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Die Gleichheit

namentlich Fräulein Dr. Salomon- Berlin  , Fräulein Drans­feld- Wert, eine Wortführerin der katholischen Frauenorgani­sationen, Fräulein Müller- Hannover  , die Delegierte der evangelischen Frauenvereine, und Genoffin Hanna- Berlin, die Vertreterin des Arbeiterinnensekretariats der General­kommission der deutschen   Gewerkschaften. Zumal die Aus­fährungen unserer Genoffin zeigten flar und bestimmt die imancherlei Reformforderungen auf, die Berücksichtigung fin­den müssen, damit die Berufsarbeit der Kriegerwitwen nicht so gut wie vollständig die Möglichkeit verschlinge, den Mutter pflichten gerecht zu werden; damit den Kriegerwaisen trotz der mütterlichen Erwerbsarbeit einsichtige und liebevolle Pflege und Betrauung zuteil wird.

Angesichts des praktischen Zwecks der Konferenz war es dort nicht möglich, die oben hervorgehobenen bedeutsamen Grund­fragen in aller Breite aufzurollen, obgleich von ihnen die zu er­hebenden Reformforderungen abhängen. Allein zweifelsohne wird man sie noch heiß umstreiten, wenn es sich um den Aus­bau der sozialen Fürsorgeeinrichtungen für die Kriegerwitwen und Kriegerwaisen handelt. Gegenfäße, die die Atmosphäre des Kriegs nicht in ihrer vollen Schärfe zum Ausdruck kommen läßt, werden dann ungemildert in Erscheinung treten. Dabei vergesse man nicht die große allgemeine Tragweite der Fragen, um die es geht. In der Tat: Fürsorgeeinrichtungen, die jezt unter dem Drucke der Not nur als soziales Recht für die Witwen und Waisen der Krieger zugestanden werden müssen, find letzten Endes Maßnahmen, die im Interesse aller erwerbs­tätigen Frauen und ihrer Familie liegen, sind Maßnahmen, die mit der zunehmenden Berufsarbeit des weiblichen Ge­schlechts immer dringlicher werden. Die gesellschaftliche Für­sorge für die Kriegerwitwen und Kriegerwaisen muß der durch­greifenden Ausgestaltung des gefeßlichen Arbeiterinnenschutzes, der sozialen Versicherung, des Kinderschutes, den kommunalen Schul- und Erziehungsinstitutionen die Bahn brechen helfen. Es sind Lebensinteressen der breitesten arbeitenden Frauenmassen, die von dem allem berührt werden. Wir wollen uns daher in

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der sozialistischen   Frauen für den Frieden. Wir begrüßen sie deshalb als den Anfang einer ganzen Periode von Kundgebungen in der sozialistischen   Frauenwelt. Freudig geben wir Euch auf's neue die Versicherung unserer sozialistischen, schwesterlichen Ge­sinnung und internationalen Treue.

Für die Brüderlichkeit der Menschheit, für die internationale Organisation des Proletariats beider Geschlechter und aller Länder! Im Namen des Komitees: Louise Saumoneau, Vorsitzende.

Zum ersten Mai ging der Berner Tagwacht" dieser Friedensgruß zu:

Das Pariser Aktionskomitee der sozialistischen   Frauen für den Frieden und gegen den Chauvinismus" sendet schwester­lichen Gruß und den Ausdruck der Gefühle internationaler Solidarität der sozialistischen   Frauen wie dem Proletariat der kriegführenden und neutralen Länder. Das Aktionskomitee ersucht die Genofsinnen und Genossen der neutralen Länder, diese Rundgebung den sozialistischen   Frauen in Deutschland  und Österreich   übermitteln zu wollen und ihnen die wärmste Sympathie der französischen   Genofsinnen auszusprechen.

Das Aktionskomitee hofft, daß die Maifeier in den Ländern zu einer machtvollen, eindringlichen Kundgebung gegen das graufige Völkerringen werde, das die Welt mit Blutströmen überzieht und die besten proletarischen Kräfte vernichtet. Mögen alle Maikundgebungen in den Ruf ausklingen:

Es lebe der Friede! Es lebe die sozialistische Inter­nationale."

Das Aktionskomitee der sozialistischen   Frauen für den Frieden und gegen den Chauvinismus.

