Nr. 17 Die Gleichheit U5 Bciadcr als erste Vertreterin der Genossinnen in der Leitung der sozialdemokratischen Partei Sitz und Stimme erhalten hätte. Mit jener weisen, würdigen Selbstbescheidung, die zugleich höchster, echter Stolz ist, lehnte sie jedoch das Ehrenamt ab, dessen Aufgabenkrcis ihrer Überzeugung nach einer jüngeren, stärkeren Kraft bedurfte. Sie schlug vor, Genossin Zieh in den Parteivorstand zu wählen. und begnügte sich selbst mit der Stellung einer Sekretärin im Frauenbureau. Hier hat sie all diese Jahre hindurch mit der alten Treue und Begeisterung für das sozialistische Ideal weitergewirkt, unermüdlich darin, die Genossinnen mit Rat und Tat zu fördern, ihnen Anregerin, Freundin und Führerin, Agitatorin und Organisatorin zu sein. Wer wie Ottilie Baader mit seinem persönlichen Sein ganz in dem Wirken für die Sache des Sozialismus aufgegangen ist, dem muh die verhängnisvolle Rückwirkung des Krieges auf die sozialistische Bewegung tiefen Kummer, schwere Erschütterung bringen. Möchte es der Kämpfcrin mit der verdienstvollen Vergangenheit vergönnt sein, in Rüstigkeit die politische Wiedergeburt des Proletariats zu erleben, den Aufmarsch einer grundsätzlich klaren, entschlossenen sozialistischen Partei des Klassenkampfes, die ihrer historischen Aufgabe bewuht in großer Stunde ein großes Geschlecht zum Siege führt. Aus der Bewegung. Eine sozialdemokratische Landeskonferenz für Baden hat am W. April in Offenburg stattgefunden. Unter den ög Stimmberechtigten befanden sich nur 13 Vertreter der Wahlkreisorganisationen; die weit überwiegende Mehrzahl waren Genossen in Amt und Würden: Mitglieder des Landesvorstandes, Sekretäre, Abgeordnete, Vertreter von Parteiorganen und Parteigeschäften. Deshalb war es kein Wunder, daß eine erdrückende Mehrzahl die Gewaltpolitik der sozialdemokratischen Parteiführer guthieß. Ebenso erklärt es sich, daß sich nur ein halbes Dutzend Hände gegen den brutalen Antrag erhob, den Genossen Adolf Geck nicht weiter an den Beratungen teilnehmen zu lassen. Genosse Geck war als sozialdemokratischer Abgeordneter vom LandeS- vorstand zur Beteiligung an der Konferenz eingeladen worden. Im Anschluß an die Berichterstattung ersuchte er zweimal um bestimmte Auskünfte, die letzte Sitzung des Parteiausschusses betreffend. Daraufhin wurde der Antrag gestellt, dem Genossen Adolf Geck das Mandat zu entziehen, da er nicht zur sozialdemo- Iratischen Fraktion der Zweiten Badischen Kammer gehöre und offenbar die Verhandlungen nur stören wolle. AIS Vertreterin der sezialdeinokratischen Frauen im badischen Landesvorstand nahm Genossin Blase(Mannheim ) an der Konferenz teil. Aus dem offiziellen Bericht ist zu schließen, daß sie für den Ausschluß der oppositionellen Sozialdemokraten aus der Partei gestimmt hat. Besonders bedauerlich ist es, daß diese einzige Vertreterin der Genossinnen auf der Konferenz nicht mit aller Entschlossenheit dafür gekämpft hat, daß in das Aktionsprogramm der badischen Sozialdemokratie unserer grundsätzlichen Auffassung entsprechend auch die Forderung des F r a u e n w ah l r e ch t S aufgenommen wurde, ja mehr noch, daß sie nicht einmal gegen die AuSmerzung dieser Forderung protestierte. Weiteres zu der Frage an anderer Stelle, überhaupt ist dieses Aktionsprogramm ein KolbschcS Neu- oricnticrungsragout eigener Art, das weit hinter den Forderungen zurückbleibt, deren sofortige Verwirklichung die sozialdemokratische Partei für ganz Deutschland verlangt. In dem badischcn Aktionsprogramm spielt daS Wort, der geschichtliche Begriff„Arbeiter" gar keine Rolle, wie denn auch auf der Konferenz kaum jemand die Klassenforderunge» des Proletariats zur Sprache brachte. In der Haushaltungskommission der Zweiten Kammer rückten bürgerliche Parteien und Regierung mit Protest von Genossen KolbS Forderungen ab. Die neueste Phase der Großblockpolitik hat in badischeu Arbeiterkreisen die Opposition gestärkt. Das beginnt den Mannheimer Mehrheitspolitikern unangenehm auf die Nägel zu brennen. Die„Volksstimme" hat gegen die nämliche Aktionspolitik vom Leder gezogen, die man noch vor wenigen Woche» in Offenburg gesegnet hatte. Auf die Daner wird es von der Großblockpolitik heißen: Sie war ein Traum, und kein schöner.