Nrv2 Die Gleichheit 13 Persönlichkeit dafür eingesetzt, die Massen in Großbritannien wie im Ausland zur Kampfcsbereitschaft zu rufen. Als vor wenigen Jahren das jetzige Völkerringen seine Schatten in einer verderbenschwangeren Kriegshetze vorauswarf, haben auch in Deutschland bei großen Friedensdemonstrationen dem erprobten Kämpfer für die sozialistische Jnternationalität Tau­sende stürmisch zugejubelt, Fast deucht es ein Traum. Es wird Keir Hardies unsterblicher Ehrentitel vor der Ge­schichte bleiben, daß er beim Hereinbrechen der Weltkriegs­katastrophe, der als erstes und edelstes Opfer die Sozialistische Internationale fiel, die Waffen vor dem Imperialismus nicht gestreckt hat. Die Stunde der größten Gefahr traf Keir Hardie als der unentwegtesten Kämpfer einen. Sein Verdienst ist es mit, wenn in England dieUnabhängige Arbeiterpartei" bis heute im Kampf gegen den Chauvinismus und Krieg, für den Frieden und die inter­nationale Solidarität der Arbeiter auf der Schanze steht. Sein Geist webt in der Entschlossenheit, mit der sie erweist, daß der internationale Imperialismus nicht durch allgemeine Verdam­mungsurteile gebannt werden kann, daß er in Gestalt der heimischen Weltmachtspolitik von dem Proletariat jedes ein­zelnen Landes national niedergerungen werden muß. Weder die Krankheit noch die viel schmerzhaftere Oual der Enttäu­schung hat Keir Hardie in seiner Überzeugung, in seinem Ver­halten zu beirren vermocht. Erst kürzlich konnte derLabour Leader" stolz auf die chauvinistische Hetze gegen Ramsay Mac­ donald antworten: an feiner Seite würde auch Keir Hardie stehen, wenn er nicht todsiech danieder läge. Treu und stark in seinem Glauben und Wollen ist der verdiente Führer von uns gegangen. Seines Wesens bester Teil bleibt uns. Nicht etwa als eine wehmütige Erinnerung an das Emporblühen, die Glanzzeit und den Verfall der zweiten Sozialistischen Inter­nationale. Nein, als eine Verheißung, daß die Sozialistische Internationale verjüngt, in klarerer Erkenntnis und reiferem, stahlhartem Willen wieder erstehen wird. Die Siegesfanfaren hier, die Trauerklänge dort, die häßlichen, rohen Töne der Völkerverhetzung in allen Ländern können nicht mehr die Stim­men überschallen, die die Wiederauferstehung der Sozialistischen Internationale künden. Sie hat sich rasselnd in die Höh' ge­richtet, sie wird reisiger wiederkehren. In ihrem Werk wird Keir Hardies Geist und Andenken weiterleben. Aus der Bewegung. Selma Spindlcr ch. Mitte September ist in Döbeln Genossin Selma Spindler zur letzten Ruhe gebettet worden, eine aufrechte, klarblickende Proletarierin, der das Glück beschieden gewesen ist, Seite an Seite mit dem Gatten für die Befreiung ihrer Klasse aus derNot der Tyrannei und der Tyrannei der Not" zu kämpfen. Die proletarische Frauenbewegung des zehnten sächsischen Wahlkreises hat durch Genossin SpindlerS Tod einen schweren Verlust erlitten. Hat die Verstorbene doch in aufklärender Kleinarbeit und unzäh­ligen Versammlungen im Bezirk und weit über seine Grenzen hin­aus in uneigennütziger Weise für den Sozialismus gewirkt. Durch ihr vom Herzen kommendes zündendes Wort hat sie der Partei viele überzeugte Genossinnen zugeführt. Der Döbelner Frauenorganisation wird ihre Persönlichkeit in ihrem Wirken unvergeßlich bleiben. Als eine der ersten trat Genossin Spindler der Partei als weibliches Mitglied bei. Ihr Beispiel gab vielen anderen Mut. Nachdem sich ein fester Stamm organisierter Genossinnen gebildet hatte, konnten selbständige Zusammenkünfte abgehalten werden. Genossin Spindler bekleidete zuerst das schwere Amt der Kassiererin der Organisation, unks nach dem Wegzug der Unterzeichneten von Döbeln wurde ihr die Leitung der Frauengruppe anvertraut. Auch diesen Posten hat Genossin Spindler in rühmlicher Weise verwaltet, bis ein schweres Herzleiden sie aufs Krankenlager warf. Die Genossinnen blickten auf sie als die allzeit freudige und hingebungsvolle Beraterin und Helferin, als ein Beispiel nie versagender Pflichttreue. Nie fehlte sie, wo eS mit Wort und Tat im Kreise der proletarischen Frauen für den Sozialismus zu wirken galt, und immer zeigte sich Ge­nossin Gpindler ihrer Aufgabe gewachsen. Auch als eifrige Förderin unserer freien Jugendbewegung hat die Verstorbene viel getan. Wie manche schöne Lehren, wie gute Geleitworte hat sie am Palmsonntag der schulentlassenen Jugend mit auf den Lebensweg gegeben. Möchte diese ihr ein treues Gedächtnis bewahren. Was Genossin Spindler der Döbelner Arbeiterschaft gewesen, das bewies ihr Begängnis. Reichstagsabgeordneter Pinkau schilderte am