Nr. 21

Die Gleichheit

das Kriegsversorgungsamt 24 Bezirksstellen eingerichtet, die die Wünsche und Beschwerden des Publikums in der Lebensmittel­versorgung entgegenzunehmen haben. Auch hier arbeiten Genossin­nen ehrenamtlich mit.

Nach dem hoffentlich baldigen Ende des Krieges wird nach und nach all das Drückende und Belastende weichen, das ganz besonders von den Frauen empfunden wird. Heute hat jeder vollauf an sei­nem Päckchen Not und Sorge zu tragen, der Gedanke an die all­gemeinen Nöte geht dabei vielfach verloren. Ist aber erst der drückendste Alp durch das Kriegsende genommen, dann wird auch der Gedanke der Gemeinsamkeit wieder aufleben. Gemeinsame Not verbindet uns, gemeinsames Streben verschafft uns eine bes­sere Lebenslage. Und die brauchen wir zur weiteren Durchsetzung unserer politischen und sozialen Forderungen. Johanna Reize.

Aus unserer Bewegung

w. Eine Frauenkonferenz des Bezirks Niederrhein fand am Sonntag, den 24. Juni in Elberfeld statt. An der Konferenz nah­men Vertreterinnen aus Lennep - Remscheid - Mettmann , Barmen, Elberfeld , Krefeld , Düsseldorf , Neuß- Grevenbroich und Mörs teil. über den Stand der Frauenbewegung im Bezirk hielt Parteisekretär Dröner von der Bezirksleitung das einleitende Referat: Die unvermeidliche Trennung in der Partei, die Absplit­terung der Oppositionsgruppen ist auch bei uns erfolgt. In allen Kreisen ist wieder die alte Parteiorganisation aufzubauen, und da gilt es auch, unter den Genossinnen bessere Verbindung zu bekommen. Vor allen Dingen ist es notwendig, den besten Weg ausfindig zu machen, wie unter den neuen Verhältnissen unsere Frauenbewegung vorwärts gebracht und der Gleichheit" wieder in weitesten Kreisen Eingang verschafft werden kann.

An der recht lebhaft geführten Diskussion beteiligten sich die Vertreterinnen sämtlicher Kreise. Übereinstimmend zeigte sich in den Tätigkeitsberichten das gleiche Bild wie in der Jugendbewe gung. Die Frauenbewegung wird dort gelähmt und gehemmt, wo die Opposition eine nennenswerte Tätigkeit entfalten kann. Im allgemeinen aber wurde festgestellt, daß die Verbindungen der ein­zelnen Bezirke untereinander noch bestehen und daß man in den letzten Wochen mit Erfolg daran gearbeitet hat, wieder neue Mit­glieder zu werben.

Vollständige übereinstimmung ergab sich auch in der Beurteilung des Redaktionswechsels der Gleichheit". Sämtliche

Gewinn nur 10 Prozent auf. Die Preise einer Wohnungseinrich. tung von Küche und zwei Zimmern betragen je nach der Zahl und Art der Möbel 1600 bis 2300 Mart. Bei unverschuldeter Zahlungs­fäumnis wird natürlich eine städtische gemeinnüßige Anstalt nicht in der unnachsichtlichen Weise der Abzahlungsgeschäfte vorgehen.

Der Versuch verdient gewiß eine wohlwollende Beurteilung, wenn er vorläufig auch noch einige Unvollkommenheiten aufweist. Das größte Bedenken muß der hohe Preis der Wohnungseinrichtung wachrufen. Es müßte möglich gemacht werden, durch Beschränkung und Vereinfachung der Gegenstände der Wohnungseinrichtung eine erhebliche Verbilligung zu erzielen. Ist übrigens die Frankfurter Arbeiterschaft durch ihren Bildungsausschuß an dem Unternehmen beteiligt?

Bücherschau

Begabungsschulen. Freie Bahn der deutschen Jugend. Von Dr. May Opel. Vita, Deutsches Verlagshaus, Berlin . 74 Seiten. Der Verfasser ist Dozent der Freien Hochschule Humboldt- Ala­demie in Berlin und in pädagogischen Kreisen als ein tatbereiter Schulreformer wohlbekannt. Während des Krieges ist er als Kriegs­oberlehrer an einer Realschule auch als praktischer Schulmann tätig. Das gibt seiner Kritit, seinen Vorschlägen und seinen Gründen eine besonders frische Farbe. Er tritt mit Entschiedenheit und mit echt volksfreundlicher Gesinnung an das zurzeit viel erörterte Problem heran, wie die begabten Schüler, besonders die Volksschüler, durch schulorganisatorische Maßnahmen wirksam gefördert werden können, ohne daß die Masse der Schüler darunter leidet. Er bekämpft dabei besonders den neuerdings gern erhobenen Einwand, daß die Kinder der unbemittelten Voltskreise für die höhere Bildung weniger gut ausgerüstet und empfänglich seien, und er verlangt daher besondere Schulanstalten zur Aufnahme gut befähigter Boltschulabiturienten und Bereitstellung von Mitteln zu entsprechender Unterstützung von Eltern- und Schülern. Diese Forderung liegt auch auf dem Wege der sozialdemokratischen Schulreform. Wir empfehlen das Büchlein allen denen, die sich für die Fragen der Schulreform interessieren. hs.

