Nr. 25

Die Gleichheit

eine Propagandaversammlung, den zurzeit geltenden Bestimmungen entsprechend als Mitgliederversammlung mit Gästen, im Oberlicht­saal der Philharmonie, Bernburger Straße, statt. Tagesordnung: " Frauenforderungen zur innerpolitischen Neuordnung."

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Der

Kleine Mitteilungen. Einen weiblichen Standesbeamten besitzt der Ort Ganderkesee   in Oldenburg  . Da der dortige Standes­beamte wie auch der stellvertretende Standesbeamte zum Heeres­dienst eingezogen wurden, verpflichtete das Großherzogliche Amt Fräulein Meta Tönnies als diensttuende Standesbeamtin. Verein für Frauenstimmrecht in Sachsen   hat dem Landtag eine Ein­gabe unterbreitet, in der das aktive und passive Wahlrecht für Frauen gefordert wird. Die Eingabe ist dem außerordent­lichen Ausschuß für Neuordnung überwiesen worden. Der erste weibliche Doktor zweier Fakultäten ist Fräulein Charlotte Jakob in Königsberg   geworden, die dort summa cum laude zum Dr. med. promoviert wurde, nachdem sie bereits 1912 den Dr. phil.  erworben hat. Die Kieler   Universität zählt an immatrikulierten Studenten 2000 Männer und 129 Frauen. Von den Frauen kom­men auf das Studium der Medizin allein 48, auf das der Philo­Sophie 76. Zur Studien direktorin der Niederrheinischen Frauenakademie, Ausbildungsstätte für soziale Berufsarbeit und Wohlfahrtspflege in Düsseldorf  , wurde Dr. Rosa Kempf, bisher Leiterin des Frauenseminars für soziale Berufsarbeit in Frank­ furt   a. M., ernannt. Fräulein Dr. phil  . Engel- Reimers  , die als Assistentin von Geheimrat Behring   ein staatswissenschaftliches Seminar an der Berliner   Universität leitet, ist das Prädikat Professor" verliehen worden. Der kürzlich in der Wiener   Gemeindevertretung eingebrachte Antrag, das Wahlrecht in der Wiener   Gemeindever­tretung zu reformieren und den Wiener   Frauen das Wahl­recht zuzuerkennen, veranlaßte neunzig Frauenvereine Österreichs  , kürzlich zu einer Tagung in Wien   zusammenzutreten, um in ganz Österreich   die Mitwirkung der Frauen im Gemeindehaushalt durch­zusetzen. Eine entsprechende Entschließung wurde gefaßt und wird an höchster Stelle unterbreitet werden. In Rußland   ist die Gräfin Panina Schachtowstaja zur Staatssekretärin der Fürsorge ernannt worden. Nachdem die Nordstaaten der amerikanischen   Union der Frau als Beamtin den Weg geebnet haben, folgen ihnen auch jetzt die Südstaaten. So ist fürzlich in einer fleinen Stadt Floridas   eine Frau Marion Horwitz zum Bürgermeister gewählt worden. Die Zulassung der Frauen

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zur Anwaltspraxis ist in England durch einen Antrag eines

daß die Kunst auch in ihren düstersten Abgründen nach dem Lichte ringe. Tief hat er das immer neue Leben gefühlt, das über Schmerz und Unglück und Tod emporführt. In versöhnender Milde hat er diesen Ausgleich der Natur künstlerisch zu erfassen versucht. Auch daraus deutet sich die Straft, mit der Storms Dichtung durch die Jahrzehnte hin lebendig blieb. Wenn übers Jahr, ein Menschen­alter seit dem Tode des Dichters, die Werke in die wohlfeilen Büchereien übergehen, wird man ihnen mit bestem Hoffen das Storm­wort auf den Weg geben dürfen:

Nun sprudle, frische Lebensquelle, Und rausche über Grab und Kluft! Franz Diederich.

Gesundheitswesen  

Gewicht und Größe der Kinder. In bestimmten Zeitabständen, am besten alljährlich am Geburtstag, sollten die Eltern die Größe und das Gewicht ihrer Kinder feststellen und aufschreiben, damit sie daran das Wachstum nachprüfen können. Arztliche Feststellungen haben folgende Durchschnittszahlen für die Kinderjahre ergeben:

Längen in cm männl. wetbl.

Gewichte in kg männl. wetbl.

Geburt.

3,8

3,3

50

50

Ende des 1. Jahres.

10,0

9,5

75

75

M

2. M

M

12,8

11,7

85

85

0

3.

14,9

13,9

93

93

4.

#

16,7

16,0

99

99

M

5.

18,6

18,0

106

105

8.

24,5

23,4

121

120

0

M

10.

=

29,6

28,8

130

129

V

12.

34,9

35,5

139

141

= 14.

42,9

44,6

150

158

=

55,0 49,1

163

158

0

60,0

50,0

170

159

=

= 16.

= 18.

M

179

Mitglieds des Oberhauses gefordert und auch angenommen worden. Es fehlt nun noch die Entscheidung des Unterhauses, die nicht lange mehr ausstehen dürfte.

