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Die Gleichheit
Partei besteht, wurden von der Opposition meist in einer Art behandelt, daß die Parteiverdrossenheit der Genossinnen sich nur noch steigern mußte. Das Riesenmaß von Arbeit, das die Vertreter der Partei in der Kriegsfürsorge und in der Lebensmittelfrage leisten, drängte man geflissentlich in den Hintergrund. Dazu die Schreibweise der„ Gleichheit" unter ihrer früheren Leitung, besonders nach der Osterkonferenz der Opposition. Was Wunder, wenn manche unserer Genossinnen von diesem Kampfe angewidert der Organisation den Rücken kehrte. Wenige nur von diesen gingen zu der Opposition über, die meisten wurden in das Lager des politischen Indifferentismus zurückgetrieben.
Neuerdings ist eine Wendung zum Besseren eingetreten. In Dres den , wo gegenwärtig 8000 weibliche Mitglieder vorhanden sind, finden wieder regelmäßige Frauenabende statt, bei denen vornehm= lich im vierten Kreis wachsendes Interesse zu verzeichnen ist. Man beschäftigt sich mit den Zukunftsaufgaben der Partei unter besonderer Berücksichtigung der Fragen, die in erster Linie die Frau als Arbeiterin und Mutter interessieren. Wo Ernährungsschwierigkeiten besprochen werden, geschieht es nicht in der früheren Weise, sondern um Aufklärung über die Ursachen der bestehenden Schwierigkeiten zu schaffen und anregend und bessernd zu wirken.
In einer Frauenfonferenz im siebenten Kreis beschloß man auf Anregung der Riesaer Genossinnen mit 10 gegen 6 Stimmen, der nächsten Kreiskonferenz einen Antrag zu unterbreiten, nach dem die„ Gleich heit" nicht mehr bezogen und dafür die Frauenbeilage der„ Leipziger Volkszeitung" an die Genossinnen geliefert werden soll. Die Befürworter des Antrages wollten nach dem offiziellen Bericht dadurch der früheren Leiterin der„ Gleichheit" ihre Sympathie befunden. Daß der gegenwärtige Inhalt der„ Gleichheit" Veranlassung zu einer solchen Maßnahme gegeben hat, ist unwahrscheinlich, so daß die kommende Kreiskonferenz wohl Bedenken tragen wird, dieser Gefühlspolitik Rechnung zu tragen. Sich von einer ganz unangebrachten verärgerten Stimmung leiten lassen, wäre das Schlimmste, was man jetzt tun könnte, und würde jedenfalls nicht im Interesse der guten Frauenbewegung im siebenten Kreis liegen. Das haben auch die Genosfinnen in Großenhain sehr richtig erkannt. Bei der Berichterstattung aus dieser Konferenz wurde zum Ausdruck gebracht, daß man der fortgesezten Beschäftigung mit dem Parteistreit überbrüssig sei und die Frauenabteilung an der Beseitigung der, Gleichheit kein Interesse habe, da der Inhalt dazu keinen Grund gebe." Die künftige Frauenagitation im Bezirk soll im Dftober einsehen, und wird voraussichtlich durch eine Bezirksfrauenkonferenz einge
auszubrüten pflegt; das rannte zu seinen Füßen und arbeitete sich durchs Gestäude, das blendete und schwärmte ihm vor den Augen und begleitete ihn auf Schritt und Tritt. Die Heide blühte, die Luft war durchwürzt von Wohlgerüchen.
Nun stand der Wanderer still und blickte über die Steppe, wie sie sich endlos nach allen Richtungen hinauszog; starr, einförmig, mit rotem Schimmer ganz bedeckt. Nur vor sich in nicht gar weiter Ferne sah er einen Waldzug, an dessen Ende ein Faden weißen Rauches in die klare Luft hinaufstieg. Das war alles.
In seiner Nähe, zur Seite des Steiges, lag ein niedriger Hügel voll Brombeerranken und Rosenbüsche, ein Grabmal unbekannten Volkes, wie hier viele sind. Er stieg hinauf und übersah auch von diesem höheren Standpunkt noch einmal die unermeßliche Fläche; aber er gewahrte nichts als nur ant Saume des Waldes eine einsame State, aus deren Dach der Rauch emporquoll, den er zuvor gesehen hatte. Er riß einen Büschel Heide aus dem harten Boden und senkte sein Auge in den feinen Stern der Blüte; dann nahm er seine Bücher herunter und streckte sich in die warmen Kräuter, den Kopf in die Hand gestützt, die Blicke vor sich hinsendend, bis seine Gedanken in der heißen, zitternden Luft zergingen.
Und wie nun so auch der Hall des eigenen Schrittes, der bisher mit ihm gewandelt, aufgehört hatte, und er nichts vernahm, als die Heide entlang das Zirpen der Heuschrecken und das Summen der Bienen, welche an den Kelchen hingen, mitunter in unsichtbarer Höhe über sich den Gesang der Heide Lerche, da überkam ihn unbezwingliche Sommermüdigkeit. Dic Schmetterlinge, die blauen Argusfalter gaukelten auf und ab, dazwischen schoßen rosenrote Streifen vom Himmel zu ihm hernieder; der Duft der Erifen legte sich wie eine zarte Wolfe über seine Augen.
