Nr. 21

Die Gleichheit

einer Bestrafung des Fleißes gleichzuachten sei. Genossin Nolzen unterbreitete der Versammlung eine Aufstellung der Ausgaben einer fünftöpfigen Kriegerfamilie für Lebensmittel. In der Woche vom 9. bis 15. Juni wurden von dieser Familie für Lebensmittel 42,38 Mt. ausgegeben. Da die Familie auch noch andere Ausgaben für Schuhe und Bekleidungsstüde zu machen hatte, ihr jedoch nur 48 Mt. Unter­ftügung zur Verfügung standen, so dürfte an diesem einen Beispiel der Beweis erbracht sein, daß eine Erhöhung der Unterstützungssätze unbedingt erforderlich ist.

Eine Entschließung im Sinne des Referats fand einstimmige An­nahme.

Dem Appell der Genoffin Heubeck und des Genossen Dröner, fich der Sozialdemokratischen Partei anzuschließen, da nur durch ver­einte Kraft etwas zu erreichen sei, folgten 77 Frauen, ein Resultat, bas als sehr befriedigend bezeichnet werden muß.

ed. Die Frauenbewegung im Bezirk Niederrhein  . Zu Be­ginn des Geschäftsjahres waren in den 14 Wahlkreisen des Bezirks nur in 8 Kreisen weibliche Mitglieder der Partei vorhanden. In den 6 anderen Kreisen war die Organisation zu den Unabhängigen übergegangen, und damit hatte die Partei auch ihre Genoffinnen berloren. Durch rastlose Arbeit ist es gelungen, in allen Kreisen wieder einen Stamm von Genoffinnen zu gewinnen. Ihre Zahl ist von Vierteljahr zu Vierteljahr gestiegen. Wir hatten am 1. April 1917 1368 Genoffinnen, am 1. Juli 1485, am 1. Oktober 1857, am 1. Januar 1918 2220 und am 1. April 1918 2543. Dieses sind die Bahlen der vollzahlenden Mitglieder.

In den Kreisen, in denen regelmäßig besondere Veranstaltungen für die Frauen getroffen werden, find auch die organisatorischen Erfolge die besten. An der Spize steht im Bezirk der Kreis Mörs­Rees mit 1021 Genossinnen, es folgen Duisburg  - Mülheim   mit 489, Effen mit 365, Elberfeld  - Barmen mit 237, Strefeld mit 150, Altena­Iserlohn mit 125, Düsseldorf   mit 77. Jn den anderen Kreisen ist die Zahl nur sehr klein. Es sind das vor allen Dingen die soge nannten schwarzen Kreise", wo das Zentrum herrscht.

Im ganzen Bezirk wurden bisher von den Genossinnen 30 Pf. monatlich als Beitrag gezahlt; hiervon galten 15 Pf. als Partei­beitrag, für die anderen 15 Pf. wurde den Genossinnen die Gleich heit" geliefert. In allen Kreisen haben sich die Genoffinnen für die Erhöhung der Beiträge erklärt. Ab 1. Juli werden alle 14 Tage 20 Pf. Beitrag erhoben, unter Gratislieferung der Gleichheit".

Die Gratislieferung der Gleichheit" hat den Vorteil, baß alle Genoffinnen auch ihre Frauenzeitung bekommen. Man muß

Bücherschau

Jenny Apolant  , Das kommunale Wahlrecht der Frau in den deutschen   Bundesstaaten. Verlag G. Teubner, Berlin  und Leipzig  . Ladenpreis steif gebunden 3,60 mt.

Das Buch ist eine Materialsammlung und ein Nachschlagewerk. In der Einleitung gibt die Verfasserin Gelegenheit zu einem schnellen Überblick über diejenigen Stadt- und Landgemeinden Deutschlands  , in denen Frauen unter gewissen Voraussetzungen zur Gemeindewahl zugelassen werden. Selbständige Frauen( das find" Grundbesize­rinnen, alleinstehende Frauen mit Vermögen" usw.) dürfen in den Landgemeinden der Provinz Hannover  , des Königreichs Sachsen, bem Fürstentum Schaumburg- Lippe  , der Hansastädte Lübeck   und Bremen  , Mecklenburg Schwerin   ihre Stimme persönlich abgeben, während sie in den übrigen Landgemeinden Preußens mit Aus­nahme der Rheinprovinz  ( wo fie gar nicht wählen dürfen) ihre Stimme nur durch einen männlichen Stellvertreter abgeben lassen dürfen. Ebenso ist es in den Stadt- und Landgemeinden Hohen zollern, rechts des Rheins, in Sachsen- Weimar- Eisenach   und in Schwarzburg- Rudolstadt  . Die sieben östlichen Provinzen Preußens haben eine einheitliche Städte-, ebenso die gleiche Landgemeinde­ordnung, während die Rheinprovinz  , Westfalen  , Schleswig- Holstein  , Hessen- Nassau   und Hannover   ihre besonderen Gemeindeverfassungen haben. In den Städten der Insel Rügen   und Vorpommern gibt es noch eine eigene Verfassung, ebenso im Land Hohenzollern. Für die Gemeinde Helgoland   gilt noch eine alte Landgemeindeverfassung der ehemaligen Herzogtümer Schleswig und Holstein, die für die heutige Provinz schon außer Kraft gesetzt ist. Außerdem hat die Stabt Frankfurt   a. M. ihre eigene Gemeindeverfassung. Es versteht fich, daß die einzelnen Königreiche, Großherzogtümer, Herzogtümer, die Hansastädte und Elsaß- Lothringen   ihre besondere Stadt- und Bandgemeindeverfassungen haben.

