Nr. 3
Die Gleichheit
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bureau in Zürich verwaltet wird. Die Losung der schweizerischen Sozialdemokratie lautet ungeschwächt: Für den Frieben!
d.
Borstand des norwegischen Genossenschaftsbundes und der alljähr lichen Delegiertenversammlung vorzulegen. Die praktische gemeinfame Arbeit soll sich beziehen auf:" Das Verhältnis des Genossenschaftsbundes zu Betrieben, die in Differenzen mit den Arbeitern stehen oder zu kommen drohen. Die Stellung der Genossenschaftsbewegung während gewerblicher Lohntämpfe. Die Stellung der Gewerkschaften Betrieben gegenüber, die durch Boykott die Genossenschaftsentwicklung verhindern wollen. Gemeinsame Agitation für den Anschluß an die Genossenschaftsbewegung."
Zu Ende, des Jahres 1914 gab es im Vereinigten Königreich Großbritannien 1524 Konsum- und Produktivvereine mit insgesamt 8096314 Mitgliedern und einem Kapital von 64,8 Millionen Pfund Sterling. Der Umfag betrug im legten Jahre 164,6 Millionen, der Gewinn 15,1 Millionen Pfund Sterling. Insgesamt beschäftigen biese Genossenschaften 144974 Angestellte und Arbeiter, die alljähr lich 8,8 Millionen Pfund Sterling an Löhnen erhalten.
Notizenteil.
H. F.
Genoffin Zetkin aus der Untersuchungshaft entlaffen. Der erste Straffenat des Reichsgerichts hat die Haftbeschwerde des Verteidigers der Genoffin Zetkin abgewiesen, aber dem Eventualantrag auf Entlassung aus der Untersuchungshaft stattgegeben. Allerdings gegen eine Raution von zehntausend Mark. In der Begründung des Beschlusses heißt es, daß der Berdacht der Flucht nach den persön lichen Verhältnissen der Angeschuldigten nicht als ausgeschlossen zu erachten" sei.
Genosse Westmeyer verhaftet. Am 4. Oktober wurde Genosse Weſtmeyer in Karlsruhe verhaftet und ist bisher nicht wieder freigelassen worden. Am selben Tag fanden eine Reihe Haussuchungen und Vernehmungen in Stuttgart statt. Gesucht wurde immer noch, allerdings vergeblich, nach dem Flugblatt der internationalen Frauenkonferenz an die arbeitenden Frauen.
Aus der Haft entlassen wurden in Berlin die Genossen Re dakteur Dr. Meyer, Buchdruder Wiegand und Zeichner Eberlein. Die Umstände ihrer Verhaftung haben wir in letter Nummer mitgeteilt. Genosse Geithner, Redakteur am Gothaischen Voltsblatt, war seinerzeit wegen angeblicher Majestätsbeleidigung zu drei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Bereits hatte er zwei Monate verbüßt, als der militärische Gestellungsbefehl ihm das Gefängnistor öffnete. Dem Landsturmrekruten Geithner ist nun der Rest der Strafe erlassen worden.
Für den Frieden.
Die sozialdemokratische Friedenskundgebung in der Schweiz , die an einem Sonntag in allen Teilen des Landes stattgefunden hat, nahm einen imposanten Verlauf und bewies neuerdings die in den Massen des lohnarbeitenden Volfes brennende Sehnsucht nach Wiederherstellung des Friedens. Da in den kriegführenden Ländern die Friedenspropaganda trotz des„ Burgfriedens" verpönt ist, müssen die proletarischen Friedensfreunde in den neutralen Ländern, und vor allem in der Schweiz , nach dem Ende der Menschenvernichtung und Kulturzerstörung, nach einer Verständigung der Regierungen über Waffenstillstand und Friedensschluß rufen. Genug des blutigen Spiels! Würden die Menschen schweigen, müßten die Steine reden! Die schweizerische Sozialdemokratie erfüllt mit ihrer umfassenden Friedenspropaganda eine große geschichtliche Mission. Unter dem Kriegslärm und Schlachtengetümmel gibt sie der Friedensforderung immer wieder Ausdruck. Die 70 Friedensversammlungen waren nach den vorliegenden Berichten mit wenigen Ausnahmen gut besucht, namentlich auch von Frauen und Jugendlichen, die ebenfalls Referentinnen und Redner gestellt hatten. In allen Versammlungen wurde eine von den Organisationen ausgearbeitete Resolution angenommen. Zur Aufklärung der lohnarbeitenden Volksmassen stellt fie die wahren Ursachen des Krieges fest und charakterisiert turz dessen bisherigen Verlauf. Sie protestiert gegen die Fortsetzung des Krieges und fordert die Bruderparteien aller Länder auf, sich dem Vorgehen anzuschließen. Den Sozialdemokraten, die das bereits getan haben, wird Dank und Sympathie bezeugt, desgleichen der sozialistischen Frauen- und Jugendinternationale. Zum Schluß ruft die Resolution zur Wiederverbrüderung der Proletarier aller Länder auf:„ Gemeinsamer Kampf für politische und soziale Befreiung! Hoch die neue Internationale des Proletariats!" Mehrfach ist in den Versammlungen für den„ Liebknecht- Fonds" gesammelt worden, der zur Förderung der sozialistischen Jugendorganisation in den verschiedenen Ländern verwendet und vom Internationalen Jugend
Die sozialistische Partei Argentiniens und die Internatio nale. Ein außerordentlicher Parteitag der argentinischen Sozialdemokratie hat vom 9. bis 11. Juli in Buenos Aires getagt. Er beschäftigte sich mit einigen internen Angelegenheiten, der Stellung zur Präsidentenwahl und den Beziehungen zur Internationale. Nach furzer Debatte wurden zu letzterem Bunkte zwei Beschlüsse gefaßt. Der eine ermächtigt die Parteileitung, bie internationalen Stongresse zu beschicken, die sich zur Aufgabe stellen, über die WiederHerstellung der Internationale zu beraten; der zweite betrifft die Annäherung zwischen den Proletariern Amerikas . Für das nächste Jahr sei ein Kongreß der gewerkschaftlichen, genossenschaftlichen und politischen Organisationen Ameritas einzuberufen. Diesem Kongreß soll der Vorschlag unterbreitet werden, ein internationales Bureau zu schaffen zur Informierung und Leitung der Arbeiterbewegung in allen Ländern des amerikanischen Kontinents.
