Nr. 22
Die Gleichheit
ersaz.( Heiterkeit.) Das sind eben diejenigen Frauen, die an Stelle der Männer sowohl im Erwerbs- wie im politischen Leben einspringen können. Von diesen dürfen wir etwas anderes und Wertvolleres als das, was der Mann schon geben kann, nicht erwarten. Wir können von der Frau etwas Wertvolleres, als der Mann geben fann, nur erwarten, sofern sie Hausfrauen und vor allem sofern sie Mütter sind, und ich glaube nicht, daß Mütter und Hausfrauen die Möglichkeit haben, sich in dem Maße politisch zu betätigen, daß wir empfehlen können, ihnen das politische Stimmrecht zu geben. ( Buruf links.)- Auf die Differenzen, die in der Familie entstehen können und die mehr zu Scherzen Veranlassung geben, will ich in einer so ernsten Stunde wie die, in der wir hier reden, nicht eingehen.
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Stadthagen ( Unabhängiger Sozialdemokrat): Es ist von einigen der Herren Redner, zulegt von Herrn Mertin, erklärt worden, er schäze zwar die Frauen außerordentlich. Er sprach davon, daß die Frauen als Männerersaz in Betracht kommen. Ich muß sagen, sie kommen als Menschen in Betracht. Sie sprechen davon, sie kommen vor allen Dingen als Mütter in Betracht, aber politische Rechte sollen sie nicht haben. Wie kann man eine derartige Behauptung aufstellen in dem Moment, wo die Frau in die Fabrik, in die werktätige Arbeit in dieser ungeheuren Weise gerissen wird? Die Ausdehnung der Frauenarbeit vor dem Krieg und während des Krieges ist eine ungeheuerliche. Vor dem Kriege war etwa ein Drittel der Erwerbstätigen Frauen und Mädchen, heute mehr Frauen als Männer, und da kommt man und sagt, sie sollen als Mütter auf treten. Das ist tatsächlich, wenn auch nicht gewollt, eine Mißachtung des Wesens der Frau, ihres Menschentums, ihrer Menschenrechte, ihres Rechts auf Gleichberechtigung. Es ist der Ausfluß der Herren natur des Mannes, der die Frau als Sllavin achtet. Es ist eine Art Sklavenhaltertums, zu erklären: du hast zu arbeiten, du hast nicht nur außerdem deine Mutterpflicht zu erfüllen, du hast zu arbeiten, zu schwißen wie ein Mann und mehr als ein Mann, Rechte bekommst du nicht. Das ist in der Tat eine Mißachtung der Frau. Es ist eine Mißachtung der sozialen Notwendigkeit.
Es ist gesagt worden, wir hätten keine Erfahrung mit dem Frauenwahlrecht. Zunächst braucht man keine Erfahrung zu haben, wenn
man mit den Dingen anfängt, oder man kann überhaupt keiner Neuerung zustimmen. Aber auch das ist nicht wahr. Wir haben eine Reihe von Staaten, in denen Erfahrungen der allerbesten Art gemacht sind. Die australischen Staaten haben das Wahlrecht der Frau, dreizehn Staaten der amerikanischen Union haben das Wahl
Oh, ho, ho! Das war ein Spaß, wenn alles so schön durcheinanderpurzelte.
Später baute er selber. Aber nur einfache Bauten. Wenigstens gelang es ihm gelegentlich, beim Aufeinanderlegen von Bauklößen den Schwerpunkt so zu erwischen, daß drei, vier Klöße vorübergehend übereinander lagen. Doch blieben sie nicht lange so liegen. Auch bei seinen eigenen Bauten kam es ihm mehr auf Abbruch als auf Aufbau an.
An Bildern nimmt Jan lebhaften Anteil, wenn sie ihm erklärt werden. Und das versteht die Mutter. Was so ein Mutterauge nicht alles herausfindet an Beziehungen zwischen einem Bild und ihrem Jan! Aber jedesmal muß die gleiche Beziehung hergestellt werden, wenn Jan wieder an dasselbe Bild kommt. Wehe, wenn die Mutter etwas vergißt! Dann knurrt und schwägt Jan so lange und läßt nicht eher den Übergang zum nächsten Bild zu, bis alles wieder genau festgestellt ist.
Aber das beste Verhältnis hat Jan doch zu den redenden Künsten, besonders zur Musik.
Was meint ihr, wieviel Lieder Jan schon singen kann?
Und zwar richtig! In Melodie und Text! Und ohne daß sie ihm fünstlich beigebracht worden sind! Nur durch das Zuhören, wenn die Mutter singt oder eine Schwester.
Aber dann hört Jan auch zu! Dann läßt er alles andere liegen, Bauklöße und Bilderbücher, Spielzeug und Sandformen.
