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Die Gleichheit
bp. Die Gleichberechtigung der Frauen in den städtischen Körperschaften Leipzigs . Auf Veranlassung einer Eingabe des Allgemeinen deutschen Frauenvereins an den Rat der Stadt und an die Stadtverordneten hat sich der Rat grundsäglich für die Heranziehung der Frauen zu den Ausschüssen der städtischen Verwaltung ausgesprochen. Zwar seien vorläufig noch nicht alle Ausschüsse ein geeignetes Tätigkeitsfeld" für die Frauen, so meinten die Herren im Rat. Aber als Armenpflegerinnen sollen Frauen in allen Distrikten aufgenommen werden; als vollſtimmberechtigte Mitglieder im Ausschuß für Jugendfürsorge sollen fünftig( statt wie bisher eine Frau) drei Frauen teilnehmen; im gemischten Schulausschuß, im gemischten Ausschuß für das Fach- und Fortbildungsschulwesen und im Ausschuß für die höheren Schulen soll je eine Frau mit tätig sein, und zwar sollen dies Mütter sein, die selbst Kinder zur Schule schicken oder früher geschickt haben. Für die Voltsschulen soll noch eine Berufsvertreterin hinzugezogen werden. In der Eingabe hatte man auch um Vertretung im Ausschuß für die Gaswerke, für Gesundheitspflege, für die Stranfenhäuser, Markthallen, Theater und für den Einkauf billiger Lebensmittel gebeten. Hier die Frauen ständig mitarbeiten zu lassen, konnte sich der Rat jedoch noch nicht entschließen, es sollen die Frauen hier aber zu gutachtlichen Außerungen herangezogen werden. Die Mitarbeit der Frauen im Armendirektorium erachtet der Rat vorläufig noch nicht für so notwendig, weil hier mehr theoretische Arbeit geleistet wird und dieses Gebiet den Frauen noch nicht so geläufig sei.
Wie„ fern" den Frauen die Fragen auf den verschiedenen praftischen und theoretischen Gebieten liegen, das sollten inzwischen auch die Herren vom Rat in Leipzig gemerkt haben. Die Frauen haben sich nicht nur überall glänzend bewährt, sondern sie haben Unbergleichliches geleistet, und trotzdem schätzt man dies alles noch immer zu gering ein, man gibt ihnen an Rechten nur eben das, was man notgedrungen geben muß, damit sich der alte Zopf nicht allzusehr bemerkbar macht.
Die Herren vom Rat glauben der Zustimmung der Stadtverord neten zu ihren Beschlüssen sicher zu sein, diese hatten die Eingabe am 23. November 1917 dem Rat zur Berücksichtigung überwiesen.
Die volle Gleichberechtigung werden die Frauen auch in Leipzig erst erhalten, wenn sie sich alle mit festem willen an dem Kampf für die Arbeiterrechte beteiligen, der zugleich auch den Frauen ihre vollen Freiheiten und Rechte bringen wird. Die Arbeiterfrauen haben in diesen schweren Jahren des Völkermordens den Beweis dafür erbracht, daß sie für die volle staatsbürgerliche Gleichberechtigung
Diese hübschen und einfachen Dinge wurden meist in der„ Eigenschneiderei", also im Hause, von Familienmitgliedern hergestellt. Sie fanden Anklang und Nachahmung.
Und jetzt sehen wir, daß sich die Konfektionsindustrie dieser Erscheinung bemächtigt: in mittleren und größeren Geschäften und auch in den Warenhäusern finden wir mit Handarbeiten aller Art geschmückte Kleider und Blusen. Die Handarbeit ist ein Modeartifel geworden!
Diese Entwicklung mußte fommen, denn die Industrie hat für alles Neue eine feine Witterung. Hinzu gesellt sich, daß eine Menge Bejazartikel, die aus dem Ausland kommen, fehlen. Dann macht sich bekanntlich sehr stark der Mangel an Rohmaterialien in der Tertilbranche bemerkbar; und ein Nebenzweig dieses Industriezweiges ist die Gimpen-, Borden- und Posamentenfabrikation.
Es ist daher kein Wunder, wenn Stickereien, handgearbeitete deutsche Spizen, Häfel- und Kurbeleien Verwendung finden.
Aber noch ein anderes kommt hinzu: im Deutschen Werkbund , in dem sich viele Zweige der Handwerkskunst vereinigen, sind Kräfte tätig, die in bezug auf die Frauenkleidung Einflüsse ausüben. Ich erinnere an die Bestrebungen der Wiener Werkstätte , der Münchner und Dresdner Einrichtungen ähnlicher Art, die neuartig und künstlerisch Seiden und Stoffe bedrucken lassen. In der Kriegszeit ist noch Amalienau in Ostpreußen dazu gekommen.
Diese Stoffe, durch sich selbst wirkend, können nicht nach alter steifer Art behandelt werden. Meist mit der Hand genäht, versehen mit einfachem Zierstich, werden Blusen und Kleider geschaffen, anders als das Herkömmliche.
