Nr. 5
Die Gleichheit
zur Wahrheit werde, und um den Frauen die Möglichkeit zu geben, als aktive Glieder am Staatsleben teilzunehmen, ersuchen wir, in dem Gesetzentwurf über die preußische Wahlreform die volle politische Gleichberechtigung aller Frauen auszusprechen."
Es ist selbstverständlich, daß die sozialdemokratischen Mitglieder des preußischen Landtags im Sinne dieses Gesuchs, das mit der eigenen sozialdemokratischen Wahlrechtsforderung für die Frauen übereinstimmt, wirken werden.
-a- Frankfurt a. M. Um den Kampf für das Frauenwahlrecht zu vertiefen und nachdrücklicher zu gestalten, haben sich die Frauengruppen des Sozialdemokratischen Vereins Frankfurt a. M., des Deutschen Frauenstimmrechtsbundes, Ortsgruppe Frankfurt a. M., und der Ortsgruppe des Deutschen Reichsverbandes für Frauenstimmrecht, Frankfurter Verein für Frauenstimmrecht, seit einiger Zeit zusammengeschlossen, um in regelmäßigem Zusammentreffen die zur Tagesordnung stehenden Fragen zu besprechen und Anhänger für das Frauenstimmrecht zu werben.
Als erste Frucht dieser Zusammenarbeit fand am 11. November eine öffentliche Versammlung statt, in der Stellung genommen wurde zu der Behandlung des Frauenwahlrechts in dem Verfassungs ausschusse und der darauf folgenden Plenarsizung des Reichstags. Frau Dr. Solltmann aus Berlin hatte es übernommen, den Standpunkt der Frauen zu diesen Verhandlungen darzulegen. In ihrem Referat verwies sie besonders darauf, daß außer den Sozialdemokraten kein Vertreter irgendeiner Partei sich rückhaltlos für das Frauenstimmrecht ausgesprochen hat. Indem die Rednerin den Kampf in der Hauptsache vom sittlichen Standpunkt aus betrachtete, tennzeichnete sie träftig die Hohlheit der vom Reichstag vorgebrachten Gründe und forderte, daß alle Anstrengungen gemacht werden, um das zu ändern, denn das Frauenwahlrecht müsse den Frauen allein aus Gerechtigkeit gegeben werden, damit durch ihre Mitwirkung alle die heute noch bestehenden Ungleichheiten im Gesez verschwinden. Reichstagsabgeordneter Dr. Quard, der Sprecher der sozialdemofratischen Frauen, sprach über die Bedeutung des Verfassungskampfes, der nichts weiter sei, als die Notwendigkeit, die neuen, durch Industrie, Handel und Verkehr erzeugten Volfskräfte in die Mitregierung des Deutschen Reiches und der Bundesstaaten einzureihen. Zu diesen Kräften gehöre auch die Frauenbewegung, die unwiderstehlich sein werde, wenn sie den Kampf in dieser Tiefe und dem Umfang verstehe und ihn Seite an Seite mit den Männern ausfechte. Fortschrittlicher Landtagsabgeordneter Rudolf Öser erläuterte den Kampf um das preußische Wahlrecht, für dessen Ausdehnung auf
Dann will ich dir das schönste Zeugnis stellen Im deutschen Nord, beim trauten Lampenlichte, Im trauten Kreise heiterer Gesellen.
Für dich und deine ruhmreiche Geschichte Mein Mund stets wird im Lobe überquellen In schlichter Red' und künstlichem Gedichte.
Kinder ihrer Zeit.
Rarla( drei und ein halbes Jahr ist sie alt) hört gar zu gern Geschichten. Und wenn die Mutter„ stopfend und ausbessernd am Nähtisch fist, so holt die Kleine sicher ihr Fußbänkchen herbei, lehnt thr Köpfchen an Mutters Knie und bettelt:„ Mutti, erzähl doch ein Märchen." Dann vergißt die Mutter für ein Weilchen all die häuslichen Wirtschaftssorgen, macht ihre Gedanken frei davon und hat Zeit für ihr kleines Mädchen.
Es kann keine bessere Zuhörerin geben als Starla. Kein Wörtchen läßt sie sich entgehen. Die Geschichten brauchen gar nicht immer neu zu sein. Im Gegenteil, solche, die sie ganz genau kennt, bei denen fie gewissermaßen kontrollieren kann, ob sie auch ganz„ richtig" er zählt werden, sind ihr die liebsten. Nach und nach denkt sie sich immer tiefer in die Erlebnisse der Märchenhelden hinein, grübelt über Einzelheiten nach, fängt an zu fragen. Und der Mutter ist nichts lieber als diese findlichen Fragen, die ihr Einblick gewähren in das Innenleben des Kindes. Manchmal wirft solch eine Frage aber auch ein grelles Licht auf die Zeit, in der wir leben, diese Beit, die uns die außergewöhnlichsten Dinge und Maßnahmen zu etwas Selbstverständlichem werden ließen.
So lauschte Karla neulich aufmerksam dem Märchen von den fieben Geißlein, ohne die Mutter zu unterbrechen. Als aber die Stelle kam, wo der Wolf zum Bäcker sagte:„ Gib mir Mehl, oder ich freß dich!", da rief das Kind:„ Hat er denn' ne Mehlkarte ge= habt?" Und die Mutter durchzuckte es.
