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Die Gleichheit
in alle Männerberufe einzuführen; besonders auch in den Kommunaldienst.
Der Herr Professor scheint nicht zu wissen, wie notwendig man heute die Frauen braucht zum Ersatz der heerespflichtigen Männer, so notwendig, daß man die Frauen heranholt in einer ganzen Reihe von Berufen, die den weiblichen Organismus gefährden, so notwendig, daß die Arbeiterinnenschutzbestimmungen nicht mehr inne gehalten werden können, daß neue Forderungen zurückgestellt werden müssen, weil die Munitionsbeschaffung allem vorangeht. Ob der Herr Professor wohl auch hier ein betrübendes Bild sieht, wie jetzt die Not des für sein Vaterland blutenden Mannes von den Frauen ausgenügt wird?
Daß in dem Nationalen Frauendienst in einigen Städten sozialdemokratische und bürgerliche Frauen gemeinschaftlich in der Kriegsfürsorge tätig sind, erhöht natürlich die Bedenken gegen seine Arbeit. Man kann demnach auch nur aufs tiefste bedauern, daß in den Schüßengräben Sozialdemokraten und Bürgerliche gemeinschaftlich gegen unsere Feinde kämpfen. Nachdem die sozialdemokratische Partei beinahe unbesehen in die Zahl der Staatserhaltenden aufgenommen wurde, laufen die Feministen ja kaum noch eine Gefahr bei solchem Bündnis." Daß Frau Stritt in etwas gewagter, aber dankenswerter Offenheit" ausspricht, der gegenwärtige direkte Vaterlandsdienst wäre zugleich ein Kampf nicht nur mit den anderen Heimkämpfern gegen Not und Leiden, für erträgliche Lebensbedin gungen unserer Volksgenossen und damit für einen siegreichen Frieden, sondern ein Kampf um die Grundforderung der Frauenbewegung, um das höchste Recht der Persönlichkeit, um die Mitverantwortung des einzelnen für die Allgemeinheit, das enthüllt dem Herrn Prosessor die gefährlichen Ziele des Nationalen Frauendienstes.
Nicht minder mißfällt dem Gegner der Frauenemanzipation der Deutsch - Evangelische Frauenbund. Bekanntlich hat sich der Bund erst in diesen Tagen gegen die Wahlrechtsforderungen der Franen ge= wendet. Aber sie verlangen das kirchliche Frauenstimmrecht, und 1912 hat in der schleswig - Holsteinischen Provinzialsynode Oberlyzealdirektor Wagner gezeigt, wohin das führt:„ Obwohl diese Frauen mit ganzem Herzen im firchlichen Leben stehen, fassen auch sie die Erlangung des kirchlichen Wahlrechts nur als Vorstufe für die Erlangung des politischen Wahlrechts auf. Meine Herren, wenn
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das erreicht wird, dann ist die Entwicklung von 1789 an ihrem Endpunkt angelangt."
Sehr gefährlich für die Zukunft Deutschlands erscheinen Professor Langemann auch die Lehrerinnen. Sowohl die Vorsitzende des Bundes deutscher Frauenvereine( Dr. Bänner) wie die Vorsitzende des Allgemeinen deutschen Frauenvereins( Helene Lange ) sind frühere Lehrerinnen. Auch in den Schulen„ drängt sich die Frau zum Dienst heran, um auf diese Weise unmerklich zur Herrschaft zu gelangen". Die völlige Eroberung der Mädchenbildung durch die Lehrerinnen und die Gemeinschaftserziehung würde eine ungeheure ungesunde Ausdehnung des Frauenstudiums herbeiführen, die Knabenerziehung verweichlichen und die Gefahr heraufbeschwören, daß sich gegebenen falls die Lehrer und Oberlehrer unter weibliche Rektoren und Direktoren unterordnen müßten.„ Die Hörigkeit des Mannes wäre eine vollendete Tatsache."
Da die Frauen Schritt für Schritt, fast unsichtbar wie die Feldgrauen" vorrücken, müssen sie natürlich überall energisch bekämpft werden. Als großer erster Fehler wird die Zulassung der Frauen zu den Krankenkassenwahlen bezeichnet. Professor Langemann meint, daß auf dem Gebiete der Berufsinteressen der Frauenbewegung heute nur wenig an Wahlrechten zu wünschen übrigbleibt. Die vorbereitende Kanonade waren die siegreichen Kämpfe um die Bildungs- und Erwerbsmöglichkeiten. Nun tommt die Agitation zur Erlangung des Gemeindewahlrechts für die Frauen. Hier sind sogar freifonservative und nationalliberale Frauen nicht frei von Schuld und Fehle. Manche Führerinnen empfehlen direkt, Pflichten zu suchen, damit man später Rechte fordern könne. Dann drängt fich der Nationale Frauendienst wie der Deutsch - Evangelische Frauenbund an die Gemeindevertretungen heran, sucht Beschäftigung im Hilfs und Verwaltungsdienst auf den Rathäusern, alles zur Hauptsache mit der stillen, gelegentlich auch ausgesprochenen Hoffnung, diese aufgezwungenen Leistungen später bei Begründung kommunaler Wahlrechtsforderungen in Rechnung stellen zu können".
Die größte Gefahr des allgemeinen gleichen Gemeindewahlrechts der Frauen liegt aber natürlich darin, daß es zu einer derartigen Verstärkung der sozialdemokratischen Massenheere führen würde, daß die Verwaltung unserer Städte in Kürze vollständig in sozialdemo kratische Hände käme.
