180

Die Gleichheit

Schlagarbeit, wie das Aufseßen der Schichthölzer, das Schälen und dergleichen übernehmen. Aufgabe der Revierverwalter ist es, die Verlohnung der Frauen im Einvernehmen mit den männlichen Ar­beitern so zu regeln, daß ein auskömmlicher Verdienst gesichert bleibt. Daneben ist es die Aufgabe der zuständigen Gewerkschaft, des Land und forstwirtschaftlichen Verbandes, für die Vertretung der Interessen der Arbeiterinnen zu sorgen. Er kann sich dieser Auf­gabe um so besser und erfolgreicher unterziehen, je vollzähliger die Arbeiterinnen dem Verbande als Mitglieder angehören.

Frauen im Feuerwehrdienst. Die durch ihre schwäbischen Volls­trachten bekannte Gemeinde Wannweil besitzt die erste uniformirte weibliche Feuerwehr Württembergs. Die Fabrikfeuerwehr der Spin­nerei Wannweil hat nämlich 34 Mädchen mit Joppe, Helm und Gurt ausgerüstet. Bei einer Prüfung durch Bezirksfeuerlöschinspektor Eisenlohr- Reutlingen sprach dieser seine volle Anerkennung über die rasche und umsichtige Handhabung der verschiedenen Geräte aus. Jm Oberamt Reutlingen haben sich außerdem 200 Frauen dem Feuerwehrdienst zur Verfügung gestellt.

Die Frauenarbeit in Frankreich . Aus einem Bericht des fran­ zösischen Arbeitsministeriums geht hervor, daß in Frankreich die Frauenarbeit auf fast allen Gebieten unentbehrlich geworden ist. So

Nr. 25

eine unabweisliche Pflicht ist, solche Wanderungen nicht nur beizu­behalten, sondern sie noch wesentlich zu erweitern und auszugestalten. Aber auch bei den harmlosen Kinderivanderungen zeigt es sich, daß die schwere Zeit nicht spurlos an dem Kindergemüt vorüber­geht. In früheren Jahren ging es mit frisch- fröhlichem Sang und Spiel in den Morgen hinein. Aber jetzt? Die Kinder singen zivar auch noch, aber der kindliche Übermut und das kindlich Frohe, das so recht von Herzen kommt, wagt sich nicht recht hervor. Hoffen und wünschen wir, daß recht bald Zeiten kommen, die dem Kinder­gemüt wieder die so notwendige Sonne und Fröhlichkeit bringen. Anna Mezze.

Eine Mütterschule, die vom Nationalen Frauendienst in Stutt­ gart ins Leben gerufen worden ist, zählt Frauen und Mädchen aller Altersstufen und der verschiedensten Bevölkerungsschichten zu ihren Schülerinnen. Neben Tageskursen wurden neuerdings fünf wöchent­liche Abendkurse eingerichtet, um auch berufstätigen Frauen und Mädchen die Teilnahme daran zu ermöglichen. Mit diesen Kursen will man vor allen Dingen Kriegerfrauen und junge Mädchen theo­retisch und praktisch in Kinderpflege und Erziehung unterweisen, um der Kindersterblichkeit nach Möglichkeit entgegenzuwirken.

erkennt man innerhalb der Lebensmittelindustrie in Bäckereien, in Einfluß des Krieges auf die Neugeborenen.

Zuckerfabriken, in Weinfabriken und tausend anderen Betrieben, daß die Arbeit ohne Mithilfe der Frauen hätte niedergelegt werden müssen. Eine Anzahl von Frauen arbeitet in pyrotechnischen Fabriken, und einige sogar in Gasanstalten; andere trifft man bei der Petro­leumbearbeitung. In den Papierfabriken haben die weiblichen Hilfs fräfte die Spanier und Griechen vollkommen verdrängt, und auch innerhalb der Textilindustrie hat die französische Frau ein reiches Arbeitsfeld gefunden. Sehr zahlreich find die Französinnen vor allem in Spinnereien, Baumwoll- und Tuchwebereien vertreten, während sie sich aus den Seidenfabriken infolge der schlechten Lohn­verhältnisse mehr und mehr zurückgezogen und statt dessen in die Munitionsfabriken begeben haben, ein Vorgang, der auch auf Stroh­geflecht- und Bußfedernfabriken zutrifft. Ferner wenden sich die fran zösischen Frauen vielfach der Häutebearbeitung zu, und man hat für sie eigens solche Maschinen angefertigt, die ohne allzu großen Kraftaufwand von ihnen bedient werden können. Was die Metall­fabrikation betrifft, so ist die Mitarbeit der Frauen daran in steter Zunahme begriffen, und auch in die Ziegelbrennereien hat sich die Frau Eingang zu verschaffen gewußt, ebenso wie sie sich in den 33 bedeutendsten französischen Borzellanfabriken bewährt, die zu­sammen an 3000 Arbeiterinnen beschäftigen.

