142
Die Gleichheit
bewegung. Auch in der Distriftsleitung des Sozialdemokratischen Vereins war sie tätig. Als bei Beginn des Krieges ihr Mann, der Kassierer des Sattlerverbandes war, eingezogen wurde, übernahm sie auch diese Geschäfte und hielt die Gewerkschaft in schwerer Zeit hoch. Sobald der Ruf zur Mitarbeit in der Kriegsfürsorge erging, winkte ihr neue Arbeit. Sie wurde die erste sozialdemokratische Armenpflegerin in Köln . Die Frau, die so bewundernswert arbeitete, war Mutter von sechs unmündigen Kindern, das jüngste kaum ein Jahr alt. Aber diese große Kinderlast und die jahrelangen schweren Sorgen als Kriegerfrau hinderten sie nie an treuer Pflichterfüllung für die Partei. Sie hat viele Männer beschämt. Ihr Beispiel kann allen Frauen zeigen, was eine der Ihren zu leisten vermag. Ehre dem Andenken dieser tapferen Kämpferin.
km. Mörs - Rees ( Bezirk Niederrhein ). Auf der Kreiskonferenz des hiesigen Sozialdemokratischen Vereins am Sonntag, dem 12. Mai, konnte der Sekretär des Kreises, Genosse Müller, berichten, daß die Zahl der weiblichen Mitglieder von 364 vor dem Kriege auf 959 am Schlusse dieses Geschäftsjahres gestiegen ist. Im Friedensgeschäftsjahr 1913/14 wurden 4588 Frauenbeiträge zu 15 Pf. umgesetzt und im Jahre 1917/18 dagegen 14162. Von 48 während des Krieges bisher abgehaltenen öffentlichen Versammlungen haben 15 besonders für Frauen stattgefunden und außerdem 38 Mitgliederversammlungen der Frauen mit Vorträgen. Die Einkassierung der Beiträge der Frauenmitglieder wird fast in allen größeren Orten durch Frauen selbst besorgt. Die Frauen nehmen auch im übrigen lebhaften Anteil an der Arbeit der Partei im Kreise. Auf der Konferenz waren 17 Genossinnen als Delegiertinnen anwesend und beteiligten sich alle rege an den Debatten. Genossin Müller aus Lintfort gab in der Diskussion über einen Vortrag: Die politische Lage und die Zukunftsaufgaben der Partei, der Entrüstung der Frauen Ausdruck darüber, daß man wohl an die Pflichten der Frau in Preußen dente, aber nicht an ein gleiches Staatsbürgerrecht der Frauen. Sie forderte zur rastlosen Arbeit für das Wahlrecht der Frauen, für bessere Verhältnisse und besseren Schutz der Mütter und Kinder auf.
-s. München . In der letzten hiesigen Gesamtausschußsizung der Partei wurde ein Antrag auf obligatorischen Bezug der„ Gleichheit" für die weiblichen Parteimitglieder in München gestellt. Der Antrag wurde nach längerer Debatte dem engeren Ausschuß überwiesen. Hoffentlich wird er da nicht begraben. Die nächste Generalversammlung, die sich mit der Neureglung der Parteibeiträge beschäftigen wird, würde den weiblichen Mitgliedern der Partei einen
recht, als Fröschle fich bückt und sich mit strahlendem Gesicht ein Ding unter die Nase hält, das von einem schmutzigen Papierfeßen faum zu unterscheiden ist. Dazu kräht er seelenvergnügt und aus Leibeskräften„ Biwi! Biwi!" Es ist also eine Hühnerfeder, wirklich nicht mehr als eine Hühnerfeder, vom Wind durch mehr als eine Gosse geschleift. Für Fröschles Einbildungskraft genügt die Feder, einen ganzen Hühnerhof zu sehen. Er hat neben Blumen nichts mehr ins Herz geschlossen als Hühner und ähnliches Flugzeug.
Auf dem ganzen Weg macht Fröschle Entdeckungen solcher Art. Bald ist es ein Grashalm, den er dem Vater mit groß fragenden Augen vorhält, bald ein Stein, von dem Fröschle hartnäckig behauptet, es wäre ein Ei, weil Eier eine Lieblingsspeise von ihm find. Nichts ist klein und unscheinbar, Fröschle verfällt in Entzücken und Bewunderung, und jeder Laut, den er dazu ausstößt, ist eine Schmeichelei für die Welt, in der nach Fröschles Meinung alles schön und vortrefflich bestellt ist.
