Nr. 7
Die Gleichheit
länglich alle Bemühungen sein müssen, wenn nicht alle Frauen das gleiche politische Recht besigen.
Von dieser Überzeugung ausgehend, richtet die Konferenz an die gewählten Vertreter der Sozialdemokratie, insbesondere aber an die sozialdemokratischen Fraktionen im Parlament, in den Landtagen und den Gemeindevertretungen die dringende Aufforderung, anläßlich aller Verfassungsänderungen, die bevorstehen, mit voller Kraft in den Kampf um die Erringung des Frauenwahlrechts einzutreten und diesen Kampf mit allen Mitteln durchzuführen, die der Arbeiterschaft zur Verfügung stehen, denn die Konferenz sieht die Forderung nach dem Frauenwahlrecht als eine der dringendsten Forderungen nicht nur der weiblichen, sondern der gesamten Arbeiterschaft an, und sie ist überzeugt, daß das Proletariat erst dann wird mit voller Kraft und erfolgreich für die Neugestaltung des Staates und der Gesellschaftsordnung kämpfen können, wenn die Frauen als Gleichberechtigte an diesen Kämpfen teilnehmen werden. Deshalb fordern wir die Genossen und die Genossinnen auf, nicht zu ruhen, bis sie dem allgemeinen und gleichen Wahlrecht aller Staatsangehörigen vom zwanzigsten Lebensjahr an zum Sieg verholfen haben."
Es wurden sodann mehrere Beschlüsse für den Ausbau der Drganisation gefaßt; so sind die Monatsbeiträge erhöht worden, ein Teil der Beiträge soll in einen Frauenwahlrechtsfonds fließen; ferner sollen monatlich mindestens einmal Mitgliederversammlungen der Frauenorganisationen stattfinden; daneben sollen Diskussions- und Leseabende und Agitationsversammlungen mit aktuellen Verhand lungsgegenständen abgehalten werden; auch Agitationsliteratur soll besser als bisher zur Verbreitung gelangen; schließlich sind noch Funktionärinnenkurse in Aussicht genommen worden.
Eine sehr eingehende Resolution über Frauen und Kinderschutz werden wir in der nächsten Nummer veröffentlichen.
Vom Fortgang des Frauenrechts
Frauen an der Wahlurne. Jm Kanton Neuenburg sind in den ersten Oktoberwochen die Frauen zweimal auf Grund der neuen Verordnung des Großen Rates zur Wahl geschritten, und zwar zur Pfarrwahl der Stadt Neuenburg und zur Wahl der gewerblichen Schiedsrichter.
Von der letzteren Wahl wird in der schweizerischen Presse erzählt, daß sie dank der erstmaligen Beteiligung der Frauen ein ungemeines Interesse hervorrief und die allgemeine Beteiligung
sollten sie möglichst viele Arbeiterfrauen. Es wird ihnen dann klar werden, wie wichtig das Interesse der Frauen an der Politik und ihre Mitarbeit in den verschiedenen Zweigen der Verwaltung ist. Je gründlicher aber diese Erkenntnis ist, desto mehr wird sie ein Ansporn sein, den Kampf um die Gleichberechtigung energisch aufzunehmen. Wenn die Glocken endlich den heißersehnten Frieden einläuten, dann dürfen die Frauen nicht zurückstehen. Alles, was sie während des Krieges geleistet haben, was sie an Opfern gebracht haben, zeigt ihre Bedeutung als Staatsbürgerinnen, als Mitglieder des Gemeindewesens, als Mütter." Und gibt ihnen von neuem Anspruch auf die Gewährung ihrer politischen Rechte. Wie wir diese Rechte zum Segen der gesamten Menschheit nüßlich verwerten, lehrt uns diese Broschüre.
In diesem Zusammenhang sei auch auf die 10- Pfennig- Broschüre „ Der Krieg und die Schule" hingewiesen, welche von derselben Verfasserin im gleichen Verlag erschienen ist und welche das letzte Kapitel der vorgenannten Schrift„ Die Frau in der Schulverwaltung" eingehend behandelt.
C. B.-S.
Von Speise und Trank. Von Dr. Alfred Hasterlit. Mit acht Kapitelbildern von R. Deffinger. 92 Seiten. Franchsche Verlags. handlung, Stuttgart . Preis 1 Mr.
In flarer, lehrreicher Weise veranschaulicht der Verfasser die Zusammensetzung, Gewinnung und Mengen unserer wichtigsten Nahrungsmittel. Wir erfahren so die Bestandteile der Milch und ihre „ Entstehung". Das Büchlein gibt uns Aufschluß über die Butter, Speisefette und Speiseöle. Eine Statistik belehrt uns über den Fleischverbrauch in den verschiedenen Ländern, natürlich in Friedensjahren. Dabei erhält die Hausfrau praktische Winke für die Fleischbereitung. Eingehend werden wir mit der Käsebereitung vertraut gemacht. Wir werden über den Nährwert des Eies belehrt. Gleichzeitig hören wir auch, woher es kommt, daß wir jetzt an Eierknappheit leiden.
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Ein interessantes Kapitel erzählt uns von der Zuckerherstellung, von den verschiedenen Arten von Zucker und von der Bedeutung des Zuckers und des Bienenhonigs für die menschliche Ernährung.
