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Die Gleichheit

aus dem wirklichen Volte gewählt werden. Dann werden wir also neben der Frau Senatspräsident und der Frau Hauptmann d. Res. auch lesen müssen: Frau Grünkramhändler, Frau Straßenbahn­schaffner, Frau Fabrikarbeiter.

Die Frauenbewegung des Auslandes

d. Kongreß des Arbeiterinnenverbandes in Kopenhagen . Der Ende Juni stattgehabte Arbeiterinnenkongreß in Kopenhagen gab ein erfreuliches Bild von der rüstig vorwärtsschreitenden Ar­beiterinnenbewegung in Dänemark .

Wie aus den Verhandlungsberichten zu entnehmen ist, hat sich die Mitgliederzahl des Verbandes im letzten Jahr verdoppelt. Es wurden höhere Löhne und Teuerungszulagen im Betrage von faſt einer Million Mart errungen. Sommerferien erhielten 56,6 Prozent der Arbeiterinnen im Vergleich zu 32,4 Prozent des Jahres 1917. Für die vollkommene Durchführung des Achtstundentags soll kräftig weitergearbeitet werden, sowie auch für die allgemeine Einführung des sogenannten englischen Sonnabends, der die Sonnabendarbeits­zeit nur bis 2 Uhr nachmittags zuläßt und den Arbeiterinnen da­durch den so dringend nötigen freien Nachmittag in der Woche er­möglicht. Für die Heimarbeiterinnen, die noch nicht immer als Lohn­arbeiterinnen voll angesehen und gewertet werden, soll die Arbeits­losenversicherung unterschiedslos mit in Straft treten. Nach einem fräftigen Appell des Vorsigenden an alle Teilnehmerinnen, nicht zu ruhen mit der Agitation, solange noch eine Arbeitsgenossin un­organisiert sei, wurde zum Schluß eine Resolution angenommen, die das Aufhören der Arbeitszeit am Sonnabend um 2 Uhr nach­mittags und Sommerferien ohne Lohnkürzung fordert.

Genossenschaftliche Rundschau

Der fünfzehnte ordentliche Genossenschaftstag des Zen­tralverbandes deutscher Konsumvereine am 17. und 18. Juni in stöln gestaltete sich zu einer machtvollen Kundgebung der deut­ schen Konsumvereine. Trotz der ungünstigen Reise- und Verpfle­gungsverhältnisse waren etwa 850 Vertreter der Konsumvereine anwesend. Den Vorstandsbericht erstattete Kaufmann( Hamburg ), der die trotz der erschwerten Verhältnisse günstige Entwicklung schilderte. Die Mitgliederzahl hat sich in den vier Kriegsjahren von 1.718 000 auf 2 190 000, der Umsatz von 493 Millionen Mark auf 591 Millionen, der Wert der Eigenproduktion von 106 auf 144 Millionen Mark, das eigene Kapital von 59 auf 81 Millionen Mart gesteigert. Die Bilanzen zeigen vermehrte Flüssigkeit der Mittel. Eine Folge der Kriegsverhältnisse sind die erhöhten Un­kosten, die von 11,2 auf 12,2 Prozent des Umsatzes stiegen. Da­neben wirkt die geringe Spannung zwischen Ein- und Verkaufs­preis bei vielen rationierten Waren auf eine Verminderung der Ersparnisse hin, die von 41,3 Millionen auf 35 Millionen Mark zurückgingen. Die durch den Krieg zurückgehaltene, durch die Kriegserscheinungen aber erst recht dringlich erscheinende Weiter­entwicklung der Konsumvereine zeigt eine Fülle von Aufgaben. Sie zu erfüllen ist nur möglich, wenn durch Erhöhung der Ge­schäftsanteile und durch rasche Stärkung der Reserven die Ka­pitalkraft der Konsumvereine wesentlich gesteigert wird. Zunächst muß die Ausdehnung der Warenverteilung auf möglichst alle Be­darfsartikel, dann der Ausbau der lokalen und zentralen Eigen produktion gefordert und angestrebt werden. Das Vorgehen des Zentralverbandes, bei den Bundesstaaten eine öffentlich= rechtliche Vertretung der Verbraucher zu erwirken, ist teilweise wohlwollend, in Preußen dagegen ablehnend beschieden worden. Vielfach haben lokale Behörden den Konsumbereinen bei der Zuteilung der öffentlich bewirtschafteten Lebensmittel ge= ringes Entgegenkommen gezeigt, in einzelnen Fällen sie direkt be­nachteiligt. Wo die Bundesstaaten keine Abhilfe zu schaffen ver­mochten, ist Beschwerde beim Kriegsernährungsamt erhoben wor den. Die Ausschaltung der Großeinkaufsgesellschaft deutscher Kon­sumvereine durch die kriegswirtschaftlichen Zentralstellen und die dadurch bedingte Schädigung der Konsumbereine wird herb kriti­siert und Abhilfe gefordert. Die drohende Gefahr einer Belastung der Konsumvereine durch das Umsatzsteuergesetz und der Versuch verschiedener Kommunalverbände, den Konsumvereinen die Ge­währung einer Rückvergütung zu verbieten, werden beleuchtet und die Gegenmaßnahmen erörtert.

