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Die Gleichheit

Pflege nehmen; solche sind von der Fabrikpflegerin ausfindig zu machen, vorhanden sind sie sicher. So, wie die Kinderpflege zurzeit ausgeübt wird, ist sie gänzlich unzulänglich.

Eine Tat von weittragender Bedeutung wäre die Durchführung des Acht stundentags für die erwerbstätigen Frauen. Dar auf muß die Fabrikpflegerin unbedingt hinarbeiten. Es ist ja ganz undenkbar, Interesse zu erwarten für die Aufgaben der Zeit, für geordnetes Hauswesen, für gediegene Kindererziehung, für all das, was das Dasein schön und lebenswert macht, von Frauen, die sich aufreiben müssen in überlanger Arbeitszeit, womit in den allermeisten Fällen eine Schwächung der Gesundheit und Willens­kraft Hand in Hand geht. Niemand kann zween Herren dienen, die verheiratete Arbeiterin muß und soll aber einer ganzen An­zahl dienen, bis sie vorzeitig zusammenbricht.

Daß die Möglichkeit der breifchichtigen Arbeitszeit besteht, beweisen uns einige große Krankenhäuser in Baltimore   und Neu­feeland. Der Vormittagsdienst dauert von 6 bis 2 Uhr, der Nach­mittagsdienst von 2 bis 10 und der Nachtdienst von 10 bis 6 Uhr. Eine derart durchgeführte Schonung der körperlichen und geistigen Kraft kommt dem einzelnen Menschen zugute und zugleich dem Beruf, dem er dient.

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Ob nun aber die erwähnten und durchaus berechtigten Forde rungen der Arbeiterinnen von seiten der Betriebsleitung der Fabrikpflegerin auch zugestanden werden, ist natürlich eine andere Frage. Alles Erreichbare hängt von der Persönlichkeit der Fabrik­pflegerin, von ihrer Zielflarheit, von ihrer Charakterfestigkeit und guten Willen und dem sozialen Reifegrad des Arbeitgebers ab. Privates Eingehen auf die Forderungen erwerbstätiger Frauen kann oft greifbarere Erfolge zeitigen wie der schwer­fällige Apparat gesetzgeberischer Maßnahmen. Aber es wird nicht unter allen Umständen der Fall sein. Darum wird über lang oder kurz die Anstellung von Pflegerinnen staatlich geregelt werden müssen. Die Fürsorge Tausender darf nicht vom guten Willen ein­zelner abhängen, die Wohlfahrtpflege nicht nach Gunst und Will­für erfolgen.

Zudem wird die Fabrikpflegerin nicht aus den Kreisen des Pro­letariats kommen, das Milieu wird ihr fremd sein. Daran ändern Einführungskurse wenig. Deshalb müssen die Arbeiterinnen die Fabrikpflegerinnen zu ihren Versammlungsabenden bitten, die von Partei und Gewerkschaft veranstaltet werden. Dort ist das zum Verstehen so wichtige geistige Kennenlernen möglich. Unter dem Gesichtspunkt sozialistischer Weltanschauung sieht

Den Markusplaß mit seinen Prachtpalästen, Die Kuppeln von San Marc im Abendlichte, Das mild herüberstrahlt aus fernem Westen. Ich bin kein Maler, doch im Angesichte Des Dächermeers, des dichten, sturmesfesten, Den Gruß entbiet' ich dir durch mein Gedichte. Accademia.

Den Gruß entbiet' ich dir durch mein Gedichte, Dir, hehre Stätte, höchster Kunst geweihet. Vom Lärm der Gassen hab' ich mich befreiet, Und sehnsuchtstrunken ich zu dir mun flüchte.

Was ich gehofft, das machst du nicht zunichte, Und was ich tat, das hat mich nicht gereuet- Du hast die Lieb' zur hehren Kunst erneuet, Hobst aus dem Staube mich zu Glanz und Lichte. Vereint durch ihre Werk' seh' ich die Geister, Wenn staunend ich ringsum die Blicke richte: Bellini, Tizian   und all die Meister.

Ein jeder ist im Kranze der Geschichte Ein kostbar Glied! Du selbst als Port der Geister, Du strahlest mir in märchenhaftem Lichte.

Piazetta.

Du strahlest mir in märchenhaftem Lichte, Von tausend Lampions wird es verbreitet; Vom dunkelblauen Sternenzelte gleitet Des Mondes Licht aus lächelndem Gesichte.

