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Die Gleichheit

tung. Sie hat den Teilnehmerinnen die gebieterische Pflicht zum Bewußtsein gebracht, sich fester um das Banner des Sozialismus zu scharen. Mit gutem Erfolg. Troß der schweren Zeit ließen sich 108 Frauen als Mitglieder in den sozialdemokratischen Verein auf­nehmen. Nachahmen, Genossinnen allerorts!

Berta Lawatsch, Breslau  .

In einer gut besuchten Versammlung zu Braunschweig   behan­delte Genossin 8ie das gleiche Thema und ihre Ausführungen warben 30 neue weibliche Parteimitglieder. 90 Neuaufnahmen von Genossinnen in die Partei waren der Erfolg einer stark besuchten Versammlung des Kreises Solingen  , in der ebenfalls Genossin Bie referierte. Da in Solingen   die Gleichheit" obligatorisch eingeführt ist, erweiterte sich damit ihr Leserinnenkreis entsprechend. Man sieht: trotz der Kriegsnöte kann es vorwärts gehen, wenn wir vor­wärts gehen wollen.

Notizenteil.

Zur Bekundung des Friedenswillens und der internatio nalen sozialistischen   Solidarität in den Vereinigten Staaten  hat die Verhaftung der Genossin 8ettin einen Anstoß mehr ge­geben. Das Nationalfomitee der Deutschen   Sprach­gruppe der Sozialistischen Partei beschloß einstimmig eine Sympathiekundgebung für die Führerin der sozialistischen  Fraueninternationale und forderte alle angegliederten Zweige auf, dieser Kundgebung beizutreten. Das Deutsche Frauenagi­tationstomitee folgte mit dem gleichen Beschlusse, ebenso das Zentralkomitee der Local Rings. Ferner dankten gegen 2000 organisierte, Deutsch   sprechende Parteigenossen der Stadt New York   der Verhafteten für ihr mutiges Auftreten im Inter­esse der internationalen Verständigung der Arbeiterklasse. Wir, auf der anderen Seite des Ozeans," so heißt es in der Erklärung, wür­digen ihr unerschrockenes Handeln im Interesse der Frauenbewe­gung und der Internationalität des Proletariats." Die New Yorker Volkszeitung" forderte eindringlich auf, die Sympathiekundgebun­gen für Genossin Zetkin   zu fördern, weil sie weit mehr bedeuten, als im ersten Augenblick vielleicht erscheint. Sie sind eine Willens­fundgebung weiter Kreise des internationalen Proletariats, die als

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solche nicht nur von der deutschen   Sozialdemokratie gehört und be­achtet werden dürfte." Die Berichte, Sympathiekundgebungen usw. aus den Vereinigten Staaten   sollten nach der New Yorker Volks­zeitung" an Genossin 3i eh gesendet werden, Mitglied des Partei­vorstandes der Deutschen Sozialdemokratie.