Natürlich gibt es für Professor Langemann auch keine Umwälzung im Erwerbsleben der Frauen.„ Diese anscheinende Revolution iſt ein statistisches Phantom." Nach ihm bleibt das Weib im Kampf
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Nr. 25
ums Dasein unter allen Umständen in gewissem Grade unfrei und vom Schuße und der Fürsorge des Mannes abhängig. Deshalb ist die Frau nicht in der Lage, für den Staat in schwerster Not mit ihrer ganzen Person einzutreten und die Verantwortung für seinen Bestand zu übernehmen." Wir fragen darauf: Was würde aus dem Staat, wenn nicht die Millionenheere der Frauen in treuester Pflichterfüllung hinausgezogen wären auf das Schlachtfeld der Arbeit, mit Ginsaz ihrer ganzen Persönlichkeit, ihres Lebens, ihrer Gesundheit? Was würde aus dem Staat, wenn nicht Millionen von Frauen die schwersten Entbehrungen tragen würden, damit wir durchhalten können? Was würde aus dem Staat, wenn die Frauen nicht in opferbereiter Mutterschaft ihre Mutterpflichten erfüllen würden, wenn sie nicht das größte und schwerste Opfer bringen würden, ihr Liebstes, ihre Gatten, ihre Söhne hinzugeben, eben damit der Staat erhalten bleibt, dessen Existenz sie angeblich so schwer gefährden?
Pilze als Fleischersatz.
In der jezigen Zeit, in der die Hausfrau wer weiß wie oft bange fragt: was werden wir kochen?, kommt nun auch noch die einzige Abwechslung in der Woche, das Fleischgericht, in Fortfall. Gemüse und abermals Gemüse, allenfalls ein Startoffelgericht, das ist jetzt das ständige Menü. Konnte man sich früher mit Obst helfen, so ist das auch nicht mehr möglich, weil es eben nicht auf den Markt kommt. Und wer kann die Schleich handelspreise bezahlen, da für ein Pfund Apfel 2 Mt., ja sogar schon 3 Mt. gefordert wurden? Kriegsgewinnler brauchen sich nicht den Kopf zu zerbrechen. Die gehen, wenn es ihnen absolut nicht möglich ist, unterderhand" von der„ Schwarzschlächterei" etwas zu bekommen, einfach ins WeinTotal, wo sie für eine halbe Ente" nur" 15 Mt. zu zahlen brauchen. Wir aber, die wir nicht so glücklich daran sind, diesen Ausweg wählen zu können, müssen eben nach anderem Notbehelf Ausschau halten.
Da sei nun auf die Pilze hingewiesen, die bei guter Zubereitung ein bescheidener Fleischersaß sein können. Es gibt sogar Menschen, die für ein Pilzgericht ein Fleischgericht stehen lassen können. Doch das ist Geschmacksache, über die sich bekanntlich nicht streiten läßt. Wer in waldreichen Gegenden wohnt, sollte sich ein Pilzbüchlein zulegen und auf Grund dieses Pilze selbst suchen gehen. Für solche Sammler sei bemerkt, daß Pilze am besten mit einem Messer kurz über der Wurzel abgeschnitten werden müssen. Die leckersten und bekanntesten Pilze sind wohl: Steinpilze, Champignons, Gelböhrchen oder Pfifferlinge, die Birkenpilze und die sogenannten Speckpilze.
Was vom Gemüse gilt, das gilt auch von den Pilzen. Die Pilze werden nicht abgebrüht. Sie werden enthäutet, gut durchgesehen, so daß sie von Maden frei sind, tüchtig abgewaschen und auf einen Durchschlag zum Abtropfen gelegt. In einer Bratpfanne läßt man Fett mit seingeschnittenen Zwiebeln recht heiß durchschwizen. Dann werden die Pilze hineingeschüttet, Salz und Paprikapfeffer darüber gestreut( legieren vorsichtig, weil er sehr scharf ist) und mit einer Schale oder einem tiefen Teller zugedeckt. Ab und zu müssen die Pilze gut durchgerührt werden. Bekanntlich haben die Pilze starken Wassergehalt. Deshalb muß man sie lange schmoren lassen, bis die entstehende Tunte ganz eingeschmort ist. Gekochte Salzkartoffeln als Zutat vervollständigen das Pilzgericht.
Man kann sich leicht denken, daß in Würfel geschnittene, geröstete Speckstückchen den Wohlgeschmack natürlich erhöhen. Aber wer hat jent Sped?
Pilzkotelette dürften auch nur wenigen Hausfrauen bekannt sein. Dazu eignen sich besonders die Stein- und Birkenpilze. Die großen, saubergepuzten, abgewaschenen und abgetropften Pilzköpfe werden mit Salz und Pfeffer bestreut, in Ei!!( nicht böse werden, liebe Hausfrau!) oder Milch getunkt, mit Mehl paniert und dann wie Kotelett in heißem Fett gebacken. Das ist eine Delikatesse! Es empfiehlt sich auch, Pilze für den Winter zu trocknen.
Berta Mardwald.
Über Bücher und Bücherlesen.
Der kann im vollen Ernste sagen, Daß er ein gutes Buch genießt, Der drin noch sinnend weiterliest, Wenn er es lange zugeschlagen. *