Konferenz zur sozialen Fürsorge

einem folgenden Artikel mit den Grundverhältnissen beschäftigen, für Kriegerwitwen und Kriegerwaisen.

nach denen sich die Forderungen zur sozialen Fürsorge für die Frauen und Kinder gefallener Krieger orientieren müssen.

Zwei Kundgebungen französischer Sozialistinnen.

Der Bund der Sozialdemokratischen Frauenklubs der Niederlande   hat zum Internationalen Frauentag   vom 1. April aus Frankreich   vom Aktionskomitee der Sozialistischen Frauen für den Frieden und gegen den Chauvinismus" fol-, gendes Schreiben erhalten:

Werte Genossinnen!

Es ist uns nicht möglich, Euch zu sagen, wie leid es uns ist, daß wir Eurer internationalen Sundgebung für den Frieden nicht beiwohnen können Für uns Frauen der kriegführenden Länder ist es in dieser schweren Tagen eine Freude und eine Erleichterung, zu sehen, daß die Kundgebungen für den Frie­den die internationale Tat der sozialistischen   Frauen­zahlreicher und stärker werden.

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Wir sind gewiß, daß nach der wichtigen Kundgebung unserer internationalen Frauenkonferenz zu Bern   der Kampf für den Frieden immer stärker einsehen wird, bis ihm nichts mehr widerstehen kann. Wie sollte auch das Gegenteil möglich sein? Alle Flammen des internationalen Solidaritätsbewußtseins und der Friedenssehnsucht, die bis jetzt wie einzelne Sterne über einer Welt von Schrecken leuchteten, sind von der Konferenz zufammengefaßt worden zu einem großen Licht, das am Hori­zont aufglänzt und immer heller strahlen wird. Der hohe Geist sozialistischer Brüderlichkeit, der die Konferenz beseelte, lebt in den Herzen der Teilnehmerinnen unbezivingbar fort und wappnet gegen jede Mutlosigkeit und Lässigkeit.

Genoffinnen! Eure Kundgebung, die am 1. April in Amster­ dam   stattfinden wird, ist die erste nach dieser Zusammenkunft

Der Deutsche   Verein für Armenpflege und Wohl­tätigkeit hatte die Initiative zu einer Tagung ergriffen, die die Kräfte zur sozialen Fürsorge für die Kriegerwitwen und Kriegervaisen sammeln und nach klärender Aussprache ein­heitlich vorwärts treiben sollte. Die Konferenz fand am 16. und 17. April in Berlin   statt und war aus allen Teilen des Reichs zahlreich besucht. Vertreter hoher und höchster Behörden aus dem Reiche und einzelnen Bundesstaaten nahmen an ihr teil, ferner Beauftragte von rund 80 Großstädten, dazu die Dele­gierten vieler großer Organisationen und Körperschaften. So waren zum Beispiel die großen Zentralorganisationen der Ge­werkschaften und der Frauenverbände vertreten, gemeinnützige und konfessionelle Vereinigungen, die Gesellschaft für soziale Reform, die Generalfommission der Gewerkschaften, das Zentral­komitee der Vereine des Roten Kreuzes, die Berliner   Kinder­schutzkommission usw. Den Vorsitz führte Justizrat Dr. Ruland­Colmar i. E., der in seiner Begrüßung kurz die Aufgabe der Tagung darlegte.

Über die Aufgaben und Träger der Hinterbliebenen­fürsorge hielt Professor Klumker- Frankfurt ein Referat. Er vertrat darin die zutreffende Auffassung, daß die Fürsorge für die Kriegerwitwen und Kriegerwaisen an die Mittel und Einrichtungen der Friedenszeit anzuknüpfen und sie immer weiter auszugestalten habe. Sciner Meinung nach ist das für den Beistand der Waisen leichter als für den der Witwen, obgleich auch diese starken wirtschaftlichen und persönlichen Schußes bedürfen. Professor Klumker stellte die erschütternde Tatsache fest, daß schon im Frieden bis zu 20 Prozent aller Witwen in Deutschland   von der öffentlichen Armenpflege unter­stüßt werden. Seiner Kenntnis nach ist die Schäßung kauni zu hoch gegriffen, daß mehr als die Hälfte aller Witwen irgend eine öffentliche oder private Fürsorge zuteil wird! Der Krieg vermehrt die Zahl der Hilfsbedürftigen und schafft außer­