102

Die Gleichheit

Studentinnen für die Kriegsindustrie zu gebrauchen, aber sie haben förperlich vollständig versagt. Bei der Proletarierin fragt man nicht danach, ob sie die schwere körperliche Arbeit gewöhnt ist. Hier zwingt die Not die Frauen, eriverbstätig zu sein. Trozdem die Frauen Großes geleistet, Hunger und Entbehrungen getragen und gleich den Männern den Krieg vom deutschen   Boden ferngehalten haben, be= fizzen sie nicht das geringste Recht, um maßgebenden Einfluß auf die Gesetzgebung zu gewinnen. In Amerika  , Australien  , England, Holland   ist man mehr oder weniger dazu übergegangen, den Frauen politische Staatsbürgerrechte zu geben. In Deutschland   müssen sogar die Männer noch für ein freies Wahlrecht kämpfen. Alle Parteien mit Ausnahme der Sozialdemokratie haben das Frauenwahlrecht ab= gelehnt. Sodann wies der Redner auf die gesundheitlichen Schäden der Frauenarbeit und ihre Rückwirkung auf die Bevölkerungspolitik Hin. Besonders durch die Nachtarbeit der Frauen würde Raubbau mit der menschlichen Gesundheit getrieben. Zum Schluß wies der Referent darauf hin, daß zum großen Teil die Frauen selber mit fchuld an den elenden Zuständen seien, weil sie den Ruf der Sozial­demokratie, sich zusammenzuschließen und aus der Unfreiheit und Univissenheit aufzuraffen, meist noch ungehört verschallen lassen.

Mit einem warmen Appell an die Frauen, sich der Partei anzu­schließen, in ihr zu wirken für Frieden, Freiheit und Brot, fand die Versammlung ihren Abschluß. Marie Arning  .

Magdeburg  . In einer öffentlichen Frauenversammlung sprach hier am Sonntag, den 3. März, Genoffin Juchacz- Berlin  . Die Rednerin legte dar, welche Forderungen und Wünsche die Frauen an Staat und Gesellschaft zu stellen haben. Besonders wies sie auf die enorme Zunahme der Frauenarbeit während des Krieges hin, die auch in den staatlichen Betrieben einen großen Umfang erreicht habe. Nur die großen Opfer, die die Frauen durch strenge Pflicht­erfüllung gebracht haben, haben es ermöglicht, daß sich Deutschland  bisher seiner Gegner erwehren konnte. Bei Übernahme so vieler Pflichten müssen die Frauen auch ihr Recht verlangen. Nur durch die politische Betätigung der Frau, besonders durch Erlangung des Frauenwahlrechts, wie dies bereits in einer Reihe Staaten bestehe, werden die Frauen ihre Forderungen durchsetzen. Eine der ersten Forderungen sei ein weitreichender Mutter und Säuglings schutz, er habe die größte Bedeutung für die Zukunft. Mit der Auf­forderung, sich der Parteiorganisation anzuschließen, die Gleich­heit" und die Volksstimme" zu lesen, schloß die Rednerin ihren mit lebhafiem Beifall aufgenommenen Vortrag, an den sich eine anregende Aussprache schloß. Eine größere Anzahl Frauen trat dem und Kind" in Dortmund   gehaltenen Vortrag wieder und beleuchtet die wichtige Frage nach allen Seiten hin. Die Bevölkerungsbewe­gung, die Ursachen des Geburtenrückganges, die wirtschaftliche und soziale Lage der Frauen, die Frau als Arbeiterin und Mutter, die Notwendigkeit eines ausreichenden Arbeiterinnenschutzes und des Ausbaus der sozialen Gesetzgebung, die Wohnungsfrage, besonders auch für Kinderreiche Familien, die bisherigen Fürsorgeeinrichtungen und ihre Unzulänglichkeit dies alles und anderes wird knapp aber klar und treffend besprochen.

Die Frage, ob Reich, Staat und Gemeinde alles getan haben, um die Frau als Mutter, den Säugling und das Kind zu schützen und vor Untergang zu bewahren, muß, wie der Verfasser sagt, ver­neint werden. Es fehlte vielfach an dem nötigen Verständnis, an der praktischen Erfahrung, an dem guten Willen, in der Hauptsache aber an den nötigen Mitteln. Die durch Wohltäter und Vereine, sowie durch Stirchen- und politische Gemeinden aufgebrachten, gewiß sehr anerkennenswerten Leistungen reichen bei weitem nicht aus, um die ungeheuer großen Pflichtschulden gegen Mutter und Kind zu erfüllen. Als Notbehelf und Mithilfe sind sie zu begrüßen und nicht zu entbehren. Aber wo und wie ist ausreichende Hilfe zu finden?" Mit Recht erklärt König, daß hier feine Moralpaufen, kein Appell an die vaterländische Pflicht verfangen, auch keine kleinen Palliativ­mittel und kleinlichen Polizeimaßnahmen. Hier muß mit großen und allen Mitteln und Kräften der Staatsbürger, der Gemeinden, des Staates und des Reiches eingegriffen werden. Und schnell muß es geschehen, ehe es zu spät ist. In einer Zeit, wo in Deutschland  jährlich etwa 1 bis 2 Milliarden Mart für Nikotin, 3 bis 4 Mil­liarden Mark für Alfohol ausgegeben worden sind und ungezählte Millionen Verwendung fanden für Rassenpferdeaufzucht, wo das Reich im Frieden 2 Milliarden für Heereszwecke aufbrachte, wo Deutschlands   finanzielle Kraft in der Lage ist, 100 Milliarden Mark Striegskosten zu tragen, muß es auch Mittel und Wege finden, um wenigstens eine halbe Milliarde bei Kriegsende und etwa einige Zehntel davon laufend aufzubringen zur Leistung positiver Aufgabe im Interesse des direkten und indiretten Säuglingschutzes und zur Lösung geburtenpolitischer Probleme. Die Förderung dieser dringen­