In der Aussprache sprach Lorenz( Hamburg ) über die Beteili­gung der Beamten an der Konsumgenossenschaftsbewegung, Lieb­mann( Frankfurt a. M.) begründete Forderungen des Zentralver­bandes deutscher Konsumvereine zur Neuordnung, und Bästlein ( Hamburg ) stellte Forderungen des Zentralverbandes und der

Nr. 22

Großeinkaufsgesellschaft deutscher Konsumvereine zur Übergangs­wirtschaft auf. Es wird die notwendige stärkere Heranziehung der Konsumvereine in der übergangswirtschaft gefordert. Der Ver­lauf der Tagung bewies, daß die Konsumvereine die bisherige Kriegszeit verhältnismäßig günstig überstanden haben und wohl­gerüstet den kommenden Dingen entgegensehen.

Die beiden geschäftlichen Zentralinstitute der deutschen , im Zen­tralverband vereinigten Konsumvereine, die Großeinkaufs­gesellschaft und die Verlagsgesellschaft deutscher Konsumvereine, hielten im Anschluß an den Genossenschaftstag in Köln ihre Generalversammlungen ab. Die G. E. G. ist von der Kriegswirtschaft ungünstig beeinflußt, obwohl sie ihrer volkswirt­schaftlichen Bedeutung und ihres gemeinnüßigen Charakters wegen innerhalb der Kriegswirtschaft hätte hervorragende Arbeit leisten können. Der Warenumfaz ging von 133 auf 107 Millionen Mark zurück. Die Produktivabteilungen und die Bankabteilung zeigen befriedigendere Ergebnisse. Die finanzielle Grundlage ist eine überaus befriedigende und hat sich trotz der wenig befriedigenden Umsätze weiter befestigt. Die Verlagsgesellschaft hat ihren Umsatz, hauptsächlich durch die erhöhten Preise, von 5,6 auf 6,4 Millionen Mark erhöhen können und zeigt auch im Versicherungsgeschäft eine aufsteigende Entwicklung. Das geschäftliche Ergebnis ist recht be­friedigend und die finanzielle Grundlage eine durchaus gesunde.

Eine Stärkung ihrer Kapitalfraft beschlossen der Konsumverein Vorwärts" Löbau , der den Geschäftsanteil von 25 auf 50 Mt. erhöhte, der Konsumverein Weißenfels- Naumburg mit einer Erhöhung von 40 auf 60 Mt. und die Konsum-, Bau-, Spar- und Produktivgenossenschaft Nürnberg, die eine Erhöhung von 30 auf 50 Mt. vornahm. Auch die große Berliner Konsumgenossenschaft plant die Erhöhung von 30 auf 60 Mt., der entsprechende Antrag wurde vom Genossenschafts­rat bereits gutgeheißen.

Eine Konzentration von bemerkenswertem Umfang be­schlossen einige sächsische Konsumvereine. In einer in Meiners­ dorf tagenden Versammlung beschlossen die Konsumvereine Auer­ bach , Gornsdorf , Burkhardsdorf , Kemtau, Thalheim und Brünlos prinzipiell ihre Verschmelzung. Damit entsteht in Sachsen der Grundstock zu einer zukunftsreichen größeren Konsumgenossen­schaft, die mit vereinigten Kräften die Interessen der Verbraucher weit besser wahren wird, als es die kleinen Einzelvereine konnten. Die dänische Genossenschaftsbewegung, die schon von jeher eine hervorragende Rolle in diesem kleinen Lande spielte, hat sich auch während des Krieges kräftig fortentwickelt. Neben den landwirtschaftlichen Produzentengenossenschaften zeigen auch die Konsumvereine einen starken ländlichen Einschlag, während die städtischen Vereine erst in den letzten Jahren größere Fortschritte aufweisen. Den 1590 Konsumvereinen sind 252 000 Mitglieder mit 89 Millionen Kronen Umsatz angeschlossen. Der Umsatz hat sich gegen das Jahr 1911 um 45 Millionen Kronen erhöht.

Die Niederländische Großeinkaufsgesellschaft hatte im Jahre 1917 ihren Umsatz von 8,9 Millionen auf 10,0 Mil­lionen Gulden erhöht, muß aber im laufenden Jahre infolge der um sich greifenden kriegswirtschaftlichen Maßnahmen, gleich der deutschen G. E. G., über einen Rückgang im Umsatz berichten. Die Produktionsbetriebe sind infolge Mangels an Rohmaterialien vom Kriege ungünstig beeinflußt.

Gemeinsame geschäftliche Betätigung aller dem Internatio nalen Genossenschaftsbund angehörenden Großein­faufsgesellschaften wurde vor dem Kriege wiederholt angestrebt. zu einem praktischen Ergebnis scheinen die nordischen Länder ( Schweden , Norwegen , Dänemark und Finnland ) kommen zu sollen, sie beabsichtigen, in Kopenhagen eine gemeinsame Ein­kaufszentrale zu errichten. Denr Unternehmen kann man besten Erfolg wünschen.

Die schweizerischen Konsumvereine haben im Jahre 1917 die Mitgliederzahl von 305 000 auf 326 000 und den Umsatz von 159 auf 197 Millionen Franken erhöht. Der Durch schnittsumsatz pro Mitglied beträgt 607 Franken und liefert den Beweis für vorbildliche genossenschaftliche Treue.

Für die Einführung und den Ausbau der Konsumgenossen­schaftsbewegung im zufünftigen Belgien spricht sich eine Stimme im 20. Siècle" in Paris aus. Dem durch den Krieg unterernährten Volke soll durch die genossenschaftliche Organisa­tion eine Besserung der Lebenshaltung geboten werden.

Ad. Rupprecht.

Berantwortlich für die Redaktion: Frau Marie Juchacz , Berlin SW 68. Druck und Verlag von J. H. W. Diez Nachf. G.m.b.5. in Stuttgart .