Nr. 19

Die Gleichheit

winnen. Indessen haben diese Frauen, die die Hilfe irgendeiner Wählergruppe verschmähen, nun eine neutrale Frauenstimmrechts vereinigung und einen Bund zur Beförderung der Wahl von Frauen in Parlament und Gemeindevertretungen gebildet. Unnüz, zu sagen, daß dieser Frauenbund flein   und sein Einfluß fast Null ist.

Inzwischen verliert der Holländische Frauenstimmrechtsverband feine Gelegenheit, das Recht der Frauen auf Beteiligung an den Angelegenheiten der Nation und besonders das Stimmrecht geltend zu machen, indem er die Gefichtspunkte der Stimmrechtlerinnen in allen öffentlichen Diskussionen vertritt. Die Namen von zwanzig Frauen auf verschiedenen Kandidatenliſten geben uns einen guten Ausgangspunkt für unsere Bestrebungen.

Unsere Präsidentin Dr. Aletta Jacobs   ist Nr. 3 auf der Liste der Radikalen, unsere Vizepräsidentin, Frau van Balen- Klaar, steht auf der der Liberalen Vereinigung, und ebenso nehmen eine Anzahl weiterer Mitglieder des Frauenstimmrechtsverbandes verschiedene Bläge auf anderen Listen ein. Außerdem haben die Sozialisten sechs Frauenkandidatinnen aufgestellt, von denen zwei wohl sicher gewählt werden. Fräulein Suze Groenewey, Mitglied der sozialdemokratischen Parteierekutive, ist Nr. 3 und Frau Carrie Pothuis- Smit ist Nr. 4 auf der Liste. So können wir hoffen, daß im September eine An­zahl Frauen in die Zweite Kammer einziehen werden.

Mit dem ermutigenden Beispiel Dänemarks   vor Augen fühlen wir uns des Erfolges am 3. Juli, dem Tage unserer Parlaments­Martina G. Kramers. wahl, sicher.

Die Frau im Beruf

Eine Lohnbewegung der Berliner   Metallarbeiterinnen. Wie in fast allen Industriezweigen, so laffen auch in der Metall­industrie die Entlohnung, die Arbeitszeit und die sonstigen Arbeits­verhältnisse noch manches zu wünschen übrig. Die hohen Verdienste der Munitionsarbeiterinnen, von denen so oft in bürgerlichen Blät teen und von Außenstehenden geredet wird, existieren nicht. Nur ein geringer Prozentsatz der Arbeiterinnen hat eine höhere Entlohnung. Ein großer Teil arbeitet dagegen noch für Stundenlöhne von 40 bis 50 Pf., hat keine geregelte Arbeitszeit, überhaupt Arbeitsver­hältnisse, die nicht annähernd der Jetztzeit entsprechen.

Angesichts solcher Tatsachen sahen sich die Berliner   Metallarbei­terinnen veranlaßt, zu ihrer wirtschaftlichen Lage Stellung zu nehmen. Es wurden Forderungen, sogenannte Grundsätze, formuliert und der Deutsche   Metallarbeiterverband beauftragt, diese Forderungen dem und Mutters Zeiten leider gewöhnt waren. Durch das Abbrühen der Gemüse geht der Eiweißgehalt vollständig verloren.

Der Spinat wird sehr sorgfältig abgewaschen, tüchtig abgetropft in den Topf getan und eine Weile kochen gelassen. Dann wird der Spinat durch ein Sieb getrieben und nochmals aufgekocht. Ein Stückchen Butter, eine Prife Salz, etwas Zuder und etwas abge­riebene Muskatnuß machen den Spinat recht schmackhaft.

Bücherschau

B. M.

Rechtsfragen für Haus und Beruf. Von Referendar R. Werner. Verlag von L. Schwarz& Co., Berlin  , Dresdener Straße 80. Preis 1.50 Mt.

Ein belehrendes Buch, das in Form juristischer Plaudereien leicht verständlich und unterhaltend zugleich einige der wichtigsten Rechts­fragen, hauptsächlich die des Bürgerlichen Gesetzbuches  , behandelt. Uns will scheinen, der Verfasser habe sich eine zu große Aufgabe gestellt, als er es unternahm, in 28 Kapiteln Fragen des Privat­lebens, des Berufslebens und des Rechts der Frau zu behandeln. Er fann uns naturgemäß nur einen kleinen Ausschnitt aus dem so bielgestalteten öffentlichen Recht bieten, vielleicht wäre deshalb aber eine andere Gruppierung, mehr anlehnend an die deutsche Gesetz­gebung( Gewerbeordnung, Bürgerl. Gesetzbuch, Strafgesetzbuch usw.) zwedentsprechender gewesen. Verfasser und Verleger vertrösten uns jedoch damit, daß die Veröffentlichung dieses Heftes der erste Schritt zur Verbreitung allgemeiner Rechtskenntnis sein soll. So müssen wir also abwarten, was uns die nächsten Hefte bieten werden.