Nr. 13 Sozialdemokratischen Verein bei und abonnierte die Gleichheit". Die Versammlung war eine gute Verheißung für die Zukunft. Fr. H. Ans Schlesien  . In Breslau   und Waldenburg fand je eine Versammlung statt, in der Genossin Juchacz   über Frauenerwerbs­arbeit im Kriege" sprach. Nach den Bestimmungen, die das General­kommando erlassen hatte, war es für die Rednerin ein schwieriges Stück, den Stoff in ausgiebiger Weise zu behandeln. Es war ver­boten: politisch zu reden, das Frauenwahlrecht zu behan­deln, Arbeitgeber und andere Parteien zu kritisieren und endlich über den Friedensschluß zu reden. Trotz dieser Beschränkungen gelang es der Rednerin, den Versammlungs­besuchern klarzumachen, daß in Konsequenz der gewaltig ausge dehnten Frauenerwerbsarbeit mit ihren Folgeerscheinungen für Haus und Familie, für die Gesundheit der Frauen und die Kindererziehung und-pflege die Mitarbeit und das Mitbestimmungsrecht der Frauen bei allen gesetzgeberischen Maßnahmen und sozialpolitischen Arbeiten im Reich, Staat und in der Gemeinde eine Forderung des Tages sei, um die die Frauen kämpfen müßten. Auch diesen Versamm­lungen hat die Partei eine große Zahl neuer Anhängerinnen, die Gleichheit" neue Leserinnen zu verdanken.

Der Frauentag in Oesterreich- Ungarn   unterbreitet den Be­sucherinnen der Versammlungen die folgende Resolution:

" Die beim Sozialistischen Frauentag versammelten Arbeiterin­nen entsenden dem revolutionären Proletariat Rußlands   ihre Grüße. Gleichzeitig geben sie den Gefühlen herzlichster Sympathie und der Dankbarkeit Ausdruck dafür, daß das russische Prole­tariat mit beispielloser Hingebung und Opferbereitschaft versucht hat, den allgemeinen Frieden herbeizuführen, als dessen Vorläufer der Friede im Osten zu betrachten ist. Daß der mit der russischen Revolutionsregierung geschlossene Friede kein Friede der Verstän digung, sondern der siegreichen Gewalt ist, empfinden auch die sozialistischen   Frauen Österreich  - Ungarns schmerzlich. Um so mehr wünschen und wollen wir, daß der allgemeine Friede, der die Sehnsucht aller Völker ist, auf der Grundlage der Ver­ständigung geschlossen werde, ohne Bergewaltigung anderer Völfer, die nicht nur unserem proletarischen Solidaritätsgefühl widerspricht, sondern auch die Gefahr künftiger Kriege in sich trägt. Wir fordern von der Regierung Österreich  - Ungarns, daß sie alles tue, um den Krieg mit Italien   durch einen Ber­ständigungsfrieden zu beendigen. Zugleich verlangen wir, daß Österreich- Ungarn   seinen Einfluß auf die deutsche   Regierung gel­tend mache, um auch mit den West mächten zu einem Ver­ den   Kulturaufgaben darf nicht mir theoretisch von den Lehrstühlen und Kanzeln in Wort und Schrift verkündet, sondern muß durch Taten der Behörden und Parlamente und aller Staatsbürger nach Kräften und Können unterstützt werden."

Die wohlbegründete Schrift bringt in einem Anhang noch eine Fülle statistischen Materials und einschlägiger Zitate, was sie be­sonders brauchbar macht. Wir empfehlen das 24 Seiten starke Heft, das 30 Pf. kostet und im Verlag der Volksblatt- Buchdruckerei in Bochum   erschienen ist, dringend allgemeiner Beachtung.

Hauswirtschaftliches

Kartoffelmehl aus Kartoffelschalen. Die Startoffeln werden vor dem Schälen sehr sauber gewaschen. Die Schalen werden durch die Fleischmaschine getrieben. Die Masse wird dann in ein Sieb getan, das in eine Schüssel gestellt und mit Wasser tüchtig überspült wird. Dieser Aufguß bleibt ungefähr eine Stunde stehen, worauf man das bräunliche Wasser vorsichtig abgießt, damit der Saß, das Kartoffelmehl, zurückbleibt. Dies wiederholt man etwa drei- bis viermal am Tage, bis der Sag klar und weiß ist. Das so gewonnene Startoffelmehl läßt man auf einer flachen Schüssel, am besten in der Wärnröhre, trocknen.

Frühlingsahnung.

O sanfter, süßer Hauch! Schon weckest du wieder

Mir Frühlingslieder.

Bald blühen die Veilchen auch. Ludw. Uhland. *

Am Mühlengraben.

Die Kinder haben die Veilchen gepflückt, All, all, die da blühten am Mühlengraben. Der Lenz ist da; sie wollen ihn fest

In ihren kleinen Fäusten haben.

Theodor Storm  .