102

Die zukünftigen Mütter.

Gedanken über neue Eheformen.*

Die Gleichheit

Die alte Zeit hat der Frau nur Pflichten gegeben. Die neue Zeit gibt ihr Rechte. Politische Rechte. Nechte, die bei oberflächlicher Betrachtung den fremdesten Teil ihres Wesens auszudrücken scheinen und dennoch zu seiner tiefsten Entfal­tung führen können. Recht ist Macht. Frauenrecht ist Macht. Die Zeit der Frau, die Zeit der Mutter ist da, wenn wir nur wollen.

Kummer, Sorge, Vereinsamung, unfruchtbares Verblühen hat der Krieg auf Hunderttausende von Frauenantligen ge­schrieben. Während draußen tödliche Geschoße unsere Män­ner dahinmähten, starben in der Heimat unsere Mütter. Ja, sie starben. Ihr Haar wird grau werden, ihre Hände hart. Die Liebe hat ihnen nie gelacht, und das süße Mutterwort hat ihr Herz nicht reich gemacht. An ihrer Sehnsucht sterben sie, an ihrem selbstverständlichsten, heiligsten Recht, dem zer­störten Recht auf Mutterschaft.

Soll das so bleiben? Mehr denn je braucht die Frau, die so hart und schiver den Lebenskampf mitkämpfen muß, die Liebe; mehr denn je brauchen wir, die wir fast zu Stahl er­starrten, Mütter. Arbeitende, sorgende, wärmende Hände; fruchtbare, reiche, nie versiegende Hände.

Es ist unmöglich geworden, daß innerhalb unserer alten Gesezesformen allen Frauen ihr Recht auf Mutterschaft zu­teil wird. Wir müssen neue Wege finden. Die Frauenseele hat Tange gesucht, vereinzelt, einsam, verhöhnt, bemeitleidet, sie ging den Weg ihres Rechtes in todesernstem Kampf mit star­ren eifersüchtigen Göttern. Das muß anders werden. Nicht mehr in Not und Tränen, in hartem Stolz sollen unsere Mütter gebären. In heiterer Freude, in Kampfloser Freude, als des Lebens Erfüllung und Vollendung.

* Wir geben diesen Anregungen gern Naum und erwarten, daß auch andere Genossinnen unseres Leserkreises dazu Stellung nehmen. Red.

Nach Peters Tode führte Luise Otto- Peters ihr Weg mehr und mehr zur bürgerlichen Frauenbewegung. Auch hier strebte sie stets nach Fortschritt, verlangte, daß der Frau alle Berufe erschlossen werden sollten, damit sie die Ehe nicht als Versorgung, sondern als freie Entschließung ansehen können. Eine eigentlich soziali= stische Frauenbewegung gab es zu jener Zeit noch nicht, aber in ihren letzten Lebensjahren hat Luise Otto- Peters doch wohl er­kannt, daß der Sozialismus allein ihr die Möglichkeit zur Er­füllung ihrer Forderungen gegeben hätte. Sie hat die Zeit nicht mehr erlebt, in der durch den Sozialismus, durch die Revolution den Frauen die Möglichkeit gegeben ist, mit vollen Rechten an den Interessen des Staates teilzunehmen.

Heute, da sich ihr hundertster Geburtstag jährt, wollen auch wir Sozialistinnen ihrer dankbar gedenken als der Lerche der Frauen­bewegung, die in der Frühe den Frauen das Lied der Freiheit zu­jauchzte, die als erste deutsche Frau erkannte, daß die Arbeiter­schaft als erste und einzige Partei den heute verwirklichten Be schluß faßt, den Frauen die Fesseln abzunehmen, ihnen die Gleich­berechtigung einzuräumen. Anna Blos .

Hauswirtschaftliches

Dampfnudeln. Ein sehr schmackhaftes und billiges Gericht find Dampfnudeln. Wenn man nur irgend etwas Mehl erübrigen kann, nimmt man auf dreiviertel Pfund Mehl ein Päckchen Backpulver, etwas Salz und etwas Waffer, oder noch besser, wenn man's hat, Milch. Alles wird zusammen zu einem Klößteig gut verrührt. In einen breiten Topf tut man etwas Salz und ein wenig Wasser, so daß der Boden nur bedeckt ist. Hat man ein Stückchen Butter, ist bas Butun sehr zu empfehlen. In das kochende Wasser legt man die Klöße, die man mit dem Löffel absticht, hinein. Sind alle Klöße, die man beliebig groß oder klein formen kann, darin, dann wird der Deckel fest zugedeckt. Erst nach einer Viertelstunde hebt man ihn ab, weil dann die Dampfnudeln gar" sind. Beim Hineinlegen der Klöße ist noch zu beachten, daß ein kleiner Zwischenraum zwischen ihnen bleibt. Man gibt Backobst oder Marmelade dazu. Auch kalt gegessen munden die Dampfnudeln vortrefflich. B. M.