Im ganzen führt Jenny Apolant   im Anhang 81 Verfassungs­gesege sowie Land-, Stadt- und Kreisordnungen im Auszug an. Das vorhandene Gemeindewahlrecht der Frauen in einzelnen

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natürlich den Beitrag dementsprechend festsetzen. In den Bezirken, in denen die Mitgliedschaft zur Partei nicht gleichzeitig die Liefe rung der Gleichheit" einschließt, ist die Zahl der Gleichheit". Abonnenten leider nicht auf gleicher Höhe mit der Zahl der organi­fierten Genossinnen.

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Das bisherige System hat sich bei uns sehr gut bewährt, und Gutes soll man erhalten und nachmachen.

Worms  . Die Genossinnen hatten den Wunsch, einmal einen Vortrag über das jetzt so altuelle Bevölkerungsproblem zu hören. Da Genoffin Juchacz gerade auf der Durchreise war, ließ sich dieser Wunsch auf einer allgemeinen Mitgliederversammlung der Bartei am Montag, den 17. Juni befriedigen. Die Rednerin führte aus, daß der Geburtenrüdgang in allen kapitalistisch vorgeschrittenen Ländern bemerkbar gewesen sei. Die verschiedenen Auseinanderset­zungen innerhalb unserer Partei vor dem Kriege muten heute in der Erinnerung etwas komisch an. Der Weltkrieg hat den beteilig ten Ländern neben der ungeheuren Vernichtung blühender Menschen­leben zugleich einen weiteren Ausfall an Menschenleben gebracht, eine starke Steigerung der Geburtenverminderung. Rednerin be­sprach dann die beiden bevölkerungspolitischen Gesezentwürfe: zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten und gegen die Berhinderung der Geburten. Ist an dem ersteren Gesezentwurf vieles durchaus annehmbar, müssen wir den zweiten Entwurf ganz ablehnen. In längeren Ausführungen legte die Rednerin klar, wie durch eine ziel­bewußte, großzügige Sozialpolitik, die nicht an falscher Sparsam­teit trantt, Menschenleben und Gesundheit geschützt werden können. Die Hebung der sozialen und rechtlichen Lage unverheirateter Müt­ter und ihrer Kinder sei eine unabweisbare Notwendigkeit, hier gelte es für die Gesetzgebung, fich freizumachen von alten Moralanschau­ungen, und die Dinge zu behandeln nach ihrer Zweckmäßigkeit. Nicht darin liegt die Stärke einer Nation, daß Kinder in übergroßer Zahl geboren werden, sondern daß die geborenen Kinder alle Vors aussetzungen für Leben und Gedeihen vorfinden. Der Vortrag zei­tigte eine kurze Diskussion; er hat zweifellos zum Nachdenken an= geregt und damit seinen Zwed erreicht.

Vom Fortgang des Frauenrechts

Eine nationalliberale Frauenkundgebung. Im Festsaal des preußischen Abgeordnetenhauses traten, wie die Nationalliberale Korrespondenz" berichtet, den 18. Juni der Reichsausschuß national­liberaler Frauen Deutschlands   und die Nationalliberale Frauen

Teilen Deutschlands   ist nicht an ihre Person, sondern an den Besig geknüpft.

Das Vorwort des Buches ist von Marie Stritt  , der Vorsitzenden des Deutschen Frauenstimmrechtsverbandes. Das Buch sollte ursprüng­lich erst nach dem Kriege erscheinen, um dem Deutschen   Verband und der Deutschen Vereinigung für Frauenstimmrecht die Unterlage zit geben zu einer intensiven Arbeit zur Erringung des kommunalen Frauenstimmrechts. Preußische Wahlreform und angesagte Neuorien­tierung machten auch der Frauenbewegung schon während des Krieges den Kampf zur Pflicht. Ausgehend von der Annahme, daß das Ge­meindewahlrecht für die Frauen die Vorstufe sein muß zum poli­tischen Wahlrecht, wollen Marie Stritt   und ihre Anhänger ihr Streben auf dieses nächste Ziel einstellen. Gibt es auch hierbei wesentliche Meinungsverschiedenheiten zwischen den sozialdemokratischen und bürgerlichen Frauen, so eint uns doch das gemeinsame Ziel. Wir können nebeneinander und miteinander kämpfen.

Das Buch von Jenny Apolant   ist sehr gut, es legt Zeugnis ab von großem Fleiß und Verständnis, wir können es auch unseren Genosfinnen als Material zu ihren Arbeiten nur warm empfehlen.

Draußen.

Wie der Sturmwind über die Berge, Jagt meines Blutes heißes Lieben, Glüht mein Sehnen über mich hin Mit wildem Schauer... Fremde Frauen ziehen vorüber, Eocken und lachen.

Mich locken sie nicht.

Mich lockt nur Eine In ferner Heimat.

Nur Eine, deren Klarblaue Augen

mit hellem Leuchten,

Mit Sonnenlachen

M. J.

Über mich wachen.

Kurt Heilbut  ( zurzeit im Felde).