Nr. 5

Die Gleichheit

Altona  - Ottensen  . In einer von den Ortsvereinen Altona   und Ottensen   gemeinschaftlich einberufenen öffentlichen Frauen. bersammlung sprach am 9. November vor mehr als 300 Frauen Genoffin Bohm- Schuch( Berlin  ) über die Bedeutung des Krieges für das Leben der Frau. Die Rednerin schilderte in anschaulicher Weise die schweren Pflichten und Nöte, die die Frau heute als Er­werbstätige, Hausfrau und Mutter auf sich nehmen muß, und stellte diesen Lasten die vollständige Rechtlosigkeit der Frau, die schlechtere Bezahlung und den Mangel in der sozialen Gesetzgebung gegen­über. Der Weg zur Erringung eines lebenswerten Daseins der Frauen sei in der Mitgliedschaft zur gewerkschaftlichen und poli tischen Organisation gegeben.

Der aus innerstem Erleben heraus gegebene Vortrag erweckte eine teilnahmvolle Stimmung unter den Zuhörerinnen. In der Diskussion wurde mitgeteilt, daß die Bemühungen der sozialdemo­fratischen Stadtverordneten um Erhöhung der Unterstüßungssäge für die Kriegerfamilien endlich von Erfolg gekrönt worden seien. Ats schönes Ergebnis der Versammlung kann gemeldet werden, daß 64 Frauen als Mitglieder der Partei beitraten und 40 Leserinnen für die Gleichheit" gewonnen wurden.

Die Versammlung, die bereits für den 30. Oktober geplant war, infolge höherer Gewalt" aber verschoben werden mußte, bildete den Abschluß der Frauenagitation in Altona   und Dttensen, die beiden Ortsvereinen ungefähr 550 neue Mitglieder sowie mehr als 100 Abonnentinnen der Gleichheit" gebracht hat. Luise Schröder  . Kreis Niederbarnim  . Eine Frauenkonferenz hielt der Kreis Niederbarnim   am Sonntag, den 14. Oktober im Gewerkschaftshause in Berlin   ab. über Die Frau als Staatsbürgerin und die Sozial­demokratie" sprach Genoffin Scheibenhuber. Sie wies auf den unhaltbaren Zustand hin, daß trotz der aufopferndsten Pflichten, die in der Kriegszeit die Frau allenthalben hat übernehmen müssen, fie dennoch heute immer noch als reines Objekt der Gesetzgebung betrachtet und ihr fast nirgends ein Mitbestimmungsrecht eingeräumt wird. In der Aussprache wurde unter anderem auf den beschämenden Umstand hingewiesen, daß die arbeitende Frau in den Gemeinden wohl überall eine Unsumme ehrenamtlicher Arbeiten bewältigen darf, ihr aber noch nicht einmal das Recht zusteht, an den Sizungen der Gemeindevertreter als Zuhörerin teilnehmen zu dürfen. Aus alledem wurde die Lehre gezogen, durch Beitritt zur Sozialdemo fratischen Partei und durch Abonnement auf die Gleichheit" den Kampf um die Frauenrechte schärfer als bisher zu führen. Die Kon­ferenz war mit einer Ausstellung von Partei- und Jugendliteratur

Auch ich steh' hier und bete ein Exempel Zu dir, San Marc, wie andre Taugenichtse, In diesem dir geweihten, stolzen Tempel.

Ich fleh' dich an: Drück' mir aufs Angesichte Zur Sündentilgung deinen Gnadenstempel- Auf alles andere ich gern verzichte.

Lido.

Auf alles andere ich gern verzichte, Den Lido doch will einmal noch ich sehen! Zum Lido, wo mich Winde frisch umwehen, Aus all den heißen Gäßchen ich mich flüchte. Und jubeln muß ich, wenn im Sonnenlichte Am fernen Horizont sich Segel blähen; Und wenn die Wogen hoch und niedrig gehen, Bieht's mich ins Meer hinein wie Bleigewichte. Die Wellen teil' ich dann mit meinen Armen, Hüpf' um die Wette mit der Flut, der schnellen, Ich ring' mit ihr, bezwing' fie ohn' Erbarmen.

Bin ich entstiegen dann dem Bett der Wellen, Und steh' ich wieder an der Luft, der warmen, Dann will ich dir das schönste Zeugnis stellen. Gondoliere.

Dann will ich dir das schönste Zeugnis stellen, Wenn ich zum Heimatland zurückekehre; Dein Lob will fingen ich, Gondoliere, Und das der Gondola, der schlanken, schnellen. Du führtest sicher mich auf glatten Wellen Des Canal Grande  , wiesest manches hehre Gebäude mir und gabst mir manche Lehre Aus der Geschichte all der heil'gen Stellen.

