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Die Gleichheit

ber Mädchen wird aber so lange dauern, als diese sich das gefallen Lassen. Es ist Hoffnung vorhanden, daß die Zeit nicht mehr fern ist, wo sich auch die Hausangestellten Achtung ihrer Person und threr Arbeit errungen haben werden. Das Mittel dazu ist die Dr ganisation, die im Film verspottet wird. Mögen die Mädchen daraus G. H.

lernen.

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Arbeitslosigkeit der weiblichen Erwerbstätigen. Arbeitslosigkeit im Monat April 1914. Für die weiblichen Erwerbstätigen hat sich die Lage des gewerblichen Arbeitsmartts im April weiter gebessert. Aber wie schon im Vormonat entfällt die Zunahme der Beschäftigten fast ausschließlich auf die Saisongewerbe, während andere wichtige Industrien und Gewerbe keine Belebung, ja sogar einen Rückgang aufweisen. Auch das Reichsarbeitsblatt" muß das feststellen und von geringen Ausnahmen abgesehen industrielle Firmen bestätigen es. In ihren Berichten klagten fie meist über schlechte Preise und Mangel an Aufträgen. Von 306 Unter­nehmungen, die Angaben über die Zahl der von ihnen im Berichts­monat und im gleichen Monat des Vorjahrs beschäftigten Arbeite­rinnen gemacht haben, wurden im April 1914 insgesamt 30681 Ar­beiterinnen beschäftigt, das sind 379 weniger als im April 1913. Nach den Feststellungen von 867 Arbeitsnachweisen 89 hatten diesmal nicht rechtzeitig berichtet wurden im April für weibliche Erwerbstätige insgesamt 111373 offene Stellen gemeldet, denen 104710 Arbeitsgefuche gegenüberstanden. Unter diesen befanden sich noch rund 13000, die vom Vormonat übernommen worden waren. Von den gemeldeten offenen Stellen konnten aber nur 68029 im Laufe des Monats besetzt werden, es blieben demnach nicht weniger als 36681 Arbeitsgesuche von Frauen und Mädchen unberücksichtigt. Auf 100 offene Stellen tamen im Berichtsmonat 94 weibliche Ar­beitsuchende, während die entsprechenden Zahlen im Vormonat 92 und im April 1913 96 betragen haben. Das ließe auf eine Ver­schlechterung im Vergleich zu dem Vormonat, jedoch auf eine Ver­besserung verglichen mit der gleichen Zeit des Vorjahrs schließen. Die höchste Verhältniszahl wurde im Berichtsmonat wiederum in den thüringischen Staaten ermittelt, dort famen 151 weibliche Ar­beitsuchende auf 100 offene Stellen, dann folgten Schlesien   mit 120, Bayern   mit 117, Posen mit 115; ferner die freie Stadt Hamburg  mit 110, Elaß- Lothringen mit 103, Berlin   und Brandeburg mit 96 usw., endlich die Provinz Hannover   mit 74. Nach Berufsgruppen geordnet waren die Erwerbsmöglichkeiten für die weiblichen Arbeits­träfte am ungünstigsten im Handelsgewerbe, in der Metall-, Nah­rungsmittel, Tertil, Papier-   und Lederindustrie sowie bei Fabrit arbeit ohne nähere Bezeichnung. Namentlich in der letztgenannten Gruppe haben sich die Beschäftigungsverhältnisse gegen beide Ver­gleichszeiten ganz wesentlich verschlechtert.

An den gewerkschaftlichen Arbeitslosenzählungen im Monat April 1914 beteiligten sich 36 Organisationen, die zusammen 213158 weib­liche Mitglieder umfassen, gegen 221318 im April 1913. In diesen Verbänden wurden am Ende der letzten Woche des April insgesamt 3569 Arbeiterinnen als arbeitslos gemeldet, das sind 1,7 vom Hundert der Mitgliederzahl. Gegen den gleichen Monat des Vor­jahres, to 3195 weibliche Arbeitslose( in Prozent 1,5) ermittelt wurden, ist das eine Zunahme der organisierten weiblichen Arbeits­losen von 374 oder 12 Prozent. Die meisten weiblichen Beschäfti­gungslosen hatte in diesem Monat verhältnismäßig der christliche Seramarbeiter Verband mit 12,5. Ebenfalls hohe Prozentzahlen weisen noch auf der Hirsch- Dunckersche Holzarbeiter- Verband mit 6,6, die freien Verbände der Tapezierer und der Fleischer mit je 3,2 und der Fabrikarbeiter- Verband mit 3,1. Einen erheblich nie­drigeren Prozentsatz arbeitsloser weiblicher als arbeitsloser männ licher Mitglieder finden wir in folgenden Verbänden mit einer größeren Anzahl weiblicher Verbandsangehöriger. Bei den Metall­arbeitern waren 2,1 vom Hundert der weiblichen gegen 3,2 vom Hundert der männlichen Mitglieder arbeitslos. Wesentlich schärfer war die Spannung bei den Bäckern, hier entfielen auf die männ lichen 7,9 vom Hundert, auf die weiblichen Mitglieder nur 1,3 vom Hundert an Arbeitslosen. Bei den Hutmachern waren 2,4 vom Hundert der männlichen gegen 1,0 vom Hundert der weiblichen und bei den Buch- und Steindruckerei  - Hilfsarbeitern 3,3 vom Hundert der männlichen gegen 1,4 vom Hundert der weiblichen Mitglieder beschäftigungslos. Üngünstiger dagegen war der Stand der Arbeits­losigkeit bei den weiblichen Mitgliedern des christlichen Textilarbeiter­Verbandes. Hier standen 1,1 Arbeitslose vom Hundert der weiblichen 0,7 vom Hundert der männlichen Mitglieder gegenüber. Bei den freiorganisierten Fabritarbeitern liegen die Dinge noch schlimmer, sie stellen 3,1 vom Hundert der weiblichen gegen 1,9 vom Hundert der männlichen Mitglieder als beschäftigungslos.

b.

