234
=
Die Gleichheit
anstaltet. Genossin Leu- Kolmar war Referentin. Die Agita tion brachte gute Erfolge. In allen 16 Versammlungen, die stattfanden, behandelte Genossin Leu das Thema:„ Warum müssen sich die Frauen an der Politik beteiligen?" Die Vortragende setzte den Anwesenden in ausgezeichneter Weise auseinander, wie die heutige tapitalistische Produktionsweise, deren Folgen durch die agrarische Zollwirtschaft verschärft werden, die Frau unbarmherzig in das Erwerbsleben stößt. Dadurch entsteht die Notwendigkeit, daß die Frau sich um das politische Leben kümmert, denn sie ist es gerade, die am meisten unter vielen politischen Zuständen zu leiden hat. Es läßt sich schön sagen, die Frau gehört ins Haus, wenn man Millionen über Millionen besitzt. Aber wie dann, wenn das winzige Einkommen des Arbeiters nicht hininzige reicht, seine Familie zu ernähren? Weil die Frau notgedrungen mitverdienen muß, ist es auch ihre Pflicht, mitzufämpfen gegen das ausbeutende Kapital und die Klassenherrschaft der Besitzenden. Der gemeinsame Kampf von Mann und Frau verbürgt Erfolge. Das Ringen der Ausgebeuteten für Brot und Freiheit stößt auf immer erbitterteren Widerstand der Ausbeutenden. Hier gibt es nur noch ein Hüben und Drüben, und darum muß jede Proletarierin wie jeder Proletarier für den Kampf gerüstet und gestählt sein. Folglich herein mit Frauen und Männern in die gewaltige Organisation der Sozialdemokratie, um gemeinsam den Kampf bis zur Entscheidung zu führen. Die von innerer Überacugung, mit feurigem Temperament vorgetragenen Ausführungen verfehlten ihre Wirkung nicht, und allenthalben wurde rauschender Beifall gespendet. Der Erfolg für die Organisation war vorzüglich. 315 neue Mitglieder, hauptsächlich Frauen, folg= ten dem mahnenden Rufe zum organisierten Kampfe für die Befreiung der Arbeiterklasse. Unsere Presse erhielt eine größere Anzahl neuer Leser, von denen wir hoffen, daß sie sich bald unseren Reihen anschließen werden. Unsere Presse ist es ja, die den Weg zur Freiheit zeigt. Versammlungen hatten stattgefunden in: Groß Stettin( 2), Gollnow , Kolberg , Röslin, Stargard , Stolp , Neustettin , Schibelbein, Tor gelow , Swinemünde , Barth , Wolgast , Anklam , Tribsees und Stralsund . Leider stehen uns in Pommern noch immer zu wenig Lokale zur Verfügung, um in Versammlungen überall dort für unsere Sache zu agitieren, wo das geschehen sollte. Aber trotzdem werden wir nicht fleinmütig. Auch in Zukunft soll es unsere höchste Aufgabe sein, durch Wort und Schrift bis in die dunkelsten Winkel unseres gelobten Pommer landes vorzubringen, um Licht zu bringen. Möchten uns die neugewonnenen Anhänger dabei treu zur Seite stehen, möchten sie tatkräftig mithelfen, den Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung zu führen. Berta Horn.
A
über das Thema„ Der Kampf ums tägliche Brot" sprach die Unterzeichnete im dritten badischen Reichstagswahlkreis in folgenden Orten: Hausen, Thiengen , Erzingen , Belli. W., Todtnau , Badisch Rheinfelden , Wehr und Walds hut . Zu allen Versammlungen waren Frauen erschienen. Es ist freudig zu begrüßen, daß auch in dieser rückständigen Gegend die Frauen zu erwachen beginnen. Lange Arbeitszeit, niedrige Löhne und die unablässig steigende Verteuerung des Lebensbedarfes wirken aufrüttelnd genug, daß auch im badischen Schwarz wald Männer und Frauen des arbeitenden Volkes sich um unser Banner scharen, um für menschenwürdige Lebensbedingungen zu fämpfen. Das Zentrum, das in jener Gegend bisher alleinherrschend war, versucht mit allen Mitteln unsere Agitation zu hemmen, was die Unterzeichnete auf ihrer Versammlungstour mehrmals zu verspüren bekam. In Erzingen war das Referat einem braven Zentrumsmann so auf die Nerven gefallen, daß er in einem Artikel in der Waldshuterzeitung die Ausführungen der sozialdemokratischen Rednerin zu widerlegen suchte. Nach seiner Ansicht geht es den Arbeitern, die vorzüglich und billig genährt und gekleidet seien, noch viel zu gut. Nun, die Arbeiter und Arbeiterinnen, die dieses Gewäsch lesen, werden hoffentlich erkennen, was das Zentrum für ihre Not übrig hat. Keine Stunde länger sollten sie eine solche Zeitung in ihrem Heim dulden. In Todtnau , einem Ort am Fuße des Feldbergs, wo gleichfalls noch ziemliche Dunkelheit herrscht, suchte man uns die Versammlungsbesucher dadurch abspenstig zu machen, daß man unsere Plakate über Nacht mit einer Einladung zu einer Zentrumsversammlung überklebte. Nun, unsere Genossen überklebten ihrerseits wieder die Zentrumsplakate, und unsere Versammlung kam zustande. Gerade in Todtnau sind die Verhältnisse derartige, daß Aufklärung dringend not tut. In einer Bürstenfabrik, in einer Textilfabrik und in einer Papierfabrik find Hunderte von Arbeiterinnen und Arbeitern für Hungerlöhne beschäftigt, die
Nr. 15
