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Die Gleich beit

die Kommunisten bei uns und in den anderen Ländern durch­führen wollen: Denn ihre Rätediktatur ist nicht die Herr schaft der Mehrheit der Arbeitenden, sondern die Herrschaft eines Teiles und zwar des fleineren Teiles der Ar­beiterschaft über die Bürgerlichen und über die Mehrheit der Arbeiterschaft selbst.

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Das Nätesystem in dieser Form lehnen wir also ab. Da­gegen haben die Arbeiterräte getvaltige Aufgaben zu lösen bei der Erfassung der Erzeugnisse. Wie überhaupt die Be­deutung der Arbeiterräte als Kontrollorgane weder ge­nügend erkannt noch durchgeführt ist.

Neben dieser Kontrolle haben die Arbeiterräte aber auch große Aufgaben zu erfüllen bei der Demokratisierung und Sozialisierung, kurz bei dem ganzen Aufbau unseres Wirt­schaftslebens.

Wir dürfen gewiß sein, daß bei der kommenden Um­wälzung der Warenerzeugung, daß mit der Wiedereroberung der Herrschaft über das Wirtschaftsleben, von der ich ein­gangs sprach, auch alle die Schattenseiten verschwinden werden, die der kapitalistischen Produktion und der kapi­ talistischen Gesellschaft anhaften. Die Sklaverei, in welcher Form es auch sei, die Ausbeutung der einzelnen, die Un­terdrückung der Völker, der Klassen, der Geschlechter, alles das wird verschwinden. Nicht wer am meisten besitt, sondern wer am meisten arbeitet wird sich der größten Achtung aller erfreuen. Ja, es wird die Zeit kommen, in der keiner mehr leben kann ohne zu arbeiten.

Auch die Frau wird in der fünftigen Gesellschaftsord. nung feine Gefnechtete und Unterdrückte mehr sein. Sie wird ihren Platz nicht hinter, sondern neben dem Manne haben. Und die Mütter werden wieder hoch geachtet sein wie einst. Denn es ist geschichtlich erwiesen, daß die heutige Sonder- und Vormachtstellung des Mannes keineswegs naturgeschichtlich notwendig, das heißt durch die natürliche Verschiedenheit der Geschlechter bedingt ist.

Doch genügt es nicht zu wissen, daß der Sozialismus und nicht der Kommunismus der Weg ist, auf dem der Kapi­

und den Kern aller Heyreden und Hezartikel bildete die An­flage: Er ist kein Franzose!

Gewiß: Rolland ist kein Franzose vom Schlage der Cle. menceau, Poincaré und Konsorten, dieser französischen All­deutschen. Nein! Manche der Gleichheit"-Leserinnen werden sich an seine Aufrufe, an sein leidenschaftliches Werben für Frieden und Verständigung, für Gerechtigkeit und wahre Freiheit erinnern, an sein rastloses Suchen nach Herzen, die dem alten Ideal menschlicher Verbrüderung trengeblieben find. Wer gedächte nicht seines heißen Appells an die Frauen! An seine Aufrufe An alle Nationen!" Unvergessen sind seine bitteren Anflagen, seine heftigen Vorwürfe gegen diejenigen, die es in allen Ländern fraft ihrer Stellung, ihres Einflusses in der Hand hatten, im Sinne gegenseitigen Verstehens und Vertrauens zu wirken und dies nicht getan haben: die Lehrer und Geistlichen, die Politiker, die gesamte Intelligenz der Na­tionen.

Das ist Romain Rolland .

Notgedrungen muß das Charakterbild ein unvollkommenes sein; das Herz der Leserin, des Lesers muß das Fehlende zu ergänzen suchen. Das kann bei Nolland nicht schwer fallen!