Wenn auch nur eine kleine Schicht, die neben dem Geschmack viel Geld besigt, sich diese kostbaren Dinge kaufen kann, so ist das Vorhandensein der Richtung nicht ohne Einfluß auf die Industrie. Was allerdings dort Qualitätsarbeit und-ware ist, wird hier Massenartikel. Was dort in der Werkstatt bei guter Entlohnung gearbeitet wird, geht hier in Heimarbeit und wird schlecht bezahlt.
Hoffentlich hält sich in der Stleidung die einfachere Linie; ja, es wäre zu wünschen, daß die Zahl der Anhängerinnen des einfachen Schnittes, des schlichten Schmuckes am Kleid wächst. Es ist eine
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längst reif find, und zwar auch in Leipzig . Was will es demgegenüber besagen, wenn jetzt endlich ein paar Frauen in vier Ausschüsse gewählt werden, und wenn in den Armendistriften einige Pflegerinnen tätig sind? Das große Heer der Arbeiterinnen muß sich endlich seiner Macht bewußt werden und durch eifrige und treue Mitarbeit in den politischen und gewerkschaftlichen Organisationen sich sein Recht erobern.
Die Frauenbewegung des Auslandes
Vor den neuen Wahlen in Holland . Aus Holland wird uns geschrieben:
Am 21. Mai wurden die Kandidatenlisten für die Parlamentswahl im Juli veröffentlicht, und es ist für die Frauenrechtsbewegung nicht ohne Interesse, sie näher zu betrachten. Seit dem 12. Dezember 1917 erfreuen sich die holländischen Frauen der eigenartigen Stellung halbfreier Bürgerinnen, da die Gesetzgebung fie in ihrer unerforsch lichen Weisheit für würdig erachtet hat, Stadt und Land zu regieren, nicht aber zu entscheiden, wer regieren soll. Sonderbarer Widerspruch! Aber der Wille des Volkes spricht sich in unzweideutiger Weise aus: die politischen Parteien, sowohl die alten wie die neuen, haben den Frauen einen Blag auf ihrer Kandidatenliste eingeräumt, und sogar einige ganz günstige Plätze. So kann unser Premierminister, der sich immer gerühmt hat, daß er den Willen des Volkes studiere und ausführe, nun sehen, daß das holländische Volk entschlossen ist, die Frauen Seite an Seite mit den Männern in der Regierung des Staates zu haben.
Demgemäß haben alteingeführte politische Parteien, wie die Liberalen, und neugebildete, wie der Wirtschaftliche Bund, versucht, Frauen für ihre Listen zu finden, von denen man erwartet, daß sie öffentliche Sympathien genießen und eine Zahl von Stimmen für die Partei einbringen werden. Einige vier oder fünf Frauentandidatinnen werden voraussichtlich gewählt werden; die Gesamtsumme der weiblichen Kandidaten ist zwanzig, die über die Listen von neun Parteien verteilt sind.
Eine Gruppe von Frauen hat eine antipolitische Haltung eingenommen und sich von dem holländischen Frauenstimmrechtsverband Losgelöst, indem sie ihre besonderen Frauenforderungen in den Vordergrund stellten und jede Verbindung mit politischen Parteien ablehnten. Sie unterlassen, zu erklären, wie Frauen ohne Stimmrecht jemals hoffen können, das Ohr der Regierung für ihre Forderungen oder ihre Macht für die Verwirklichung dieser Forderungen zu geTatsache, daß die deutschen Frauen diesen Fragen sehr einseitig Beachtung schenkten. Auch unsere Klassengenoffinnen tragen, mit wenigen Ausnahmen, gedantenlos, was" Mode ist". Sie werden durch die rasende Entwicklung unserer Tage schaffende Menschen, Persönlichkeiten.
Sie sollten aber auch Persönlichkeiten werden, was ihren Anzug betrifft, und nicht gedankenlos eine„ schicke" Bluse oder einen ebensolchen Hut aufſegen, der oftmals gar nicht zu ihrer Art paßt. Elisabeth Röhl .
Frühlings Tod.
Warum, o Küfte, flüstert ihr so bang? Durch alle Haine weht die Trauerkunde, Und störrisch klagt der trüben Welle Gang: Das ist des holden Frühlings Todesstunde! Der Himmel, finster und gewitterschwül, Umhüllt sich tief, daß er sein Ceid verhehle, Und an des Lenzes grünem Sterbepfühl Weint noch sein Kind, sein liebstes, Philomele. Wenn so der Kenz frohlocket, schmerzlich ahnt Das Herz sein Paradies, das uns verloren, Und weil er uns zu laut daran gemahnt, Mußt ihn der heiße Sonnenpfeil durchbohren. Der Himmel blitzt, und Donnerwolken fliehn, Die lauten Stürme durch die Haine tosen; Doch lächelnd stirbt der holde Lenz dahin, Sein Herzblut still verströmend, seine Rosen.
Hauswirtschaftliches
Spinat. Wie man Spinat gut und schmackhaft zubereitet, dürfte noch nicht allen Frauen bekannt sein. Der Spinat( wie überhaupt jedes Gemüse) wird nicht abgebrüht, wie wir das von Großmutters