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Die Gleichheit

deutschen Reichsbank, der Elastizität unserer Großbetriebe, den rasch geschaffenen Zentraleinkaufsgesellschaften sei es gewiß zu danken, wenn die notwendige Einstellung unseres Wirtschaftslebens auf den Kriegszustand möglich geworden sei. Man dankt es aber auch der Tatsache, daß wir eine gute und in der Hauptsache einheitlich or ganisierte und mit großer Sachkenntnis geleitete Arbeiterschaft hatten, die in ihren Gewerkschaften und ihren Parteileitungen sich bewußt den einheitlichen nationalen Notwendigkeiten fülgte. Hätten wir nicht 3,8 Millionen fest in Gewerkschaften organisierte Arbeiter gehabt, die jährlich bisher schon fast 30 Millionen Mark ausgaben, ein Ver­mögen von fast 100 Millionen Mark besaßen( nur England hat eine ähnliche Organisation, alle anderen Staaten stehen weit zurüd), so wäre die Arbeiterschaft nicht so national, nicht so politisch flug ge= wesen, hätten die organisierten Arbeiter ihre Arbeitslosen nicht so großartig unterstüßen können. Es wäre auch nicht gelungen, den zersplitterten Arbeitsnachweis rasch so zusammenzufassen und zu steigern: aus einem losen Verbande der Nachweise mit bisher jähr lich 2 bis 3 Millionen Meldungen wurde durch die Zentralisation in einer Reichszentrale ein solcher von jährlich 7 bis 8 Millionen Meldungen. Kein Wunder, daß die erst riesengroße Arbeitslosigkeit nach wenigen Kriegsmonaten schon( gegen Weihnachten 1914) sehr bedeutend abgenommen hatte."

Man wird sich dieses Urteil merken, falls in Zukunft wieder ein­mal die Mithilfe der deutschen Arbeiter an der Aufrechterhaltung unserer Volkswirtschaft in Frage gestellt werden sollte.

Die Frauen gegen den Alkohol.

Eine Frauenkonferenz zum Studium der Alkoholfrage hat Ende Juni in Dresden stattgefunden. Zu den Verhandlungen hatten nur Frauen Zutritt. Er sprachen Dr. med. Margarete Stegmann( Dresden ) über Alkohol und Volksgesundheit, Gustel v. Blücher und Frau Marie Stritt ( Dresden ) über Alkohol und Volkswirtschaft, Frau Elsbeth Krutenberg( Kreuznach) und Wilhelmine Lohmann( Bielefeld ) über Alkohol und Volks­erziehung, und Frau Katharina Scheven ( Dresden ) und Frau Dr. phil . Wegscheider- Ziegler( Bonn ) über Alkohol und Volks­Sittlichkeit. An alle Vorträge schlossen sich längere Bespre chungen. Das Resultat der zweitägigen Verhandlungen bildete die Annahme folgender Entschließung:

am äußersten Ende einer einsamen Allee auf einer Steinbank und malte mit den Fußspißen Figuren in den Sand. Er dachte immer an die Eltern, die Freunde, an sein heimatliches Dorf, aber vor allem dachte er immer an seine Mutter. Die war eine arme Bäuerin, alt, schwach; aber fröhlichen Tem­peraments besaß sie zugleich ein wahres Engelsgemüt. Von allen ihren Kindern liebte sie natürlich den fernen Sohn beim Militär mit der größten Zärtlichkeit und auch mit einem ganz besonderen Gefühl der Sorge und des Mitleids. Sie schrieb ihm oft oder ließ ihm schreiben, und seine Briefe, im­mer von neuem gelesen, immer wieder geküßt, die sie wie hei­lige Reliquien bei sich trug, milderten die Bitterkeit der Tren­nung. Dasselbe taten die Briefe der Mutter für ihren Sohn. Ja freilich, aber das kann doch nicht genügen! Papier bleibt doch immer nur Papier, und zärtliche Mütter wollen ihre Kinder sehen, sie mit den Händen berühren, sie mit einem Atemzug zehnmal auf die Stirn küssen. Den Kindern auch genügt es nicht, zu wissen, daß da zu Hause ein teures weißes Haupt ihrer denkt, sie wollen dasselbe umfassen und ihre Lip­pen auf die weißen Haare drücken. Und so hatte denn sowohl die gute Alte wie ihr geliebter Soldat in diesen vier Jahren ein Leben fortwährender Hoffnung, immer getäuschter Er­wartung, voll Wehmut, Sorge, Herzklopfen geführt. Aus dem Norden Italiens stammend, war der Sohn mit seinem Ne­giment zunächst nach Sizilien gekommen, dort zwei Jahre geblieben( arme Frau, in Sizilien mit all dem Wasser da­zwischen!), dann ein Jahr in Kalabrien , ein zweites in Mit­ telitalien gewesen. Endlich eines schönen Tages hieß es wie­der: Das Regiment wird versezt! Wohin geht es?" fragte unser Soldat einen Feldwebel und horchte atemlos auf die Antwort: Nach Norditalien ." Sein Herz schlug laut. Wo­hin da?" fragte er wieder, indem er die Farbe wechselte.

