Nr. 9Die Gleichheit67rerin den Genossinnen vorangegangen, ist nicht umsonst als„Landesverräterin" von den bewuhten und unbewußten Steigbügelhaltern des Imperialismus geschmäht und verfolgt und vonden Gewalten der kapitalistischen Republik eingekerkert worden.Auch unter den Sozialisten Frankreichs marschiert die Erkenntnisder Notwendigkeit, die internationale Solidarität der Arbeiter allerLänder durch das Eintreten für den Frieden tätig werden zulassen. Und die Frauen stehen auch dort unter den Vorwärtsdrängenden. Das Internationale Aktionskomitee für Frankreich hatseine Gründung mit diesem Aufruf angezeigt:„Genossen! Seit langen Monaten konnte der Arbeiterklasse keineWahrheit mehr gesagt werden. Die Presse untersteht vollständigdem Willen derer, die ein Interesse an der Erstickung der Wahrheithaben. Im Widerspruch mit dem Geiste der Gerechtigkeit und derFreiheit übt eine unerbittliche Zensur ihre offizielle Diktatur aus;die Furcht und Bestechlichkeit haben der Presse eine noch unbarmherzigere Privatzensur geschaffen.Und doch sind wir bei einer Epoche angekommen, wo eS notwendig ist, daß die Wahrheiten gesagt werden. Die Arbeiterklasseunseres Landes muß wissen, was bei anderen Nationen vorgeht.Sie muß die Gefühle derer kennen, welche das gleiche Blut unddie gleichen Tränen vergießen. Über die Anstrengungen und Handlungen der übrigen Arbeiterklassen unterrichtet, wird unsere Arbeiterklasse nicht mehr sich vereinzelt, irregeführt und vom Wegeabgedrängt sehen durch die falsche Lehre von der Durchhaltepolitik.Wenn durch die Finsternis hindurch einige Lichtschimmer sichkundgeben konnten, so vermittelst einiger in der Eile improvisierterMittel und dank der Hingabe einiger Genossen. Auf diese Weisewurde der Verhandlungsbericht über die Internationale Konferenzvon Zimmerwald publiziert und verbreitet, ebenso die BroschüreNacovskis:„Die Sozialisten und der Krieg, der erste»Brief an dieAbonnenten der ,Vie ouvrisre'(Arbeiterleben)".Und was wir dank der Hingabe einiger Genossen getan haben,das wollen wir weiter entwickeln, erweitern unter Mithilfe aller.Es ist indes selbstverständlich, daß wir nur mit jenen zusammenarbeiten wollen, die keine militärische Verpflichtung haben, damitman nicht den Vorwurf gegen uns richten kann, wir hätten denMut derer geschwächt, die sich schlagen müssen.Bis uns andere Mittel zur Verfügung stehen, haben wir unsvorgenommen, andere Broschüren, andere Briefe der ,Vie ouvriöre'und in rascherer Folge, vergrößertem Format und mehr Nachrichten enthaltend, zu veröffentlichen.Zu diesem Zwecke haben wir ein internationales Aktionskomiteegegründet. Dieses Komitee wird auf der Grundlage einer ernsthaften Organisation funktionieren, die ihre Aktion selber bestimmtund sich selber verwaltet. Jedem Mitglied wird eine Karte alsAktivmitglicd ausgestellt, und eS wird gehalten sein, den auf derKarte verzeichneten Monatsbeitrag zu entrichten, gleichgültig, obdas Mitglied gewerkschaftlich organisiert ist oder der sozialistischenPartei angehört. Der Beitrag beträgt öl) Centimes pro Monat mitdem gleichen Rechte der Zugehörigkeit. Das Komitee hat unter anderem beschlossen, Zustimmungserklärungen von Einzelpersonenoder von Gruppen und Organisationen entgegenzunehmen.Der Appell, den wir an Sie richten, hat also den Zweck, Sie zuersuchen, uns mit den einfachsten und raschesten Mitteln zu helfen: die beiliegenden Subskriptionslisten zirkulieren zu lassen undsie uns mit den gezeichneten Beiträgen zurückzusenden, sodannIhre Zustimmung zu geben, andere zum Beitritt aufzufordern,uns in unserer Aktion durch die Verbreitung unserer Broschürenund durch Werbung von Sympathien für unsere Ideen zu helfen.Sie fühlen wie wir, daß es nicht mehr erlaubt ist, zu schweigen,unter Strafe völliger Unterwerfung zugunsten der Lüge und derUngerechtigkeit. Darum werden Sie uns helfen!Für das Internationale Aktionskomitee:Die Kommission: L e p e t i t und Hubert, vom Verband der Erdarbeiter; Vergeat, vom Mechanikerverband; Le Ny, Elektro-monteure; Trume let, Bürstenmacher; Bourderon, vomVerband der Küfer; BoiSleux, Steinhauergewerkschaft; FrauBouvard und Frau Coutodier, von der Gruppe sozialistischer Frauen; Vöbert, Eiscnblecharbeiter; Merrheim, Metallarbeiterverband: Hasfeld, Handclsangestellte, Kassier desKomitees; Pöricat, Steinhauer, Sekretär des Komitees."Die FrirdenAstimmen in England mehren sich auch im nationalen bürgerlichen Lager. Das von jeher maßvolle, vernünftigenErwägungen zugängliche Blatt„The Economist" tritt energischfür