Nr. 20

Die Arbeitslosigkeit in der Stickereiindustrie des sächsischen Vogtlandes hat seit zwei Jahren eine Höhe erreicht, wie sie seif Jahrzehnten nicht zu verzeichnen war. Angeregt durch die Drgani sationsleitung, fand am 13. Mai erneut eine Zählung der still­stehenden Stickmaschinen statt. Sie erstreckte sich auf die Filialen Falkenstein, Olsnig und Plauen   und erfaßte 75 Prozent aller hier überhaupt vorhandenen Maschinen, und zwar 6964 Panto­graphenmaschinen und 436 Automaten. Auf die drei Orte verteilten sie sich wie folgt: Plauen  :

Gezählte Maschinen 8526 Pantographen 347 Automaten

Falkenstein: 2657 Pantographen 73 Automaten 781 Pantographen

Olsnitz  :

16 Automaten

Davon standen fitll 1908= 54 Prozent

172= 49,5

1427

=

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= 53,3

=

=

20= 27,4 385 49,2 8= 50=

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M

Bon insgesamt 6964 Pantographenmaschinen standen 8720 oder 53,4 Prozent still, von 436 Automaten 200 oder 45 Prozent. Bei der Zählung am 10. Juni 1913 waren von 5552 Maschinen 2135 oder 38,5 Prozent stillgestanden. Die Krise im Stickereigebiet hat sich also in knapp Jahresfrist noch bedeutend verschärft. Rechnen wir auf jede Maschine nur zwei Personen Bedienung vielfach sind drei Personen an einer Maschine beschäftigt, so wären nach der Erhebung vom 13. Mai 1914 mindestens 10344 Personen weniger beschäftigt gewesen als in der Zeit normalen Geschäftsganges.

Der Deutsche Textilarbeiterverband hat im Jahre 1913 an Ar­beitslosen- und Notunterstützung 362442 Mt. ausgezahlt. Davon entfielen auf die drei Orte Faltenstein, Olsnig und Plauen   allein 48692 Mt. oder 15 Prozent. Die Mitgliederzahl daselbst betrug 1913 im Jahresmittel 7280, das sind von der Gesamtmitgliederzahl nur rund 5 Prozent. Diese Zahlen offenbaren die schlechte Lage der Stickereiarbeiterschaft. Not und Elend ist über Tausende von Prole­tariern hereingebrochen. Anzeichen auf Besserung für die nächste Zukunft sind noch nirgends erkennbar. Und was uns an Not und Elend im sächsischen Stidereigebiet entgegengrinst, ist nur ein kleines Einzelbild aus unserer vielgepriesenen göttlichen Weltordnung". sk.

Soziale Gesetzgebung.

Der freie Sonnabendnachmittag der Textilarbeiterinnen. Der Deutsche Textilarbeiterverband hat im Herbst 1913 eine inten five Agitation für die gesetzliche Festlegung des freien Sonnabend­nachmittags der Arbeiterinnen unternommen. Eine entsprechende Petition mit 215 777 Unterschriften wurde dem Reichstag eingereicht. Am 11. Juni ist dem Verbandsvorstand die Antwort darauf zuge­gangen. Sie lautet in beredter Kürze:

Reichstag  .

Antwort auf die Petition

Berlin   NW 7, den 6. Juni 1914.

vom Januar 1914. Ihre Petition ist infolge Schlusses der Session nicht mehr zur Erledigung im Plenum des Reichstags gelangt. Den von der Petitionskommission erstatteten Bericht füge ich bei. Der Direktor beim Reichstag: Jungheim.

Was sagt der Bericht der Petitionskommission zu unserem be­scheidenen Verlangen?

Der Deutsche Tertilarbeiterverband fordert das Verbot der Arbeit an Sonnabendnachmittagen in den Betrieben der Textilindustrie. Be­gründet wird die Petition damit, daß die Zahl der in den Fabriken und Werkstätten beschäftigten Arbeiterinnen von Jahr zu Jahr steige. 1907 seien 8243498 Frauen erwerbstätig gewesen. Die Zahl der ver­heirateten und verwitweten Frauen habe im Jahre 1907 46,2 Prozent betragen. Diese letteren seien besonders schwer belastet dadurch, daß sie vor der Arbeit und nachher in der Regel für das leibliche Wohl der Familie sorgen müßten, an Sonnabenden käme noch die Arbeit der gründlicheren Reinigung der Wohnung hinzu. Alles dies recht­fertige die Forderung des freien Sonnabendnachmittags für die Textilarbeiterinnen; aber auch für die Arbeiter sei die Forderung durchführbar, das beweise die Tatsache, daß bereits heute 300 Be­triebe mit 70000 Arbeitern an Sonnabenden zwischen 12 und 2 Uhr schlössen.

Gegen diese Forderung wenden sich die Konvention sächsisch­thüringischer Färbereien und der Verband der deutschen   Veredelungs­anstalten für baumwollene Gewebe, denen sich neun Firmen in Zittau  , Löbau   und Reichenau   anschließen, ferner der Verband der Arbeitgeber der sächsischen Textilindustrie und endlich die Vereini gung deutscher   Arbeitgeberverbände.

Sie führen aus: An Sonnabendnachmittagen sei die Arbeitszeit gegen die übrigen Wochentage bereits um zwei Stunden verkürzt.