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Die Fabrikarbeiterin.

Die Gleichheit

Frühmorgens nehm' ich auf meine schwachen Schuldern die Last Des Cages und lasse mein Kind und geh zur Fabrik.

Und denke der Last, die du zu tragen hast.... Wir... Alle... ohne Glück.

Die nacht war voll von Craum und Alarm.

Ich schrecke empor, wenn das Kind sich bewegt...

Und rufe nach dir... und der wüsten Gedanken Schwarm Zerquält mich und frägt und frägt:

Wo du bist und ob du noch lebst, und wie...

Nr. 25

einigen tüchtigen Genosfinnen durch eine Hausagitation 50 Leserinnen für die Gleichheit" zu gewinnen. Im Frieden waren es 12. Die Schiffdorfer   Genofsinnen sind Gegner der Parteispaltung und werden weiterhin in diesem Sinne tätig sein.

Der 17. August brachte den Unterweserorten die erste öffent­liche Versammlung während des Krieges. Leider sind die größeren Lokale alle besetzt. Wir mußten uns mit einem kleinen, 800 bis 1000 Personen fassenden Saal in Lehe   begnügen, der bis auf den letzten Platz gefüllt war. Reichstagsabgeordneter Genosse Heinrich Schulz referierte über Die Bevölkerungspolitik und die Frauen". Freie Aussprache war uns bewilligt worden. Die Unabhängigen hatten die Werbetrommel kräftig gerührt, blieben aber trotzdem in der Minderheit. Der Referent behandelte in dezen­ter Weise das schwierige Thema und fand dafür volles Verständ=

War es nicht deine Hand, die eben nach meinem Herzen griff? nis bei dem weitaus größten Teil der Versammlungsbesucher. Leb­War es nicht deine Stimme, die eben schrie,

Dein mund  , der in Angst nach mir rief?

Nun fasst mich die fröstelnde Früh, und der hämmernde Raum Der Fabrik zerreisst das Denken, und die nöte der nacht Zerbrechen im Lärm der Maschinen- ich fühle mich kaum.... Aber was uns alle so elend macht,

Hämmert mir jeder Schlag, jeder Stoss ins Gehirn, Und ich krampfe die Hände und denke an unser Kind... Ich kann ihm nicht einmal mutter sein, kann nur seine Stirn Nachts küssen, wenn seine Augen geschlossen sind.

Hans Gathmann.

hindernisse, sowie gleichberechtigte Mitarbeit der Frauen in Staat und Gemeinde durch Gewährung des Wahlrechts zu allen öffent­lichen Körperschaften.

Eine gute äußere Politik, die die Mütter vor solch ungeheuren Opfern bewahrt, wie sie im Augenblick von ihnen gefordert wer­den, ist ein besseres Mittel zur Stärkung des Willens zur Mutter­schaft als die Gesetzentwürfe.

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Am Tage darauf fand eine nur von der sozialdemokratischen Partei einberufene öffentliche Versammlung für die Unterweserorte Bremer­haben, Geestemünde   und Lehe   statt. Hierüber wird uns geschrieben:

Die Frauenbewegung in den Unterweserorten hat wie überall unter den Einwirkungen des Krieges gelitten. In den ersten zwei Kriegsjahren haben sich die Genossinnen in größerer Anzahl an der Kriegsfürsorge betätigt, haben sich nach besten Kräften bemüht, die Parteiarbeiten für die zum Heeresdienst einberufenen Genossen zu erledigen. Die immer mehr sich steigernde Frauenerwerbsarbeit lichtete auch die Reihen der tätigen Genossinnen. Die Schwierig feiten der Lebensmittelversorgung und nicht zuletzt der unſelige Parteistreit veranlaßten manche sonst eifrige Genossin, sich von den Parteiarbeiten zurückzuziehen. Trotzdem wurde versucht, die Füh lung mit allen Genossinnen hochzuhalten. Den Kriegerfrauen wurden Kriegsmarken statt der Beitragsmarken geklebt, und die Gleichheit" wurde den Abonnentinnen, deren Männer eingezogen waren, gratis geliefert. Der erforderliche Zuschuß für die Gleichheit" wurde von den einzelnen Ortsvorständen geleistet. Nach dem eingetretenen Re­daktionswechsel der Gleichheit" erklärte sich der Ortsvorstand von Bremerhaven   außerstande, diesen Zuschuß ferner leisten zu können, und setzte einen Versammlungsbeschluß durch, die Gleichheit" abs zubestellen. Ein Brotest einer größeren Anzahl Genofsinnen beim Kreisvorstand bewirkte, daß dieser den erforderlichen Zuschuß für Bremerhaven   auf die Streistasse übernahm. Die Gleichheit" wurde wieder bestellt, und eine Hausagitation in Bremerhaven   brachte uns 100 Leferinnen, davon nur wenige nichtzahlende.

