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Die Gleichheit
weitere Vorstandsmitglieder wurden gewählt: Frau VoßBiez, die ihre Stimme in erzerner Unerschütterlichkeit nacheinander für alle Abänderungsanträge abgegeben haben soll, und die Damen Dzialoszynski, Kempf und in demann, die den Verband mit dem„, verbesserten" Antrag des preußischen Landesvereins beglücken wollten. Man braucht wahrhaftig nicht als Prophet geboren zu sein, um eines zu wissen: unter diesem Vorstand und nach der Eisenacher Tagung wird der Verband noch weit weniger als früher ein Hort, ein Kämpfer für das allgemeine Wahlrecht sein, das allein die proletarischen Frauen politisch gleichberechtigt. Umgekehrt werden die Zugeständnisse wachsen, die man in der Praxis stillschweigend den Verfechterinnen eines Damenwahlrechts gewährt. In dieser Richtung verläuft die Entwicklungslinie, die wir aufgezeigt haben. Diesem Gang der Dinge schiebt es feinen Riegel vor, daß der Antrag gefallen ist, für Sazungsänderungen solle nicht mehr wie bisher eine Dreiviertelmehrheit entscheidend sein, sondern die einfache Majorität. Was tut es, daß der Buchstabe des Statuts erhalten bleibt, wenn der Geist immer kümmerlicher und schwächlicher wird, der den Buchstaben in Taten, in Arbeit und Kampf lebendig machen soll? Daß das Verbandsschifflein nicht entschieden und kühn nach links steuern wird, darauf läßt auch ein Umstand schließen. Das Verbandsorgan Frauenstimmrecht" wird fünftig von der geschmeidigen Allerweltsjournalistin Frau Schreiber Arieger redigiert werden, die mit allen Bestrebungen freundliche Händedrücke wechselt.
Natürlich fehlt es nachträglich nicht an Versuchen, den Sinn der Eisenacher Tagung zu verdunkeln. Nichts als harmloser Zeitvertreib sollen die Auseinandersetzungen gewesen sein, die unvermeidliche, gefeßmäßige Ergebnisse der gesamten geschichtlichen Entwicklung sind und den Verband seit langem in Atem halten. Am tollsten treibt es bei dieser Umdeutelung Frau Deutsch , ausgerechnet Frau Deutsch , deren Amt als Vorsitzende des preußischen Landesvereins bekanntlich das sichtbarste Zeichen des Ringens der Richtungen ist! Diese Dame hat es im Freien Volk" fertig gebracht, als Zweck des amendierten preußischen Antrags lediglich eine Korrektur des Stils hinzustellen! Sie schreibt:„ Unter den 87 Stimmeen, die dafür waren, der deutschen Sprache soweit entgegenzukommen, daß das, was man, erstrebt', fein Grundsatz, sondern ein Ziel ist, waren keine Gegner der bestehenden Fassung." Die geschichtlich gegebenen Tendenzen, die die bürgerliche Frauenrechtelei der ganzen Welt bewegen, in denen das Leben der bürgerlichen Klassen selbst seinen Ausdruck findet, vom Bult der Sprachlehrerin aus gewertet! " Der Kasus macht mich lachen." Sollte dieser Standpunkt maßgebend sein, so müßten sofort neun Zehntel der frauenrechtlerischen Literatur einer gründlichen Korrektur unterzogen werden. Die Veröffentlichungen der Frau Deutsch und der stilbegeisterten Antragmütter inbegriffen. Hätte Frau Deutsch aber mit ihrer ebenso törichten als feigen Auslegungskunst recht, so müßte man füglich fragen:„ Soviel Lärm um einen Eierkuchen?" Es wäre das vernichtendste Armutszeugnis für den Verband". Mari denke: seit Jahren Reibungen, Wirrungen, schließlich Auseinandersetzungen, die die Organisation zu sprengen drohen, die seine beste Führerin beiseite drängen, und das alles der schönen Augen des Stils zuliebe! Für eine Ausrede dieser Art gibt es nur eine Antwort: das Hohngelächter aller Gesundsinnigen und die Verachtung aller Aufrechten. Auch mit„ stilistischer" Seife vermag Frau Deutsch den Mohren des preußischen Abände rungsantrags nicht weiß zu waschen. Ihr Tun läßt vielmehr erst recht erkennen, wie schwarz er ist. Es läßt ahnen, wie schwankend und unzuverlässig Frau Deutsch selbst zum demokratischen Wahlrecht steht.
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" Den Teufel merkt das Völlchen nie, Und wenn er sie beim Kragen hätte!"
Aus der Bewegung.
