Nr. 10

Die Gleichheit

gut unterzubringen sein, bald wird eine Zuhilfe an Nahrung be­schafft werden müssen( Freifarten für Speisungen, Zuwendung von Lebensmitteln oder Milch), bald wird eine Arbeitsvermittlung, bald eine Wohnungsänderung oder dergleichen nötig sein.

Es gibt da eine Fülle der Möglichkeiten, auch ohne auf große Unterstützung von seiten der Gemeinde in bezug auf Geld zu rechnen. Geld tut es hier nicht, wenn auch ganz ohne Kosten eine Schwangeren­fürsorge sich nicht einrichten läßt. Aber Geld darf niemals die Haupt­sache sein. Die wichtigste Hilfe soll in dem persönlichen Verkehr zwischen der Schwangeren und der Fürsorgenden beruhen, der wiederum durch das erweckte Vertrauen der werdenden Mutter den oftmals gescheuten Weg zum Arzt erleichtert.

Wie weit sich diese Fürsorgearbeit erstreckt, wird immer persön­liche Arbeit der Fürsorgenden sein. Sie kann, wo Zeit und Kraft es erlaubt, ein weites, fast unbegrenztes Gebiet werden. Es ist warme Frauenarbeit, die hier von den Gemeinde- oder Stadtver­waltungen gefordert wird. Sie ist, wie wenige Arbeit in der Ge­meinde sonst, geeignet, eine Quelle von segenspendender Kraft zu werden. Lotte Möller, Weißensee  - Berlin  .

Die weiblichen Abgeordneten.

A. In der deutschen   Nationalversammlung.

Sozialdemokraten:

1. Ostpreußen  : Wilhelmine Kähler  , Schriftstellerin, Berlin  .

2. Westpreußen  : Anna Simon  , Sekretärin des Textilarbeiterverban­des, Brandenburg   a. d. H.

4. Potsdam 1-9: Marie Juchacz  , Mitglied des sozialdemokratischen Parteivorstandes, Berlin  .

5. Potsdam 10( früher Teltow  - Beeskow  - Charlottenburg  ): Elfriede Ryned, Leiterin der Groß- Berliner Frauenbewegung.

7. Provinz Pommern: Else Höfs  , Stettin  .

8. Provinz Posen: Wird voraussichtlich Gertrud Lodahl  , Köpenid, an die Stelle des zurücktretenden Genossen Stössel treten, der auch in die preußische Nationalversammlung gewählt ist.

10. Reg.- Bez. Oppeln  : Frieda Haufe in Kattowiz. 12. Reg.- Bez. Magdeburg   und Anhalt  : Minna Bollmann  , Halberstadt  . 14. Prov. Schleswig- Holstein   und das zu Oldenburg   gehörige Fürsten­ tum Lübeck  : Luise Schröder   aus Altona  .

16. Reg.- Bez. Hannover  , Hildesheim   und Lüneburg   sowie Braun­ schweig  : Fürsorgerin Frieda Lührs, Hannover  .

daran, daß bald ein Jahr vergangen, da ich mit einem Frauen­mund gekost. Ich weiß nicht, wie es fam: ich füßte sie. Und ihre Küsse waren heiß und schwer und lockten- lockten nach viel mehr....

Da wußte ich, daß ihre Worte gelogen. Da bin ich still meines Weges gezogen. Bin niemals wieder zu ihr gegangen.

*

Ruhig schwebt der Fesselballon in der sommerklaren Luft. Kein Schuß fällt weit und breit. Man vergißt, daß es Krieg ist, daß dort oben ein Augenpaar Stunde um Stunde un­ermüdlich zum Feinde äugt.

Ich weiß nichts vom Kriege. Nichts von jenem Manne, fast tausend Meter über mir. Ich size am Grabenrand und schreibe einer Frau. Von meiner Sehnsucht schreibe ich und vom Frieden.

Da plötzlich kleine, weiße Wölkchen über dem Ballon. Hastig starrt alles nach oben. Und mun sehe ich hoch im Ätherblau einen feindlichen Flieger.

Zwei-, dreitausend Meter über dem Ballon zieht er seine Kreise, unbekümmert um die unter ihm plaßenden Schrapnelle. Vorbei ist alles Träumen vom Frieden. Der Krieg hält mich hält uns alle wieder in seinem Banne. Atemlos schauen wir nach oben. Sekunden höchster Spannung, in der wir den Angriff auf den Ballon erwarten.

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Doch nichts geschieht. Als wollte er uns nur narren, zieht der große, blizende Vogel ruhig davon.

Ich blicke wieder auf das Papier auf meinen Knien. Aber die Stimmung ist verflogen. Groß und stolz waren meine Schriftzüge. Nun kommen sie klein und unscheinbar aus meiner Feder. Gleichsam als wollten die Buchstaben in sich zusammen­friechenso wie der Mensch in mir in sich zusammenkriecht vor allem, was das eine Wort gebärt: Krieg.