Arbeitszeit beträgt 11, 11/2, ja sogar noch 12 Stunden. Das alles ist nur möglich, weil die Leute noch nicht den Weg zu ihrer Organisation gefunden haben. In Badisch Rheinfelden war die Versammlung sehr gut besucht, auch mehrere Genossinnen und Genossen aus dem benachbarten Schweizer Rheinfelden waren er schienen. Die letzte Versammlung fand in Waldshut statt. Dort hatte ich Gelegenheit, den oben erwähnten Artikel der Waldshuterzeitung unter lebhafter Zustimmung und öfteren Pfuirufen der gut besuchten Versammlung zu zerpflücken. Der verantwortliche Redakteur jenes Blattes war zur Versammlung persönlich eingeladen worden, hatte es aber vorgezogen, wegzubleiben. Einige Einwürfe eines Zentrumsmannes in der Diskussion konnten leicht widerlegt werden. Alles in allem können wir mit dieser Agitationstour zufrieden sein. Mitglieder für die Partei und Abonnenten für die Freiburger Volkswacht wurden gewonnen. Wir werden unsere Aufklärungs- und Werbearbeit in dieser dunklen Gegend weiter führen, bis es uns gelungen ist, in die letzte Hütte das Evangelium des Sozialismus hineingetragen zu haben. Zum Frauentag sprach die Unterzeichnete in Pforzheim Sonntag nachmittag den 2. März. Diese Versammlung hätte besser besucht sein können; die Genossinnen erklärten, der Tag sei ungeeignet infolge der vielen Konfirmationen, die an ihm stattfanden. Die Versammlung in Durlach am Abend des gleichen Tages war gut besucht. Würdig war die Veranstaltung am Montag den 3. März in Würzburg , zu der sich viele Hunderte von Frauen und auch eine große Anzahl Männer eingefunden hatten. In Durlach wie in Würzburg leitete eine Genoffin die Versammlung mit einem schwungvollen Prolog ein, und in beiden Versammlungen trugen Arbeitergesangvereine Lieder vor. Therese Blase.
-
Im Agitationsbezirk Chemnių sprach die Unterzeichnete in sechs Versammlungen. In dem Chemnißer Vorort Hilberstadt wurde in einer gut besuchten Frauenversammlung unsere Forderung des Frauenwahlrechts behandelt, in den übrigen Versammlungen das Thema:„ Die Frau im politischen Leben". Die Versammlungen in Talheim und Roßwein waren nicht so gut besucht, wie man es hätte erwarten dürfen. In Roßwein waren nur fünfzig Personen anwesend, trotzdem dort eine verhältnismäßig starte Organisation besteht und eine Anzahl Genossinnen mit Geschick in der proletarischen Frauenbewegung tätig sind. Anscheinend hatte es an der Vorarbeit gefehlt, die für Frauenversammlungen unerläßlich ist. Einen erfreu lichen Erfolg hingegen zeitigten die Versammlungen in Burgstädt , Augustusburg und Mittelbach. Sie waren gut besucht und brachten uns die ersten weiblichen Mitglieder an diesen Orten. Ein guter Boden ist vorhanden und harrt der Aussaat sozialistischer Ideen. Aufgabe der örtlichen Parteileitungen muß es sein, die neugewonnenen Genossinnen zu festigen und zu schulen und ihre Zahl zu vermehren. Unsere Frauenwahlrechtszeitung fand in allen Ver sammlungen zahlreiche Abnehmer. Linchen Baumann.
Aus den Organisationen. Der diesjährige Frauentag brachte in Hamburg die erfreuliche Erscheinung, daß wieder Genossinnen zum ersten Male wagten, das Referat zu übernehmen. Dieser Umstand spricht für das wachsende Können und Selbstvertrauen der Hamburger Genofsinnen. Wir begrüßen ihn freudig als einen überzeugenden Beweis von dem Nußen der Frauenbil dungs- und Diskutierabende, die seit ungefähr einem Jahre in allen Stadtteilen bestehen und gut funktionieren. Wir haben jetzt 17 solcher Abende, die einmal monatlich stattfinden. Hier gewinnen die Genoffinnen langsam den Mut zur Diskussion über kurz vorgetragene, selbst gewählte Fragen, ja sogar gelegentlich zu einem kleinen Referat. Hier lernen sie eigene Gedanken klar durchdenken und ausdrücken und bei den Bezirksabenden der Partei, den Distriktsversammlungen oder anderen Gelegenheiten zu vertreten. Kurz, an diesen Abenden werden die Genossinnen geschult, ihr Bestes zur Belebung und Befruchtung der allgemei nen Arbeiterbewegung beizutragen. Doch noch ein anderer Erfolg der Veranstaltungen verdient hervorgehoben zu werden. Die Frauenbildungs- und Diskutierabende eifern Genossinnen an, sich um Zulassung zu den Lehrkursen zu melden, die für Elementarfächer und wissenschaftliche Materien organisiert werden und im April und Oktober des Jahres beginnen. Die anregende Wirkung unserer Abende, ihre vorbereitende und erziehende Arbeit für die geistig vorwärtsstrebenden Genossinnen verspricht für die Zukunft außerordentlich gute Früchte.
e. g.
Ferienausflüge für Arbeiterkinder in Friedenau . Die Be rufsarbeit der Mütter und das Wohnungselend weisen die Genossinnen überall recht eindringlich auf die Pflicht hin, sich der proletarischen Kinder in der schulfreien Zeit anzunehmen. Und sollte die Sprache dieser harten Dinge nicht verstanden werden, so sind die Bestrebungen der bürgerlichen Jugendbewegung eine ständige