Nr. 14
Die Gleichheit
leihung des Titels Assistentin und Oberassistentin nach einer entsprechenden Reihe von Dienstjahren. Für die Gehilfinnen bei den Bostämtern III, von denen nahezu 6000 im Reiche tätig sind, die jezt keine Beamteneigenschaft befißen und ein Jahreseinkommen von nur 700 bis 1200 Mt. beziehen, werden Beamteneigenschaft und Dienst- und Besoldungsverhältnisse wie für die Post- und Telegraphengehilfinnen gefordert.
Führt Haushaltsbücher.
Eine Anregung aus der Praxis des Arbeiterrechts.
Eine der wichtigsten Einrichtungen des Hilfsdienstgesetzes sind die Schlichtungsausschüsse. Das sind Gerichtshöfe, die aus je einem Offizier als Vorsitzenden und aus je drei Arbeitgebern und drei Arbeitnehmern als Beisiger zusammengesetzt sind. Wie schon der Name sagt, besteht ihre Aufgabe im Schlichten von Streitigkeiten zwischen Unternehmern und Arbeitern. Ihre Urteile sind endgültig. Leider gehen ihre Befugnisse nicht so weit, den Arbeitgeber zu alvingen, Lohnerhöhungen zu gewähren. Sie können nur, wenn ihnen der Lohn eines Beschwerdeführers nicht ausreichend erscheint, den Abkehrschein erteilen oder ihren Spruch in dem Sinne fällen, daß der Arbeiter noch eine gewisse Zeit im alten Betrieb arbeitet und dem Arbeitgeber nahegelegt wird, innerhalb dieser Zeit eine angemessene Lohnerhöhung zu gewähren, andernfalls der Arbeiter nach verstrichener Frist den gewünschten Abkehrschein erhält. Nicht nur der einzelne Arbeiter hat das Recht, den Schlichtungsausschuß anzurufen, sondern es können dies auch die Belegschaften einzelner Betriebsabteilungen oder ganzer Betriebe tun. Das macht die Wirksamkeit der Ausschüsse zu einer bedeutungsvollen, die leider von seiten der Arbeiterschaft noch viel zu wenig gewürdigt wird. Es ist sehr wohl möglich, mit ihrer Hilfe den Arbeitgeber zu zwingen, menschenwürdige Lohnbedingungen zu gewähren.
Wird von einer Seite der Schlichtungsausschuß angerufen, so liegt es im ureigensten Interesse der Beteiligten, für ihre Behauptungen den Beweis zu erbringen, denn die Ausschüsse sind bei ihrer Urteilsfällung an bestimmte gesetzliche Vorschriften gebunden. Weist ein Beschwerdeführer an der Hand von Material nach, daß der ihm gezahlte Lohn nicht ausreicht, seinen und seiner Familie Lebensunterhalt angemessen zu bestreiten, wird ihm ohne weiteres der Abkehrschein erteilt werden müssen. So wird es in dem Schlichtungsausschuß gehandhabt, dem Schreiber dieses als Mitglied an
wieder wirft ein niederträchtiges Prickeln im rechten Schultergelenk den kleinen Mann aus erbaulichen Betrachtungen, die er immer um diese Zeit anzustellen pflegt, heute zum Beispiel über den Zweck von Mutters Schuhriemen. Unruhig pendelt Fröschles seelischer Schwerpunkt zwischen Zorn und Wehmut. Bis zum Mittag nehmen diese Gefühlsschwankungen immer mehr zu. Der Vater trifft den kleinen Mann in der reinsten Bußtagsstimmung.
Trübfinnig hockt Fröschle auf seinem gewohnten Platz und mault mit der ganzen Welt. Bei der kleinsten Kleinigkeit braust er mächtig auf, und jeder Versuch, ihn seiner weltschmerzlichen Stimmung zu entreißen, fällt ins Wasser. Nicht einmal Vaters glänzende Ziga rettendose wirkt. Einen umflorten Blick auf seinen Feiertagsspielgenossen kann sich Fröschle zwar nicht versagen, dann wendet er sich aber doch unlustig murrend fort. Bald steigt das Murren an zu stoßweisem Heulen, mehr von Ungeduld als von Schmerz genährt. Mutter hebt den Schreier hoch, Vater hat einen roten Kopf bekommen, der jedesmal da ist, wenn Fröschle seine Stimme über Gebühr anstrengt, furz: es ist eine für alle Beteiligten äußerst unterhaltsame Lage. Um nun wenigstens die Gemütlichkeit, soweit sie vor Fröschles Geheul noch nicht ausgerissen ist, im Zimmer zu halten, steckt sich Vater eine Zigarette an. Wie er das schwedische Zündholz anstreift, verstummt mit eins das Geschrei.
Starren, wißbegierigen Blicks staunt Fröschle in das Wunder der züngelnden Flamme, die ihm Vater unter die Nase hält. Vor lauter Selbstvergessenheit flappt der Mund weit auf. Nach einer kurzen Pause atemloser Andacht strebt Fröschle mit gespreizten Fingern der Flamme entgegen, die sich als braungoldner Widerschein spiegelt in den großen, quellklaren Kinderaugen.
