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Die Gleichheit
Arbeitszeit, Festsetzung von Arbeitspausen, voller Gehaltsanspruch im Krankheitsfalle für eine bestimmte Dauer, Einbeziehung in die Unfallversicherung( besonders bei Ansteckungsgefahr), öffentlich anerkannte Berufsvertretung in Arbeits- oder Arbeitnehmerkammern, Reglung der sozialen Ausbildung. Hier liegt ein großes Arbeitsfeld offen. Die Sozialbeamtin hat in ihrem Beruf eine große wichtige Aufgabe. Ihr sind die Schwachen, die der Hilfe Bedürftigen anvertraut, sie ist in der Ausführung und überwachung der Schuß- und Verficherungsgesetze für die arbeitende Klasse tätig. Ihre Arbeit kann fürsorgerisch oder agitatorisch sein, für die Arbeiter und ihre Fa milien hat sie große Bedeutung. Diese begrüßen es deshalb, daß fie ihre Berufsausbildung zu vervollkommnen sucht, und daß fie verlangt, daß nur fachlich vorgebildete Kräfte ihre Arbeit ausüben. Besonders aber freuen sie sich, daß die Sozialbeamtin den gewerkschaftlichen Gedanken auch für sich anerkennt. Mit Vertrauen reicht der Arbeiter und seine Angehörigen derjenigen, die wie er den Willen und den Mut zur Selbsthilfe hat und Liebe und Treue zur Berufsorganisation kennt, die Hand. Von ihr nimmt er an, daß sie Verständnis für die Bestrebungen der Arbeiterschaft hat.
Wohlfahrtspflege auf dem Lande.
Die häufig erhobenen Klagen über die ungünstigen sozialen Verhältnisse der minderbemittelten Landbewohner haben bei den maßgebenden Stellen leider noch nicht die Beachtung gefunden, die erforderlich wäre, um die notwendige Besserung anzustreben. Oft hat man die Berechtigung solcher Klagen bestritten oder versucht, sie abzuschwächen.
Da ist jetzt ein unscheinbares Heftchen erschienen, das blitzlichtartig in das Dunkel der Landbewohnerverhältnisse hineinleuchtet und dabei den Vorzug hat, daß es amtliche Feststellungen wiedergibt, die, wie ausdrücklich hervorgehoben wird, herbeigeführt sind durch eine„ auf völlig einwandfreien Zahlen beruhende und nach wissenschaftlichen Grundsäzen aufgebaute Statistit". Es handelt sich um den Bericht des Wohlfahrtsamtes der Königlichen Amtshauptmannschaft Leipzig für die Zeit vom 1. Oktober 1916 bis 30. September 1917. Die Nöte des Krieges, so heißt es da, haben alle fozialen Schäden ganz beträchtlich gesteigert und infolgedessen der Allgemeinheit stärker ins Bewußtsein gerückt und den Wunsch wachgerufen, die soziale Arbeit auf den verschiedensten Gebieten der Volkswohlfahrt kraftvoll weiterzuentwickeln. So ist es zur Schaffung Freundinnen der Gattin des Besizers. Sie saßen gemütlich um den runden Tisch an einer freundlichen Stelle im Garten, plapperten, handarbeiteten, tranken Kaffee und ließen ihre Blicke über den schönen Teich, die hübschen Anlagen und jenseits zu den grünen Höhen schweifen.
Friedsam und still ging es her im Hause Nr. 5. Der Krieg war weit, weit weg...
Da begann die Leidenszeit des Hauses Nr. 5. Gebell und Gekläff, Sausen und Heulen war über den Häusern der Stadt. Eilig sammelte die Advokatenfamilie die notwendigen Habseligkeiten, setzte sich in den letzten Eisenbahnzug und fuhr rückwärts, um dem Eisenhagel und der Zerstörung zu entfliehen. Alles blieb im Hause wie es war nur kein Mensch war mehr darinnen. Vor den Fenstern hingen Gardinen und Portieren, auf die samtüberzogenen Möbel schien freundlich die Sonne. Jm oberen Stock standen wie sonst weißüberzogen die Betten, und auch hier spielte morgens und abends ein Sonnenstrahl verstohlen mit dem weißen Linnen und den zierlichen Spißen. Im Garten blühte es, Blumen wucherten. Aber feine Menschenseele nahm Anteil an ihnen.
Plöglich nahte das Verhängnis; an einem Tage, da wieder ein Heulen, Saufen und Gekläff über der Stadt war. Eine große schwere Granate kam angeheult, wußte keinen anderen Weg und riß ein großes Loch in die Vorderwand des oberen Stockwerks. Steine und Mörtel flogen umher, Ziegel und Dachsparren fielen herab. Fensterrahmen wurden herausgerissen und tausende Splitter meterweit im Streise herumgeschleudert. Noch schlimmer aber war die Verwüstung im Hause im oberen Stock. Die ungehemmte Wut der Granate riß Tische und Stühle auseinander, hob die Bilder von den Wänden, senkte das weiße Linnen der sauberen Betten und warf alles durcheinander. Der Putz von der Decke, Bücher und Musiknoten, Klaviertasten und
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eines besonderen Wohlfahrtsamtes gekommen, das einen weiteren Unterbau erhalten soll in örtlichen Wohlfahrtsausschüssen, die möglichst in jeder Landgemeinde des Bezirks zu bilden sind.
