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Die Gleichheit

anstaltet. Genossin Leu- Kolmar war Referentin. Die Agita tion brachte gute Erfolge. In allen 16 Versammlungen, die statt­fanden, behandelte Genossin Leu das Thema: Warum müssen sich die Frauen an der Politik beteiligen?" Die Vortragende setzte den Anwesenden in ausgezeichneter Weise auseinander, wie die heutige tapitalistische Produktionsweise, deren Folgen durch die agrarische Zollwirtschaft verschärft werden, die Frau unbarm­herzig in das Erwerbsleben stößt. Dadurch entsteht die Not­wendigkeit, daß die Frau sich um das politische Leben kümmert, denn sie ist es gerade, die am meisten unter vielen politischen Zu­ständen zu leiden hat. Es läßt sich schön sagen, die Frau gehört ins Haus, wenn man Millionen über Millionen besitzt. Aber wie dann, wenn das winzige Einkommen des Arbeiters nicht hin­inzige reicht, seine Familie zu ernähren? Weil die Frau notgedrungen mitverdienen muß, ist es auch ihre Pflicht, mitzufämpfen gegen das ausbeutende Kapital und die Klassenherrschaft der Besitzen­den. Der gemeinsame Kampf von Mann und Frau verbürgt Er­folge. Das Ringen der Ausgebeuteten für Brot und Freiheit stößt auf immer erbitterteren Widerstand der Ausbeutenden. Hier gibt es nur noch ein Hüben und Drüben, und darum muß jede Proletarierin wie jeder Proletarier für den Kampf gerüstet und gestählt sein. Folglich herein mit Frauen und Männern in die gewaltige Organisation der Sozialdemokratie, um gemeinsam den Kampf bis zur Entscheidung zu führen. Die von innerer Über­acugung, mit feurigem Temperament vorgetragenen Ausfüh­rungen verfehlten ihre Wirkung nicht, und allenthalben wurde rauschender Beifall gespendet. Der Erfolg für die Organisation war vorzüglich. 315 neue Mitglieder, hauptsächlich Frauen, folg= ten dem mahnenden Rufe zum organisierten Kampfe für die Be­freiung der Arbeiterklasse. Unsere Presse erhielt eine größere An­zahl neuer Leser, von denen wir hoffen, daß sie sich bald unseren Reihen anschließen werden. Unsere Presse ist es ja, die den Weg zur Freiheit zeigt. Versammlungen hatten stattgefunden in: Groß Stettin( 2), Gollnow  , Kolberg  , Röslin, Stargard  , Stolp  , Neustettin  , Schibelbein, Tor­ gelow  , Swinemünde  , Barth  , Wolgast  , Anklam  , Tribsees   und Stralsund  . Leider stehen uns in Pom­mern noch immer zu wenig Lokale zur Verfügung, um in Ver­sammlungen überall dort für unsere Sache zu agitieren, wo das geschehen sollte. Aber trotzdem werden wir nicht fleinmütig. Auch in Zukunft soll es unsere höchste Aufgabe sein, durch Wort und Schrift bis in die dunkelsten Winkel unseres gelobten Pommer landes vorzubringen, um Licht zu bringen. Möchten uns die neu­gewonnenen Anhänger dabei treu zur Seite stehen, möchten sie tatkräftig mithelfen, den Kampf gegen Ausbeutung und Unter­drückung zu führen. Berta Horn.

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über das Thema Der Kampf ums tägliche Brot" sprach die Unterzeichnete im dritten badischen Reichstagswahlkreis in folgen­den Orten: Hausen, Thiengen  , Erzingen  , Belli. W., Todtnau  , Badisch Rheinfelden  , Wehr und Walds­ hut  . Zu allen Versammlungen waren Frauen erschienen. Es ist freudig zu begrüßen, daß auch in dieser rückständigen Gegend die Frauen zu erwachen beginnen. Lange Arbeitszeit, niedrige Löhne und die unablässig steigende Verteuerung des Lebensbe­darfes wirken aufrüttelnd genug, daß auch im badischen Schwarz­ wald   Männer und Frauen des arbeitenden Volkes sich um unser Banner scharen, um für menschenwürdige Lebensbedingungen zu fämpfen. Das Zentrum, das in jener Gegend bisher allein­herrschend war, versucht mit allen Mitteln unsere Agitation zu hemmen, was die Unterzeichnete auf ihrer Versammlungstour mehrmals zu verspüren bekam. In Erzingen   war das Re­ferat einem braven Zentrumsmann so auf die Nerven gefallen, daß er in einem Artikel in der Waldshuterzeitung die Ausfüh­rungen der sozialdemokratischen Rednerin zu widerlegen suchte. Nach seiner Ansicht geht es den Arbeitern, die vorzüglich und billig genährt und gekleidet seien, noch viel zu gut. Nun, die Ar­beiter und Arbeiterinnen, die dieses Gewäsch lesen, werden hof­fentlich erkennen, was das Zentrum für ihre Not übrig hat. Keine Stunde länger sollten sie eine solche Zeitung in ihrem Heim dul­den. In Todtnau  , einem Ort am Fuße des Feldbergs, wo gleichfalls noch ziemliche Dunkelheit herrscht, suchte man uns die Versammlungsbesucher dadurch abspenstig zu machen, daß man unsere Plakate über Nacht mit einer Einladung zu einer Zen­trumsversammlung überklebte. Nun, unsere Genossen überklebten ihrerseits wieder die Zentrumsplakate, und unsere Versammlung kam zustande. Gerade in Todtnau   sind die Verhältnisse derartige, daß Aufklärung dringend not tut. In einer Bürstenfabrik, in einer Textilfabrik und in einer Papierfabrik find Hunderte von Arbeiterinnen und Arbeitern für Hungerlöhne beschäftigt, die