Aufs Meer hinaus ertönen die Gedichte In Mandolinenklängen, zart besaitet

Die Weise mir bald Lust, bald Schmerz bereitet, Wie eine tief ergreifende Geschichte...

Nr. 5

vieles anders aus als durch das rofenrote Brillenglas bürgerlicher Klaffenzugehörigkeit.

Mit dem erforderlichen Maß an Takt und Unparteilichkeit aus­gerüstet, kann von der Arbeit der Fabrikpflegerin ein reicher Segen ausgehen. Aber sich allein auf sie zu verlassen, wäre für die er­werbstätige Frau verfehlt. Selbst ist der Mann und die Frau erst recht.

Aus unserer Bewegung

An die Genoffinnen!

Die Ungeduldigen unter uns wollen wissen, welchen Erfolg die allgemeine Werbeaktion gehabt hat. Bollständig liegt das Resultat noch nicht vor. Nicht jeder Organisation war es möglich, den Oktober für die Arbeit auszunügen. Die Materialbestellungen und das Er­suchen um Vermittlung von Rednerinnen liefen bis zur Stunde noch immer ein, die Agitation zieht sich in manchen Bezirken bis in den Dezember hinein. Aber wir können schon heute feststellen, daß unsere Arbeit einen schönen Erfolg erzielt hat. Eine ganze Reihe von Genossinnen hat zur Unterstüßung der Arbeit gute Artikel geliefert, die in der Tagespresse Aufnahme und unter den Lesern Anklang gefunden haben. Ehemalige weibliche Mitglieder unserer Organisation haben sich wieder der Partei angeschlossen, neue haben wir gewonnen. Die Gleichheit" hat eine große Zahl neuer Leserinnen bekommen, auch unsere Tageszeitungen haben durch die Agitation gewonnen. Noch immer laufen Berichte ein über erfolg­reich verlaufene Versammlungen, die den Kreis unserer Anhänge­rinnen vermehren. Auch die in der letzten Zeit abgehaltenen Bezirks­Frauenkonferenzen haben gute Arbeit geleistet zur Festigung unserer Organisation, gaben sie doch den Genossinnen wieder Mut und Schaffensfreude. Jezt müssen wir die Erfolge festhalten und aus­bauen. Soweit es Kohlen- und Lichtmangel irgend zulassen, sollten die Frauenzufammentünfte gepflegt werden zur Schulung unserer Genossinnen. An Anregungen für diese Arbeit will es die Gleich­heit" nicht fehlen lassen, ist sie doch das geistige Bindeglied zwischen den Genossinnen. Auch aus dem Kreise unserer tätigen Genossinnen find wertvolle Anregungen in knapper Form immer willkommen. Demnächst beginnen wir an dieser Stelle mit einem Programm für Vorträge und Kurse für Frauenabende, aus dem die Genossinnen schon das für ihre Verhältnisse Passende herausfinden werden. So geht's auf der ganzen Linie wieder vorwärts! Nun heißt es: Frisch auf zu weiterer Arbeit!

In all dem Feenglanze manches Pärchen; Und selig bei dem Klang der Klarinette, Der Gitarr umschlingt Giusepp sein Klärchen. Mir scheint der Abend auf der Piazette So wie aus Tausendeiner Nacht ein Märchen Ich denke still: wenn ich dich immer hätte.

Adria  .

Ich denke still: wenn ich dich immer hätte, Du weites Meer mit deinem reichen Leben, Mit deinem Wellenschlag, dem Senken, Heben Der bläulichgrünen Flut im weiten Bette.

Dort sehe ich, wie über deine Glätte Vertrauensvoll gestraffte Segel schweben, Wie Gondeln hier die Ufer rings beleben, Auf dir sich lustig tummelnd um die Wette.

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Dann höre ich das Tosen deiner Brandung, Die wild emporschlägt an des Schiffes Brette  , Des Schiffs, das mächtig kämpfet um die Landung Und sucht, wie vor dem Sturm es sich errette. So, wenn das Meer umtoset deine Wandung, Erschein' mir oft im Traume, heil'ge Stätte.

San Marco.

Erschein' mir oft im Traume, heil'ge Stätte, Du hoher Kuppelbau, gen Himmel ragend, Den ich gesenkten Haupts betrat und sagend, Als wenn bisher ich nur gesündigt hätte.

Der Priester las die erste Morgenmette, Die Augen andachtsvoll zur Höhe schlagend; Die kniende Menge bat, Gebete sagend, Zum Schutzpatrone, daß er sie errette!