Grabe in ergreifender Rede die Verdienste der Verstorbenen und rief ihr ein Hab Dank nach. Im Namen des Bezirksvorstandes sprach Genossin Schlag- Chemnitz Worte des Dankes, Genossin Drechsler-Plauen wür­digte, was Genossin Spindler für die Döbelner Frauengruppe ge­leistet hat. Zahlreiche prachtvolle Blumengewinde wurden am Grabe niedergelegt, darunter zwei Lorbeerkränze von den Genossinnen Zietz und Baader und ein Kranz weißer Blüten, von der Jugend gewidmet und von jungen Mädchen getragen. Alle Ortschaften des zehnten Wahlkreises ließen durch Genossinnen mit Blumenspenden der teuren Abgeschiedenen das letzte Geleit geben. Auch aus anderen Bezirken nahmen Genossinnen am Begräbnis teil. Die sozialistischen Frauen der Gegend, in deren Reihen Selma Spindlers Tod eine fühlbare Lücke gerissen hat, geloben, mit Mut und Kraft der teuren Verstorbenen nachzueifern und die Saat gewissenhaft zu Pflegen, die von ihr ausgestreut worden ist. Das ist der beste Dank, den sie der Unvergeßlichen zollen können. M. Drechsler, Plauen i. V. Tätigkeitsbericht der organisierten Genossinnen von Lüden­ scheid . Das verflossene Geschäftsjahr stand auch für uns im Zeichen des Völkerkriegs. Kaum hatte es begonnen, als die Katastrophe hereinbrach. Die Arbeiterorganisationen wurden gelichtet und eines Teiles ihrer Führer beraubt. Das Interesse der Mitglieder wendete sich so gut wie ausschließlich den kriegerischen Tages­ereignissen und den in Verbindung damit stehenden Tagesfragen zu. An ein Werben neuer Mitglieder konnte nicht gedacht werden, es ist auch heute in größerem Matze kaum möglich. Die Rücksicht auf den ausfallenden Verdienst des Mannes, die unzureichend« Kriegsunterstützung und die steigende Teuerung nötigte uns, gar manchem Mitglied den Beitrag zu stunden oder auch ganz zu er­lassen, nur damit wir eS noch bei der Fahne der Organisation halten konnten. Daß trotz aller Bemühungen, die organisierten Genossinnen sich nicht zerstreuen zu lassen, ein kleiner Mitgliedcr- rückgang eingetreten ist, soll nicht verschwiegen werden. Immerhin dürfen wir froh sein, den heutigen Mitgliederstand zusammen­gehalten zu haben. Ohne die große Opferfreudigkeit und den Willen zum Durchhalten der meisten Genossinnen wäre das unmöglich gewesen. Gleich zu Kriegsbeginn wies unS der Aufruf de» Parteivor­standes auf die Pflicht hin, an der Kriegshilfsarbeit tatkräftig mitzuwirken. Ohne uns rühmen zu wollen, können wir sagen, daß wir in dieser Beziehung unser Möglichstes getan haben. Wir setzten uns in Verbindung mit demVaterländischen Frauen- Verein" und haben nicht nur für die Ausgerückten fleißig genäht, gestrickt usw., sondern wir nahmen unS auch besonders ihrer hilfs­bedürftigen Frauen und Kinder an. Die Pflege von Kranken und Wöchnerinnen war eine der Aufgaben, denen wir unS widmeten, die Anmeldung von Unterstützungsbedürftigen eine andere. Uber diese unsere Tätigkeit soll erst nach dem Kriege ein zusammen­fassender Überblick gegeben werden, da wir ja, solange das ent­setzliche Völkerringen dauert, noch mitten in der Arbeit stehen. Hervorgehoben sei nur heute schon, daß die an der Kriegshilfe mit­arbeitenden einzelnen Genossinnen sich mit freudiger Opferwilli g- kcit den anvertrauten Aufgaben gewidmet haben. Es darf nicht verschwiegen werden, daß andere mehr hätten tun sollen, damit nicht die ganze Arbeitslast auf die Schultern einiger wenigen ge­fallen wäre. Der Plan, twn Kindern der im Felde stehenden Ge­nossen und Gewerkschafter zu Weihnachten zu bescheren, brachte unS reiche Arbeit, aber auch reiche Freude. Unsere Feier wurde in zwei großen Sälen der Stadt abgehalten. ES gab dabei einen schönen Lichterbaum, Musik, Ansprachen, Rezitationen usw. 1Ll)<Z Kinder wurden durch Gaben erfreut. Besonders bedürftigen Fa­milien waren Kleidungsstücke für die Kinder ins HauS gebracht worden. Zum größten Teil hatten die Genossinnen selbst die Sachen in den Wochen vor dein Fest angefertigt, zum Teil hatten Geschäfts­leute sie unserer Kinderschutzkommission zur Verfügung gestellt. Als die wachsende Teuerung zu Maßnahmen drängte, der bit­teren Not breiter Volksmassen zu wehren, traten neue Anforde­rungen an die Genossinnen heran. E» galt mitzuwirken an der Aufklärung über eine möglichst wohlfeile und doch auskömmlich» Ernährung. Die Stadtverwaltung forderte die Unterzeichnete aus, an dem Kursus über.Ernährungsfragen im Kriege" teilzu­nehmen, der in Dortmund stattfand. AuS Mangel an Zeit mußt« die Beteiligung leider abgelehnt werden. Die Genossinnen durften sich aber nicht der darauf einsetzenden Arbeit entziehen. Nachdem