Nr. 24

Blühendes Korn

Die Gleich beit

Durch das Kornfeld der Sommerfrübwind webt, Durch das Kornfeld ein Flüftern und Raunen bebt. ,, Blühendes Korn".

Die Halme Itrecken zum Licht sich empor. Das Kornfeld fingt feinen Schöpfungschor. ,, Blühendes Korn".

,, Wir blühen und reifen, wir fragen nicht Wem wir dienen und wann man uns bricht" ,, Blübendes Korn."

Ich hörte des Kornfeldes flüfternden Sang, Mir klopfte das Herz ich fage dir Dank! ,, Blühendes Korn".

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L. Molier.

Kommunismus oder Sozialismus Ursprünglich produzierten die Menschen nur für ihren eigenen Bedarf. Die Produktion bewegte sich in den engsten Schranken; aber die Produzenten beherrschten ihr eigenes Produkt. Das war der ungeheure Vorzug der barbarischen Produktion, die mit dem Eintritt der Zivili­sation berloren ging."( Engels.) Denn in dem Augenblick, in dem der Erzeuger durch Austausch oder Handel den von ihm erzeugten Gegenstand aus der Hand gibt, verliert er über ihn die Herrschaft.

Engels hält es daher für die Aufgabe der nächsten Gene­rationen, diese Herrschaft der Menschen über ihre Erzeugnisse wieder zu erobern. Da aber nach ihm keine Gesellschaft die Herrschaft über ihre eigene Produktion und die Kontrolle über die gesellschaftlichen Wirkungen ihres Produktions­prozesses behalten kann, die nicht den Austausch des ein­zelnen abschafft", so ist damit der Weg eigentlich schon ge­geben, auf dem die Menschheit sich diese Herrschaft wieder er­obern fann und wird.

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Feuilleton

Ueberzeugung

Die Ueberzeugung ist des Mannes Ehre- Ein golden Vließ, das keine Fürftenhand Und kein Kapitel um die Bruit ihm hängt. Die Ueberzeugung ift des Kriegers Fahne, Mit der er, fallend, nie unrühmlich fällt. Der Hermite felbft, verloren in der Maffe, Erwirbt durch Ueberzeugung fich den Adel, Ein Wappen, das er felbft zerbricht und schändet, Wenn er zum Lügner feiner Meinung wird.

Johann Christof

Karl Gutzkow.

hr Frauen und Mütter! Hat Euch ein mehr als vier­jähriges, brutales und sinnloses Morden, hat Euch die blutschäumende Raserei der Nationen den Glauben ge­nommen?

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Denn Ihr seid es ja, die am lebhaftesten fühlen, daß ohne Glauben der Mensch nicht existieren fann, Ihr senkt ihn ein in die so zarten, so empfänglichen Seelen Eurer Kinder, Eure Liebe und Eure unbegreiflich- unerschöpfliche mütterliche Kraft gibt ihm Nahrung und Stärke, auf daß er lebensfähig bleibe und weitererbe.

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Und Ihr wißt es auch, nein: hr fühlt es, was ich unter Glaube" verstehe.

Denn wie auch der Glaubens gegenstand gestaltet sei, ob er fich auf eine gewisse, in Neigung der Erziehung be­

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Und doch stehen sich heute zwei große Bewegungen gegen­über, von denen jede das Recht für sich in Anspruch nimmt, dn allein richtigen Weg zu zeigen: Sozialismus oder Kom­munismus? Das ist die Frage, mit der sich jeder von uns auseinanderzusetzen hat.

Unsere gesamte sozialistische und kommunistische Wissen­schaft gründet sich fast ausschließlich auf Mary und Engels. Kein Wunder also, daß die Kommunisten versuchen, diese beiden Männer für sich in Anspruch zu nehmen. Und an­scheinend haben sie mit ihrer Behauptung recht: denn ge­hörten beide nicht eine Zeitlang dem Kommunistenbund an? Heißt nicht das Werk, daß den Proletariern der ganzen Welt Weg, Richtung und Ziel weist, das Kommunistische Mani­fest"? Und doch ist nichts falscher als dieser Beweis" Denn mit viel größerem Recht kann man darauf hinweisen, daß Marr wie Engels sich selbst stets als Sozialisten be­zeichnet haben. Daß sie ihre Wissenschaft stets Sozialismus und nicht Kommunismus nannten. Ja, daß sie ausdrücklich hervorhoben, den Weg gewiesen zu haben vom utopischen Sozialismus ihrer Vorläufer zum wissenschaft­lichen Sozialismus.

Obgleich man also Mary und Engels nur mit Sozialisten und nicht mit Kommunisten bezeichnen kann, soll das keines­wegs ein Beweis sein für die Richtigkeit der sozialistischen Bewegung. Denn auch Marr und Engels können irren, oder die Forschung könnte seitdem zu neuen Ergebnissen gekommen sein. Vor allem aber und das ist das Wesent­liche: Sozialismus und Kommunismus sind keine wissen­schaftlichen Gegensätze. Wir dürfen die Frage Sozialismus oder Kommunismus also nicht so stellen: Welcher von beiden ist das Endziel der menschlichen Entwicklung?" Als Endziel, als Idealzustand wird man ohne weiteres den Kommunismus anerkennen fönnen. Um so mehr, da der So­zialismus in seinem Endziel dem Kommunismus sehr ähn­lich sein oder völlig gleichen wird. Stellt man dagegen die Frage so, wie sie gestellt werden muß, und wie sie einzig mur gestellt werden kann: Welcher von beiden ist für uns

ruhenden Form gründen möge oder ob er sich in freier, anfangs vollkommen unbewußten Entfaltung im eigenen Herzen und aus eigenen, oft schmerzlichen Erfahrungen heraus bilden möge: der Trieb des Herzens, kraft dessen an ihn ge­glaubt wird, ist stets ein guter!

Vorbedingung des Glaubens ist die Liebe, die ewige, schöne, die alles durchleuchtende, des Lebens Inhalt. Wer liebt, muß auch glauben.

Ist es nötig, ist es Euch gegenüber nötig, eine Erklärung des Begriffes Liebe" zu versuchen? Ihr, deren ganzes Leben ein unaufhaltsames und dabei so stilles, verborgenes Lieben ist, gegründet in Eurem Weibtum, Eurer Mutterschaft. Ihr benötigt einer dürftigen Erklärung wahrhaftig nicht, Ihr wißt, daß Liebe heißt: tätig sein im Guten.

Wer besäße in alledem größere Uebung als hr,

Vom Glauben und von der Liebe sprechen bedeutet nicht, sich bfäffisch gebärden.

Mit einem Schlage ward durch die Revolution das Reich Eurer Tätigkeit ein größeres, wurden Eure Pflichten um­fassender, erweiterte sich das Maß dessen, wofür ihr verant­wortlich seid, um ein vielfaches. Ihr steht nicht mehr nur in dem verhältnismäßig eng umgrenzten Gebiet des Familien- und des Berufslebens, sondern Ihr habt mit Teil am politischen Leben, und an Euch ist es, auf diesem für Euch neuem Gebiet belebend, neugestaltend, veredelnd zu wirken. Die Aufgabe ist nicht leicht. Aber über die Art und Weise, in der sie erfüllt werden kann und soll, bei dieser Gelegenheit zu reden, ist nicht angebracht. Stur bas eine muß ich noch jagen: Es gilt jezt, den Blick ins Waite zu richten, ehne das Nächstliegende zu vergessen. Eure