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18. Reg.- Bez. Arnsberg  : Klara Bohm- Schuch, Briß bei Berlin  . 19. Prov. Hessen- Nassau  : Johanna Tesch  , Frankfurt   a. M. 20. Reg.- Bez. Köln, Aachen  : Elisabeth Röhl  , Köln  . 24. Oberbayern   u. Schwaben  : Volksschullehrerin Toni Bfülf, München  . 28.( Sachsen 1-9): Ernstine Luze, Dresden- Neustadt. 30.( Sachsen 15-23): Minna Schilling  , Döbeln  .

31/32. Württemberg  : Anna Blos  , Schriftstellerin, Stuttgart  . 36.( Thüringische Staaten): Minna Eichler, Eisenberg  , Sachs.- Anhalt. 37. Hamburg  , Bremen   u. Reg.- Reg. Stade: Johanna Reize, Hamburg  . Unabhängige sozialdemokratische Partei:

3. Stadt Berlin  : Luise Zieß.

22. Düsseldorf   1-5: Lore Agnes  , Düsseldorf  .

Deutsche Demokratische Partei:

1. Ostpreußen  : Frau Elisabeth Brönner  , Schriftleiterin, Königsberg  . 2. Westpreußen  : Katharina Kloß  , Schulvorsteherin, Danzig  . 8. Prov. Posen: Elise Effe, Mittelschullehrerin, Posen. 14. Prov. Schleswig- Holstein  : Dr. phil  . Marie Baum  , Leiterin der sozialen Frauenschule, Hamburg  .

36. Thüringische Staaten: Frl. Dr. Gertr. Bäumer, Hamburg  ; ist noch einmal gewählt für den Wahlkreis 37: Hamburg  , Bremen  . Deutsche   Voltspartei: Keine Frauen.

Christliche Boltspartei( Zentrum):

18. Reg.- Bez. Arnsberg  : Frau Agnes Neuhaus  , Dortmund  . 21. Reg.- Bez. Koblenz, Trier  : Frl. Oberlehrerin Schmitz, Aachen  . 22. Düsseldorf   1-5: Helene Weber  , Oberlehrerin, Elberfeld  . 23. Düsseldorf   6-12: Hedwig Dransfeld  , Schriftstellerin, Vorsitzende des katholischen Frauenbundes, Werl  , Westfalen  .

24. Oberbayern  , Schwaben  : Marie Bettler, Sozialsekretärin i. München  . Deutschnationale Volkspartei:

2. Prov. Westpreußen  : Schriftstellerin Fel. Dr. Stäthe Schirrmacher, Danzig  .

5. Potsdam 10: Frl. Anna von Gierke  , Charlottenburg  .

7. Prov. Pommern  : Margarete Behm  , Hauptvorsitzende des Gewerk­vereins der Heimarbeiterinnen, Zehlendorf   bei Berlin  .

B. Für die preußische Landesversammlung.

Sozialdemokraten:

1. Ostpreußen  : Else Jaquett, Lehrerin, Königsberg  . 2. Westpreußen  : Toni Wohlgemuth, Danzig  .

Ziellos durchwandere ich die Straßen der Stadt. Vor einem Hause zögert mein Schritt: ich höre Klavierspiel. Stümper­haft. Aber die Töne locken verheißungsvoll. Ich kann nicht widerstehen. Rasch die Treppen hinauf. Ich klopfe an. Ein junges, hübsches Mädchen öffnet mir. Ich bitte sie um die Erlaubnis, eine halbe Stunde mufizieren zu dürfen. Es wird verwundert, aber doch gern gewährt.

Nun size ich vor dem Flügel. Wie liebfosend gleiten die Finger über die Tasten. Die Töne rauschen. Nektar und Ambrosia meiner dürftenden Seele.

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Frohgemut setze ich meine Wanderung fort: am Nachmittag soll ich wiederkommen, wenn ich will. Db ich will! Am Nachmittag ist der Verlobte des Mädchens mit einemt Freunde da. Beide mit ihren Geigen. Wir spielen. Zuerst Beethoven  . Dann das D- Moll- Konzert von Bach. Wohl mag es oft besser gespielt worden sein. Aber nie mit größerer Inbrunst.

Leise singt es unter meinen Händen. Die zweite Geige setzt ein. Nun jubelt die erste auf....

Draußen donnern die Kanonen. Jch höre sie nicht. Über der Stadt surren feindliche Flieger, von unseren Abwehr­geschützen umbellt. Wir hören sie nicht. Die Welt ist für uns wir spielen Bach. versunken Kurt Heilbut  .

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Dent an das Aug, das überwacht Noch eine Freude dir bereitet, Dent an die Hand, die manche Nacht Dein Schmerzenslager dir gebreitet. Des Herzens dent, das einzig wund Und einzig selig deinetwegen,

Und dann knie nieder auf den Grund

Und fleh um deiner Mutter Segen. Droste- Hülshoff.