Die Frau im Beruf

Die Lohnverhältnisse der weiblichen Arbeiterschaft werden auf Grund der von der Kriegsindustrie zum Teil gezahlten Löhne im ganzen als zu günstig beurteilt. Eine Lohnklassenstatistik der Leipziger Ortskrankenkasse zeigt, daß ein Drittel der weiblichen Mit­glieder unter einem Tagesverdienst von 2,50 Mt. bleibt. Über ein Drittel verdient zwischen 2,50 und 4 Mt. Der Lohnstufe über 4 Mr. gehören nur 8,7 Prozent aller weiblichen Pflichtmitglieder der Kasse an. Diese Ziffern sind das Ergebnis einer bemerkenswerten Steige­rung während des ersten Vierteljahres 1917, währenddessen die höchste Lohnstufe von 7,7 auf 8,7 Prozent, die zweite Lohnstufe ( 3,26 bis 4 Mt.) von 11,5 auf 13,7 Prozent stieg. Bei diesen weib­lichen Mitgliedern ist am stärksten vertreten das Handelsgewerbe mit 25000 Mitgliedern. Die höchste Bezahlung ist im Maschinenbau und in der Metallindustrie vertreten.

Ein Lehrgang für Leiterinnen der Frauenmeldestellen der Kriegsamtstelle wurde in Leipzig   kürzlich eingerichtet, um eine Reihe von Frauen für diesen neuen, durch den Krieg bedingten Arbeits­nachweis auszubilden. Um diese Frauen eingehend in das weitver­zweigte Feld ihrer neuen Tätigkeit einzuführen, wurde es ihnen ermöglicht, in Berlin   ähnliche Einrichtungen zu besichtigen, damit sie auch den technischen Gang der Arbeitsvermittlung für Frauen genau fennen lernen.

Ueber die Beschäftigung von Frauen beim Holzeinschlag hat der preußische Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten eine Verfügung an die Regierungen gerichtet. Man hat damit in Bayern   guten Erfolg gehabt. Die Frauen haben sich dort sowohl für die leichteren Arbeiten in den Abtriebsschlägen dem Zusammen­bringen und Aufmetern des Brennholzes usw. als auch namentlich bei Aufarbeitung der schwächeren Gruben- und Brennhölzer, beim Schälen des Holzes und in den Durchforstungen jüngerer Bestände als durchaus leistungsfähig erwiesen. In den Durchforstungen des jüngeren Holzes kann man Frauen allein arbeiten lassen. In Start­holzeinschlägen können sie als Gehilfinnen bei der leichteren Arbeit verwendet werden. Sie werden entweder auf einen festen Tagelohn gesezt oder in Stücklohn beschäftigt, wenn sie bestimmte Teile der

Zunahme der Lebensdauer. Nach den Feststellungen des Sta­tistischen Landesamts für Preußen hat die mittlere Lebensdauer sich in neuerer Zeit sehr stark erhöht. Während sie beim männlichen Geschlecht im Jahrzehnt von 1867 bis 1876 38,38 Jahre betrug, stieg sie im Jahrzehnt von 1891 bis 1900 auf 41,07, im Jahrfünft von 1901 bis 1905 auf 43,72 und im Jahrfünft von 1906 bis 1910 auf 46,42 Jahre, im ganzen also in den 40 Jahren um mehr als 11 Jahre. Beim weiblichen Geschlecht, das ohnehin eine längere Lebensdauer hat als das männliche, ist in der gleichen Zeit die mittlere Lebensdauer von 37,99 auf 50,03, also über 12 Jahre, ge= stiegen. Dieser erfreuliche Fortschritt ist nicht zuletzt auf die un­ermüdliche Tätigkeit der Arbeiterbewegung zurückzuführen, durch die die Lebenslage der Arbeiter verbessert und ihre Widerstandskraft gestärkt worden ist.

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Bücherschau

Kriegsgemüse- Kochbuch von Frau Dr. phil  . Gertrud Küster in Bonn  . Einundneunzig Ermahnungen zur Ausnutzung alles dessen, was wild auf deutschen   Fluren wächst und gleichwohl eßbar und schmackhaft ist und in Kriegs- und Friedenszeiten auf unseren Tisch gehört. Herausgegeben von der Reichsstelle für Gemüse und Obst. Verlag von Paul Parey  , Berlin  . Preis 30 f. Die Verfasserin nennt uns eine ganze Reihe von Pflanzen und Kräutern, die wild wachsen und heute den meisten Hausfrauen leider unbekannt sind. Sie gibt leichtverständliche Kochanweisungen zur nugbringenden Verwertung der wild wachsenden Kräuter. Für manche Hausfrau, die Zeit und Gelegenheit zum Sammeln dieser wilden Pflanzen hat, wird das Büchlein sicherlich ein willkommener mj. Anreger und Lehrer sein.

Eingegangene Schriften.

Dr. Ed. David, M. d. N., Wer trägt die Schuld am Kriege? Rede, gehalten vor dem holländisch- skandinavischen Friedenskomitee in Stockholm   am 6. Juni 1917. Herausgegeben vom Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  . Berlin   1917, Verlag Buchhandlung Vorwärts. Preis 1 Mt.