Nr. 14

Die Gleichheit

Deutschland den Zustand unglücklicher Ehen absolut nicht gestatten darf. Denn in einer unglücklichen Ehe ist von beiden Seiten selten der Wunsch nach Kindern lebendig, und eine Frau, die ihren Mann nicht liebt, wird alles daranseßen, die Empfängnis zu verhüten.

Es müssen Mittel und Wege gefunden werden, die Frauen und Mütter nach einer Ehescheidung wirtschaftlich sicherzustellen, ihre foftbare Frauenkraft in wirksamer Weise dem Staate zu erhalten. Zu gleicher Zeit aber darf den Männern keine Überlastung ihrer Kräfte zugemutet werden, vor allem darf im Zusammenleben der Menschen nichts wie Strafe und Sühne aussehen.

Was also zuerst einmal sehr nötig ist, sind Erleichte= rungen in Eheschließungsfragen. Dafür müssen sich auch die Frauen und Männer einsetzen, die in ihrer Ehe sehr glücklich wurden.

Alles, was dann folgen muß, ist die praktische Beantwortung der großen Frage: Wie kommen wir am schnellsten zur soziali­ stischen Gesellschaftsordnung? Elisabeth Röhl .

An die Frauen und Mütter der Ententeländer! Die Frauen des besetzten Rheinlandes haben folgenden Auf­ruf veröffentlicht, in der Hoffnung, daß er über die nationalen Grenzen hinausdringt und bei den Frauen der Ententestaaten ein Echo findet:

Die Mütter des Rheinlandes sehen sich genötigt, an euch, ihr Frauen und Mütter der Ententeländer, einen legten verzweifelten Notschrei in der Ernährungsfrage unserer Säuglinge und Kleinen zu richten. Das belgische Oberkommando läßt trotz des auch ihm bekannten Mangels an Nährmitteln aller Art in drei Molkereien am Niederrhein die für unsere Kinder bestimmte Milch für belgischen Heeresbedarf verbuttern. Dadurch wird unseren Lieblingen das letzte und wichtigste Nahrungsmittel, die Milch, fast ganz entzogen. War die Belieferung an und für sich schon spärlich, so wird sie durch diese drakonische Maßnahme auf ein Minimum herabgedrückt, das die Lage geradezu verzweifelt gestaltet. Was haben denn die Un­schuldigsten der Unschuldigen, die schlecht ernährten Kriegstinder ge­ian, daß sie so hart getroffen werden sollen? Die englischen Frauen stifteten in hochherziger Weise zwei Millionen Gummisauger. Was

Scott,

Aber auch die vor Goethe dahingegangenen Dichter, vor allem Schiller, Herder , Wieland waren lebendig im geistigen Leben Wei­ mars . Und mit ihnen die Romantifer mit dem Zauber ihrer welt­entrückten Phantasie, dem funkelnden Glanz ihrer Sprache. Dann die glänzenden Sterne am Dichterhimmel des Auslandes Dickens, Shelley, Lamartine , George Sand , Balzac , Hugo. Damals begannen die Jdeen des Saint- Simonismus, die geistige Vorkämpfer­schaft einer Staël und einer George Sand . Die alte überzeugung von der Minderwertigkeit der Frauen in ihren Grundfesten zu er­schüttern, ihnen die Augen zu öffnen für die Bedürfnisse ihres eigenen Wesens. Ohne den geistigen Einfluß einer Rahel, die soziale Wirk­samkeit einer Bettina, ohne die Frauen, die Goethes Geist in sich aufnahmen, wäre das Tor niemals gesprengt worden, das den Frauen den Weg zur Freiheit so lange versperrt hat.

So schweifen unsere Gedanken zurück in die große Vergangenheit und wandern weiter in die Zukunft, an der mitzuwirken auch wir Frauen berufen sind. Dankbar gedenken wir unserer leider so früh verstorbenen Parteigenossin Lilli Braun, die uns durch die Erinne­rungen ihrer Großmutter Alt- Weimars Zeit menschlich so nahe ge= bracht hat. Aus diesen Erinnerungen flingt der Ton, der sich dem Siegeslied der Menschheit vermählt"; der Ton, der lauter und lauter anschwillt, bis er sich auflöst in der Harmonie des Friedens und der Anna Blos . Freiheit, die alle Völker eint.

Bücherschau

Das wahre Gesicht des Bolschewismus! Tatsachen, Berichte, Bilder aus den baltischen Provinzen. November 1918 bis Februar 1919. Von Erich Köhrer , Riga . Berlin 1919, Kommissions­berlag: Berlag für Sozialwissenschaft G. m. b. H., Berlin SW 68, Lindenstr. 114. Preis 50 Pf.

