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Die Gleichheit

dem Herrn Minister kein Kopfzerbrechen. In den Amtsstuben des Reiches und der Bundesstaaten dachte man ebensowenig wie in den Unternehmerkontoren daran, den Opfern des ganz natürlichen Vorganges durch eine Arbeitslosenversicherung halbwegs ausreichende Hilfe zu bieten. Nur der Prinzregent von Bayern   gab einen Erlaß heraus, worin er die Förderung der kommunalen Arbeitslosenversicherung empfahl. Es ist denn auch in Bayern   zur Zahlung einer Staatsunterstüßung an solche Gemeinden gekommen, die Arbeitslosenversicherung einführten; indes blieb der Betrag, der dafür aufgewendet wurde, völlig unzureichend. Im allgemeinen überließen Reich, Staat und Gemeinden die Arbeitslosen ihrer Not und den Unterstüßungen der Gewerkschaften. Die Arbeitslosigkeit traf aber die Proletarier um so härter, als sie mit einer Seit hoher Preise, namentlich der Lebensmittel, zusammenfiel. Die Teuerung, die das Kennzeichen der jüngsten Phase des Kapitalismus geworden ist, die international wütet und die in den Schutzolländern durch die preissteigernden Zölle noch verschärft wird, blieb während des ganzen Jahres am Herde des Proletariats fizen. Wenn auch einige Lebensmittel, wie Gemüse und Kartoffeln, einen kleinen Rückgang gegen den Preisstand von 1911 und 1912 aufwiesen, so wurde diese Er­leichterung doch mehr als ausgeglichen durch eine erneute Verschärfung der Fleischnot, die nach kurzer Milderung wieder einsette. Die Statistiken über Viehhaltung wiesen nach, daß diese nicht entfernt dem Wachstum der Bevölkerung zu folgen vermochte. Trotzdem wurde die Öffnung der Grenzen, die Auf­hebung der Vieh- und Fleischzölle weiter verweigert, und wenn den Städten eine beschränkte Einfuhr ausländischen Fleisches gegen schwach ermäßigten Zoll gewährt worden war, so wurde ihnen die Ausnutzung dieser unzulänglichen Kon­zession durch allerhand bureaukratische Nadelstiche möglichst erschwert und verleidet. Dafür erhob in Breslau   die Organi­sation der Obst- und Gemüsezüchter den Ruf nach hohen Obst­und Gemüsezöllen, und die Junker gaben die Losung aus, daß bei der kommenden Erneuerung der Handelsverträge höhere Säße durchgedrückt und die Lücken des Tarifes aus­gefüllt werden müßten.

Wurde den Arbeitern Hilfe in der Arbeitslosigkeit und Er­leichterung der Teuerung verweigert, so wurde ihnen zum Ausgleich Verminderung ihres Roalitionsrechtes in Aussicht gestellt. Die großen Unternehmerorganisationen, zahlreiche Handelskammern wurden, sekundiert von den Junkern, nicht müde, den Ruf nach der Zuchthausvorlage immer aufs neue zu erheben. Im Herbst wurde zu Leipzig   auf einem Reichs­deutschen Mittelstandstag das Kartell der schaffenden Ar­beit" aus der Taufe gehoben eine Verbindung des Zentral­verbandes der scharfmacherischen Industriellen, des Bundes der Landwirte und des Mittelstandsverbandes-, und diese -, und diese neue reaktionäre Gründung sieht ihr Lebensziel vor allem in der Schaffung eines Arbeitswilligenschußes". Dem steten

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Während alles im bürgerlichen Lager darauf finnt, wie den Arbeitern die Kraft zur Erkämpfung von Lohnerhöhungen geraubt werden könne, führten eine Anzahl deutscher Fürsten  eine erfolgreiche Lohnbewegung. Mit Rücksicht auf die teuren Zeiten ließ sich der König von Württemberg sein Gehalt er­höhen. Bayern  , dessen legitimer, geistesschwacher König unter häßlichen Begleiterscheinungen und durch einen schmutzigen Handel zwischen bürgerlicher Volksvertretung und Regierung einem vollsinnigen Landesvater weichen mußte, durfte dieses Glück mit einer Steigerung der Zivilliste bezahlen. Ebenso erging es Braunschweig  , wo das Welfenhaus wieder zur Re­gierung gelangte, nachdem der Sohn des Herzogs von Cumberland durch eine Heirat mit der Tochter des Kaisers bie nötigen Garantien für reichstreues Verhalten gegeben hatte. Lehrreich für die Arbeiterklasse war der Ausfall der ba­dischen Landtagswahlen. Diese hatten das bedenkliche Er­gebnis, daß die Sozialdemokratie Stimmen und Mandate betior, während Zentrum und Nationalliberale zunahmen. Obgleich viele Anzeichen erkennen lassen, daß die Schwächung der grundsätzlichen Werbearbeit, die durch das Großblock­verhältnis, durch die Rücksicht auf den liberalen Verbündeten bedingt wird, das ungünstige Ergebnis für die Sozialdemo­tratie verschuldet, hält die Mehrheit der badischen sozialdemo­kratischen Organisation am Großblock feſt.