Nr. 4
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Eine sozialdemokratische Frauenkonferenz für die Provinz Schleswig- Holstein und das Fürstentum Lübeck tagte am 26. Oftober in Neumünster . Anwesend waren 47 weibliche Kreisorganisationen, 5 weibliche Mitglieder der Kreisvorstände, Delegierte, 5 Mitglieder des Bezirksvorstandes, 7 Borfizende der Genossin Bieb vom Parteivorstand und 15 Gäste. Genosse Bartels Altona konnte bei der Eröffnung der Konferenz darauf hinweisen, wie weit vorwärts wir seit der lezten Konferenz gekommen seien, die vor drei Jahren stattfand. Die Zahl der weiblichen Mitglieder der Partei betrage jetzt im Bereich des Bezirksvorstandes über 9000. Wenn man bedenke, daß in unserem Bezirk verhältnismäßig wenig Industrie vorhanden sei, in der Arbeiterinnen beschäftigt werden, so sei der Erfolg doppelt hoch anzugewinnen und wie schulen wir die Frauen für die politische Tätigschlagen. Genoffin 8ie hielt ein Referat über die Frage: Wie feit?" Sie gab eine Reihe bemerkenswerter Anregungen für die Gewinnung neuer Mitglieder und die Schulung der Gewonnenen. Die Konferenz beschloß, daß die Kreisvorstände je nach Bedarf die weiblichen Vorstandsmitglieder der Ortsvereine zur Besprechung der zu entfaltenden Agitation zusammenberufen sollen. über " Kinderschutz und Jugendbewegung" hatte Genossin ziet das Referat ebenfalls übernommen. Sie verbreitete sich über das Werk der Kinderschußkommissionen, die von Partei und Gewerkschaften ins Leben gerufen sind, um die Durchführung der gesetzlichen Vorschriften zu überwachen und die Ausgestaltung der Gesetzgebung vorzubereiten. Sie betonte, daß Hand in Hand mit solcher Arbeit die proletarische Jugenderziehung gehen müsse. Ihr Ziel sei es, der vom Staate subventionierten bürgerlichen Jugendpflege entgegenzuwirken, die nur Kadavergehorsam lehre und willige Ausbeutungsobjekte heranbilde. Wir müssen dagegen aufrechte Charaktere erziehen und die recht lückenhafte Volksschulbildung ergänzen. Die Statistik zeigt, wie die weibliche Jugend auch in Schleswig- Holstein vom Kapitalismus ausgebeutet werde. Jm Handel und Verkehr einschließlich der Gast- und Schankwirtschaften werden beschäftigt: 620 Arbeiterinnen und 2098 Dienstmädchen zwischen 14 bis 16 Jahren, 1258 Arbeiterinnen und 1931 Dienstmädchen zwischen 16 bis 18 Jahren; in der Landwirtschaft, Gärtnerei, Viehzucht, Forstwirtschaft und Fischerei sind 6529 Arbeiterinnen und 2093 Dienstmädchen zwischen 14 bis 16 Jahren tätig, 7298 Arbeiterinnen und 3183 Dienstmädchen zwischen 16 bis 18 Jahren; in der Industrie einschließlich dem Baugewerbe 838 Arbeiterinnen und 1814 Dienstmädchen zwischen 14 bis 16 Jahren, 1786 Arbeiterinnen und 1714 Dienstmädchen zwischen 16 bis 18 Jahren. Die chemische Industrie allein verwendet: 18 Mädchen unter 14 Jahren, 566 zwischen 14 bis 16 Jahren, 912 zwischen 16 bis 18 Jahren. Um diese jugendlichen Opfer der Ausbeutung für die proletarische Jugendbewegung zu gewinnen, sei es vor allem notwendig, daß die Mütter im sozialistischen Sinne aufgeklärt werden, damit sie ihre Kinder im gleichen Sinne zu erziehen vermögen. Die Diskussion, in der viele Genofsinnen ihre Erfahrungen aus den Kinderschutzkommissionen zum besten gaben, war sehr lebhaft. Der Verlauf der Konferenz hat gezeigt, daß wir auch hier im
Norden auf dem richtigen Wege sind.
Oskar Fröhlich.
Bon der Agitation. Der Agitation unter den proletarischen Frauen dienten 37 Versammlungen im Bezirk Sftliches Westfalen. Genossin Demning- Berlin nnd Genossin Baumann- Hamburg referierten. Das Thema lautete in den Frauenversammlungen:„ Der Kampf der Frauen gegen Not und Rechtlosigkeit", und in den Volksversammlungen:„ Der Kampf des Volkes gegen Not und Rechtlosigkeit". Mit wenig Ausnahmen waren die Versammlungen gut besucht und brachten der Partei eine beträchtliche Zahl neuer Mitglieder und der„ Voltswacht" neue Abonnenten. Linchen Baumann. Im Bezirk Zwickau hielt die Unterzeichnete vom 1. bis 15. Ottober Frauenagitationsvorträge. Sie waren im allgemeinen gut besucht und bekundeten besonders, daß wir an den verschiedenen Orten des Bezirks schon einen festen Stamm treuer proletarischer Frauen haben, die den Veranstaltungen der Partei das größte Interesse entgegenbringen und unentwegt für die Sozialdemokratie agitieren. Die Vorträge fanden statt in Bockwa , Werdau , Nieder- Planit, Zwickau , Auerbach, Crimmitschau , Lichtentanne , Plauen , Friedrichsgrün, Oberhohndorf, Reichenbach , Schedewiz und Nieder- Haßlau, sowie in den beiden Orten Liebschwiz und Netzschkau , die nicht zum Zwidauer Bezirk gehören, aber an diesen angrenzen. Es wurden überall neue Mitglieder für die Partei geworben und eine allgemeine Propaganda für die sozialdemokratische Breffe gemacht. Die Vorbereitungen zu der Agitation waren gut getroffen. Regina Ruben.