In der Form anfechtbar ist besonders sein leztes Kapitel über " Mädchenehre und Rechtsschutz", in dem geschildert wird, wie die geldgierige Mutter die fünfzehnjährige Tochter von der fürsorglichen Herrschaft als Kinderfräulein forinimmt und in die Fabrit schickt, in der die Mädchen alle so roh sind, die Arbeiter noch mehr". Die Fünfzehnjährige erliegt dort der Gewalt eines fünfundvierzigjährigen Lüftlings. Der Herr Referendar revidiert vielleicht später noch einmal aus der Praxis heraus seine Ansicht und kommt zu der Erkenntnis, daß die wohllöbliche Herrschaft nicht immer der Hort der Tugend

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Verband Berliner   Metallindustrieller zu übermitteln. Die wesent­lichsten Forderungen waren: Ein Mindeststundenlohn von 70 Pf.. für Arbeiterinnen über 18 Jahre und 60 Pf. für solche unter 18 Jahren. Die Atfordpreise sollen so bemessen werden, daß in der Stunde 1 Mt. verdient wird. Die Arbeitszeit soll für Arbeiterinnen unter 18 Jahren täglich 8 Stunden, für die über 18 Jahre alten Arbeiterinnen nicht über 9 Stunden, bei doppelter oder dreifacher Schicht nicht über 8 Stunden betragen.

Am 3. September 1917 wurden die Forderungen eingereicht, vier Wochen später traf eine Antwort ein, daß die Organisation der Arbeitgeber an sich nicht abgeneigt sei, über die Forderungen zu verhandeln, daß dazu jedoch der gegenwärtige Zeitpunkt nicht ge= eignet wäre. Diese Antwort befriedigte die Metallarbeiterinnen nicht. Jn zahlreichen Versammlungen wurde Protest dagegen erhoben und beschlossen, die Forderungen nunmehr durch die Arbeiterausschüsse der Betriebe den einzelnen Arbeitgebern zur Anerkennung zu unter­breiten. Während daraufhin ein Teil der Arbeitgeber den ebenso bescheidenen wie berechtigten Wünschen der Arbeiterinnen zustimmie, lehnte der größere Teil die Forderungen ab, ganz besonders solche Firmen, bei denen die Forderungen der Arbeiterinnen nicht im ent­ferntesten erreicht waren.

Nachdem die Forderungen der Arbeiterinnen dem Kriegsausschus übergeben waren, fam es am 21. Dezember 1917 mit dem Verband Berliner   Metallindustrieller zu Verhandlungen. Zu einem Resultat führten sie nicht. Doch damit gaben sich die Metallarbeiterinnen wiederum nicht zufrieden. Die Forderungen wurden dem Kriegs­ausschuß für die Metallbetriebe Groß- Berlins zur Verhandlung überwiesen, und zwar sollte das betriebsweise geschehen. Der Kriegs­ausschuß erklärte sich für nicht zuständig, er lehnte ab.

Nun nahmen die Metallarbeiterinnen am 24. April dieses Jahres erneut zu der ganzen veränderten Situation Stellung. Ganz ener gisch beauftragte man die Organisationsleitung, mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln dafür zu sorgen, daß die Forderungen der Arbeiterinnen zur Anerkennung gelangten. Am 6. Mai dieses Jahres fanden wiederum Verhandlungen statt. Die Arbeitgeber er­flärten, prinzipiell könnten sie den Forderungen der Arbeiterinnen nicht zustimmen. Aber auch aus praktischen Gründen wäre eine gleichmäßige Festsetzung von Mindestlöhnen und Arbeitszeit nicht durchführbar. Derartige Angelegenheiten sollten nicht allgemein, sondern betriebsweise geregelt werden, und zwar in der Weise, daß wenn in einem Betriebe über gestellte Forderungen bezüglich der Entlohnung oder der Arbeitszeit oder der Einführung eines und die Fabrik nicht die Stätte des Lasters ist, und daß Roheit nicht nur bei Fabrikarbeitern und-arbeiterinnen angetroffen wer­den kann.

Sieht man über solche Schwächen des Büchleins hinweg, so ist es zur Anschaffung wohl empfehlenswert, denn es dient sonst durch­aus dem Zweck, Rechtsfragen des täglichen Lebens kurz und für den Laien leichtfaßlich zu behandeln. Und jeder Versuch der Aufklärung nach dieser Richtung hin ist lobenswert, denn wer in der Praxis steht, weiß, wie sehr dem Volte die allerelementarste Rechtskenntnis mangelt, wieviel Rechte dem einzelnen deshalb verlustig gehen und wieviel Schaden ihm zugefügt wird, weshalb auch von der Sozial­demokratischen Partei die Einbeziehung einer Rechtsbelehrung, be= sonders der wichtigsten Bestimmungen über die Arbeiterversicherung, in den Lehrplan der Schulen gefordert wird.

gs.

Wenn auch Bücher nicht gut oder schlecht machen, beffer oder schlechter machen sie doch. * Jean Paul  . Gute Bücher sind die großen Schätze des Menschengeschlechts. Gustav Freytag  . Kein Buch ist so schlecht, daß es nicht in irgend einer Weise nüße. Plinius d. J.; III. 5.

nahendes Gewitter.

Dunkler und dunkler nun zieht am politischen Himmel Gewölk auf. Schwüler und drückender wird's. Schließet, Philifter, euch ein.

Wild zwar stürmt's; dumpf rollet der Donner und grollet; einschlägt es. doch in gereinigter Luft jauchzet die Schöpfung verjüngt. wahrlich, so kommt es, es muß! Wie? wähnt ihr die pause als Ende Schon des Gewitters? Es ist alles noch matt und erschlafft. Schwül drückt's auf die Gemüter; es grollt schon, es donnert. Herab denn, Blige, und reinigt die Welt! Krache zusammen, was kracht.

Adolf Glaßbrenner  .