Nr. 16
Die Gleichheit
rend es in der Reichshauptstadt die Reichen und Verbildeten sind, die ihm begeistert anhängen. Auch in Döbeln war die Versammlung schlecht besucht, die trefflichen Worte der Genoffinnen Spindler und Schilling haben hoffentlich späteren Verfammlungen gut vorgearbeitet. Eine helle Freude war es, die Genoffen und Genossinnen in Geringswalde an der Arbeit zu sehen. Mehr als 50 Neuaufnahmen brachte der Vortragsabend. Die weitere Agitation führte mich nach Schlesien . Jn Brieg wartete ein voller Saal der Rednerin, und alle waren ganz bei ber Sache. Prachtvoll war die Versammlung in Breslau . Saal und Galerie waren bis auf den letzten Platz gefüllt. Mitten im Bortrag gab es Kurzschluß, aber das Versagen des äußeren Lichte3 beeinträchtigte die Versammlung nicht, hell leuchtete über ihr das Licht sozialistischer Erkenntnis. In Liegnis hatten wir ebenfalls Erfolg, wenn schon dort ein regeres Leben in der Frauengruppe der Partei zu wünschen wäre.
Nun ging es ins Schwarzburg - Rudolstädter Land, um dort das Ergebnis der roten Woche festzuhalten und noch zu bergrößern. Es fanden Versammlungen statt in Mellenbach- Glas bach , Deesbach , Oberweißbach , Cumbach , Schwarza , Rudolstadt , Stadtilm , Blankenburg , Oberhain , Sibendorf, Stönigsee, Unterwirrbach, Unterweißbach , Lichte, Wildenspring , Böhlen , Angelroda , Rottleben und Frankenhausen . Sie waren im allgemeinen gut vorbereitet und brachten gegen 400 neue Mitglieder. In Anbetracht der boraufgegangenen roten Woche war das ein gutes Resultat. Eine treue Genossin stand der Referentin bei den Versammlungen fast überall orientierend zur Seite. In Angelroda tauchte ein Agrarier in der Debatte auf. Er suchte alle Ausführungen der Referentin zu bestreiten, dagegen erklärte er, daß die Frauen das stärkere Geschlecht seien. War es vielleicht dieses Kompliment, das nicht ohne Wirkung blieb? Sturz, die früher so scheuen Angelroder Frauen fanden sich zu einer sozialistischen Gruppe zusammen.
Den Beschluß der Agitation machten Vorträge im Kreise Eisenach Dermbach . Sie fanden statt in Eisenach , Farnroda, Kittelstal, Mosbach und Stadtlengsfeld . Sie waren gut besucht und von schöner Begeisterung erfüllt. Auch hier konnte trotz ber voraufgegangenen erfolgreichen Werbearbeit noch ein guter Gewinn gebucht werden. Die Frauen beginnen überall wach zu werden, die Organisationen haben nun für die vertiefte Erkenntnis der Neugewonnenen Sorge zu tragen. Nicht bloß die Organisation ist gewachsen, viele Hunderte neuer Abonnenten, auf die örtliche Parteipresse und auf die Gleichheit" sind zu verzeichnen. Hier wie überall erkennen die Frauen, daß Einigkeit stark macht und daß Wissen Macht verleiht. Regina Ruben.
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Die rote Woche hat im Wahlkreis Hirschberg Schönau der Frauenbewegung einen kräftigen Antrieb gegeben. Genossin Wagner- Chemnik sprach in elf Orten des Kreises. Versamm lungsleiterin und Begleiterin war Genossin Mattern. Die Referentin verstand es in vorzüglicher Weise, die Zuhörer, befonders die Frauen über unsere heutige Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung aufzuklären. Durch viele Beispiele aus dem Leben wies sie nach, daß die Einführung des Frauenwahlrechts sowohl im Interesse der Arbeiterinnen und Arbeiterfrauen wie des ganzen werktätigen Volles liege. Begeistert schilderte sie, warum die ProTetarierin für die herrlichen Ziele der Sozialdemokratie kämpfen müsse. Neicher Beifall lohnte ihre Ausführungen. Die Erfolge dieser Aufrüttelung und der Werbearbeit der Parteimitglieder sind nicht ausgeblieben. Es wurden insgesamt 286 neue Mitglieder gewonnen, darunter 181 weibliche. Genossin Wagner hatte in ihrem anfeuernden Schlußwort auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Hausangestellten zu organisieren. Es täte dringend not, daß auch in Hirschberg der Anfang mit der Gründung einer Zahlstelle des Hausangestelltenverbandes gemacht würde. Im Riesengebirge leiden die Dienstboten unter vielen schweren Mißständen. Im Laufe der roten Woche fand eine Zusammenkunft der tätigen Genosfinnen statt, bei der Genossin Wagner Anweisungen betreffs der Organisierung der Hausangestellten gab. Es wurde eine Kommission von drei Genoffinnen eingesetzt, die die Vorarbeiten für die Gründung einer Bahlstelle des Hausangestelltenverbandes übernommen hat. Ihr gehören die Genossinnen Breiter und Langer Runnersdorf und Genossin Ludwig- Hirschberg an. Wer sich im Kreise für diese Arbeit interessiert und sie fördern will, der erhält Auskunft beim Vorsitzenden des Gewerkschaftsfartells Genossen Schöckel und beim Arbeitersekretär angerHirschberg. Pauline Mattern.
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In Schweinfurt - Schonungen ist die politische Organisierung der Broletarierinnen durch den Frauentag ein gut Stück vorwärts getommen. Jn beiden Orten sprach Genossin Redling- Nürnberg unter lebhafter Zustimmung. Der Gedanke des Frauenwahlrechts
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marschiert. Die rote Woche brachte uns 30 neue organisierte Genossinnen und 30 Leserinnen der„ Gleichheit". Nun heißt es tüchtig weiterarbeiten! Theresia Stadtmüller.