Man muß gute Nerven haben, um diese erschütternde Broschüre lesen und die ihr beigegebenen neuen photographischen Aufnahmen ruhig betrachten zu können. Es ist nur ein kleiner Ausschnitt- die baltischen Provinzen aus dem Machtbereich der russischen Bolsche­wisten, der uns gezeigt wird, aber er genügt, um zu zeigen, wie

111

sollen diese mußen ohne Milch? Wiederholte Vorstellungen zwecks Aufhebung dieser ungerechten und harten Maßnahme sind bisher unbeachtet geblieben.

So wenden wir uns denn an euch, ihr Frauen und Mütter! Er­hört unseren Notschrei! Die Menschlichkeit soll und muß wieder zur Geltung kommen! Die Frauen des besezten Rheinlandes."

Wir wünschen dem Aufruf, daß er seinen Zweck erreicht und die Frauen jenseits der Grenzen zur Tat entflammt. Haben die feindlichen Staatsmänner fein Gefühl für das grauenhafte Unrecht, das sie durch die endlose Ausdehnung der Hunger­blockade der Menschlichkeit antun, so sollten ihnen die Frauen die Augen und Herzen öffnen!

Dies ist das unendliche Recht des Subjektes, daß es sich selbst in seiner Tätigkeit und Arbeit befriedigt findet. Wenn die Menschen sich für etwas interessieren sollen, so müssen sie sich selbst darin

baben und ihr eigenes Selbstgefühl darin befriedigt finden. Segel.

*

Ich denke, daß es für den Ehrenmann, den Mann, der fühlt,

daß er ein Herz hat, mehr als je gebieterische Pflicht ist, sich mit sich selbst zu beschäftigen und, da er die anderen nicht reffen kann, daran zu arbeiten, sich selbst zu veredeln. Das ist tatsächlich die Aufgabe von Zeilen wie die unsrige. Graf Gobineau.

*

Man meint immer, einmal dürfe man sich doch gehen lassen. Falsch! Man darf es nie. Es ist kein Moment, wo man nicht gegen innern oder äußern Feind auf der Wacht stehen muß. Die Menschen um uns, selbst die besten, sie schenken uns keine Blöße. Selbst in der Liebe darfst du dich nie gehen lassen. Fr. Th. Vischer. *

Du hast Langeweile? Mußt nach Unterhaltung jagen?- Hast du denn an dir gar keine Gesellschaft? Kannst du dich gar nicht in zwei spalten, und hat, wenn du es kannst, der eine dem an­deren gar nichts zu sagen? Fr. Th. Vischer.

Gesellige Unterhaltung von Menschen ohne Erkenntnisdrang iff Sumpf. Das Forschen ist es, was den Menschen zum Menschen macht, ohne dieses auch keine Moral. Forschen ist die Stahlfeder im menschlichen Wesen. Fr. Th. Vischer.

rasch und erfolgreich die russischen Führer es verstanden haben, aus ihren ungebildeten rohen Nachläufern wilde Tiere voller Blutdurst und Raubgier zu machen. Sie morden nicht mehr einzeln, ste räu­bern nicht mehr heimlich, sondern offen und in hellen Haufen über­fallen sie wehrlose Dörfer und Städte nach dem Vorbilde der Räuber­banden des Mittelalters. Sie übertreffen diese nur noch an Grau­samkeit und Tücke. Daß uns in Deutschland ähnliche Erfahrungen nicht erspart bleiben würden, hat uns die Berliner Spartakisten­woche bewiesen. Auch hier hingen sich die allerzweifelhaftesten Ele­mente an die Schöße der Bewegung, um die Gelegenheit zum Rauben und Plündern abzuwarten. Daß es nicht zu Massenmorden unbe­waffneter Frauen und Männer nach russischem Muster kam, ver­danken wir nur der Kurzlebigkeit des Berliner Aufstandes. Wer neben den Idealen einzelner Theoretiker der extremen Linken auch die praktischen Begleiterscheinungen der bolschewistisch- spartakistischen Bewegung an Hand von Tatsachen kennenlernen will, der lese diese Broschüre. Er wird dafür sorgen helfen, daß sie die verdiente große Verbreitung finde zur Warnung für die Leichtfertigen und als Mah­nung für die leichtbetörten Anhänger der ertremsten Tonart.

Auf ein schlummerndes Kind.

Wenn ich, o Kindlein, vor dir stehe, Wenn ich im Traum dich lächeln sehe, Wenn du erglühst so wunderbar, Da ahne ich mit süßem Grauen: Dürft' ich in deine Träume schauen, So wär mir alles, alles klar! Dir ist die Erde noch verschlossen, Du hast noch keine Lust genossen, Noch ist kein Glück, was du empfingst; Wie könntest du so süß denn träumen, Wenn du nicht noch in jenen Räumen, Woher du tamest, dich ergingst?

Friedrich Hebbel .