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Rednerinnen sprachen in der Diskussion ihr herzlichstes Bedauern darüber aus, daß die verdienstvolle Genossin Zetkin durch die Mei­nungsverschiedenheiten in der Partei für die Frauenbewegung un­serer Partei verloren gegangen sei. Es wurde die Erwartung aus­gesprochen, daß die Gleichheit" unter der neuen Redaktionsfüh­rung den schon längst geäußerten Wunsch auf einfachere Schreib­weise berücksichtigen. Die Konferenz stellte sich einmütig auf den Standpunkt, durch eine intensive Agitation für die Gleich­heit" unter ihrer neuen Redaktionsführung bald wieder den alten Leserstand zu erreichen.- Der zweite Punkt der Verhandlungen be= schäftigte sich mit der Berliner Reichskonferenz.

Köln.( Aus unserer Frauenbewegung.) Die Kölner Arbeiter­frauen regen sich eifrig für ihre Organisationen. Nachdem eine all­gemeine öffentliche Versammlung, in der Reichstagsabgeordneter Meerfeld vor der Kölner Bürgerschaft über das Thema Das Volk und der Friede" sprach, vorhergegangen ist, finden nunmehr für die Frauen besondere Veranstaltungen statt. In dreizehn Versammlungen sollen sie zur Kriegs- und Friedensfrage Stellung nehmen. Die Ge­nossen Fulp, Meerfeld , Sollmann, Trimborn und Genossin Röhl sprechen über Die Frauen und die Friedensbewegung". Die Ver­sammlungen, soweit sie schon stattgefunden haben, sind durchweg gut besucht gewesen und haben gezeigt, wie groß das Interesse der Frauen an den Tagesfragen ist.

Kürzlich berichtete die hiesige Leitung des Fabritarbeiterver bandes über den Erfolg einer Werbewoche, die vom 10. bis 16. Juni veranstaltet worden war. Es hieß in dem Bericht: Das Er­gebnis war sehr befriedigend. Es wurden insgesamt 217 Aufnahmen gemacht, davon 51 männliche und 166 weibliche." Für das nächste Vierteljahr ist eine Wiederholung der Werbewoche beabsichtigt. Auch der hiesige Transportarbeiterverband konnte vor kurzem Erfreuliches berichten. Eine große Anzahl von erwerbstätigen Frauen haben während des zu einem glänzenden Abschluß gebrachten Straßen. bahnerinnenstreits erkannt, welche großen Vorteile ihnen der Anschluß an die Organisation bietet. Mit Hilfe des Verbandes haben die Schaffnerinnen in Köln eine erhebliche Lohnaufbesserung und Bewilligung von drei dienstfreien Tagen im Monat erlangt. Von den städtischen Straßenbahnerinnen war bis dahin nur eine ganz kleine Anzahl organisiert. Wenn diesmal schon dieser kleine Vortrupp organisierter Frauen, allerdings begünstigt durch die augen­blickliche Lage, einen solchen Erfolg durchsetzen konnte, um wieviel mehr könnten die Frauen erreichen, wenn sie alle der gewerkschaft­lichen Organisation angeschlossen wären! Grete Emmerich.

Die hygienische Forderung. Von Professor Alfred Grotjahn . Verlag von Karl Robert Langewiesche , Stönigstein im Taunus und Leipzig . 236 Seiten. 1,80 Mt.

Die wertvolle Sammlung der blauen Bücher des bekannten Ver­legers hat durch das Grotjahnsche Buch eine erfreuliche Erweiterung erfahren. Der bekannte Berliner Hygienifer behandelt darin die Fragen der Gesundheit in vier Teilen: Der hygienische Mensch, Die hygienische Familie, Die hygienische Siedlung, Das hygienische Volk. Damit erfaßt er so ziemlich alles, was in der Gesundheit des ein­zelnen und in der öffentlichen Gesundheitspflege eine Rolle spielt. Grotjahn schreibt im guten Sinne volkstümlich. Er vermeidet alles gelehrte Beiwert, alle schwierige Theorie; in schlichter, aller un­gemein fesselnder Form, bei der hinter jedem einzelnen Wort der gründliche Sachkenner steht, erteilt er Ratschläge, übt er Stritit, gibt er Anregungen. Das Buch eignet sich, wie auch die meisten anderen Bücher derselben Sammlung, vortrefflich zu Geschenkzweden. M. P.

Eingegangene Schriften.

Otto Baumgarten , Erziehungsaufgaben des neuen Deutschland. Tübingen 1917, J. C. B. Mohr.

Um Deutschlands Zukunft. 2. Fürst v. Bülow, Weg zur poli­tischen Reife. 3. August Winnig, Der englische Wirtschaftsfrieg und das werktätige Volt Deutschlands . Berlin , Verlag Reimar Hobbing .

Paul Umbreit , Die deutschen Gewerkschaften im Weltkrieg. Erster Band der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek. Berlin 1917, Verlag für Sozialwissenschaften.

Alfred Leopold Müller, Das Gedächtnis und seine Pflege. Stutt­ gart 1915, Kosmos, Franchsche Verlagshandlung. Professor Dr. B. Wandollet, Das Leben in den Meerestiefen. Deutsche Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Theod. Thomas Verlag in Leipzig .

Das Kleid der arbeitenden Frau. Mit 62 Abbildungen. Karls­ ruhe 1917, G. Braunsche Hofbuchdruckerei und Verlag. Dr. Heinrich Braun , Annalen für soziale Politik und Gesezgebung. 5. Band, 3. Heft. Berlin 1917, Julius Springer .