die freie Erörterung der Friedensbedingungen ein. Es schriebam 11. Dezember unter anderem:„Das Auswärtige Amthatte vor dem Kriege freie Hand, und es hat. seitdem der Krieg herrscht, freie Hand gehabt. Wennes durch vorsichtige und erfolgreiche Verhandlungen, ungehindert durch die Überwachung deSParlaments, aber unter st ützt durch freie und vernünftige Erörterung, einen allgemeinen, ehrenvollen Frieden zu stände bringen kann, bevor völliger Bankerott sich auf das europäische Festlandsenkt, so wird die Nation Grund zur Dankbarkeithaben." DaS Blatt meint weiter, je länger der Krieg dauert,desto schwieriger werde es sein, die Finanzlage wieder in Ordnungzu bringen. Nurein einziger Monat früher Frieden,und etwa 400 Millionen Pfund Sterling(rund8 Milliarden Mark) wären verfügbar, um die verwüsteten Gebiete Europas und Asiens wieder herzustellen. Ist ein ehrenvoller Friede erreichbar, so, glaubt da»Blatt, wird die finanzielle Erschöpfung aller militärischen Mächtefür sehr viele Jahre als kräftigere Bürgschaft denn irgendwelchevertragsmäßige Abmachung gegen die Erneuerung der Feindseligkeiten wirken," vorausgesetzt, fügen wir hinzu, daß das internationale Proletariat diese Zeit benützt, um seine politische Machtund seinen Einfluß auf den Gang der Geschichte zu stärken undden kriegerischen Machtmitteln der bürgerlichen Staaten gegenüberzustellen.Frauenstimmrecht.Die Ansicht rineS Ministers über daS Frauenwahlrecht-Während seiner letzten Anwesenheit in den Vereinigten Staatenerklärte der Marineminister von Neuseeland, Herr S. M.Fisher, in einer Rede zu Philadelphia:„Ein Mann, der inNeuseeland die Abschaffung deS Frauenwahlrechts anregen wollte,würde als reif für das Irrenhaus betrachtet werden."Das Franenwahlrecht alö wirtschaftliche Notwendigkeit istin den Vereinigten Staaten von einem Mann in hoher, einflußreicher Stellung anerkannt worden. Der Leiter der Bundeskommission für Untersuchungen derZustände inIndustrie und Gewerbe, Herr Basti M a n l y, hat in demletzten Bericht dieser Körperschaft ohne Umschweife erklärt, daß inder modernen Industrie die ausgebeutete, überarbeitete und unterbezahlte Frau deS Wahlrechts als eines Werkzeugs bedürfe, umihre Lage zu verbessern. Die Kommission ist eine amtliche Körperschaft, die von der Bundesregierung der Vereinigten Staaten ernannt wird und die Aufgabe hat, streng objektiv und wissenschaftlich zu forschen. Ihr Leiter ist weder Sozialist noch Arbeiterorganisator, ein bürgerlicher Gelehrter von Ruf. Seine Schlußfolgerungstimmt durchaus mit der Auffassung der Sozialisten über die Wichtigkeit des Frauenwahlrechts für die Proletarierinnen überein.Diese mögen sich da? merken, denn angesichts des außerordentlichenAnwachsens der Frauenerwerbsarbeit mutz die Forderung dervollen politischen Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechtsimmer dringender werden. Je mehr Frauen als Berufstätige vomKapital ausgebeutet werden, um so mehr Frauen haben ein Anrecht auf das Wahlrecht zum Schutz ihrer Interessen.Frauenarbeit.Frauen als Hiittenarbeiteriunen. Mit dem Krieg hat die Frauihren Einzug wieder in die Hüttenwerke gehalten, die ihr dieArbeiterschutzgesetzgebung notwendigerweise gesperrt hatte, weil dasSchaffen daselbst dem weiblichen Organismus verhängnisvollwird. Bekanntlich hat der Krieg die bescheidenen gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze, der Arbeiterinnen umgestoßen, undHüttenherren machen aufs neue die billige weibliche Arbeitskraftdem kapitalistischen Profit dienstbar. Wie viele andere Werke, sobeschäftigt auch die Hütte Phönix in Ruhrort Frauen insteigender Zahl. In der Schienenadjustage arbeiten sie anden Plattenmaschinen und werden mit einem Tagesverdienst von8,50 Mk. für die gleichen Verrichtungen abgespeist, die den früherdort schaffenden Männern mit 5,70 Mk. gelohnt wurden. Die G e-werkschaft Deutscher Kaiser in Bruckhausen verwendet ebenfalls viele Frauen. Auch ihre Entlohnung ist für gleicheArbeit erheblich niedriger als die der Männer, an deren Statt sieeingestellt worden sind. Als besondere Härte wird es empfunden,daß die Frauen sechs Wochen arbeiten und ihren Verdienst stehenlassen müssen, ehe sie Lohnzahlung erhalten. Wie ein Bericht inder„Metallarbeiterzeitung" mitteilt, sind schon mehrere Arbeiterinnen die Opfer schwerer Betriebsunfälle geworden,von denen der eine tödlichen Ausgang hatte. Allem Anschein nachwerden auf der genannten Gewerkschaft die Frauen bei Arbeitenverwendet, die ihre Kräfte übersteigen und gefährlich find. In ver-