Nr. 24
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Die Gleichheit
bezahlt erhält. Nach Palyi ist jede Arbeit der menschlichen Intelligenz( und die Handarbeit?), die Verteuerung der Ware durch den Handel, das Steigen des Bodenpreises durch Verbesserungen des Verkehrs all das ist für ihn Mehrwert".
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Die wissenschaftliche" Seite des Buches ist also mit Vorsicht zu genießen.
Auch darf man nicht vergessen, daß der Kommunismus Palhis ein anderer ist als der der russischen und ungarischen fommunistischen Regierungen. So will er den Anteil des einzelnen am Gemeingut nach der Leistung bemessen, wie wir Sozialdemokraten; während Lenin bekanntlich nicht die Leistung, sondern das Bedürfnis als Grundlage für die Berteilung seßt.
Darum fann uns das sonst lesenswerte Buch den Kommunis mus, der in Rußland und Ungarn verwirklicht werden soll, nur zum Teil erhellen. K. H.
W. Blos:„ Denkwürdigkeiten eines 2. Band, München , G. Birk u. Co.
Sozialdemokraten",
Bei dem Mangel an biographischen Werken über die sozialdemo kratische Bewegung und ihre Führer begrüßen wir des Erschei nen des 2. Bandes der Denkwürdigkeiten als einen wertvollen Zuwachs der sozialistischen Literatur. Um so mehr, da Blos uns nicht nur eine Fülle von anekdotischen und biographischen Einzelheiten gibt, sondern es versteht, uns ein Bild von dem Parteileben zu geben, wie es sich besonders in der Zeit des Sozialisten= gesetzes abgespielt hat.
Auch in das Gären, in die Strömungen innerhalb der Partei erhalten wir interessante Einblice. Und nicht zuletzt wird manche theoretische Streitfrage gestreift, die für viele Auch- Sozialisten" heute noch der Klärung und Aufklärung bedarf. So die Schilde. rungen, wie die Revolutionsromantik allmählich verschwand, und dafür die Einsicht sich durchseßte, daß der moderne Klassenkampf des Proletariats etwas anderes ist als das Erheben der Bauern und die Revolution des Bürgertums". Oder die Feststellung des Parteitages zu St. Gallen 1887: daß die Gewalt ebensogut ein reaktionärer als ein revolutionärer Faktor ist". Daß ersteres sogar häufiger der Fall gewesen ist als das lettere. Die Taktik der individuellen Anwendung der Gewalt führt nicht zum Ziel und ist darum, insofern sie das Rechtsgefühl der Masse verletzt, positiv schädlich und darum verwerflich". Was damals mit diesen Worten gegen den Anarchismus gesagt wurde, könnte es nicht Wort für Wort heute gegen den Kommunismus wiederholt werden?
Dabei ist das Buch in flüssigstem, lebendigen Stil geschrieben. Man erlebt ordentlich die geschilderten Vorgänge mit! Wir können daher das Werk jungen und alten Parteigenossen und Freunden der Sozialdemokratie auf das wärmste empfehlen.
K. H.
Vom Führer durch das preußische Einkommensteuergeset" von Rudolf Wissell ist bei der Buchhandlung Vorwäcs in Berlin gerade rechtzeitig zur bevorstehenden Steuerveranlagung eine neue Auflage erschienen und dürfte allen denen willkommen sein, die eine Nachprüfung ihrer Veranlagung auf ihre Richtigkeit und eine Reklamation gegen eine eventuelle unrichtige Veranlagung vornehmen wollen. Für die gute Eignung des Buches in der Bragis spricht die bisherige Auflagenziffer( 43 000). Der Preis beträgt 1 Mt.
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Kirche, Religion und Sozialdemokratie. In einer so betitelten im Verlage der Buchhandlung Vorwärts in Berlin erschienenen Schrift legt der Verfasser der sozialdemokratische Pfarrer Emil Felden die Stellung der Sozialdemokratie zur Religion und der Kirche bar. Er weist die völlige Neutralität der Sozialdemokratischen Partei gegenüber der Religion nach und die Richtigkeit der sich daraus ergebenden praktischen Forderungen im§ 6 des zweiten Teils des Erfurter Parteiprogramms. Preis 1 Mr.
