Nr. 17

Und doch

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wiewohl sie Leiden

Allzeit zum Lohne gibt, Nie mag von Liebe scheiden, Wer einmal recht geliebt.

Er trägt die heißen Schmerzen Biel lieber in der Brust, Als daß er nie im Leben Von dieser Lust gewußt.

Die Gleichheit

Will man aber dem Gedanken einer zeitlich begrenzten Ehe im Grnst nähertreten, dann darf man nicht, wie Frau Dr. Strider es tut, eine Probeehe" propagieren, denn Probeehen von nur zwei­jähriger Dauer würden- grob gesprochen zu einer Manifesta­tion der Verhältnisse" führen. Nicht der Wille zur Ehe", das heißt der Wille zur Familie" würde hier ausschlaggebend sein, sondern die Leidenschaft, die keiner Hemmung mehr unterworfen werden muß, da es sich nun nicht mehr um eine Lebensentschei dung handelt, sondern um kurze zwei Jahre, die man schlimmsten­falls verloren geben kann. Kinder würde es in solchen Probeehen ganz sicher nicht geben, und damit entfiele von vornherein der eigentliche Charakter der Ehe", der, um mit" Zarathustra " zit sprechen, der Wille zu zweien" sein soll, das eine zu schaffen, das mehr ist als die es schufen". Die Leichtlebigen würden sich der Probeehe in ausgedehntem Maße bedienen, während die tiefer Veranlagten, denen die Liebe nicht nur einen kurzen Glücksrausch, sendern das Leben selbst bedeutet, aus innerem Verantwortlich­teitsgefühl sich selbst und dem Kinde gegenüber diesen Schritt nie­mals wagen würden. Will man aber gerade diesen Frauen das Recht und die Freude an der Mutterschaft gewähren ihnen felbst zum Glück und der Menschheit zum Segen, so ist die Brobeehe nicht der rechte Weg dazu. Die Frage ist nur diskutabel, wenn man für eine derartige Ehegemeinschaft eine längere Zeit vielleicht etwa zehn Jahre. in Aussicht nimmt und sie nach der Geburt eines Kindes ohne weiteres mindestens um die gleiche Beitdauer verlängert. Denn das ist eine Forderung, die nicht laut genug wieder und wieder erhoben werden kann: Die Ehe ist nicht bazu da, daß Mann und Weib Befriedigung ihrer Sinne finden, sondern die Ehe dient dem Leben! Jede echte Ehe ist ein Ring in der Kette der Ewigkeit, und jeder, der das Leben weiter­gibt, hat die Pflicht, es so schön, so vollendet weiterzugeben, als nur irgend in seinen Kräften steht. Woher aber soll eine Mutter die seelische Kraft nehmen, ihrem Kinde Licht und Wärme zu geben, wenn sie vielleicht kaum entbunden vom Schmerz

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So sehe ich dich, Abend für Abend, Tag für Tag, o Bruder! Mich flieht das Lachen, mir entweicht die Freude. Wache ich, denke ich dein, und auch der Schlaf läßt das Bild nicht schwinden.

Glaube, Bruder! Nicht eher werde ich froh sein können, bis du auf deutschem Boden stehst, deutschen Waldes Duft dich umschmeichelt. Nicht eher, bis die Kinder der Heimat dich anlachen und deine Geige Hohelieder jubiliert. Franz Offerroth.

Bücherschau

Vor uns liegt das erste Heft einer neuen Zeitschrift: Die Frauenfachschule", der beruflichen Frauenarbeit gewidmet. Sie erscheint in Weimar ; Herausgeberin ist Gertrud Drache. Der Preis des einzelnen Heftes ist 50 Pfennig.

Neue Zeitschriften find in dieser gärenden, brodelnden Zeit her borgeschossen wie Pilze nach einem warmen Sommerregen. Nicht alles, was auf diesem Gebiet entstand, ist gut, brauchbar und not­wendig. Von dieser Zeitschrift aber können wir heute schon be­haupten, daß sie ein Erfordernis der neuen Zeit ist. Um der Sache willen wünschen wir der Herausgeberin, daß es ihr gelingen möge, die Zeitschrift in der Folge so auszugestalten, wie es in dem Plane vorgesehen ist und wie es Franz Kaibel in seinem Artikel Gleich berechtigung und Gleichgültigkeit" so meisterhaft dargelegt hat. Das dürfte ziemlich schwer sein. Diesen Einführungsartikel kann man auch als Sozialdemokrat voll und ganz unterschreiben, er sagt biele herzerfrischende Wahrheiten. Unter anderem führt Kaibel gana richtig den Beweis, daß erst die nächste Generation in der Lage sein wird, die Errungenschaften der Umwälzung auszuwerten, und prägt dann den Satz: Und deshalb muß die heran. wachsende Generation- nicht die Knaben und Mädchen, sondern die Kinder in dem Verständnis der Errungenschaften, in der Erkenntnis der Notwendigkeiten, in dem Begriff der Zukunfts. arbeit erzogen werden."