Als bei den Krupp- Prozessen trotz aller Beschränkung des Beweisthemas doch viel Faules aufgedeckt wurde, forderten Junker- und Scharfmacherpresse wütend eine Vertuschung. In diesem Sinne ward gegen Schluß des Jahres von der Regierung ein entscheidender Schritt getan. Sie weigerte sich, den Genossen Liebknecht in die zur Untersuchung der Rüstungslieferungen gebildete Kommission eintreten zu lassen. Damit brach zwar der Reichskanzler sein Wort, die Wünsche der Reichstagsfraktionen bei der Auswahl ihrer Vertreter zu berücksichtigen, es wurde dadurch aber auch erreicht, daß die Sozialdemokratie auf jede Vertretung in der Kommission ver­zichtete. Also kam diese sozialistenreine Vertuschungskommis­sion zustande, zur großen Beruhigung des Rüstungskapitals und seiner Zuhälter.

Den würdigen Beschluß dieses Jahres der Reaktion und des Imperialismus bildete die Affäre Zabern  . Ihre Haupt­momente fallen indes schon in das Jahr 1914. Der Kommiß­stiefel trat dem Bürgertum ins Gesicht noch rechtzeitig vor Abschluß eines Jahres, in dem dasselbe Bürgertum ohne Wimperzucken die größte Militärvorlage seit Bestand des Reiches bewilligte, ohne dem Militarismus dafür etwas an­deres aufzuerlegen als einen Papierkorb voll ohnmächtiger Resolutionen, die ihn auffordern, sich gütigst selbst die Krallen zu beschneiden. Was ihm denn auch, wie Zabern   zeigt, nicht H. B. im Traume einfällt.

Drucke der großen Unternehmerorganisationen konnten die Die Tätigkeit der Frau in der Gemeinde.

Nationalliberalen und der Hansabund auf die Dauer nicht widerstehen. Die Fraktion Drehscheibe setzte zu Wiesbaden  eine Kommission ein, die untersuchen sollte, was zum Schuße der Arbeitswilligen vor dem Terrorismus der Streikenden zu tun sei. Der Hansabund aber, von seinem Industrierat ge­drängt, faßte eine Resolution, die Verschärfung der Polizei­maßregeln bei Streifs forderte und die Einführung der sum­marischen Schnelljustiz gegen Streifsünder, wie sie beim letzten Ruhrbergarbeiterstreit gewütet hatte. Dieser tüdische Anschlag auf das Koalitionsrecht, der gerade wegen der Ver­hüllung seiner gefährlichen Spize bedrohlicher ist als die brutal- offenen Forderungen der Scharfmacher, fand auch in den Reihen der Fortschrittler Anhänger. Der Reichstagsabge­ordnete Kopsch konnte zum Beispiel sein Entzücken über diesen Vorschlag nicht verbergen und erntete dabei den begeisterten Beifall eines Berliner   fortschrittlichen Bezirksvereins. Die Arbeiter wurden mit der Nase daraufgestoßen, daß sie sich bei der Verteidigung ihres wirtschaftlichen Rechtes nur auf sich selbst verlassen dürfen.

Bon Anna Blos  . XIII.

Die Frau in der Schulbehörde: Die Einheitsschule eine Arbeitsschule.

Die Einheitsschule soll allen Kindern bis zum vierzehnten resp. fünfzehnten Lebensjahr den übergang in höhere Bil­dungsanstalten ermöglichen. Und zwar soll der übertritt, wie schon erwähnt, nicht durch den Geldbeutel des Vaters, son­dern durch die Begabung der Kinder entschieden werden. Als Berater bei dieser Entscheidung haben natürlich neben den Eltern die Lehrer und der Schularzt mitzusprechen. An die Elementarschule schließt sich die Mittelschule, die in zwei Ab­teilungen entweder auf ein späteres Studium vorbereitet oder auch die Berufsbildung in gewissem Umfang für einen bestimmten praktischen Erwerbszweig vermittelt. Diese Mittelschule wäre bis zum achtzehnten Lebensjahr zu be­suchen. Für die Schüler, die dann nicht sofort in einen praf­tischen Beruf eintreten wollen, würde die wissenschaftliche