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leitet werden. Für den Erfolg ist die erste Vorausseßung, daß die Frauen in allen Kreisen geschlossen hinter der Aktion stehen und jetzt schon für die weiteste Verbreitung ihres Organs, der„ Geichheit", Sorge tragen. Geschieht das mit dem nötigen Interesse, dann wird es auch überall wieder vorwärts gehen.
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Eine Frauenkonferenz in Stockholm ? Laut Socialdemokraten" plant das schwedische sozialistische Frauenkomitee eine Besprechung aller anläßlich der sozialistischen Konferenz nach Stockholm kommenden Genossinnen über aktuelle Frauenfragen. Gegebenenfalls soll auch zu Konferenzbeschlüssen Stellung genommen werden. Der Leitung der sozialdemokratischen Frauenbewegung ist von einem solchen Vorhaben der schwedischen Genossinnen nichts bekannt.
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Aus der bürgerlichen Frauenbewegung
Die deutschen Hausfrauenvereine waren vor kurzem zu ihrer zweiten ordentlichen Generalversammlung in München zusammengetreten. Oberleutnant Dr. Bruno Rauecker hielt den ersten Vortrag über den volkswirtschaftlichen Wert des Zusammenschlusses der Hausfrauen. Er betonte vor allem die Verantwortlichkeit der Frau als Verbraucherin, da 90 vom Hundert aller Verbraucher weiblichen Geschlechtes seien. Aus dieser Verantwortung seien drei Schlüsse zu ziehen: Wie faufe ich billig und gut?, wie sozial einwandfrei? und wie qualitativ zufriedenstellend? Nur für die erste Frage hätten die Frauen bisher Verständnis gezeigt. Daß die Frau als Käuferin Einfluß auf die Käufersitten und Arbeitsbedingungen der Handelsangestellten, auf die Elendslöhne der Hausindustrie, auf andere Erscheinungen aller Schundproduktion gewinnen könne, daran hätten wenige Frauen bisher gedacht. Es habe an der Schulung der Hausfrauen gefehlt.
Ferner sprach Frau Marianne Weber ( Heidelberg ) über Verbesserung der rechtlichen und sozialen Lage der Hausfrauen. Sie erörterte die Frage: Was wird die Hausfrau, die sich in diesen schweren Zeiten als unerfeßlich erwiesen hat, in Zukunft für eine Stellung zu erivarten haben? Es scheine nicht mehr als recht und billig, daß durch gesetzliche Anordnung die unwürdige Abhängigkeit der Frau in Durchschnittsehen aufgehoben und ihr namentlich innerhalb ihres ureigensten Pflichtenkreises, wo sie Sachverständige ist, wichtige Entscheidungen selbständig überlassen werden. Gesetzlich müsse der Frau ein bestimmtes Haushaltungs-, sowie ein Sondergeld für persönliche Bedürfnisse gesichert werden, um dadurch die
Der Sommerwind kam über die Heide und weckte eine Kreuzotter, die sich nicht weit davon im Staube sonnte. Sie löste ihre Spirale und glitt über den harten Boden; das Kraut rauschte, als sie den schuppigen Leib hindurchzog. Der Schlafende wandte den Kopf, und halb erwachend sah er in das kleine Auge des Gewürms und ließ nicht von ihm. So lag er zwischen Traum und Wachen. Nur wie durch einen Schleier sah er endlich die Gestalt eines Mädchens auf sich zukommen, findlich fast, doch kräftigen Baues, das Haar in dicken, blonden Zöpfen. Sie bog die Nanfen zur Seite und setzte sich neben ihm auf den Boden. Das Auge der Schlange ließ ihn los und verschwand; er sah nichts mehr. Dann kam der Traum. Da war er wieder der Hans im Märchen, wie er es oft als Knabe gewesen war, und lag im Grase vor der Schlangenhöhle, um die verzauberte Prinzessin zu erlösen. Die Schlange fam heraus und rief:
„ Aschegraue wängelein,
Weh dem armen Schlängelein!" Da küßte er die Schlange, und da war's geschehen. Die schöne Prinzessin hielt ihn in ihren Armen, und wunderlich war
es
sie trug ihr Haar in zwei aschblonden Zöpfen und ein Mieder wie eine Bauerndirne.
Das Mädchen hatte ihre Hände um die Knie gefaltet und sah unbeweglich über die Heide hinaus. Nur das heimliche Rauschen und Wimmeln in der unendlichen Pflanzendecke, hie und da ein Vogelruf aus der Luft oder unten vom Moor herauf, dazwischen das Atmen des Schlafenden, sonst kein Laut. So verging eine Spanne Zeit. Endlich neigte sie sich über ihn; die langen Flechten fielen auf seine Wangen. Er schlug die Augen auf; und wie er so das junge Antlig über dem seinen schweben sah, da sagte er noch halb im Traume: ( Forts. folgt.) " Prinzessin, was hast du für blaue Augen!"