Die Haltung der griechischen Sozialdemokratie gegenüber den Wirren des Weltkrieges ist tapfer und von echt sozialistischem Geiste beseelt. Das geht aus einem Briefe hervor, den die griechische Partei anfangs August an die bulgarischen Brüder richtete. Es handelte sich damals um den Versuch der Vierverbandsmächte, die einzelnen Balkanstaaten zu aktiver Teilnahme am Kriege zu ge­winnen. Die noch junge griechische Sozialdemokratie hat sofort und ohne Schwanken gegen jeden Versuch Front gemacht, einem solchen Strieg den Charakter eines Befreiungskrieges irgendwelcher unerlöster Ge­biete zu geben. Ein Genosse Platon Drakulis, der nach dem Vor­bild der mittel- und westeuropäischen Arbeiterparteien sich angelegen sein ließ, das Vaterland in Gefahr zu erklären und für das Ein­treten Griechenlands   in den Krieg zu agitieren, wurde von der athenischen Organisation ausgeschlossen, deren Mitglied er war. Die griechische Sozialdemokratie ist überzeugt, daß die Ursache des gegen­wärtigen Krieges in den wirtschaftlichen Gegensägen der kapitali­ stischen   Welt zu suchen ist, besonders aber in der englisch  - deutschen Konkurrenz, und daß er als kapitalistischer Krieg einen Befreiungs­charakter weder trägt, noch tragen kann. Was die Stellung zur sozialdemokratischen Balkanpolitik anbelangt, so ist die griechische Sozialdemokratie von der Notwendigkeit überzeugt, daß die Bruder­parteien der ganzen Halbinsel in steter Verbindung bleiben müsse. Deshalb hat sie sich der jungen Föderation der sozialistischen   Bar­teien des Baltans angeschlossen. Sie steht auf dem Standpunkt, daß es nur einen sicheren Weg gibt, zur Bewahrung des Friedens auf dem Balkan   und zur Vereitelung der imperialistischen Pläne, von welcher Seite sie auch kommen: eine strenge Neutralität, die sich auf die Verständigung der Balkanvölker, auf die Bestrebungen für eine föderative Balkanrepublik stützt. In dieser Richtung müssen die Balkanvölker für die Entwicklung demokratischer Einrichtungen und die Besserung der Lage der arbeitenden Klassen in den einzelnen Staaten arbeiten. Wie start das geistige Band zwischen der Sozial­demokratie in den Baltanländern bereits ist, beweist die Tatsache, daß bei den Demonstrationen im August, die Post zwar die schrift. liche Verständigung verhinderte, die griechischen und bulgarischen Genossen aber trotzdem die gleiche, richtige Haltung einnahmen. Der Eintritt Bulgariens   in den Weltkrieg hat an der Haltung der Ballansozialdemokratie nichts geändert. Es war von vornherein flar, daß die jungen Parteien den Machtmitteln des europäischen  Imperialismus gegenüber unterliegen müssen. Sie haben trotzdem ihre Pflicht getan und werden sie gleich den serbischen und italienischen Genossen weiter tun.

Sozialistische Frauenbewegung im Ausland.

Die Tätigkeit der holländischen Genossinnen ist fortgesetzt eine sehr rege, obgleich ihr die Wirkungen des Krieges trotz der Neutralität der Niederlande   große Schwierigkeiten bereiten. Na­türlich steht die Agitation für den Frieden durch Wort und Schrift fernerhin im Vordergrund des Wirkens. Des weiteren wen­den die Genossinnen ihre Aufmerksamkeit der großen Teuerung des Lebensbedarfs zu, unter der gerade die Frauen schwer leiden müssen. Es sind Bilder herzzerreißenden Elends, die man im Judenviertel zu Amsterdam  , die man in den Gassen sieht, dar­innen die arme Bevölkerung haust. Eine unterernährte, bitter not­leidende Bevölkerung, in menschenunwürdigen Wohnungshöhlen! Die Genoffinnen meinen, daß die Teuerung ihrer Propaganda den Weg zum Ohr und Geist auch jener Hausfrauen öffnet, die sonst nicht zu erreichen sind. Sie haben beschlossen, der Regierung eine Adresse zu übermitteln, die die lastenden Wirkungen der Teuerung zeigt und sofortige energische Maßnahmen zu ihrer Linderung for­dert. Diese Adresse soll von Hausfrauen unterzeichnet werden. Da es wichtig ist, daß die Eingabe bald eingereicht wird, wollen die Genossinnen die Unterschriftensammlung nicht über vierzehn Tage ausdehnen. Um in dieser kurzen Frist soviel Hausfrauen als möglich zum Unterzeichnen zu veranlassen und gleichzeitig mit der Agitation in weitere Kreise zu dringen, wenden sie ein neues Mittel der pro­pagandistischen Kleinarbeiten an. Die Genoffinnen mieten Stände auf den Märkten; während die einen dort kleine Broschüren über die Teuerung verkaufen, kurze Reden darüber halten, in denen sie zur Unterzeichnung der Adresse auffordern, gehen die anderen herum und sammeln die Unterschriften ein. Unsere Holländischen Schwestern hoffen, daß sie auf diese Weise größere Frauenmassen erweden und sie veranlassen, einen ersten Schritt zu tun, sich in