Diese Fahrten ins Himmelblaue find für Fröschles Vater eine gute Schule der Geduld, bekannt als jene menschliche Tugend, die nach übereinstimmendem Zeugnis aller Weltweisen nicht leicht zu erwerben ist. Fröschle ist ein guter Lehrer zur Geduld, er hat Zeit und verschwendet sie mit vollen Händen. Woran kranken aber wir flugen, erwachsenen Menschen mehr als an unserer Armut an Zeit? Der Gang mit einem Kind über eine kleine Wegstunde offenbart uns erst, wie wenig Zeit wir eigentlich haben. Der Gang mit einem Kind ist aber auch eine Andacht, ein Sichversenken an Kleines und Kleinstes in der Welt, besser als Gottesdienst in Kirchenmauern. Das Kind führt uns hin zum Unbemerkten, zum übersehenen, und selbst der größte Künstler muß sich beugen vor dem reinen und tiefen Schauen des Kindes, das viel mehr steht als alle Klugheit und Erfahrung.
Heimkehr.
Daß immer noch die Rosen blühn wie damals, als ich euch verließ, daß immer noch die Kinder lachen,
Nr. 18
großen Dienst erweisen, wenn sie im Sinne dieses Antrages beschließen würde. Die vielfachen neuen Aufgaben, denen die erwerbstätige Frau jezt gegenübersteht, macht die ständige Lektüre eines Frauenblattes zur gebieterischen Notwendigkeit. Ganz besonders gilt das aber für diejenigen Genossinnen, welche im gewerkschaftlichen und sonstigen sozialen Leben tätig sein müssen. Aber auch der Frau als Mutter gibt die„ Gleichheit" manche wertvolle Anregung. Bei der außerordentlich starken Tätigkeit der bürgerlichen Frauen in München ist eine bessere Schulung unserer weiblichen Mitglieder dringend nötig. Die verhältnismäßig geringen Kosten, die der obligatorische Bezug erfordert, können leicht getragen werden, da der Bezug der„ Gleichheit" auch zugleich ein gutes Werbemittel ist. Für regelmäßige Berichterstattung über die Münchener Frauenbewegung auf allen Gebieten wird die„ Gleichheit" künftighin Sorge tragen. ab. Aus Württemberg . Am 5. Mai fand in Stuttgart eine Frauenkonferenz statt, zu der eine Reihe Vertreterinnen des Landes und aus Stuttgart selbst erschienen waren. Vom Parteivorstand war Genossin Juchacz anwesend. Nach einleitenden und berichtenden Worten des Landesvorstands Genossen Fischer und des Parteisekretärs Genossen Wasner sprach Genossin Juchacz über das Thema: Wie gewinnen wir die Frauen für die Partei?" Jnnerhalb der Organisationen sollten die Frauen die Möglichkeit und Bewegungsfreiheit haben, ihre Sonderinteressen zu vertreten unter Wahrung des Einverständnisses mit den Ortsausschüssen. Die Möglichkeit zur Mitarbeit und zur Besetzung aller Posten in der Partei wäre für die Frauen überall vorhanden. Besonderen Wert legt sie auf die Heranbildung und Heranziehung der Frauen zur praktischen Mitarbeit. Mit der Gewinnung weiblicher Mitglieder allein ist es nicht getan. Um den Geist der Genossinnen muß geworben werden. Die äußerst lebhafte Diskussion zeigte das große Interesse für die mit vielem Beifall aufgenommenen Ausführungen. Vielfach wurde geklagt, daß die Männer den Frauen noch so viel Schwierigkeiten machen. Allgemein wurde die Anstellung von Sekretärinnen als dringend notwendig bezeichnet. Die praktische Mitarbeit ist oft erschwert, da sie fast überall ehrenamtlich ausgeübt werden muß. Genossin Juchacz zeigte an dem Beispiel von Köln , wie geholfen werden kann: die Partei gibt den Frauen Entschädigungen für die aufgewandte Beit.
Das zweite Referat hielt Genossin Blos als Vorbereitung zu dem Thema:„ Frauenarbeit und Frauenschutz", das auf die Tagesordnung des nächsten Parteitags gesetzt werden soll und für das schon heute die Genossinnen interessiert werden müssen. Die Frauen
daß immer noch die Menschen sind wie einst....
Dies alles ist so seltsam fremd, als hätt' ich stets in Rauch und Blut als hätt' ich stets in Haß und Wut gelebt.
-
Daß noch der Wälder Zauberhauch und immer noch der Felder Bunt wie damals, als die Amsel sang wie heut....
Und daß im Grün das junge paar so frohverliebt und lebensvoll, so rosenrot und kindertoll, dies faßte nie so seltsam mich wie heut.
Ach könnte ich das Leben doch nur einmal so umfassen noch wie Kinderlachen, Rosenglut, wie Lust und Liebe und wie einst....
Ich küsse meiner Kinder Stirn, ich suche ihrer Mutter mund und wünsche nur das eine noch: Das Einst....
Das Einst, als ich in meinem Glück, mit Freund und Bruder, Weib und Kind, durch maibesonnte Selder schritt am Feiertag.
Und glaubte, hoffte wie ein Kind, daß doch dereinst der Rosen Glut, daß doch der Kinder Lachen einst ein schön'res, hell'res morgen schau als heut....
Julius Jerfaß.