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verbunden, die lebhaftes Interesse erweckte und eine gemeinsame Aussprache herbeiführte.

-ei- Bezirk Zwickau  . Die vom 2. bis 9. November im 18., 22. und 28. sächsischen Reichstagswahlkreis stattgefundenen öffentlichen Frauenversammlungen gestalteten sich zu wuchtigen Kundge­bungen für den baldigen Völlerfrieden und gegen die politische Rechtlosigkeit der Frauen. Die Versammlungen, die in Zwickau  , Reinsdorf  , Bocwa, Planig  , Rebesgrün, Lengenfeld  , Mylau  , Elster berg, Negschkau, Reichenbach  , Plauen  , Schöneck   und Olsnig statt­gefunden haben, waren mit Ausnahme der Zwickauer   sämtlich über­füllt und vom besten Geiste beseelt. In Rebesgrün, einem kleinen Drt des 22. Kreises, hatten sich über 300 Frauen eingefunden, um sich von einer Frau die gegenwärtige Lage und den Ausblick in die Zukunft schildern zu lassen. Eine solche Frauenversammlung ist dort noch nicht gewesen, obwohl die Frauenbewegung dort stets eine gute war. In Plauen   hatte sich der geräumige Saal des Schillergarten" schon zeitig gefüllt, über 1200 Frauen waren zusammengeströmt; Hunderte mußten umkehren. Die Genossinnen Ryned- Berlin und Schilling- Döbeln sprachen über:" Frauen- Volkswirtschaft -Frieden". Die Rednerinnen verstanden, die Anwesenden in aus­gezeichneter Weise zu fesseln, und ernteten allerorts stürmische Bu stimmung. Der Appell an die so zahlreich erschienenen Frauen, Mit­glieder der Sozialdemokratischen Partei und Leserinnen der Partei­presse und der Gleichheit" zu werden, fiel auf fruchtbaren Boden und war von gutem Erfolg gekrönt.

Die Versammlungen brachten uns einen Zuwachs von 436 Mit­gliedern für die Parteiorganisation, 160 Abonnenten der Partei­presse und 934 Leserinnen für die ,, Gleichheit". Davon entfallen auf den 18. Wahlkreis 90 Aufnahmen für die Partei, 60 Abonnenten für die Parteipresse und 221 Leserinnen der Gleichheit"; auf den 22. Wahlkreis 175 Aufnahmen für die Partei, 68 Abonnenten für die Parteipresse und 542 Leserinnen der Gleichheit"; auf den 23. Wahlkreis 171 Aufnahmen für die Partei, 32 Abonnenten für die Parteipresse und 171 Leserinnen der Gleichheit".

Diesen erfreulichen Erfolg vermochten auch die unabhängigen Sprengversuche nicht zu beeinträchtigen, wie sie am 4. November in der Versammlung in Reinsdorf   bei Zwickau   unternommen wurden. Die Unabhängigen" hatten zu der beabsichtigten Zersegungsarbeit die unabhängige" Frau Auguste Hennig  - Leipzig   kommen lassen. die sicher wähnte, daß sie die Sache recht schlau angefaßt habe, An radikalen Worten ließ sie es wahrlich nicht fehlen, sie glaubte dadurch die eindrucksvollen Ausführungen der Genossin Schilling

Und wenn das Wasser unterm Kiele rauschte, Und wenn du sprachst mit lachendem Gesichte, Saß still ich in der Gondola und lauschte. Erzählen will ich alle die Berichte, Wenn ich Italien   mit Deutschland   tauschte Im deutschen   Nord, beim trauten Lampenlichte.

Fanciulle.

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Im deutschen   Nord, beim trauten Lampenlichte, Dort werd' ich auch von euch, ihr braunen Mädchen, Von euch, Annita, Margarita, Kätchen, Erzählen in begeistertem Berichte.

Ich seh' am Brunnen euch, ihr tauscht Gerüchte Und Stadtklatsch aus, und dreht dabei am Rädchen Den Eimer hoch, und eure drallen Wädchen, Die zeigen sich verlangend dem Gesichte.

Und schelmisch blitzen an mich eure Augen, Als wollten sie zum Abend mich bestellen, Als sollt' vom Rosenmund ich Küsse saugen. Die Angesichter werden sich erhellen, Wenn lobend mir die schönsten Wort' nicht taugen, Im trauten Kreise heiterer Gesellen.

Palazzo ducale  .

Im trauten Kreise heiterer Gesellen Werd' ich auch deiner denken still andächtig, Palast der Dogen, der du zeigst, wie mächtig Venedig   war, dann den Verfall, den schnellen. Die hohen Säle, all die hehren Stellen, Sie schauen mir entgegen, reich und prächtig; Es ist mir schier, als ob hier noch allnächtig Verschollne Schatten Rat und Urteil fällen.