Fröschle ist glückselig in den Anblick des brennenden Hölzchens versunken und alles andere ist vergessen. Es stört ihn nicht, daß Vater nervös um die Mundwinkel zuckt, weil das Hölzchen schon bedenklich niedergebrannt ist und in heiße Nachbarschaft zu den Fingerspitzen gerät. So sehr ist Fröschle des Wunders voll, daß Vater es nicht übers Herz bringt, ihn aus seinem Lichtrausch zu reißen. Folge: Bater versengt sich die Fingerspitzen. Daß er nun das Stümpfchen fortwirft und einen Marsch auf seinen Fingernägeln pfeift, fordert
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gehört, und soweit ihm von Beisitzern aus anderen Ausschüssen mitgeteilt wurde, gilt die gleiche Praxis auch anderswo. Wird das Gesetz in diesem oder jenem Ausschuß anders ausgelegt, was faum anzunehmen ist, so ist es Sache der beteiligten Arbeitervertreter, sich mit aller Schärfe dagegen zu wenden.
Leider hapert es in den meisten Fällen mit dem Nachweis über die Finanzwirtschaft der Beschwerdeführer. So unglaublich es flingen mag, die Praxis hat ergeben, daß von zehn Beschwerde= führern kaum acht in der Lage sind, ihre Einnahmen und Ausgaben einwandfrei nachzuweisen. Ja, sehr oft sind sie erstaunt, wenn ihnen der Vertreter des Arbeitgebers an der Hand seiner gewissenhaft gemachten Aufzeichnungen, die heute in jedem modernen Großbetrieb durch das Kartotheksystem eingeführt sind, nachweist, daß der Verdienst viel höher gewesen ist, wie der Be= schwerdeführer behauptet. Das Gegenteil zu beweisen, find die meisten Arbeiter nicht in der Lage, weil sie keine Aufzeichnungen vorge= nommen, ja nicht einmal die Lohntüten aufgehoben haben. Es wirkt auf die Beteiligten immer peinlich, wenn der Arbeiter als der wirtschaftlich Schwächere bei solchen Gelegenheiten hilflos dasteht, während es angenehm berührt, wenn ein Beschwerdeführer seine Angelegenheit mit Ruhe vorträgt und seine Behauptungen mit reichhaltigem Material belegt. Im ersteren Falle ist gewöhnlich das Ende vom Liede, daß der Ausschuß, wenn er gewissenhaft arbeitet, die nicht bewiesenen Behauptungen nachzuprüfen beschließt. Und dazu ist in vielen Fällen Vertagung notwendig. Der Betroffene schimpft dann gewöhnlich auf den Ausschuß, der seine Sache an geblich unnötig verschleppt.
Diesen unangenehmen Situationen kann vorgebeugt werden. Hierbei können die Arbeiterfrauen helfen. Dazu ist aber gegenseitiges Vertrauen der Eheleute Voraussetzung. Der Mann darf in Geldangelegenheiten keine Geheimnisse vor der Frau haben. Dann wird es ihr möglich zu handeln. Aufgabe der Frau muß es sein, sich daran zu gewöhnen, über ihre Einnahmen und Ausgaben Buch zu führen. Kann es eine Frau über sich bringen, diese anfänglich unbequeme, weil ungewohnte Nebenarbeit auszuführen, wird sie nach geraumer Zeit in der Lage sein, eine nicht zu unterschätzende übersicht über ihre Finanzwirtschaft zu erhalten. Sie kann dem Manne durch ihr Haushaltsbuch, das in der Parteibuchhandlung zu haben ist, nachweisen, was mit dem ihr anvertrauten Gelde geschehen ist, und der Mann ist in der Lage, bei besonderen Gelegenheiten nach außen hin den Nachweis über das Finanzgebaren der Familie zu bringen. Man sage ja nicht, das habe keinen Zweck, oder man habe keine
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Fröschles lautesten Widerspruch heraus. Ein zweites und drittes Hölzchen muß abgebrannt werden, den Widerspruch zu sänftigen.
Mit Hilfe des heilkräftigen Zündholzes hat Fröschle die Wirkungen des Impfzwangs leidlich überstanden. Flammte ein Schwede auf, so waren alle Schmerzen geheilt. Heute noch ist die wundersame Heilkraft des Streichhölzchens unverloren, und jedesmal, wenn Fröschle schlechter Laune ist, bringt Vater das Opfer. Ein billigeres, jedem erschwingliches Rezept zur Herstellung des Familienfriedens, dem Störung durch ein ungebärdiges Bubengemüt droht, hat die Welt noch nicht gekannt. ( Fortsetzung folgt.)
An den Mai.
Es ist doch im April fürwahr Der Frühling weder halb noch gar! Komm, Rosenbringer, süßer Mai, Komm du herbei!
So weiß ich, was der Frühling sei.
- Wie aber? Soll die erste Gartenpracht, Narzissen, Primeln, Hyazinthen,
Die kaum die hellen Aeuglein aufgemacht, Schon welken und verschwinden? Und mit euch besonders, holde Veilchen, Wär's dann fürs ganze Jahr vorbei? Lieber, lieber Mai,
Ach, so warte noch ein Weilchen!
An der Braut, die der Mann sich erwählt, läßt sich erkennen,
welches Geistes er ist, und ob er den eigenen Wert fühlt.
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Goethe.
Für eine Nation ist nur das gut, was aus ihrem eigenen Kern und ihrem eigenen allgemeinen Bedürfnis hervorgegangen ist, ohne Nachäffung einer anderen.
Goethe.