130Die GleichheitNr. 19»och praktische Vorschläge für die zu leistende Kleinarbeit bei derAgitation unter den Frauen. Der Antrag, durch Versammlungenund Besprechungen die Werbearbeit zu beleben, wird angenom-inen. Dem Wunsche, Probeexemplare der neuen„Gleichheit" kommen zu lassen, soll stattgegeben werden.Die Genossin Bollmann sHalberstadt) spricht hierauf über„Die Stellung der Arbeiterfrau während desKrieges und nach dem Kriege". Rednerin erinnert andie gewaltigen Umwälzungen des Krieges und dessen Einwirkungenauf die Lage der Frau. Neben der großen Sorge um das Wohlergehen des im Felde stehenden Mannes habe die Frau schwerewirtschaftliche Lasten zu tragen. Wenn die in der Industrie tätigeFrau, sofern sie in der Großstadt wohnt, Hilfe und Beistand beiden Gewerkschaften findet, sei die Frau auf dem Lande so gut wiehilflos. Vor allem dürfe sich die Frau nicht als Lohndrückeringegenüber dem Manne gebrauchen lassen. Sie müsse anstrebengleichen Lohn für gleiche Arbeit. Ebenso das gleiche Wahlrecht zuallen öffentlichen Körperschaften. Rednerin empfiehlt zum Schlüsseden Frauen, sich politisch und gewerkschaftlich zu organisieren, umall die Aufgaben erfüllen zu können, die nach dem Kriege von denFrauen gelöst werden müssen.Nach einer lebhaften Aussprache, in der allseitiges Einverständnis mit den Ausführungen der Referentin zum Ausdruck kani,wurde folgende Entschließung einstimmig angenommen:Die 5300 politisch organisierten Frauen des Sozialdemokratischen Bezirksverbandes Magdeburg-Anhalt erneuern den Rechtsanspruch auf die Gleichberechtigung der Frau beiAusübung aller öffentlichen Rechte. Der nunmehr drei Jahredauernde Weltkrieg hat mehr, als viele Jahrzehnte der organischen Entwicklung es vermocht hätten, die soziale Stellung desWeibeS verändert. In Landwirtschaft, Industrie, Verkehr, Handel und Verwaltung mußte die Frauenarbeit die Fortführungder Wirtschaft ermöglichen. Durch das Ausscheiden von Millionen Männern haben die Frauen auf lange Jahre deren Tätigkeit übernehmen müssen. Alle Angelegenheiten der Familie, dereigenen Wirtschaft und der damit verbundenen Betätigungen hatdie Frau während der Kriegsdaucr ausgeübt. Sie ist oft gegenihxen Willen, aber in der Tat völlig selbständig geworden. NachBeendigung des Krieges wird infolge der blutigen Verluste undder durch die Kriegswirkungen hervorgerufenen Veränderungenim Wirtschaftsleben des Landes die Zahl der Frauen, die aufsich selbst gestellt sind, Millionen zählen.sich und übergab ihm das Zepter, er selbst aber begab sichvorerst in die Wüste, um über das, was er vernommen hatte,nachzusinnen. Und dann zog er als Pilger von Stadt zu Stadtund von Dorf zu Dorf und predigte den Menschen, daß esnur ein Leben gebe und daß die Menschen nur sich selbstBöses zufiigen, wenn sie es anderen Wesen zufügen wollen._ Die Mutter als Erzieherin_Werde zur Freundin! Deine Kinder sind größer geworden. Siesind dir schon über den Kopf gewachsen. Nicht nur körperlich, auchgeistig. Denn du hast dich redlich bemüht, sie mit besserer Bildungauszurüsten, als sie dir selber zuteil geworden ist. Du freust dichdessen, oft genug aber leidest du auch darunter. Denn die Rücksichtslosigkeit der Jugend verletzt nicht selten, ohne es zu wissen und zuwollen, deine zartesten Empfindungen. Du hilfst dir in unbeherrschtenAugenblicken durch Härte und Unfreundlichkeit, hältst deinen Kindernihre vermeintliche Lieblosigkeit vor, berufst dich auf deine mütterliche Autorität und verlangst Gehorsam und Unterwerfung. Dadurchober verbesserst du dein Verhältnis zu deinen Kindern nicht. Denngerade gegen die Unterwerfung lehnt sich ihr jugendlicher Trotz auf,den noch die Lebenserfahrungen nicht gebändigt und veredelt haben.Und so suchen sie leicht Stütze und Rat bei anderen, suchen Freundeund Freundinnen außerhalb des Hauses, mit denen sie liebreich verkehren. Das schmerzt dich noch inehr. Und doch darfst du es deinenKindern nicht verwehren. Nur mußt du dein eigenes Verhältniszu deinen Kindern frühzeitig so einrichten, daß sie Freunde undFreundinnen nicht gegen dich, sondern mit dir und neben dir haben.Und von allen mußt du die liebste und vertrauteste ihrer Freundinnen sein. Kein größeres Glück für euch beide, für deine Kinderund für dich, wenn euch nicht nur Blutsverwandtschaft, sondern