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daher eine weit regere war als bisher. Bei der Gruppe der Arbeitgeber, die im Jahre 1913 nur 18 Stimmen zählte, wählten diesmal 139, darunter 122 Frauen und 17 Männer. Bei den Arbeitnehmern wurden 105 Männer und 98 Frauen gezählt. Sehr anschaulich wird vom Wahlvorgang, an dem eine 77jährige Frau als erste zur Stimmabgabe antrat, erzählt:
" Hausfrauen rückten mit Körben an oder trugen das Gemüse für den Suppentopf unterm Arm. Ganze Familien erschienen: Vater, Mutter, Sohn; Mann, Frau und Kindermädchen. Kinder warteten im Vestibül oder stahlen sich unbemerkt in den Wahlraum, wo sie ihre Väter und Mütter in einer Kabine verschwinden und auf der anderen Seite wieder auftauchen sahen. Da geschah es nicht, daß etwa ein Mann seine Frau gesucht hätte, wie die vorausgesagt hatten, die der Meinung sind, das Frauenstimmrecht müsse allgemach Unordnung in den Haushalt bringen. Da ward fein Kind zu Hause gelassen, verängstigt, hungernd und zerlumpt, während die unnatürliche Mutter den Haushalt vernachlässigt und zur Urne läuft. Nein, die Familie erschien vollzählig, in bestem Einbernehmen, um so vereint ihrer Wahlpflicht zu genügen. Frauen aller Stände, jeden Alters stiegen treppauf treppab. Dies alles geschah nicht ohne Aufregung, nicht ohne Herzklopfen, weil viele Frauen im deutlichen Bewußtsein ihrer Unerfahrenheit den Wahlraum betraten. Man hatte ihnen so oft eingeprägt, eine Frau, die abstimmt, sei keine Frau mehr, so daß es schien, als machten sie fich auf etwas ganz Außergewöhnliches gefaßt.
Am meisten aber verblüffte die Tatsache, daß das Einwerfen des Stimmzettels in die Urne eine so einfache Handlung war, ja gerade so ein mütterliches und weibliches Geschäft wie das Einwerfen von Briefen in einen Briefkasten."
Kleine Mitteilungen. Das Frauenwahlrecht für die drei Hansestädte hat eine Stonferenz ber sozialdemokratischen Fraktionen dieser drei Städte gefordert, die in Bremen getagt hat.- In Berlin , Stettin , Magdeburg und Kassel wurde von den militärischen Befehlsstellen die Abhaltung von Frauenversammlungen verboten, die fich mit der Stellungnahme zum Frauenstimmrecht beschäftigen wollten. Das ist der Geist des alten Preußen!- Die sozialdemo tratische Fraktion des Kantonalrats Zürich hat folgenden Antrag mit siebzig Unterschriften einreichen lassen:„ Der Regierungsrat wird eingeladen, Bericht und Antrag einzubringen über eine Revision der Kantonsverfassung im Sinne des gleichen Stimmrechts und der gleichen Wählbarkeit für Schweizerbürgerinnen wie für Schweizer
Ferner wird uns der Werdegang des Brotes vor Augen geführt. Eine anschauliche Schilderung über die Be- und Verarbeitung des Getreides gibt dazu eine verständliche Erläuterung. Das Schlußtapitel ist unserer geliebten Kartoffel gewidmet, deren Unentbehrlichkeit wir erst im Kriege richtig schäzen gelernt haben. Die denkende Hausfrau, die allen Dingen gern auf den Grund geht, wird in dem Buche viel Belehrendes finden.
In zwei Punkten jedoch können wir uns mit dem Verfasser nicht einverstanden erklären. Er glaubt, bei der Zuckergewinnung von der strupellosen Gerissenheit des englischen Krämergeistes" reben zu sollen, obwohl der internationale Kapitalismus überall die gleiche Praris im Handel zeitigt. Unser Kriegswucher fann sich neben dem englischen Krämergeist" sicher als gleichwertig sehen lassen.
Dann können wir ihm auch darin nicht beipflichten, daß der Preis der Kartoffel zu niedrig bemessen" sei. Während wir im Frieden für einen Zentner Kartoffeln 3 bis 3,50 Mt. bei freier Lieferung in den Keller zahlten, kostet heute ein Zentner 8,15 Mt.
Nach Durchsicht der Broschüre tommt uns noch mehr wie sonst zum Bewußtsein, was man jetzt alles entbehren muß. Eine Tabelle, die über den täglichen Nahrungsmittelverbrauch einer erwachsenen Person im letzten Friedensjahr Auskunft gibt, führt uns das eingehend zu Gemüt. Berta Mardwald.
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Eingegangene Schriften.
Josef Luitpold, Herz im Eisen. Aus dem Tagebuch eines Landsturmmannes. Verlag von J. H. W. Diez Nachf. Stuttgart 1917. Preis 2 Mt.
Emma Dölz, Jugendlieder. Im Selbstverlag, Berlin SO, Forsterstraße 44.
Elisabeth Behrend , Säuglingspflege in Reim und Bild. Mit einem Geleitwort von Dr. med. Riehn. Verlag von F. C. Teubner in Leipzig und Berlin , 1917. Preis 1 Mt. Wilhelm Düwell, Vom inneren Gesicht des Krieges. Beiträge zur Psychologie und Soziologie des Krieges. Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1917. Preis 8 Mt.