Daß in Ludwigshafen die proletarische Frauenbewegung gute Fortschritte gemacht hat, bewies der heurige Frauentag. Die Versammlung war bedeutend stärker besucht als die in früheren Jahren. Genossin Konrad, die Vorsitzende der Frauenabteilung des sozialdemokratischen Vereins, eröffnete die Versammlung. An Stelle der erkrankten Genoffin Ackermann Frankental sprach Genosse Profit in wirksamer Weise. Der Frauen- und Mädchenchor des Arbeitergesangvereins Nord erhöhte durch seine schönen Darbietungen die festliche Stimmung der Versammelten. Der Frauentag hat unserer Partei neue Anhängerinnen geworben, er hat den Mut und die Begeisterung der tätigen Genossinnen gestärkt und wird in ihrer Arbeit nachwirken. Gertrud Schwaub. Die erste Franenkonferenz für den Kreis Hof i. B. bat am 8. März stattgefunden und die rote Woche würdig eröffnet. Es war die erste Frauenkonferenz in Bayern überhaupt, und wir hoffen, daß andere Kreise diesem Beispiel folgen werden. Bu der Tagung waren aus 16 Orten des Kreises 86 Genossinnen delegiert worden, nämlich aus Hof, Selb , Noila, Schönwald , Rehau , Oberfozau, Schwarzenbach a. d. Saale, Helmbrechts , Münchberg , Iffigau, Döhlau , Erfersreuth, Martinlanib, Sparned, Selbitz und Thiersbach. In manchen davon sind noch keine Frauen politisch organisiert. Genosse Blumtritt, Kreisvorsißender, leitete die Verhandlungen. Über die Agitation unter den Frauen referierte Genossin Bieb und zeigte überzeugend an praktischen Beispielen, wie man neue weibliche Mitglieder für unsere Sache gewinnt und wie man die neuen Mitglieder schult, damit sie tüchtige, durchgebildete und mithelfende Genofsinnen werden. Von den Genosfinnen, die sich an der Diskussion beteiligten, bedauerten einige, daß die Männer noch nicht überall das richtige Verständnis dafür hätten, wie wichtig auch die politische Aufklärung und Organifierung der Frauen sei. Andere wünschten dringend, es möge bald wieder eine Agitation unter den Frauen und durch eine Frau veranstaltet werden, der Erfolg sei ihr jetzt sicher. Zum Ausdruck kam, daß wir im allgemeinen mit dem Stande unserer jungen Frauenbewegung zufrieden sein können. Es gibt Ortschaften im Streise, wo die Zahl der weiblichen und männlichen Mitglieder fast gleich groß ist. Das ist natürlich kein Grund, zu raften, sondern ermutigt zur fleißigen Weiterarbeit. In ihrem Schlußwort verbreitete sich Genossin Ziet noch über die verschiedenen Kommissionen, in denen die Frauen mitwirken können und empfahl, daß jede Genossin darauf bedacht sein müsse, sich durch unsere sozialistische Literatur fortzubilden. Genoffin Blumtritt wurde als Kreisver= trauensperson gewählt. Die Konferenz schloß mit einem kräftigen Schlußwort des Kreisvertreters. Noch war sie nicht zu Ende, da kamen schon trotz strömendem Negen und fürchterlichem Sturm die Frauen einzeln und in Gruppen zur Frauentagsver sammlung. Nicht lange, und der Saal war so dicht gefüllt, daß biele sich mit einem Stehplatz begnügen mußten. Zustimmungsrufe und lebhafter Beifall zeigte, daß die packende Rede der Genoffin Bieß den Weg zum Herzen der Anwesenden gefunden hatte. Der Frauentag mit seiner Begeisterung und seinen Anregungen hat nachgewirkt. Die tätigen Genoffinnen haben ihrem Gelöbnis gemäß in der roten Woche das Gehörte in die Tat umgefeßt. Fast tagtäglich sah man sie mit Flugblättern in die Häuser gehen, und ihre Arbeit hat sich gelohnt. So haben wir zum Beispiel in Hof allein 84 weibliche und 31 männliche Mitglieder neu gewonnen, im Kreis zusammen 227 Frauen und 527 Männer. Wenn man bedenkt, daß in unserem Wahlkreis 800 bis 900 Steinarbeiter ausgesperrt sind, und daß der Verdienst der Proletarier in Ober franken sehr gering ist, so erscheint das Ergebnis wirklich befriedigend. Nun soll es unsere erste Aufgabe sein, die neugewonnenen Genossinnen zu schulen und sie zu tüchtigen Mitarbeiterinnen für unsere Sache heranzubilden. Ch. Blumtritt.
leber die Tätigkeit der Kinderschuhkommission in München berichtete Anfang April Genosse Dichtel der Jahresversammlung dieser Körperschaft. Danach hat die Kommission in 61 Fällen einschreiten müssen, weil Kinder gesetzwidrig verwendet oder aber verwahrlost und mißhandelt wurden. 9 Kleine wurden entgegen dem Gesetz beim Milch- und Brotaustragen beschäftigt, beim Zei tungsaustragen 17, beim Tütenkleben 1, bei Flugblattverbreitung 2, bei Ausgeherdiensten 2. Die Kommission hatte 11 Fälle von Kinderverwahrlofung und 12 Fälle von Mißhandlung zu er ledigen. Auf ihr Betreiben wurden in sechs Sektionsversammlungen Vorträge über das Thema„ Kinderschuß" gehalten. Dabei tamen außerordentlich krasse Fälle von LehrlingsmißhandIung zur Sprache. In einigen davon nahm die Kommission bie