Zum Ausgangspunkt der Fürsorgetätigkeit ist die Wohnungspflege genommen. Feststellungen in dieser Richtung haben ergeben, daß in den ländlichen Gemeinden der Amtshauptmannschaft von je 100 Wohnungen 8,14 ungenügende Geschoßhöhe und 54,10 ungenügende Abortverhältnisse hatten, während 11,37 überfüllt waren. Von je 100 Schlafräumen waren 3,94 ungenügend belichtet, 14,70 waren feucht, 16,19 waren überfüllt und in 19,35 Prozent wurde mangelnde Geschlechtstrennung festgestellt. 41,78 Prozent aller Wohnungen waren minderwertig; die Eigenwohnungen wiesen 43,90 Prozent und die mietfreien, die sogenannten Tagelöhnerwohnungen sogar 66,66 Prozent minderwertiger Wohnungen auf.„ Verständlich wird unter diesen Umständen," so heißt es in dem Bericht,„ daß der intelligentere, kulturell gehobenere Landarbeiter es vorzieht, nach der Stadt zu ziehen und Fabrikarbeiter zu werden, nicht nur, unt jener menschenunwürdigen Behausung auf dem Lande zu entgehen, sondern auch, um seine wirtschaftlich schwierige Lage zu verbessern."
Es wird sodann anerkannt, daß nicht nur körperliche Schädigungen die unausbleibliche Folge dieser Wohnungs- und Lebensverhältnisse sind, sondern daß sie auch häufig den Grund unabwendbaren sittlichen Niederganges der Familie bilden, was durch die Tatsache bestätigt wird, daß 32,2 Prozent der sittlich gefährdeten Jugendlichen verarmten und in ihrer Lebenshaltung herabgekommenen Familien entstammen. Natürlich wird auch darüber geklagt, daß die kümmerliche Lebenshaltung der kinderreichen Familien mit Recht nur zu häufig den Anreiz zu einer gewollten Geburtenbeschränkung bildet. Und gleichsam als Erklärung hierfür wird auf die schwierige und sorgenvolle Lage der Arbeiterfrau hingewiesen:„ Rein menschlich betrachtet, hat es wohl auch niemand schwerer auf der Welt als die kinderreiche Mutter im Arbeiterstand. Arbeit vont hellen Morgen bis zum späten Abend, Sorgen beim Erwachen, Sorgen beim Schlafengehen, eine in jeder Weise erschwerte Lebenshaltung, fein Zuhause, das auch nur im entferntesten den Namen eines Heims verdiente. Ist die Mutter gleichzeitig erwerbstätig, geht ihr auch die letzte Möglichkeit verloren, ihrer Kinderschar leiblich und seelisch Halt und Stütze sein zu können. Obendrein bildet sie auch noch das Ziel spöttischen Mitleids glücklicherer Nachbarinnen." Je nach dem Los, das der Mutter beschieden ist, wird sich die Säuglingspflege und die Jugendpflege gestalten, die auch, wie ſo
Spiegel, Betteile und weiche Felle waren hernach ein unentwirrbares Chaos. Haus Nr. 5 stöhnte in seinem Schmerz wild auf; das Schicksal hatte ein Einsehen mit ihm.
Eine Granate hatte genug Verwüstung in und am Hause angerichtet; andere gingen darüber hinweg, trafen andere Ziele. Da besannen sich wieder die Menschen auf das Haus. Aber dieses Mal waren es Soldaten; ein Bataillonsstab ließ sich häuslich in Nr. 5 nieder.
Damit begann ein neuer Abschnitt im Leben des Hauses Nr. 5. Der obere Stock, in dem die große Granate das Unheil angerichtet, blieb unbesehen. Nur die noch verwendbaren Möbel trug man heraus, benußte sie anderweitig. Eine schöne, bunte Portiere wurde von oben bis unten vor das Treppenhaus zum oberen Stockwerk befestigt und dieses damit abgeschlossen vor dem Anblick der Welt. Dem unteren Stockwerk und den Kellerräumen wandte man alle Aufmerksamkeit zu. Hier wurde gründliche Reinigung gehalten. Möbel wurden umgestellt und alles den Zwecken dienstbar gemacht, für die die Räume verwandt werden sollten.... In dem großen Familienzimmer, in dem in der Wand eingebaut Buch an Buch noch heute fein säuberlich seinen Platz im langen Schrein einnimmt, richtete sich der Stab ein. Schön und heimisch ist Heuer der Raum, Mosaiken und Vasen stehen auf Borten und Ständern, aber auf dem langen Tisch klappern nicht mehr Teller und Tassen, Messer und Gabel und anderes Gerät, sondern Karten liegen ausgebreitet; Befehle gehen von Hand zu Hand, und Schriftsäge werden aufgesetzt. Zwei hohe Fenster erhellen das Zimmer, sie gewähren einen weiten Blick über den Teich und zu den Höhen jenseits. Die Scheiben in den Fenstern sind zwar gesprungen, freuz und quer. Aber fürsorglich hat man Papierstreifen über die Sprünge geklebt, und tein Luftzug findet mehr den Weg in den warmen, gemüt