,, Kommt ein Vogel geflogen
"
"
Ein Männlein steht im Walde
"
"
,, Hänschen klein ging allein
"
" Das Schiff streicht durch die Wellen
"
Eins nach dem andern singt Jan dem Vater vor, wenn er sich mittags hinlegt und fünf Minuten lang mal nicht von Jan zum Spiel von einem Zimmer ins andere und von einer Ecke in die andere geschleppt werden will.
Neulich blättert der Vater mit Jan in einem Bilderbuch. Da kommen sie an das Bild eines Hasen, an den prächtigen, lebendigen Hasen Dürers.
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recht der Frau, in Finnland ist das aktive und passive Wahlrecht, durchaus überall mit dem vorzüglichsten Resultat. Es ist in Nor wegen , in Dänemark auf dem Marsche, es ist in Jsland eingeführt, in einer Reihe kanadischer Provinzen, in Merito, in Holland - da ist das passive wenigstens im Gang in Schweden , in Amerika mit 35: 34 die Erklärung für das Wahlrecht gegeben, in Italien , in Frankreich das Frauenwahlrecht auf dem Marsche, in England mit 342: 61 Stimmen eingeführt, trotzdem früher der große Widerstand dagegen war, Rußland ebenfalls dafür. Kurz und gut, wo wir Kulturstaaten sehen, ist das Frauenwahlrecht schon eingeführt oder auf dem Marsche. Nur in Deutschland , wo das Wort„ Kultur" immer von denen in den Mund genommen wird, die die Unkultur verbreiten und im Ausland dann zu der Ansicht Anlaß geben, diese Sorte Kultur sei deutsche Kultur, nur in Deutschland stemmt man sich gegen diese soziale Notwendigkeit, gegen diese Kulturforderung. Das ist eine böse Ungerechtigkeit, die nicht nur gegenüber der einzelnen Frau wirkt, sondern die sich auch bitter am Gemeinwesen, am Staat, am Reich rächen muß.
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Die Leserinnen werden die konservative Meinungsäußerung vermissen. Der Redner dieser Partei, Abgeordneter Kreth, hat es nicht einmal der Mühe wert gehalten, ein Wort über das Frauenwahlrecht zu verlieren. Bekanntlich sind die Konservativen grundsägliche Gegner des Frauenwahlrechts wie jeder tatsächlichen Reform.
Im übrigen spiegelt die Verhandlung des Reichstags ziemlich klar die Situation wider. Grundsäßliche Befürworter und Freunde des Frauenwahlrechts sind nur die Sozialdemokraten, laue und unsichere Freunde die liberalen Parteien, gegen die Einführung des Frauenwahlrechts sträuben sich das Zentrum und die Freikonservativen. Aber in diesen ereignisreichen Tagen sind so viele vorgefaßte Meinungen zusammengebrochen, haben so viele Männer und Parteien umgelernt, daß auch den Frauen um die Eroberung ihres wichtigsten Rechts nicht bange zu sein braucht. Es fällt keine Eiche auf einen Streich. Daher gilt es weiterzuwirken. Durch machtvolle Demonstrationen so gut wie durch rührige Arbeit im kleinen und stillen müssen die Frauen selber für ihr gutes Recht wirken. Sie haben die Götter der Zukunft an Bord!
„ Ei, Jan, was ist denn das?" Und wie antwortet Jan?- Er erhebt seine zarte Stimme zum männlichen Gesang:
„ Gestern abend ging ich( iß' sagt Jan) aus,
Ging wohl in den Wald hinaus,
Saß ein Häschen vor dem Haus, Guckt mit seinen Auglein aus,
Kommt das Häschen dicht heran,
Daß mir's was erzählen kann
Der Vater schließt dem kleinen Sänger rasch mit einem Kuß die Lippen und sagt laut:
"
Aber Jan, von wem hast du denn das schöne Lied?" ,, Von Mutti!"
„ Ei, Mutti, da muß der Vater aber böse werden, wenn ihr dem Jan so viele Lieder lernt!"
" Tun wir gar nicht! Wenn wir öfter mal ein Lied singen, ohne daß wir dabei an Jan denken, singt er es uns eines schönen Tages nach."
Im stillen aber denkt der Vater: Wie schön, daß Jan so früh die Künste miteinander verbindet, das Bild, das Gedicht und die Melodie.
Und dann klappt der Vater das Buch zu und spielt Kobolz mit seinem Jan und geht mit ihm in den Garten und pflanzt Bohnen und gießt die Blumen.
Auf daß das kleine Gehirn wieder entlastet wird!
Gesundheitswesen
Pflegt die Zähne! Durch die Tätigkeit der Zahnärzte bei den Truppenteilen während des Krieges wurde zum ersten Male an einem großen Menschenmaterial ein Überblick über die geradezu ungeheuerlichen Mund- und Zahnverhältnisse weitester Voltskreise möglich. Ein Stabsarzt, der darüber nähere Mitteilungen macht, kommt zu der dringenden Mahnung an die Bevölkerung, mehr als früher für die Pflege der Zähne bemüht zu sein. Durch die truppenärztliche Tätigkeit wurde neben den umfangreichen statistischen Er