78
Die Gleichheit
5. Potsdam 10: Luise Kähler, Sekretärin im Verband der Haus
9. Breslau : Berta Lawatsch, Breslau .
12. Magdeburg : Minna Bollmann , Halberstadt .
14. Schleswig- Holstein : Anna Moosegaard, Hadersleben .
19. Prov. Hessen- Nassau : Lina Ege, Frankfurt a. M.
20. Köln u. Aachen : Oberlehrerin Dr. Hildegard Wegscheider- Ziegler, Bonn .
Unabhängige sozialdemokratische Partei:
4. Potsdam 1-9: Buchhalterin Martha Ahrendsee, Berlin . 13. Merseburg , Erfurt : Christine John, Erfurt .
Deutsche Demokratische Partei:
1. Ostpreußen : Margarete Heine, Königsberg .
18. Arnsberg : Frl. Martha Dönhoff , Krengeldanz bei Witten . Deutsche Volkspartei :
1. Ostpreußen : Frau Lizentiatdirektorin Marg. Boehlmann, Tilfit. 5. Ostpreußen 10: Frau Lotte Garnich, Charlottenburg .
Christliche Volkspartei( Zentrum):
10. Oppeln : Verlegersfrau Maria Feldhuß, Gleiwig.
17. Münster und Minden : Schriftstellerin Hedwig Dransfeld . 20. Köln und Aachen : Frau Heßberger, Berlin .
23. Düsseldorf 6-12: Reftorin Elisabeth Stoffels , Neuß . Deutschnationale Volkspartei:
Aus unserer Bewegung
Frauenwählerversammlungen in Nord- Schleswig. In dem Lande, nach dem heute verlangend die Augen der Dänen schauen und dessen Einwohner mit Ungewißheit in die nächste Zukunft blicken, hielt die Sozialdemokratische Partei in den Tagen vom 1. bis 4. Ja muar vier Versammlungen ab, deren starter Besuch und deren würdiger Verlauf davon zeugten, wie sehr die Frauen den Ernst der bevorstehenden Wahlen erkannt hatten. In allen Versammlungen referierte Genossin Luise Schröder ( Altona ) über die von der Nationalversammlung und dem neuen Deutschland in bezug auf Lebensund Arbeitsbedingungen der Bevölkerung, insbesondere der Frauen,
Der Liebe Klage.
Von Charlotte Buchow.
Grau spannet des Himmels weites Zelt Sich über die fiebernde zuckende Welt, Wolken schleppen die nassen Säume Bahrtücher froher Mädchenträume über verödete Dörfer und Städte, Über Paläste und über Katen.
Es brauste ein Sturm über knospende Saat, Jungmannen fielen wie reifende Mahd, Lachende Jugend, der Stolz der Frauen, Verströmt' sein Blut auf Feld und Auen, Verhaucht' in qualzerrissenem Stöhnen Des Lebens und der Liebe Sehnen.
Verwitwet die Gattin, einsam die Braut, Doch Blut will zu Blut und schreiet laut, Es tlagt so wild und ruft dem Gatten, Bis Echo tönt aus dem Reich der Schatten, Gespensterhaft raunt es aus den Grüften, Gierend nach ungestillten Küsten.
Jm bittern Schluchzen der weheste Klang Ist das Weinen der Seelen, ergreifend bang: Jm Du nur selig, in inn 'gem Vereine, Muß ich vergehn, schweif ich alleine, Bin ein verwehendes Blättchen vom Baume, Jrrend und einsam im Weltenraume.
Wie der Verdammten schauriger Chor Hallt die Klage zum Himmel empor, Dort stehn bereitet mit milden Händen Die Engel Gottes , die Qual zu enden. Sie fühlen das Blut, sie heilen die Wunden Und schenken der kranken Seele Gesunden.
Nr. 10
sowie bezüglich der freiheitlichen Gestaltung des politischen Lebens zu lösenden Aufgaben.
In Tondern waren, obgleich die Versammlung am Neujahrstag stattfand und in der Stadt Tanz und sonstige Vergnügungen waren, zirka 350 Personen, zur größeren Hälfte Frauen, erschienen.
In Husum war der Besuch ein ganz außerordentlich starker. Annähernd 1100 Personen, fast ausnahmslos Frauen, füllten den größten Saal des Drtes.
