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Die Gleichheit

rungen gebracht. So werden die Lohnerhöhungen auch den Hilfs­arbeitern voll zugute kommen, ja es sind Mindest- oder Durch­schnittslöhne für einzelne Orte festgesetzt, die solche bisher nicht hatten. Ferner haben die Arbeiter auch in der Frage des pari­tätischen Arbeitsnachweises einen Erfolg erzielt. So wütend diefer ven den Unternehmern bekämpft wurde, haben die Herren ihn doch grundsäßlich anerkennen müssen. Die Bestimmungen über die Schlichtungskommissionen haben eine Verbesserung dadurch er­fahren, daß für die Entscheidungen der höchsten Instanz, der Zen­tralvorstände, eine längste Frist von zwei Wochen gesetzt ist. Bisher beliebte es dem Arbeitgeberverband häufig, die Entscheidungen, die ihm unangenehm waren, einfach zu verschleppen.

Die Arbeiterinnen der Holzindustrie haben an all diesen Errungenschaften teil. Sie dürfen sich wie ihre Arbeitsbrüder rühmen, durch ihren Zusammenschluß den günstigen Ausgang der großen Tariferneuerung ermöglicht zu haben, an der rund 50 000 Proletarier beteiligt find. Und dieser Erfolg wurde unter widrigen äußeren Umständen errungen, wie sie die ungünstige Konjunktur des Holzgewerbes und die gleichzeitige Bewegung der Bauarbeiter und Maler darstellten.

Den deutschen Holzarbeitern wird ihr Erfolg durch die scharf­macherische Deutsche Arbeitgeberzeitung" bestätigt, die schon bei Fällung des Schiedsspruches betrübten Sinnes schrieb: Vergleicht man die Forderungen der Arbeiter mit dem, was der Schiedsspruch ihnen zubilligt, so erkennt man auf den ersten Blid, daß Herr v. Berlepsch alles zubilligte, was gewünscht wurde, ja noch mehr als das. Denn für die Neuerrichtung von obligatorischen paritäti­schen Arbeitsnachweisen, die für das Unternehmertum einen ge­radezu unerhörten Zwang und die für dasselbe den sicheren Ruin bedeuten, ist durch den Schiedsspruch Tür und Tor geöffnet."

Das blöde Geschwäs vom Ruin der Unternehmer ist zu abge­droschen, als daß man es ernst nehmen könnte. Man hört es alle Tage, und trotzdem wird das Unternehmertum immer reicher. In Wirklichkeit hat die Besserung und die einheitliche Regelung der Arbeitsverhältnisse nicht den Ruin, sondern eine Gesundung des Gewerbes und verbesserte Arbeitsleistung zur Folge. Freilich haben sich die Unternehmer nicht aus dieser Einsicht dem verderblichen" Schiedsspruch unterworfen, sondern weil sie die Macht der Ar­beiterorganisation fürchteten.

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Aus der Bewegung.

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Von der Agitation. Die Parteileitung des 14. sächsischen Reichs­tagswahlkreises hatte eine Agitation veranstaltet, die sich auf diese Ortschaften erstrecte: Greitschüz, Lobstädt  , Borna  , Pegau  , Regis, Frohburg  , Volkenburg, Geithain  , Rochlik, Coldik, Lunzenau  , Lausigk   und Brandis  . Genossin Demmning- Berlin sprach über:" Die wirtschaftliche Stellung der Frau einst und jetzt!" Für diese Versammlungen von einigen Orten abgesehen ein sehr guter Besuch zu verzeichnen. Besonders zahlreich nahmen die Frauen an ihnen teil, an die sich ja auch diese Agitation im besonderen wendete. Es war eine Freude, zu beobachten, wie diese in der Landwirtschaft und Industrie ausgebeuteten Proletarierinnen in gespanntester Aufmerksamkeit den Worten der Genossin Demmning folgten; die meisten von ihnen hatten noch nie eine Frau öffentlich sprechen hören. Es ist ein Verdienst der Referentin, durch überzeugende Klarheit und mit herzlichen Worten das Interesse der Versam­melten gewedt zu haben. Ihre Schilderung des Elends der großen Masse, wie es der profitgierige, gewiffenlose und brutale Kapita­ lismus   schafft, die Ausführungen über die Folgen der ausgebeu teten Frauenarbeit: Raub an Gesundheit, Bildung, Familien glück, die Feststellung, daß die Mehrheit des Reichstags nicht ein­mal für wirksamen Mutter- und Säuglingsschutz zu haben war: all das machte einen tiefen Eindruck auf die Zuhörerinnen. Manch eine, die fleißig gestrickt hatte, ließ die Nadeln in den Schoß sinken, forgenvolle Mutteraugen wurden feucht und dankbare Blicke flogen der Rednerin für ihre Aufklärung zu. Häufige leb­hafte Zwischenrufe waren das Echo, das die martigen Worte der Genoffin Demmning fanden. Der Vortrag schloß mit einer warm­herzigen Mahnung an die Zuhörerschaft, das geweckte Interesse nicht wieder einschlummern zu lassen, die Begeisterung in die Tat umzusehen, in unsere Reihen einzutreten und mitzukämpfen unter dem Banner des Sozialismus für eine freie sonnige Zu­funft. Wie der stürmische Beifall, so bekundete der zahlreiche Beitritt zur Partei den Erfolg. Im ganzen wurden der Sozial­demokratie 270 weibliche Mitglieder gewonnen, die nun Lese­rinnen der Gleichheit" sind, da diese von der Parteiorganisation

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verabfolgt wird. An den Genossen und Genossinnen der einzelnen Orte ist es nun, die freudige Kampfesstimmung zu erhalten und zu pflegen. Die Organisation des Kreises muß noch beffer aus­gebaut werden und geeignete Veranstaltungen müssen für die Schulung der Mitglieder forgen. Was die Agitation gesät hat, das soll gute Früchte tragen. A. Schubert, Groizsch.