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Arbeitszeit beträgt 11, 11/2, ja sogar noch 12 Stunden. Das alles ist nur möglich, weil die Leute noch nicht den Weg zu ihrer Or­ganisation gefunden haben. In Badisch Rheinfelden   war die Versammlung sehr gut besucht, auch mehrere Genossinnen und Genossen aus dem benachbarten Schweizer   Rheinfelden   waren er schienen. Die letzte Versammlung fand in Waldshut   statt. Dort hatte ich Gelegenheit, den oben erwähnten Artikel der Walds­huterzeitung unter lebhafter Zustimmung und öfteren Pfuirufen der gut besuchten Versammlung zu zerpflücken. Der verantwortliche Redakteur jenes Blattes war zur Versammlung persönlich einge­laden worden, hatte es aber vorgezogen, wegzubleiben. Einige Ein­würfe eines Zentrumsmannes in der Diskussion konnten leicht widerlegt werden. Alles in allem können wir mit dieser Agitations­tour zufrieden sein. Mitglieder für die Partei und Abonnenten für die Freiburger   Volkswacht wurden gewonnen. Wir werden unsere Aufklärungs- und Werbearbeit in dieser dunklen Gegend weiter führen, bis es uns gelungen ist, in die letzte Hütte das Evangelium des Sozialismus hineingetragen zu haben. Zum Frauentag sprach die Unterzeichnete in Pforzheim   Sonntag nach­mittag den 2. März. Diese Versammlung hätte besser besucht sein können; die Genossinnen erklärten, der Tag sei ungeeignet in­folge der vielen Konfirmationen, die an ihm stattfanden. Die Versammlung in Durlach   am Abend des gleichen Tages war gut besucht. Würdig war die Veranstaltung am Montag den 3. März in Würzburg  , zu der sich viele Hunderte von Frauen und auch eine große Anzahl Männer eingefunden hatten. In Durlach   wie in Würzburg   leitete eine Genoffin die Versammlung mit einem schwungvollen Prolog ein, und in beiden Versammlungen trugen Arbeitergesangvereine Lieder vor. Therese Blase.

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Im Agitationsbezirk Chemnių sprach die Unterzeichnete in sechs Versammlungen. In dem Chemnißer Vorort Hilberstadt wurde in einer gut besuchten Frauenversammlung unsere Forderung des Frauenwahlrechts behandelt, in den übrigen Versammlungen das Thema: Die Frau im politischen Leben". Die Versammlungen in Talheim   und Roßwein   waren nicht so gut besucht, wie man es hätte erwarten dürfen. In Roßwein   waren nur fünfzig Personen anwesend, trotzdem dort eine verhältnismäßig starte Organisation besteht und eine Anzahl Genossinnen mit Geschick in der proletarischen Frauenbewegung tätig sind. Anscheinend hatte es an der Vorarbeit gefehlt, die für Frauenversammlungen unerläßlich ist. Einen erfreu lichen Erfolg hingegen zeitigten die Versammlungen in Burgstädt  , Augustusburg   und Mittelbach. Sie waren gut besucht und brachten uns die ersten weiblichen Mitglieder an diesen Orten. Ein guter Boden ist vorhanden und harrt der Aussaat sozialistischer Ideen. Aufgabe der örtlichen Parteileitungen muß es sein, die neu­gewonnenen Genossinnen zu festigen und zu schulen und ihre Zahl zu vermehren. Unsere Frauenwahlrechtszeitung fand in allen Ver sammlungen zahlreiche Abnehmer. Linchen Baumann.

Aus den Organisationen. Der diesjährige Frauentag brachte in Hamburg   die erfreuliche Erscheinung, daß wieder Genossinnen zum ersten Male wagten, das Referat zu übernehmen. Dieser Umstand spricht für das wachsende Können und Selbstvertrauen der Hamburger Genofsinnen. Wir begrüßen ihn freudig als einen überzeugenden Beweis von dem Nußen der Frauenbil dungs- und Diskutierabende, die seit ungefähr einem Jahre in allen Stadtteilen bestehen und gut funktionieren. Wir haben jetzt 17 solcher Abende, die einmal monatlich stattfinden. Hier gewinnen die Genoffinnen langsam den Mut zur Diskussion über kurz vorgetragene, selbst gewählte Fragen, ja sogar gelegent­lich zu einem kleinen Referat. Hier lernen sie eigene Gedanken klar durchdenken und ausdrücken und bei den Bezirksabenden der Partei, den Distriktsversammlungen oder anderen Gelegenheiten zu vertreten. Kurz, an diesen Abenden werden die Genossinnen geschult, ihr Bestes zur Belebung und Befruchtung der allgemei nen Arbeiterbewegung beizutragen. Doch noch ein anderer Erfolg der Veranstaltungen verdient hervorgehoben zu werden. Die Frauenbildungs- und Diskutierabende eifern Genossinnen an, sich um Zulassung zu den Lehrkursen zu melden, die für Ele­mentarfächer und wissenschaftliche Materien organisiert werden und im April und Oktober des Jahres beginnen. Die anregende Wirkung unserer Abende, ihre vorbereitende und erziehende Ar­beit für die geistig vorwärtsstrebenden Genossinnen verspricht für die Zukunft außerordentlich gute Früchte.

e. g.

Ferienausflüge für Arbeiterkinder in Friedenau  . Die Be rufsarbeit der Mütter und das Wohnungselend weisen die Genos­sinnen überall recht eindringlich auf die Pflicht hin, sich der prole­tarischen Kinder in der schulfreien Zeit anzunehmen. Und sollte die Sprache dieser harten Dinge nicht verstanden werden, so sind die Bestrebungen der bürgerlichen Jugendbewegung eine ständige