In Bredstedt gestaltete sich die Versammlung insofern besonders interessant, als am Nachmittag des Tages, an dessen Abend die Versammlung der Sozialdemokratischen Partei stattfand, im gleichen Lokal die Deutsch - Nationale Volkspartei eine Wählerversammlung abgehalten hatte, in der Dr. Oberfohren aus Stiel sprach und die Demokratische Partei , besonders aber die früheren Mehrheitsparteien und die jeßige sozialistische Regierung derartig scharf angriff, daß er den Widerspruch eines großen Teiles der Versammlung hervorrief. Der Redner, der früher der Vaterlandspartei angehört hat und einer der heftigsten Striegshezer gewesen ist, hatte noch nicht soviel aus den heutigen Ereignissen gelernt, daß er es hätte unterlassen können, in die Striegsfanfare zu blasen. Da er versuchte, die Stimmen der Frauen einzufangen durch das Graulichmachen vor dem Programmpunkt der Partei„ Trennung von Staat und Kirche", so trat ihm Genossin Schröder in der Diskussion entgegen und zeigte den Frauen den wahren Sinn dieser Forderung, und warnte sie weiter davor, der„ Deutsch- Nationalen" ihre Stimmen zu geben, wenn sie nicht wollten, daß ihrem eigenen Rechte, besonders dem Frauenwahlrecht, das Grab gegraben würde. Die Versammlung endete damit, daß der Redner und die Versammlungsleiter den Saal verließen, ohne allen Diskussionsrednern Gelegenheit gegeben zu haben, dem Referenten entgegentreten zu können. Der Erfolg für uns bestand aber darin, daß ein großer Teil der Besucher der Nachmittagsversammlung des Abends in unsere Bersammlung fam, und daß infolgedessen die Versammlung in dem nur zirka 2300 Einwohner zählenden Ort von 500 Personen besucht war. Flensburg . Auch hier war ein guter Besuch zu verzeichnen: girta 800 Personen.
In allen Versammlungen versuchten Redner der Demokratischen Volkspartei die Stimmen der Frauen für sich einzufangen, aber überall gelang es, den Frauen flarzumachen, daß ihre Interessen einzig und allein von der Sozialdemokratischen Partei wahrgenommen werden. Zahlreiche Frauen ließen sich in allen Versammlungen aufnehmen, so in Flensburg 75 und in Husum 46.
Und Balsam träuft zur Erde hinab, Es sprießen Blumen aus jeglichem Grab, Und wo die Mütter in Hoffnung gehen, Will heldisch der Väter Geist erstehen, Der Seelen Sehnsucht wölbt sich zum Dome, Und Rosen blühen aus der Dornenkrone.
Nie ist es mir flarer geworden, daß eine Besprechung, soll sie wahrhaft sein, auf das persönliche Empfinden gegründet sein muß, als bei Karl Hendells neuem Gedichtband„ Weltmusit". Ich hebe nochmals hervor: das persönliche Empfinden bildet die Basis, in ihm ist der geheimnisvolle Kontakt verborgen, der den Anschluß vermittelt zwischen der eigenen suchenden Seele Sehnsucht nach Be friedigung in Kraft und Schönheit und der Sprache gewordenen überströmenden Dichtersehnsucht, die Herzen sucht. Des Dichters und des Lesers Sehnen verschmilzt in den weihevollen Stunden in vollkommener Hingabe.
Ich spreche die aufrichtige Hoffnung aus, daß vielen Karl Hendell kein Neuer sein möge! Das gerade soll und wird der Anlaß sein, auch zu diesem Buche zu greifen, denn so sehr wir Hendell kennen, er gibt sich immer wieder neu und immer wieder völlig.
"
In seiner Rezension„ Über Bürgers Gedichte" prägte Schiller den unantastbaren Sap:„ Alles, was der Dichter uns geben fann, ist seine Individualität." Der Begriff„ Individualität" hat dann später durch den Verkehr mit Goethe eine Wandlung erfahren( es kann an dieser Stelle nicht näher darauf eingegangen werden); wenn wir ihn durch den weit mehr sagenden Begriff Persönlichkeit" ersetzen, treffen wir das Richtige. Nur der Mensch stellt eine Persönlichkeit dar, der Herz und Verstand gleichermaßen in sich wirken und aufbauen läßt, der alle Einflüsse des Lebens, die ihn bedrohen oder locken, prüfend überblickt und sie schließlich so verwertet, daß sie ihm zu Hilfskräften werden bei der edelsten Aufgabe, die jeder einzelne von uns zu lösen hat: Mensch zu werden.