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Die Gleichheit

Tagen seiner Geschichte. Ihr seid die berufenen Organe für die weise und gerechte Ordnung der Lebensmittelversorgung, ihr leitet Organi­sationen, die für die fünftige Ernährungswirtschaft vorbildlich sind." Es wird weiter zur Stärkung der Reserven und Geschäfts­anteile und zur Erziehung der Mitglieder zur genossenschaftlichen Treue aufgefordert. Von der Geschicklichkeit, der ruhigen Überlegung und der Gewissenhaftigkeit der Konsumvereinsverwaltungen in den kritischen Tagen werde unendlich viel, vielleicht die ganze Zukunft der stolzen, blühenden Bewegung abhängen.

Ein konsumgenossenschaftlicher Arbeitsausschuß wurde vom Vorstand des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine im Einvernehmen mit den Verivaltungen den in Hamburg befindlichen fonsumgenossenschaftlichen Organisationen gebildet. Dieser soll nicht nur die lokalen konsumgenossenschaftlichen Interessen tatkräftig wahr nehmen, sondern auch die Interessen der allgemeinen Konsumge­nossenschaftsbewegung bei den in Betracht kommenden Regierungs­und sonstigen Instanzen fördern. Diese für die augenblicklichen Be­dürfnisse vorübergehend eingesegte Körperschaft soll nur so lange tätig sein, als infolge der erschwerten Verkehrsverhältnisse ein ge­ordnetes Zusammenarbeiten der von der Gesamtorganisation ein­gesetzten Instanzen nicht möglich ist.

In den durch die Revolution geschaffenen politischen Dr ganen treten in einer ganzen Reihe von Bundesstaaten führende Genossenschafter in den Vordergrund. In den provisorischen Na­tionalrat des Voltsstaats Bayern sind die Genossen Hamerbacher ( Erlangen ), Bauer( München ) und Fischer( München ) als Vertreter der bayerischen Konsumvereine aufgenommen worden. Bei den Wahlen zur gesetzgebenden Körperschaft in Anhalt wurden unter anderen die Genossen Peus( Dessau ), Röder( Bernburg ) und Günther( Bern­ burg ) gewählt. Bei der gleichen Wahl für Mecklenburg - Strelig wurde unter anderen der Geschäftsführer Genosse Schaffer gewählt, nachdem er schon einige Wochen als Staatsminister tätig ist. Die Funktion eines Staatsministers oder eines Kommissars für Ernäh­rungsfragen wurde auch in anderen deutschen Bundesstaaten führen­den Konsumgenossenschaftern übertragen, so zum Beispiel in Sach­sen- Altenburg, in Schwarzburg- Rudolstadt , in Reuß j. 2., in Sachsen - Koburg , in Bremen .

Die deutschen Konsumvereine sind in den meisten Drten eifrig bemüht, sich in der Republik Deutschland diejenige Geltung zu verschaffen, die ihnen das monarchistische Deutschland leider oft versagt hatte. Vielfach haben es die Stonsumvereine verstanden, sich durch die Nevolution gegenüber den lokalen Widerständen der Ge­meinde- und Kommunalverwaltungen durchzusetzen. Auch der Zentral­verband deutscher Konsumvereine und die Großeinkaufsgesellschaft deutscher Konsumvereine haben durch Eingaben bei dem Reichs­ernährungsamt und dem Reichswirtschaftsamt gefordert, daß der bisherigen Zurücksegung ein Ende gemacht werde und die Kon­sumgenossenschaften entsprechend ihrem sozialen Charakter und ge­mäß ihrer wirtschaftlichen Bedeutung diejenige Beachtung finden, die ihnen im Interesse des Volles zukommen muß. Es wurden den Konsumvereinen mehr oder minder weitgehende Zugeständnisse ge­macht. Ihre Vertreter sind eifrig bemüht, das gefundene Entgegen­kommen praktisch zu verwerten.

Kleine Mitteilungen. Der Konsumverein Wurzen meldet, daß zum erstenmal eine Frau in den Aufsichtsrat der Genossen­schaft gewählt wurde. Die Frau und die Konsumgenossen=

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Eilt an die Urne, Arbeitsschwestern, Die Freiheit ruft, der Sieg ist nah! Er muß so allgewaltig werden, Wie ihn die Welt noch niemals sah! Auf euch ist heut in allen Gauen Der Blick des Volkes hingewandt, Drum reicht uns schwesterlich die Hand Und habt in eure Macht Vertrauen! Der Geist der neuen Zeit, Er finde euch bereit! Wohlan, es ruht in eurem Schoß Der Menschheit Zukunftslos!

Traut nicht der List, die euch umgarnet Und nachher spottet eurer Not! Sie sucht die Sinne zu betören

Und bietet Steine nur für Brot!