Es ist ganz natürlich, daß Rolland in Deutschland als dam Lande, wo der Militarismus eine so gewaltige Niederlage er­litten hat, höher geachtet, sein ehrliches Friedenswirken mehr und besser erkannt wird als im fiegestaumelnden Frankreich , wo seine Worte in die Herzen von nur verhältnismäßig We­nigen dringen. Aber die Reinheit seines Wirkens wird auch bei uns nur denen gang offenbar werden, die selbst des Strebens nach seinen Bielen teingaftig find.- Gothebung felgt)

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talismus beseitigt werden kann, sondern wir alle müssen an der Verwirklichung des Sozialismus mitarbeiten. Frauen und Mütter, helft mit, die Fesseln zu zerreißen, die die kapitalistische Gesellschaft um Euch geschlagen hat. Das ist die Pflicht, die Ihr zu erfüllen habt gegen Euch selbst und gegen Eure Kinder! Kurt Heilbut.

Bücherschau

Kommunistische Literatur

Ohne jede Frage müssen wir den Kommunismus erst fennen lernen, um ihn bekämpfen zu können. Nur zu oft wird der Fehler gemacht, daß man den Kommunismus verwirft, ohne im Grunde zu wissen, was er eigentlich will. Und doch geben uns gerade die Schriften der kommunistischen Führer das beste Beweis­material gegen den Kommunismus.

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Diese Ansicht mag Eduard Bernstein geleitet haben bei der Herausgabe des Buches von

Eduard PaIyi, Der Kommunismus"( Brandussche Ber lagsbuchhandlung, Berlin W. 30, Luitpoldstr. 28. 3,20 m.).

Auch dieses Buch des ungarischen Kommunisten ist ein Beweis für die geistige, fittliche und ethische Höhe der Weltanschauung, auf die uns der Kommunismus führen will( der als Ziel ja das­selbe will wie der Sozialismus). Eine Weltanschauung, die über alle bisherigen Sittenlehren und Religionssysteme weit hinaus­führt. Die das Recht, ja die Pflicht des einzelnen auf ein irdi­sches Glück betont und dieses Recht doch mit den Pflichten gegen die Gesamtheit in Uebereinstimmung zu bringen sucht.

Auf der anderen Seite bestätigt dagegen auch Palhis Werk, wie unwissenschaftlich der Kommunismus ist. Vor allem seine Aus­führungen über den Mehrwert( er setzt dieses Wort für die ver­schiedensten Dinge) sind nur geeignet, Verwirrung in die Köpfe der Arbeiterschaft zu tragen.

Was nennt er nicht alles Mehrwert! Aus der Tatsache, daß

iede Arbeit mehr Werte" schafft, daß jede Ware für den Käufer " mehr Wert" hat als für den Erzeuger, kommt er zu Mehrwert" begriffen, die er dann in einen Topf wirft mit dem Mehrwert", wie ihn uns Mary gezeigt hat. Bei Marg bedeutet Mehrwert nichts anderes, als daß der Arbeiter mehr Wert" schafft, als er

Friedens- Sommer

Sieh, wie fich die Welt erneut, Rofen flammen rot und feurig!

Sel'ge Vogelítimmen jubeln durch den Tag: Menfchenherz! O freu Dich! Freu Dich!

Korn fchwankt mannshoch fchon im Wind, Kinder ichmiegen fich an frohe Frauen, Seliger Sommer hält die Welt in Arm: Dürfen wir dem Glück vertrauen?

Ach, wir müffen Schritt für Schritt Uns das Leben erit zurückgewinnen. Fremde find wir in der Heimat noch, Und wir müffen alles neu beginnen.

O, wie fchwillt in uniíern Adern Mut, Neu die Welt, die beimat zu geftalten! Weib, Geliebte, Mutter mir und Croft im Leid, bilf mir jetzt, das Glück, den Frieden festzuhalten!

Sieh, ich bin fo glücklich, wenn das Land Schweigiam ift am Abend und die Schwalben kreifen. Und in deinen Augen, die ich nie vergaß, Sterne mir die frohen Wege weilen.

Ja, ich lerne wieder, froh zu fein, mich dem Glück, dem Leben binzufchenken! Gläubig will ich mich mit Dir mein Weib, Wieder in die Wunder unfres Seins verlenken!

Bans Gathmann.

Sagen zu können, wie man liebt, heißt wenig lieben.

Petrarka.

Wir follen die Liebe, welchen wir den Toten mit ins Grab geben, nicht den Lebenden entziehen.

Raabe.