Volkserziehung

Ferienwanderungen der Dresdener Kinderschuhkommiffion. Aus Dresden wird uns geschrieben: Auch im dritten Kriegsjahre hat die Kinderschutzkommission ihre Ferienwanderungen beibehalten. Zwar mußte von großen Partien abgesehen werden, einmal aus finanziellen Gründen, sodann aus Rüdjicht auf die Nahrungsmittel schwierigkeiten und endlich auch aus verschiedenen gesundheitlichen Bedenken in Hinsicht auf die in Betracht kommenden Arbeiterkinder. Unsere Wanderungen führten uns wöchentlich einmal in einer Tagestour nach dem zwei Stunden von Dresden entfernt liegenden Naturbad des Vereins Volksgesundheit. Ein für diesen Zweck herr­lich gelegenes und vorzüglich geeignetes Fleckchen Erde ! Die Wald­teiche bieten groß und klein ein erfrischendes gesundes Bad, der sich daran schließende Wald sorgt für Schatten, Ruhe und Erholung und die große Wiesenfläche mit ihren Turngeräten lockt zu Be­luftigung, Sport und Spiel. Auch für das leibliche Wohl der Stinder, eine Kardinalfrage in dieser Zeit, war gesorgt. Sie bekamen mit­tags eine gute nahrhafte Suppe verabreicht( nach dem vorschnellen Kindermund besser, als die Mutter zu Hause focht, na und erst wie viel besser gegen die in der Volksküche!) und nachmittags einen Topf Kaffee. Auch hierbei zeigte es sich, daß man den Geschmack der Kinder getroffen hatte, denn es gab gezuderten Kaffee. Troß­dem die Wanderungen schon früh um 7 Uhr begannen, war es den Kindern noch zu zeitig, wenn es abends um 7 Uhr zur Heim­tehr läutete. Und mit Wünschen und Bitten wurden die leitenden

Frauen bestürmt, man möchte doch mehrere Male in der Woche gehen. Leider mußte den Kindern dieser Wunsch abgeschlagen wer­den. Denn dieser gräßlichste aller Kriege hat die Frauen so mit Arbeit überlastet, daß sie nicht die Möglichkeit haben, noch einen ganzen freien Tag den Kindern zu widmen. Aber welch strahlende Gesichter, als dann halbe Tagespartien zugesagt wurden! Aus alle­dem geht wohl hervor, daß es ein dringendes Bedürfnis, ja sogar

Im Juli- August- Heft der Zeitschrift für Säuglings- und Klein­finderschuß teilt Dr. med. K. de Waha, Hilfsarzt in der Provinzial­Hebammenlehranstalt zu Köln , seine Beobachtungen über die Wirkung des Krieges auf die neugeborenen Kinder mit. Er geht aus von der durch den Krieg hervorgerufenen Lebensmittelnot, die trotz aller Anstrengungen der Behörden sich in den Arbeiterfamilien, besonders in den Großstädten, bemerkbar mache. Mancher ängstliche Beobachter schätze allerdings diesen Volksschaden zu hoch ein. Er bezieht sich auf einen im vergangenen Jahre in derselben Zeitschrift erschie= nenen Artikel von Dr. Kettner, der viel umstritten worden sei, aber doch den Entschluß gezeitigt habe, die Frage der Krieg- Neugebo­renen nicht aus dem Auge zu verlieren.

Dr. de Waha schreibt: Zweifelsohne kommen die gebärenden Mütter in elenderem Zustand als in Friedenszeiten zur Anstalt. Diese Unterernährung läßt sich zwar nicht nachweisen, aber man beobachtet, daß die Wöchnerinnen, falls irgendwelche Komplitationen, wie Blutverluste eintreten, viel weniger widerstandsfähig sind."

Eine Tabelle gibt Aufschluß über Zahl, Gewicht und Geschlecht der Geburten in den sechs Monaten des zweiten Halbjahrs der beiden Jahre 1913 und 1916. Die Zahl der ehelichen Geburten in der Anstalt ist danach um 24 Prozent, die der unehelichen um 33 Prozent zurückgegangen. Die Abnahme der Geburten war be­sonders stark im November und Dezember 1916. Auf das Geschlecht hat der Krieg keinen bemerkbaren Einfluß ausgeübt. Beim Gewicht bestätigt sich die Regel, daß das Durchschnittsgewicht der Knaben größer ist als das der Mädchen, ebenso wiegen die ehelichen Knaben durchschnittlich schwerer als die unehelichen. Es ist jedoch auffallend, daß das Durchschnittsgewicht bei allen Kindern, hauptsächlich aber bei den unehelichen Mädchen, geringer ist als im Friedensjahr. In den neun Tagen nach der Geburt haben die Kinder dann so zugenommen wie in der Friedenszeit. Die Gewichtszus oder ab= nahme ist ja der Gradmesser für das Gedeihen des Kindes.

Zum Schluß zitieren wir noch einmal wörtlich: Wir kommen des halb zu der Schlußfolgerung, daß die Geburtenzahl während der letzten sechs Monate des Jahres 1916 bis zu einem Drittel zurück­gegangen ist, daß der Krieg aber keinen merklichen Einfluß auf das Geschlecht ausübt, wohl aber, daß das Gewicht bei der Geburt etivas abzunehmen scheint, während die Säuglinge in den ersten neun Lebenstagen sich genau so zu entwideln scheinen wie im Friedens­jahr. Da die Abnahme des Geburtsgewichts im Kriege im Wider­spruch steht mit der Annahme, daß das Kind im Mutterleibe ein Schmaroßer ist, das ungestört über den Ernährungszustand der Mutter sich entwickelt, so wird die Fortdauer des Krieges lehren, ob die oben erwähnte Beobachtung Zufall oder Tatsache ist."

Genossinnen! Der Quartalswechsel ſteht vor der Tür!

Darum werbt neue Leserinnen für eure ,, Gleichheit.

Verantwortlich für die Redaktion: Frau Marie Juchacz , Berlin SW 68. Druck und Verlag von J. H. W. Diez Nachf. G. m. b. in Stuttgart .