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über die Trennung vom Gatten, dem Vater ihres Kindes zer­riffen wird? Nein: zu Mutter und Kind gehört unbedingt der Vater. Diese heilige Dreieinigkeit darf nicht ohne zwingende Not zerstört werden. Der Mann muß die Verantwortlichkeit gegenüber dem Leben, das er zeugte, in gleicher Weise tragen wie die Frau und darf nicht die bequeme Möglichkeit haben, sich durch Geldopfer davon zu lösen.

Gewiß birgt auch die Form der Zeitehe den Anreiz, die Ge­burten zu verhindern, aber der Wille dazu wird meistens einseitig sein, weil der eine Teil doch immer nach einer Dauerehe streben und dementsprechend handeln wird. Es liegt so in der zeitlichen Be­grenzung der Ehe ein starker erzieherischer Faktor, indem beide Teile bemüht fein werden, sich einander wert zu machen; anderer­feits wird die Gewißheit der endlichen Trennung die jetzt oft so unerhörten seelischen Martern und Härten des erzwungenen Zu­sammenlebens mildern.

Darüber jedenfalls müssen sich die Frauen von vornherein klar sein, daß sie bei einer zeitlich begrenzten Ehe ihr vollgerüttelt Maß an Leid auf sich nehmen müssen. Nur wer die Kraft in sich fühlt, auch den Schmerz in Glück zu verwandeln, wer den Mut hat, sei­nem Kinde Vater und Mutter in einer Person zu sein, soll sich starken und freudigen Herzens dem geliebten Manne ohne das Aquivalent lebenslänglicher Versorgung schenken und ihm den Weg freigeben, wenn seine Vitalität ihn zu neuem Leben drängt. Charlotte Buchow.

Aus unserer Bewegung

Im Namen der Kinder!

Mit allen gegen 18 Stimmen ist im elften außerordentlichen Gautag Südbayern die Räterepublik angenommen worden. Das war nicht der glücklichste Beschluß," erklärte nach vollzogener Ab­stimmung das Gauvorstandsmitglied Vollnhals und mußte sich da für als Parteiveteran bezeichnen lassen. Aber, vielleicht in der näm­lichen Stunde, gab ihm die Landeskonferenz der Inabbängigen Sozialdemokratischen Partei Bayern recht, die wegen der unge­heuren Wichtigkeit der Entscheidung Hals über Kopf nach Nürnberg einberufen worden war. Hier wurde mit 47 gegen 3 Stimmen der Terror abgelehnt. Eine unbeschreibliche Beruhigung, Genugtuung und innere Belohnung muß den Parteiveteranen" Bollnhaks durchströmt haben, als er dies Nürnberger Ergebnis erfuhr. Wenigstens mir erging es so, die ich auch in der verzweifelten Minderheit gestimmt hatte.

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Die Arbeit von Raibel gibt eine Fülle von Anregungen für das Problem der beruflichen und staatsbürgerlichen Vorbildung unseres Volkes, er will das Ziel darauf richten, die einzelnen Menscher, Männer und Frauen nicht: auch Frauen zum Volfe zu bilden. Weniger glücklich im Tone ist ein Artikel von Eva Gräfin stehen auch darin manche Wahrheiten, und die Schlußfolgerung, v. Baudissin Dienstmädchen und Haushaltungsschule". Sicher daß die Hausangestellten die Möglichkeit zum Besuch einer Haus­Haltungsschule haben müssen, ist richtig. Aber diese Forderung wird hier nur erhoben vom Standpunkt der Hausfrau, die sich eine Hilfe hält und sie bezahlt. Die feinhörige Proletarierin merit fofort heraus, daß die Interessen der schaffenden Frau, in diesem Falle der Hausangestellten, hierbei nicht in Frage kommen, man wird das unangenehme Gefühl nicht los, daß die Schreiberin, die sich wohl von einem berechtigten Mitgefühl mit den geplagten Hausfrauen leiten läßt, unsere Zeit mit ihren Anforderungen nicht begriffen hat." Fachschulnotwendigkeiten" von Gertrud Drache paffen gut in den Rahmen der gestellten Aufgabe. Johanna Wendlang behandelt in einer Arbeit Schulentlassene Waisen" die Not der Kinder, die früh ohne Schuh in das Leben gestellt werden. Sie schildert aus dem Verein" Freiwilliger Erziehungsbeirat für schulentlassene Waisen" anscheinend manches aus ihrer eigenen Tätigkeit. Wir sind der Meinung, daß zu diesem Problem noch biel Braktisches und Grundsätzliches gesagt werden muß.

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Ein Artikel von Bernhardine Brandenburg Die Handwerkerin" nimmt Stellung zu der praktischen und schulmäßigen Ausbildung in den für Frauen geeigneten Berufen.

Die neue Zeit erfordert das Recht auf Arbeit für jeden Menschen, also auch für die Frauen. Ohne in den verhängnisvollen Fehler öder Gleichmacherei zu verfallen, müssen wir danach streben, daß den Frauen volle Berufsfreiheit, mithin vollkommene Berufs­ausbildung geschaffen wird. Will die neue Zeitschrift hier führend und wegweisend vorangehen, wie es ihre aus der allgemeinen Not­wendigkeit entstandene Aufgabe erheischt, dann muß sie die großen Richtlinien, wie sie in dem Artikel von Kaibel so gut gezeichnet wurden, strenge innehalten. Marie Juch a ca