Rundschan
Nach dem Friedensvertrag, den uns die Entente diftierte, find wir verpflichtet, 140 000 Milchfühe abzugeben. In der wissensch.- sozial. Agrarkorrespondenz schreibt dazu Herr Karl JirSchick, Schweizer , aus Bonese, Kreis Salzwedel , der sich als Leser der Freiheit" bezeichnet: Vor dem Kriege hatte ich einen Vichstand von 20 Nühen und 20 bis 25 Etüd Jungvieh zu besorgen. Als Milchertrag erhielt ich pro Tag durchschnittlich 200 Liter bei gutem Futter. Dazu bemerke ich, daß mir genügend Biertreber und Kraftfutter zur Verfügung standen. Jetzt sind es nur 7 Milchfühe und 8 Stück Jungbieh. An Milch bekomme ich jetzt
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pro Tag nur 50 Liter. Da ich weniger Vieh habe, so habe ich mehr Nauhfutter. Vieh zu kaufen vermag der Besitzer wegen der zu hohen Preise nicht. Falls die Viehabgabe Taisache wird, muß der Kopfzahl nach mit der Abgabe von einer Kuh und einem Stück Jungvieh gerechnet werden. Immerhin bedeutet das ein Manto von 7 Liter pro Tag. Durch Beigabe von Baumwoll saatmehl und Roggen oder Weizenkleie zum Futler läßt sich der Fehlbetrag einholen. Trotzdem steht das Wirtschaftsleben vor einer Krise, und es wäre nur zu wünschen, wenn die Bedingungen rückgängig gemacht würden. Leider verspreche ich mir nicht viel. Nur wenn bei der Entente durch die eigenen Völker ein Systemwechsel herbeigeführt wird, dürfen die deutschen Arbeiter hoffen, daß auf die verzweifelte wirtschaftliche Lage Deutschlands Rück sicht genommen wird. Von den jezigen Ententemachihabern ist nichts Gutes zu erwarten.
Aus unserer Bewegung
Schulung und Aufklärung unter den Frauen! So heißt es wirklich schon seit dem 9. November vorigen Jahres, und der Notschrei wurde noch größer seit den Barlamentswahlen und zu den Gemeindeberatungen zur Nationalversammlung und zum Land= tag. Sollten doch die Frauen zum größten Teil die Schuld daran tragen, daß in unserm 3. Wahlkreise wie auch in anderen eine Mehrheit der Sozialdemokratie nicht zustande kam. Die Schulung und Aufklärungsarbeit wurde allseitig anerkannt und für dringend notwendig erachtet. Es mag dieser Einwand auch insofern au treffen, als man den Einfluß der Geistlichkeit, der mit allen zu Gebote stehenden Mitteln, hauptsächlich im Zentrum, ausgeübt wird, deutlich spürte.
Ferner stand die intensivste Gegenagitation der bürgerlichen Parteien die auch nicht das kleinste Mittelchen untersucht ließen, den Stimmenfang so ausgiebig wie möglich zu betreiben, uns entgegen.
Endlich käme aber noch der Hauptfaktor des Wahlausfalls, nämlich die Unfenntnis und Unwissenheit und das aus ihnen geborene Vorurteil gegen unsere Parteigrundsäge und gegen die Frauenbewegung überhaupt in Betracht. Ich kann auch sagen, daß es hier wie wohl noch überall mehrjährige Genossinnen und. sogar Genossen gibt, die gar nicht recht wissen, was eigentlich ein richtiger geschulter Sozialdemokrat ist und was die ganze Sozialdemokratie überhaupt will. Daß solche Leute bei Wahlen und ihren vielerlei Begleiterscheinungen jedem von außen an sie herankommenden Einfluß leicht zugänglich sind, ist bei der heutigen, durch den Krieg geschaffenen Beranlagung der Arbeiterschaft und den vielen Gegenströmungen, zum Ueberfluß noch in der eigenen Partei durch die Spaltung, gar nicht verwunderlich. Wie muß man dem abhelfen? Ich habe oben schon gesagt, daß wohl die Notwendigkeit der Aufklärung in unserer Führerschaft allseitig eingesehen wurde und wird, aber es geschieht leider in dieser Hinsicht viel zu wenig. Hier wird etwas versäumt, das, wenn es nicht jetzt schnell geschieht, vielleicht nicht so bald wieder gutgemacht werden kann. Es wäre Pflicht aller Zeitungen der Frauenorganisationen, die Aufklärung und Schulung der Ges nossinnen ganz von unten beginnend, nach und nach in die Höhe steigend unter den Frauen und durch die Frauen, in nicht wenigen Fällen noch der Männer und indirekt schon der Kinder zu betreiben. Bei uns machte im Januar d. J. nach Betrachtung des Wahlresultats ein Genoffe den Vorschlag, man solle zyklusweise Vorträge für die Frauen, etwa vierzehntägig, abhalten: 1. mit ausführlicher Erläuterung und Erklärung des Erfurter Programms; da wir jeht von der Arbeiterschaft verlangen, sozialdemokratisch zu wählen und viele gar nicht wissen, was ein Sozialdemokrat ist. 2. über die Bedeutung des Wahlrechts und 3. über die Frage der Trennung von Staat, Kirche und Schule. Ich freute mich sehr darüber, denn ich bin so sehr überzeugt von der Notivendigkeit wie jener Genosse; aber zu meinem größten Bedauern ist in dieser Angelegenheit bis heute ein einziges Mal ein Vortrag gehalten worden, nach öfterem Erinnern und Ermahnen meinerseite bei Führern und Führerinnen. Ich will damit nicht direkt einen Vorwurf für einzelne aussprechen; es war eine bewegte und arbeitsreiche Zeit von den Barlaments. bis zu den Kommunalwahlen, die ja leider noch trauriger ausgefallen sind als die vorherigen. Wir haben ja eigentlich gut abgeschnitten, hätten aber in Anbetracht unserer Barlamentswahl drei Sihe mehr und vor allen Dingen eine Frau für die Gemeindeverwaltung bekommen müssen. Die 11. S. P. D., mit der wir einen harten Rampf zu bestehen haben,
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