Ihr kleinen Drei-, Vier- und Fünfjährigen, ihr Kinder im„ Spielalter", sogar in eure Märchenwelt hinein greifen die„ Karten"! Ihr
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die Frauen bisher wenig Anzeichen vorhanden seien. Er forderte von den Frauen eine Vertiefung und Verbreiterung ihrer Arbeit, damit die Frauenbewegung zur Massenbewegung werde und so die Männer, welche für die Rechte der Frauen kämpfen wollten, wirksam unterstütze.
In der darauf folgenden Diskussion unterstüßten sämtliche Redner und Rednerinnen die Vortragenden und verlangten immer wieder, daß die Frauen sich von alten Vorstellungen und Sitten befreien, daß sie neben die Berufstätigkeit die politische Arbeit setzen und das alte in unserer Zeit zur Unwahrheit gewordene Wort:„ die Frau gehört ins Haus" in die Rumpelfammer werfen. Die Versammlung nahm einstimmig folgende Resolution an:
„ Die am 11. November 1917 in Frankfurt a. M. tagende Versammlung von Männern und Frauen erhebt Einspruch gegen die Verhandlungen über das Frauenstimmrecht im Verfassungsausschuß des Reichstags vom 9. bis 11. Mai und 6. Juli.
Die Verfassungsreform im Reich und in Preußen ist eine Notwendigkeit für die innere und äußere Kräftigung des Staates in diesen schweren Kämpfen mit einer ganzen Welt geworden. Eine geordnete Mitbestimmung der Mehrheit der Volksvertretung bei der Zusammensetzung und den Maßnahmen der Regierung, sowie alsbaldige Wahlreformen im Reiche und in Preußen, legtere im Simme der kaiserlichen Botschaften, werden Volfskräfte für die wirtschaftliche, politische und soziale Arbeit nutzbar und mitverantwortlich machen, deren Heranziehung im höchsten Interesse der Fortentwicklung deutscher Kultur liegt.
Insbesondere fordert die heutige Versammlung Frankfurter Männer und Frauen die endliche Gleichstellung beider Geschlechter in Staat und Gemeinde und erhebt scharfen Protest gegen die Minderwertigkeit der Gründe, die im Verfassungsausschusse und im Plenum des Reichstags von der bürgerlichen Mehrheit gegen das Frauenstimm recht geltend gemacht wurden.
Nachdem die deutschen Frauen aller Klassen während dieser Kriegsjahre ihre Arbeitskraft bis zur völligen Erschöpfung in den Dienst des Staates gestellt haben, nachdem sie alle Opfer und Leiden der Kriegszeit auf sich nahmen, sich in allen Lagen durchaus bewährten, Pflichten über Pflichten treu erfüllten, haben sie vollen Anspruch darauf, bei den bevorstehenden Wahlrechtsänderungen endlich ihre politische Unmündigkeit aufgehoben zu sehen."
Kleine Mitteilungen. In Magdeburg hat der gemischte Ausschuß zur Prüfung der Frage über Wahl von Frauen in Deputationen und Kommissionen beschlossen, je eine Frau in die Verwaltungsausschüsse für die städtischen Strankenanstalten, für die öffentlichen
kennt ja das Leben nicht anders als mit Lebensmittelkarten und Bezugscheinen! Daß der Wolf kein Geld für das Mehl hatte, das fällt euch nicht weiter auf, oder es erscheint euch nicht so wichtig. Aber die Mehlkarte! Ohne die geht es nicht einmal im Märchen. Und das ist kein Wunder. Wie oft habt ihr es mitanhören müssen, dieses„ Aber nur gegen Karte!"
So wachsen sie auf, die Kleinen und Kleinsten im Schatten des Weltkrieges, alle Dinge, alle Geschehnisse als etwas Selbstverständliches mit ihm in Verbindung bringend.
Als Karla kaum zwei und ein halbes Jahr alt war und zum erstenmal eine Windmühle sah, rief sie erstaunt, und ihre Kinderaugen weiteten sich: Hier haben sie aber ein großes eisernes Kreuz!" Ein Kind seiner Zeit! Elfriede Schäfer.
Eingegangene Schriften.
Dr. Friedrich Morton, Wasserpflanzen". Mit 29 Originalbildern. 70 Seiten. Deutsche Naturwissenschaftliche Gesellschaft Theod. Thomas- Verlag, Leipzig . Preis 1 Mr.
Aus den Jahren meines Erils( Völker zu Hause). Erinnerungen eines Sozialisten von Eduard Bernstein . 2. Aufl. Verlag von Erich Reiß , Berlin 1918.
Voltsernährung und Nährdienstpflicht. Von Professor Dr. W. Köppen. 23 Seiten. Vortrupp- Verlag Alfred Janssen, Hamburg 1917. Preis 20 Pf.
Der Kruppsche Kleinwohnungsbau, Rund 150 Bildertafeln mit Hausplänen und vielen Tertabbildungen, herausgegeben von der Gesellschaft für Heimkultur e. V. in Wiesbaden . Mit begleitendem Text der Bauberatungsstelle Dr.- Ing. Herm. Heder in Düsseldorf . Heimkulturverlag Wiesbaden . Bei Vorausbestellung 10 Teile zu je 1 Mt.( Porto 10 Pf.). Nach Erscheinen vollständig gebunden 12 Mt.( Porto 50 Pf.).
Unsere Wohnungsuntersuchungen in den Jahren 1915 und 1916. Jm Auftrag des Vorstandes der Allgemeinen DrtsKrankenkasse der Stadt Berlin bearbeitet von Albert Kohn . Verlag der Allgemeinen Ortskrankenkasse, Berlin 1917.