auchdie Wahlverwandtschaft der Freundschaft aneinanderknüpft. Ks.Die Mitarbeit des Weibes bei dem Wiederaufbau der Wirtschaft wird nach Friedensschluß weder vom Reiche noch von Staatund Gemeinde entbehrt werden können. Wenn aber so vollständige Veränderungen in der Gesamtstellung der Frau innerhalbweniger Jahre eingetreten sind, so muß die Gesetzgebung dieserEntwicklung gerecht werden. Wir fordern daher das gleiche Wahlrecht für alle gesetzgebenden und verwaltenden Körperschaften inReich, Staat und Gemeinde. Wir fordern die Beseitigung dergesetzlichen Bestimmungen, die der freien Entwicklung der weiblichen Persönlichkeit hindernd im Wege stehen. Der Grundsatz:Freie Bahn allen Tüchtigen! mutz auch das weibliche Geschlechteinschließen.Wenn England und Rußland, dem Drucke der Zeit folgend,den dortigen Frauen die politische Gleichberechtigung gegebenhaben, so kann Deutschland sie den deutschen Frauen nicht vorenthalten. Denn die deutschen Frauen haben nicht minder unterNot und Tod gelitten: sie haben in der Volkswirtschaft sicherlichnicht mindere Leistungen vollbracht als die Frauen irgendeinesLandes.Die Konferenz ist sich bewußt, daß diese Rechtsforderungendem heftigen Widerstand aller reaktionären Gewalten begegnenwerden. Um den freiheitsfeindlichen Widerstand brechen zu können, bedarf es der organisierten politischen Macht. Diese hat sichdie deutsche Arbeiterklasse in fünfjahrzehntelanger opfervollerArbeit geschaffen. Die Versammelten geloben daher, der sozialdemokratischen Partei die Treue zu halten und unablässig fürdie Durchführung unserer Forderungen zu wirken.Das letzte Referat über„Ernährungssorgen währenddes Krieges" hielt Genosse Brandenburg(Stendal). Sodannwurden noch die Genossinnen Boll mann(Halberstadt) undK o r f e y(Anhalt) zu Vertreterinnen für die am 7. Juli stattfindende Frauenkonferenz in Verlin gewählt._ Die Frau als Arbeiterin_Eine internationale GewerkschaftSkonfereuz ist von der inAmsterdam eingerichteten Zweigstelle des Internationalen Getverk-schaftSbundes für den 8. Juni nach Stockholm einberufen worden.Die Tagesordnung enthält nur einen Verhandlungsgegenstand, aberer ist sehr wichtig und schließt alle Gegenwarts- und Zukunftsfragender Gewerkschaftsbewegung in sich ein. Er lautet:„Gewerk-HauswirtschaftlichesDie Behandlung der Milch. Bei der jetzt beginnenden wärmeren Jahreszeit ist besonders in Anbetracht des erheblichen Mangelseine ganz besondere Sorgfalt bei der Gewinnung, Behandlung undAufbewahrung der Milch erforderlich. Das einzig empfehlenswerteVerfahren, um die Milch vor dem Sauerwerden möglichst lange zuschützen, ist, die Milch so frisch wie möglich zu kaufen, sie sofort»ach Anlauf bis zum Aufwallen aufzukochen und sie alsdann schnellabgekühlt an kühlem Ort in einem ausschließlich für diesen Zweckbestimmten Gefäße mit überfallendem Deckel, am besten ohne Umgießen in dem Gefäße, das zum Aufkochen diente, aufzubewahren.Milch, die kleineren Kindern gegeben wird, sollte vor Verabfolgungan sie jedesmal erst von einem Erwachsenen gekostet werden, umfestzustellen, ob sie auch nicht sauer oder bitter schmeckt.Erdbeerbliittertee. Von der Walderdbeere läßt sich ein wohlschmeckender und gesunder Tee herstellen. Die kleinen Blätter sinddie besten. Aber auch die älteren lassen sich verwenden. Man wäschtdie Blätter schnell und läßt sie auf einem Sieb ablaufen, indemman sie öfters auflockert. Dann legt man sie dünn auseinander aufein Kuchenblech in den abgekühlten Bratosen und trocknet sie sorgfältig, so daß sie grün bleiben, aber völlig trocken sind. Man verwahrt sie in einer Teebüchse oder Blechtrommel und gibt, wennman den Geschmack liebt, etwas Vanille dazu. Der Tee muß einehalbe Stunde ziehen, damit das Aroma sich richtig entwickelt.Papier als FeuerungSmaterial. Unsere Hausfrauen stecken ofteinzelne Papierfetzen in den Herd und verbrennen sie dort, ohnedaß dadurch die Heizkraft des Papiers ausgenutzt wird. Manmuß es anders machen. Das Papier wird zwei Tage in Wassergelegt, dann tüchtig ausgedrückt und dabei zu einem festen Ballgeformt. Dieser muß an der Sonne, auf dem Herd oder in derBratröhre getrocknet werden. Die gut getrockneten Papicrklumpenbewahrt man in einem trockenen Raum auf, um sie später mit zurFeuerung zu verwenden. Sie brennen und heizen wie gute Kohle.