einem die klare Besinnung verdunkelnden Fiebertaumel entsprungen. So ungeheuerlich, wie die Heeresforderung sich der Öffentlichkeit darstellt, ist sie das rechtmäßige Kind des Kapitalismus unseres Zeitalters, des Imperialismus. Der Imperialismus, diese Politik des Raubes und der Gewalt, die über dem Abgrund des Weltkriegs balanciert, ist rotwendigerweise auch die Politik des Wettrüstens. Und wie er den Kapitalismus in all seinen Erscheinungen ins riesenhafte steigert, so auch den Militarismus. Das Ungeheuer Imperialismus mußte das Ungeheuer dieser Heeresvorlage zeugen.
Die Erkenntnis dieser geschichtlichen Notwendigkeit kann den Kampf der Arbeiterklasse gegen den Militarismus, kann den Kampf gegen die Heeresvorlage nicht lähmen. Im Gegenteil, fie lehrt, daß dieser Kampf mit Aufgebot aller Kraft zu führen ist, weil er gegen alle Mächte der bürgerlichen Welt geht. Das Proletariat muß ihn ausfechten, es darf die Notwendigkeit des Militarismus nicht anerkennen, so wenig wie die Notwendigkeit des Imperialismus. Denn die überwindung der kapitalistischen Ordnung, der bürgerlichen Welt ist sein Ziel, und im Kampfe gegen die Ausgeburten dieser Ordnung erwirbt es die Kraft zu ihrer schließlichen Umwälzung.
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Die Einzelheiten der Heeresvorlage müssen Gegenstand besonderer Untersuchung sein. In großen Zügen zeigt sie folgendes Bild: Alle Waffengattungen, Infanterie, Kavallerie und Artillerie werden verstärkt, daneben ist auch eine starke Vermehrung der technischen Truppen- Pioniere, Eisenbahner geplant, und darunter sticht insbesondere eine gewaltige Forderung für den jüngsten Zweig des So war es freilich zu erwarten, und die Zahlen über- Rüstungswesens hervor, die für den Luftmilitarismus. Nicht raschen ja nicht mehr, da sie schon lange genannt worden sind. weniger als 79 Millionen Mark werden für die Beschaffung Zum Teil wurden sogar höhere Zahlen angegeben. Jeden- von Luftschiffen, Flugzeugen und was dazu gehört verlangt. falls in schlau berechneter Absicht die Öffentlichkeit sollte Das bedeutet die Schaffung einer wahren Luftflotte, das ist an die großen Summen gewöhnt werden, damit der erste der Versuch, auch in der Rüstung zur Luft an die Spize erschreckende Anblick der Riesenforderung sie nicht mehr un- aller Staaten zu kommen. Das bedeutet aber auch die grauvorbereitet überfalle und errege. Der„ gutgesinnte" Bürger sige Aussicht auf eine furchtbare Steigerung der Kriegswurde gegen das Ungeheuerliche der kommenden Vorlage, greuel. Wie Versuche der letzten Zeit nur zu deutlich beabgestumpft, und nachdem ihn die Offiziösen noch größere weisen, werden Luftschiff und Flugzeug in Bälde nicht nur Obligator. Nebenorgan zum ,, Textilarbeiter" für Frauen, die wie ihre Männer Mitglieder des Deutschen Textilarbeiter- u.- Arbeit.cinnen- Verb. sind.
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