-b-b Eine Frauenbezirkskonscrenz zu Leipzig gegen die Maßregelung der Genossin Zirtz und für die grundsätzliche Haltung der„Gleichheit". Am 22. April hat in Leipzig eine Frauen- konferenz getagt, die von de» vier Wahlkreisen des Agitationsbezirks gut beschickt war. Sic nahm die Berichterstattuug von der Oppositionskonferenz zu Gotha entgegen und erörterte im Zusammenhang damit die Vorgänge innerhalb der Sozialdemokratie, die mit Notwendigkeit zu der Tagung geführt hatten. Eingehend wurde namentlich die Aufhebung des Frauenbureaus und der Ausschluß der Genossin Zietz aus dem Parteivorstand besprochen. Das Vorgehen des Parteivorstandes wurde von allen Rednerinnen auf das schärfste verurteilt. Die Genossinnen erblickten darin nicht bloß eine rechtswidrige Maßregelung der erprobten Führerin, sonder» eine Preisgabe ihrer statutengemäßen Rechte und eine Schädigung der proletarischen Frauenbewegung. Entschieden mißbilligten sie auch das an Genossin Zietz gestellte Ansinnen, auf die Leiterin der„Gleichheit" einzuwirken, damit sie die Hallung des Blattes ändere. Die tagenden Genossinnen nahmen einstimmig die folgende Resolution an:„Die heutige Frauenbezirkskonferenz Leipzig erklärt sich mit der politischen Haltung der.Gleichheit' und der sich frei äußernden sozialdemokratischen Meinung der Genossin Zetkin einverstanden und erwartet, daß die.Gleichheil' wie bisher, so auch fernerhin das Kampforgan der Frauen bleibt." Die Konferenz nahm auch Stellung zu dem Gothaer Beschluß, daß den Bezirksvorständen je eine Genossin angehören muß, deren Aufgabe es im besonderen ist, die Aufklärung und Organisierung der proletarischen Frauen zu betreiben. Die Konferenz schlug die Unterzeichnete vor als Vertreterin der organisierten Genossinnen für den Bezirksvorstand Leipzig . In dem Vorstand für den 13. sächsischen Wahlkreis, dem schon seit Jahren eine Genossin angehört, sollen sie durch Genossin Schumann vertreten werden. Die nächste Generalversammlung wird über die Vorschläge entscheiden. Es genügt aber nicht, daß die beiden Genossinnen Sitz und Stimme in den leitenden Körperschaften haben, und daß sie hier ihre ganze Energie für die Förderung der sozialdemokratischen Frauenbewegung einsetzen. Alle organisierten Frauen müssen sich vielmehr in lebendiger Fühlung mit ihren Vertreterinne» halten, müssen sie mit Anregungen, Vorschlägen, Erfahrungen tatkräftig unterstützen, müssen jederzeit eifrig mit ihnen zusammenwirken. Erst dadurch wird das Amt und die Tätigkeit der weiblichen Vorstandsmitglieder der neu zusammengefaßten Organisation und ihren großen, schweren Pflichten recht nutzbar gemacht. Die bevorstehenden Frauentagsversammlungen geben eine treffliche Gelegenheit dazu. Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei wird mit Nachdruck die Grundsätze verfechten, deren Verwirklichung das hohe Ziel der erwachten, selbständig denkenden Frauen des werktätigen Volkes ist. Sie wird nicht weniger treu für die Interessen der Proletarierinnen eintreten. Die Genossinnen haben darum ihrerseits die Pflicht, alle Kräfte aufzubieten, um die Unabhängige Sozialdemokratische Partei zu stärken, ihr Mitglieder zuzuführen— zumal Frauen—, ihr geistiges, politi- schcS Leben stark und gesund zu erhalten. Kurz, sie müssen mit daran arbeiten, daß diese Partei die Klarheit, den Willen und die Macht erlangt, als wirklich berufene Vertretung der Arbeiterklasse ihren großen Ziele» und Aufgaben gerecht zu werden. Auguste He n n ig. Eine Sympathiekundgebung der holländischen Genossinnen für Genossin Zietz. Von dem Bewußtsein internationaler Solidarität erfüllt, empfinden die Genossinnen des Auslands mit Recht die Maßregelung der Genossin Zietz wegen-ihres treuen Festhaltens an den sozialistischen Grundsätzen als einen Schlag gegen die sozialistische Frauenbewegung. Wie die österreichischen, so haben auch die niederländischen Genossinnen ihrer Sympathie für die Genossin Zietz Ausdruck gegeben. Auf der letzten Tagung ihrer Landesorganisation gelangte diese Resolution zur einmütigen Annahme:„Die Jahresversammlung des Verbands der Sozialdemokratischen FrauenklubS der Niederlande hat mit großer Empörung die Nachricht entgegengenommen von der Maßregelung der Genossin Zietz, der tüchtigen Vorkämpferin der deutschen Genossinnen. Auch die Nachricht von der Aufhebung des Frauenbureaus wurde mit Pfuirufen aufgenommen. Die Delegierten sprechen ihre aufrichtigen Sympathien für Genossin Zietz aus und ihre freudige Zuversicht, daß diese ihre schöne, bedeutungsvolle Arbeit unier den Frauen unentwegt weiter fortsetzen und ihren Willen zum Frieden und zur internationalen Solidarität stärken wird. Trotz der Parteiwirren wird Genossin Zietz' Arbeit ununterbrochen weitergehen, davon sind wir überzeugt." Notizenteil. Für den Frieden. Tie FriedeuSarbeit der sozialistischen Internationale. Seit die Revolution den Friedenswillen der russischen Proletarier zu
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28 (25.5.1917) 17
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