Nr. 13

Bisher gab es nur einen Weg, den Mütter in Frieden gehen konnten, den Weg der gefeßlichen Ehe; und dieser Weg hat nicht Raum für alle. Für die freie Ehe sind nur wenige reif, sie bleibt vielleicht späteren Geschlechtern vorbehalten, für die höchste Lebensvollendung in der Liebe unwiderruflich auch höchste Pflichtvollendung bedeutet, der freien Jugend einer Menschheit, die gelernt hat, das Geschlechtsleben natür­licher, reiner, selbstverständlicher, freier und verpflichtender zu betrachten. Heute ist dieser Weg noch ein Leidensweg.

Es gibt aber noch eine dritte Form der ehelichen Verbin­dung, die heute Tausende von Frauen fruchtbar und reich machen könnte, die bei einem der ältesten Kulturvölker, den Ägyptern, übliche Probeehe, das heißt die auf Zeit geschlossene Ehe, unter Wahrnehmung aller Rechte von Mutter und Kind. Eine gefeßliche Probeehe würde beide ganz anders schützen als die freie Ehe. Sie könnte Tausenden von Frauen ungehemmte Lebensvollendung bringen, Tausenden von Kindern ein freies friedliches Wachstum, betreut von Mutter­Hand und Vaterhand. Denn auch die Lösung der Probeehe würde ruhiger, kameradschaftlicher geschehen, als es bei un­serer heutigen Ehe möglich ist, die ja unter ganz anderen Voraussetzungen geschlossen wird.

Die praktische Ausgestaltung der Probeehe könnte man sich folgendermaßen denken:

§ 1. Die Probeehe wird auf zwei Jahre geschlossen. Die Ehe­gatten verpflichten sich, diese Zeit als Brobezeit aufzufassen und ihre Verbindung zu lösen, falls nach Ablauf dieser Frist Mann oder Frau die Fortsetzung der Ehe nicht wünschen.

Die Ehegatten verpflichten sich ferner, gemeinsam für den Unter­halt der dem Bunde entsprossenen Kinder zu sorgen, jeder nach beitsleistung der Frau im Haushalt hat der Mann eine festgesetzte einem bestimmten Prozentsaß seines Einkommens. Für die Ar­

Summe zu entrichten.

§ 2. Die Probeehe kann vor Ablauf von zwei Jahren nicht ge= löst werden. Soll die Ehe nach Ablauf von zwei Jahren fortgeführt werden, so muß innerhalb von sechs Monaten ihr übergang zur Dauerehe öffentlich erklärt und amtlich beglaubigt werden. Soll nach Ablauf der zwei Probejahre die Ehe gelöst werden, so muß

Wag's!

Nun ist er endlich kommen doch In grünem Knospenschuh; ,, Er tam, er kam ja immer noch!" Die Bäume nicken sich's zu.

Sie fonnten ihn all erwarten kaum, Nun treiben ste Schuß auf Schuß; Im Garten der alte Apfelbaum: Er sträubt sich, aber er muß.

Wohl zögert auch das alte Herz Und atmet noch nicht frei,

Es bangt und sorgt: Es ist erst März, Und März ist noch nicht Mai."

O, schüttle ab den schweren Traum Und die lange Winterruh, Es wagt es der alte Apfelbaum, Herze, wag's auch du!

Liebe im Winter.

-

Theodor Fontane .

Mitten im Winter im Sommer sein das ist Liebe. Die verschneiten Tannen sind ein Wald großer Baumkuchen im himmlischen Schaufenster.

Ich size am Kaminfeuer des Glückes und singe von der Liebe. Siehst du, wie die Rosen blühen in meinem Herzen? Hörst du den Föhn in meinen Adern? Meine Pulse klopfen

-

hörst du den Specht meiner Träume? Die Wellen wiegen mich unter blauem Azur; es ist mein warmes Blut, in das ich untertauche.

Die Erde ist eine große weiße Braut.

Hat es geschneit?

Ich size am Staminfeuer meiner Liebe. Mitten im Winter ist Sommer... Julius Zerfaß .