Die franzöfifchen Lehrer und der Friede. In Frankreich sind die Volksschullehrer freigewerkschaftlich organisiert. Ihr Verband hat jene Resolution der Minderheit mit unterzeichnet, die auf der Nonferenz des Allgemeinen Arbeiterbundes( C. G. F.) vom 15. August von Merrheim und Borderon eingebracht wurde und nicht weniger als 27 Gewerkschaftsorganisationen auf sich vereinigte, darunter die von Städten wie Lyon , Marseilles , Limoges . Die Resolution forderte die sofortige Erörterung der Friedensbedingungen und die Kündigung des Burgfriedens. Schon im Mai hatte sich im Lehrerverband, der zirka 3000 Mitglieder zählt, eine Bewegung geltend gemacht zugunsten einer Änderung in der bisherigen Haltung der offiziellen Sozialisten und Syndikalisten. Das Lehrersyndikat des Departements Charente hatte sich an alle übrigen Syndikate und Sektionen mit einem Manifest gewandt, das zwar den Verteidigern Frankreichs und Belgiens hohes Lob zollte, am Schlusse aber in den Ruf ausbrach: Genug des vergossenen Blutes. Die Leitung des Lehrersyndikats nahm daraufhin eine Resolution an, die sich gegen das erwähnte Manifest und für das weitere Durchhalten aussprach. Nun wurde zur Schlichtung der Streitigkeiten eine Konferenz auf den 14. August einberufen. Hier zeigte sich die auffallende Erscheinung, daß zwar die Pariser Delegierten für die Berbandsleitung und das Durchhalten waren, sämtliche Provinzdelegierten sich aber für den Antrag des Synditats Charente er Härten. Nach heftigen Debatten unterlagen die Pariser Delegierten, worauf einstimmig eine Kompromißresolution angenommen wurde. Sie geht von der Erwägung aus, daß die Völker trotz der Gemeinfamkeit ihrer Interessen in den Krieg hineingezogen worden sind, daß dieser Krieg jezt und in Zukunft das Unglück der Wölfer ist, daß die Aufgabe aller wahren Freunde der Völker darin besteht, ihm möglichst rasch ein Ende zu bereiten. Sie sieht seine Ursachen in der mangelnden Verständigung zwischen den Volksmassen, die dem wachsenden kapitalistischen Appetit nicht entgegenzuwirken ber mochten und ihr Schicksal mehr oder weniger eigennützigen Vers tretern auslieferten. Der Zusammenschluß der Massen und die Wiederherstellung der Internationale sei als geeignetes Mittel zu betrachten, die Interessen der Völker zu wahren. Aus diesen Erwägungen heraus hatte die Konferenz ihre Delegierten zum Kon greß des Allgemeinen Arbeiterbundes beauftragt, die unverzügliche Verständigung mit den Arbeiterorganisationen der kriegführenden und neutralen Bänder zu fordern, um einen Frieden herbeizuführen, der die Rechte des Proletariats sichert. Die Konferenz forderte auch alle zur sozialistischen Partei gehörigen Gewerkschaftsmitglieder auf, in ihren Reihen eine attive Propaganda zu entfalten, um die sozialistische Partei Frankreichs zu veranlassen, bie obigen Richtlinien zu befolgen. Auch die Redaktionen- der Sozialisten- und Arbeiterblätter sollen in dieser Richtung wirken und lieber die Spalten ihrer Zeitungen unbedruckt sehen, als den Forderungen der Behörden Folge leisten. Auf dem Kongreß des Arbeiterbundes hat der Lehrerverband seine gemäßigte Kompromißresolution zugunsten der schärferen Resolution Merrheim zurückgezogen. Die Resolution Merrheim unter