Eine im November 1917 stattgefundene, von Frauen start besuchte Mitgliederversammlung mit der Genossin Juchacz   als Referentin über Frauenpflichten und Frauenrechte" hatte einen guten Erfolg aufzuweisen. Die Referentin errang sich durch ihre ruhige, über­zeugende Art den vollen Beifall der anwesenden Frauen. Von den zur Opposition zählenden Genossinnen fand nicht eine den Mut, diese günstige Gelegenheit wahrzunehmen und ihre Beschwerde bei einem Mitgliede des Parteivorstandes selbst anzubringen. Das Er­gebnis dieser Versammlung waren neue Parteimitglieder und Gleich­heit" abonnenten.

Borbildlich arbeitete in dem kleinen Orte Schiffdorf   Genosse Neiß zugunsten der Frauenbewegung. Es gelang ihm, in Verbindung mit

hafte Zustimmungsrufe während des interessanten Vortrags bekun­deten, daß die Frauen nicht gewillt sind, sich auf Befehl der Regie-­rung zur Gebärmaschine herabwürdigen und sich ihre Willensfreiheit, ihr Selbstbestimmungsrecht durch Gefeßesparagraphen beschneiden zu lassen.

Der einzige Diskussionsredner, der unabhängige Reichstagsabge­ordnete Henke, machte von der Redefreiheit so ausgiebigen Ge­brauch, daß wir Genossinnen mit Rücksicht auf das Schlußwort des Referenten auf eine Meinungsäußerung verzichten mußten. Der Diskussionsredner konnte sich nicht verkneifen, trotz des ernsten Themas auf die Lachlust der Frauen und Männer zu spekulieren, und erntete dafür bei einem Teile des Publikums auch seinen Dank. Wenn Henke in seinen Ausführungen erklärte, es würden stets die Mittel dazu fehlen, um die von dem Referenten geforderten Re­formen durchzuführen, deshalb sei es zwecklos, von ihnen etwas zu erwarten, nur der Sozialismus könne hier durchgreifend helfen, so find wir Genossinnen darin anderer Meinung. Weil die sozialistische Gesellschaftsordnung für uns nicht von heute auf morgen zu er= reichen ist, deshalb akzeptieren wir auf dem Wege zum Sozialismus alle Reformen, die geeignet sind, das Leben der Arbeiterin und der Arbeitermutter erträglicher zu gestalten. Mit der Ablehnung solcher Reformen ist der Arbeiterschaft nicht gedient.

Genosse Hente betonte weiter, dieser Krieg würde nicht der letzte sein". Um so mehr ist es Pflicht aller Parteigenossen und Ge­nossinnen, unablässig durch rege Propaganda für die Stärkung der Partei einzutreten, damit diese stark und kräftig genug wird, um die Wiederholung eines solchen Völkermordens zu verhindern. Wir müssen, wie der Referent in seinem Schlußwort sagte, unsere eigene Schlagkraft stärken, indem wir wieder einig werden oder doch in solchen Fragen nicht Gegensäge künstlich schaffen, in denen sachlich keine vorhanden sind wie in der Bevölkerungsfrage.

Elise Jensen, Bremerhaven  .

Von dem großen Interesse, welches die Frauen den vom Reichstags­ausschuß für Bevölkerungspolitit ausgearbeiteten, die Empfängnis­verhütung, beziehungsweise die Unterbrechung der Schwangerschaft betreffenden Gesezentwürfen entgegenbringen, zeugten die von den Parteivereinen in Hamburg   sowie Altona  - Ottensen   für den 19. und 20. Auguft einberufenen Versammlungen. In Hamburg   lauschten über 3000 Frauen in gespanntester Aufmerksamkeit den Ausführungen des Genossen Reichstagsabgeordneten Heinrich Schulz( Berlin  ), während er in Altona   nahezu 2000 aufs lebhafteste interessierte Zu­hörerinnen fand.

Der Referent deckte in seinem Vortrag die in den wirtschaftlichen sowie politischen Verhältnissen begründeten Ursachen des Geburten­rückganges auf und zeigte, wie verkehrt es ist, dagegen mit Zwangs­maßnahmen auftreten zu wollen, anstatt durch eine freiheitliche soziale und politische Gesetzgebung die Gebärfreudigkeit der Frauen zu heben.

In beiden Versammlungen tam in der Diskussion die Entrüstung darüber zum Ausdruck, daß derartige, Körper und Seele der Frau aufs intimste berührende Fragen über die Stöpfe der Frauen hin­weg entschieden werden, und die Forderung gleichen Wahlrechts für Mann und Frau wurde dadurch wieder einmal ganz bestimmt in den Vordergrund gestellt.

In Hamburg   wurde die Bremer Entschließung einstimmig an­genommen, in Altona   fand folgende Entschließung einstimmige Annahme:

Die am Dienstag, den 20. August 1918, im Kaiserhof" in Altona  tagende, von annähernd 2000 Frauen besuchte Versammlung gibt ihrer Entrüstung darüber Ausdruck, daß der Reichstagsausschuß für Bevölkerungspolitik, anstatt die in den schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen der übergroßen Mehrzahl der Bevölkerung begrün­deten Ursachen des Geburtenrückganges zu erkennen und Mittel