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Der Weltenlauf läßt sich weder durch Talare und Kutten noch durch Junkerpeitschen und Pickelhauben aufhalten. Überall, wo der Kapitalismus festen Fuß faßt und breite Massen des Volkes cusbeutet, da dringt auch die Sozialdemokratie vorwärts. Im Lande des preußischen Adlers wie im Lande des bayerischen Löwen und auch im Lande mit dem Ochsenkopf im Wappen, in Mecklen­ burg  . Ganz besonders in den Städten dieses rittergutsgefegneten Großherzogtums fehlt es nicht an den bösen Sozi", die aus­dauernd und geschickt die Lehre vom Umsturz" auch in die Dörfer tragen, wo die Herren Agrarier so gern das Mittelalter für ewige Beiten festhalten möchten. Genosse Liebknecht   hat mit Recht den Sunfern im preußischen Landtag das alte Sprüchlein zugerufen: Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf." Die Unterzeichnete hatte Gelegenheit, sich bei einer Agita­tionstour durch die beiden Mecklenburg   davon zu überzeugen. Ber­sammlungen fanden statt in Hagenow  , Lübtheen  , Boizen­ſammlungen fanden ſtatt in Sage nom, Lüftheen, Boizen­ burg  , Rehna  , Gadebusch  , Schönberg, Solmsdorf, Goldberg  , Lübz  , Parchim  , Kriewik, Grabow  , Dömnig, Großlaasch, Neustadt, Teterow  , Mal­ chin  , Neukalem, Friedland, Stevenhagen, Star­ gard   und Alt- Strelit. Die Tagesordnung lautete: Die Rechtlosigkeit der arbeitenden Klaffe." Die Versammlungen waren fast durchweg gut besucht, und zwar hauptsächlich von Frauen, die aufmerksam und nachdenklich dem Vortrag folgten. In Schön­berg wurde die Versammlung mit der Internationale einge­leitet, die der Arbeitergesangverein Hoffnung" bortrug. Die Schilderungen von der Rechtlosigkeit der Befißlcsen und Ausge­beuteten haben dort manches Mutterherz bewegt, das sich gelobte, unermüdlich für die sozialistischen   Ideen zu wirken. In Solms­dorf war der Saal überfüllt, obwohl der dortige Pfarrer mit allen Mitteln versuchte, die Sozialdemokratie zu vernichten". Zu den Werkzeugen der Vernichtung gehört auch ein Posaunenchor, or ein dem, aber nur etliche Kleinmeister angehören und der bis jetzt auf die rote Notte noch nicht die Wirkung des berühmten Posaunen­blasens von Jericho   ausgeübt hat. Auch einen Jünglingsverein hat der Herr Pastor gegründet, der die Arbeiterjugend vor der So­zialdemokratie bewahren soll. Doch ist aller Liebe Mühe vergebens geblieben. Die Sozialdemokratie gewinnt auch in der Gemeinde dieses geängstigten Seelenhirten immer mehr Anhänger. In Goldberg   hatte der Kriegerverein am selbigen Nachmittag, für den unsere Versammlung einberufen war, eoenfalls eine Ver­sammlung veranstaltet, des weiteren fanden Bockbierfeste statt. Helfe, was helfen mag, um den Besuch der sozialdemokratischen Veranstaltung zu schwächen. Aber es half nichts, unsere Ber sammlung war gut besucht. Hoffentlich bleibt auch der Kampf gegen den Konsumverein ein Schlag ins Wasser. Vom Krieger­berein wird jeder ausgeschlossen, der dem Konsumberein beitritt. Ein Lichtbildervortrag des Flottenvereins war in Lübz   daz Mittel, das der sozialdemokratischen Versammlung Abbruch tun sollte. In Parchim   nahmen ungefähr 500 Personen, meist Frauen, an der Versammlung teil, die mit der Internationale er­öffnet wurde. Der schwache Versammlungsbesuch in Krie wit wurde damit erklärt, daß die meisten Arbeiter auswärts schaffen und erst spät abends heimkommen oder auch gar nur Sonnabends. Die Versammlung in Grabow   war gut besucht. Hier werden männliche Arbeiter mit einem Stundenlohn von 22 Pf. abgespeist. In Malchin   waren von 200 Anwesenden zwei Drittel Frauen. überhaupt war die Beteiligung der Frauen an den Versammlungen überall ein recht hoffnungsreiches Anzeichen dafür, daß breiter Massen die richtige Erkenntnis ihrer Lage aufdämmert und daz fie nach Recht und Freiheit drängen. Das erwiesen auch die Ver­sammlungen in den ländlichen Orten. Das arbeitende Volf bc­ginnt, sich vom Gängelband seiner Ausbeuter und Unterdrüder freizumachen. Sein Streben nach Aufklärung muß mit allen Mit­teln gefördert werden. Dazu gehört in ländlichen Gegenden be sonders die Hausagitation, so schwierig sie auch gerade dort durch zuführen ist. Die Referentin wies in allen Versammlungen auf sie hin und schärfte ein, daß jeder und jede die Pflicht habe, agita torisch zu wirken. Die Saat der Sozialdemokratie wird auch in Mecklenburg   reifen. B. Lungwiz.

In Wirges   im Westerwald   trägt unsere Agitation unter den Frauen Früchte. Das bestätigt der Erfolg einer gut besuchten Versammlung, in der Genossin Agnes- Düsseldorf über Die