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Nr. 8

schaft" behandelt in einem Leitartikel Frau Bardenhauer in der " Frauenbewegung" Nr. 15/16. Frau Bardenhauer kommt zu einer Empfehlung der Konsumvereine, wenngleich aus ihren Bemerkungen hervorgeht, daß ihr eine genauere Kenntnis der Konsumvereine und ihrer Einrichtungen fehlt.. Ihre Geschäftsanteile haben in den legten Monaten eine große Anzahl Konsumvereine erhöht. Zu einer Erhöhung auf 60 Mt. entschlossen sich die Konsumvereine Weglar­Braunfels, Remscheid , Kahla und Berlin , auf 50 Mt. erhöhten ihre Anteile die Konsumvereine Flensburg, Wurzen , Hirschberg, Güstrow , Unterivefer, München , Würzburg , Neugersdorf , Weglar, Königsberg , Augsburg , Nieski und Pirmasens . In Nr. 44 der Konsumgenossen­schaftlichen Rundschau" fordert August Kasch dazu auf, daß die Ge­schäftsanteile nicht nur erhöht, sondern auch möglichst schnell eingezahlt werden.

Vom Fortgang des Frauenrechts

Die Frauen im neuen Staat. In einer großen Massenversamm­lung in München , veranstaltet von dem Bayerischen Verein für Frauen­stimmrecht, dem Deutschen Frauenausschuß für dauernden Frieden, dem Gewerkschaftsverein München und der Frauenagitationskom­mission des sozialdemokratischen Vereins, in der Lyda Gustava Heymann über: Die Frauen im neuen Staat" sprach, wurde fol­gende Entschließung gefaßt:

" Die am 19. November 1918 im Wagnersaal versammelten Frauen Münchens begrüßen nach der trostlosen Zeit des Krieges, nach dem Druck der Unfreiheit unter der früheren Gewaltherrschaft das Licht der Freiheit, das durch alle Lande leuchtet und auch uns Frauen die langersehnte, heiß umstrittene politische Gleichberechtigung gebracht hat. Wir treten freudig ein in den Aufbau der Republik und werden. mit aller Kraft und bestem Wollen ihr Gedeihen fördern, wie wir in den Jahren des Krieges Last und Not des Vaterlandes mit­getragen haben.

Es soll aber der neue Staat in seiner verjüngten Gestalt auch dem Geiste der Frau Rechnung tragen, der von dem des Mannes wesensverschieden ist und diesen ergänzen und erweitern muß, wenn wahrhaft Lebensfähiges erstehen soll.

Der alte, nun zusammengebrochene Staat war ausschließlich von Mannesgeist geformt und regiert; an dessen höchster Steigerung zum Militarismus ging er zugrunde.

Soll in der Zukunft unser Staat groß, frei, lebenskräftig der Ent­faltung zu höchsten Menschheitsidealen fähig emporblühen, so muß er den Einfluß der Frau nicht nur dulden, er muß ihn suchen.

Die Natur der Sache bedingt es, daß die Frauen in ihrer Ge­samtheit den Vorsprung von 50 Jahren politischer Schulung der Männer nicht schon im Augenblick ihrer politischen Befreiung, son­dern erst durch die eigene Ausübung des Wahlrechtes werden wett­machen können. Wohl aber sind Frauen in großer Zahl vorhanden, die durch Kenntnisse und Erfahrung, selbständiges Denken und lau­teres Wollen alle Aufgaben eines sozialen Rechtsstaates voll erfaßt haben und ihrer Lösung gewachsen sind.

Wir hier versammelten Frauen fordern vom neuen Staat, daß er in seiner Leitung der ungehinderten Betätigung solcher Frauen Raum gibt, daß er in alle leitenden Behörden, in Gesetzgebung und Verwaltung nicht nur Frauen zuläßt, sondern alle Staatsstellen für unvollkommen erachtet, wenn sie nicht vom Geiste der Mütter des Volfes wesentlich mitbestimmt werden."

Frauenwahlrechts- Marseillaise.

Der Sozialismus ist das 3eichen, Das keine Winkelzüge liebt Und euch das Licht des Lebens gibt, Vor dem die Dunkelmänner weichen! Der Geist der neuen Zeit, Er finde euch bereit!

Wohlan, es ruht in eurem Schoß Der Menschheit 3ukunftslos!

Wer gab euch denn die Menschenrechte, Die ihr jetzt endlich üben sollt? Des feilen mammons schnöde Knechte, Die münzten nie dies lautre Gold! Sie brachten Elend und Verderben und Krieg nur unserm Vaterland, nun wir dies Schreckgespenst gebannt, Versuchen Sie uns zu enterben!

F. P.

Artur Stahl.

Der Geist der neuen Zeit, Er finde euch bereit! Wohlan, es ruht in eurem Schoß Der Menschheit 3ukunftslos! Drum helft die Freiheit uns beschützen Und macht euch selber wahrhaft frei! Nicht ziemt's, das Alte noch zu stützen, Schafft, daß der Sieg vollkommen sei! mag- sich die Reaktion auch spreizen, Die nur um eure Stimmen buhlt, 3hr seid fürwahr genug geschult, Um Spreu zu scheiden von dem Weizen! Der Geist der neuen Zeit,

Er finde euch bereit! Wohlan, es ruht in eurem Schoß Der Menschheit Zukunftslos!

Berantwortlich für die Redaktion: Frau Marie Juchacz , Berlin SW 68. Drud und Verlag von J. H. W. Diez Nachf. G. m. b. H. in Stuttgart .

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