Nr. 21

Die zur Frauenkonferenz zum Studium der Alkoholfrage am 22. und 23. Juni 1917 versammelten Frauen treten für folgende Forderungen zum Schutze des Volkes vor den Gefahren und ver­heerenden Wirkungen des Alkohols ein:

1. Sofortiges Brau- und Brennverbot zum Zwecke der Er­haltung unserer gesamten Feld-, Garten- und Wildfrüchte und des Buders zur möglichst unmittelbaren Ernährung des gesamten Voltes; 2. Alkoholverbot bei der Demobilmachung von Heer und Marine;

3. Nach Friedensschluß: Beibehaltung und weiterer Ausbau aller die Herstellung, den Verkauf und Ausschant von alto­holischen Genußmitteln einschränkenden Bestimmungen, insbesondere in bezug auf das gesamte öffentliche Vergnügungs­wesen, bis zur Wiederherstellung normaler Verhältnisse auf dem Ernährungs- und Arbeitsmarkt und bis zur Wiederherstellung einer normalen Valuta; Festsetzung einer früheren Polizeistunde für das ganze Neich, ohne Ausnahmebefugnisse für die Polizei­behörden;

4. Reichsgesetzliche Neuordnung der gesamten Alkohol­gesetzgebung und Schließung der Animierkneipen. Schutz der Jugend vor jedwedem Alkoholgenuß bis zum vollendeten 18. Lebens­jahre;

5. Einführung des Gemeindebestimmungsrechts bei Er­teilung von Schankkonzessionen;

6. Einführung eines obligatorischen alkoholgegnerischen Unterrichts an den Lehrerbildungsanstalten und Schulen; 7. Schaffung alkoholfreier Gast- und Speisehäuser und Voltshäuser unter finanzieller Beihilfe der Gemeinden;

8. Die Teilnehmerinnen der Frauenkonferenz sind überzeugt, daß alle diese Forderungen zum Wohle des Volkes um so sicherer und zweckentsprechender erfüllt und durchgeführt werden können, je eher die Frauen als vollberechtigte Bürgerinnen in Gemeinde, Staat und Reich, insonderheit auch durch das Ge­meindebestimmungsrecht ihren weiblich- mütterlichen direkten Ein­fluß auf Gesetzgebung und Verwaltung ausüben dürfen."

Wir stehen den Bestrebungen auf Bekämpfung des Alkoho­lismus durchaus sympathisch gegenüber und schließen uns auch den meisten der Forderungen an. Einige Wünsche dagegen können wir nicht unterstützen; so besonders nicht solche, die die Hilfe der Polizei gegen den Alkohol in Anspruch nehmen wollen. Auch gegen den obligatorischen alkoholgegnerischen

Jener nannte die Stadt, die nächste von seinem Heimatort: Ach!" rief er, und wenig fehlte, so hätte er den Feldwebel umarmt und Arrest bekommen. An demselben Abend, sowie er konnte, schrieb er nach Hause.

Wallfahrtslied.

( Fortsetzung folgt.)

Nur ein Wandern ist das Leben, Und wir wandern auf und ab, Wünschen, hoffen, sehnen, streben, Und das Ziel ist nur ein Grab, Nur ein Grab für dich, mein Herz, Deine Lust und deinen Schmerz.

Vieles Schöne, das wir hatten, Selger Stunden stilles Glück

Ging dahin wie Traum und Schatten, Und wir blieben arm zurück. Und so schwindet allgemach Alles hin und wir ihm nach.

Mag denn alles sein geschieden, Öd und einsam unser Pfad, Wenn uns eins nur bleibt hienieden: Das Bewußtsein edler Tat! Dann, o Tod, mag's morgen sein, Ruhig, ruhig harr' ich dein.

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Soffmann v. Fallersleben .

Stimmungsbilder.

Ein kleiner gutgepflegter Garten. Der Mittagstisch ist im Garten reizend und verlockend gedeckt, und ein weißbeschürztes Mädchen trägt die Speisen zu.

Die Hausfrau:" Minna, lassen Sie die Erdbeercreme noch auf Eis, bis ich rufe."