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Die Gleichheit

nissinnen und Ordensschwestern eine Rolle spielt, denn diese üben die Krankenpflege als Liebesdienst für ein geringes Taschengeld aus. Welche Lohndifferenzen zwischen Pflegern und Pflegerinnen, zum Schaden der letzteren bestehen, mö­gen einige Beispiele zeigen:

In Berlin erhalten in den staatlichen Kranken­anstalten geprüfte Pflegerinnen pro Tag 10 bis 11,50 m., geprüfte Pfleger aber 13,50 bis 15 M.; in den städti­schen Kranken- und Irrenanstalten Berlins ausgebildete Pflegerinnen 8,40 bis 10,80 Mr., ausgebildete Pfleger 13,20 bis 15,60 Mt. In der psychiatrischen Klinit in Riel erhalten Pflegerinnen pro Monat 195 bis 234 Mr., Pfleger 299 bis 338 m. In den Universitäts . Krankenanstalten in Greifswald Pflegerinnen 152,75 bis 169 r., Pfleger 247 bis 279,50 mt. pro Monat. In den städtischen Krankenhäusern in Chem. nik Pflegerinnen 45 bis 55 M., Pfleger 50 bis 60 m. pro Woche.

Gerechtfertigt wird diese unterschiedliche Bezahlung durch nichts. Der Dienst in der Frrenanstalt wie im Kranken­hause ist für die Pflegerin genau so aufreibend und ver­antwortungsreich wie der des Pflegers. Und worin besteht etwa dia qualifiziertere oder schwierigere Arbeit des Bade­meisters und Maffeurs gegenüber seiner Kollegin? Trog­dem ist seine Entlohnung um 30 bis 40 Broz. höher als die der Bodemeisterin. Daß höhere Anforderungen an die Pflege männlicher Batienten nicht bestehen, beweist schon die Tatsache, daß die Kur- und Pflegefoften in allen Kranken­und Irrenanstalten , Sanatorien usw. für beide Geschlechter gleich sind. Die Ausbeutung der Pflegerin ist also noch größer als die des Pflegers, trotz der Bevorzugung der Frau als Krankenpflegerin gegenüber dem Manne.

Wie schwierig es ist, hier einen Ausgleich zu schaffen, zeigte fich beispielsweise bei den Tarifverhandlungen des Berbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter mit dem Kreisausschuß des Kreises Teltow . Die Löhne des Personals der Krankenhäuser dieses Kreises

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ihre Töchter über diese entfehliche Gefahr aufzuflären, immer noch gibt es Männer, die sei es aus Leichtsinn, sei es aus Schlech­tigkeit ihr Leiden auf die Frau übertragen, die ehrlos oder schwach genug sind, Kindern das Leben zu geben, die auf diese Weise zu einem elenden Dasein verdammt werden. Hier auf­flärend, helfend zu wirken, soll der soeben im Phönig- Verlag Carl Siwinna, Kattowik, erschienene Roman Die Geißel der Mensch heit" von Lola Stein( Preis elegant gebunden 7 ML) dienen.

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Fesselnd wird das Leben zweier junger Menschenkinder ge­schildert, die bestimmt zu sein scheinen, einander das höchste Glüc zu geben, und die doch tief unglücklich werden, weil der Mann sich lange bevor sie einander begegneten in einer übermütigen Stunde die Syphilis zugezogen hatte, deren entfehliche Folgen er mun in ihrer ganzen Schwere erleiden muß. Dieses Schicksal wirkt um so tragischer, als der junge Mann imftande gewesen wäre, durch Benutzung aller vorhandenen Heilmittel die Folgen des Leidens vielleicht abzuwenden, hätte nicht die von alten Vor­urteilen beherrschte Verständnislosigkeit der Familie es ihm un­möglich gemacht. So schön der in heißer Liebe gefaßte Entschluß des jungen, kaum erblühten Mädchens ist, ihr Leben an das des sich ihr anvertrauenden Mannes zu binden, so bewundernswert die Treue, mit der die reife, wissende Frau dem Manne bis zum qualvollen Ende alle Leiden zu erleichtern sucht: es ist faum faß bar, daß diese beiden von der Natur so bevorzugten Menschen so hart vom Schicksal verfolgt werden. Und doch bleibt immer das Gefühl: hier hat die Schriftstellerin nicht Phantasiegestalten geschaffen, hier zeichnet sie ein Lebensbild, das sie aus eigenster Anschauung miterlebt hat. Es ist ein Buch, das man jedem jungen Manne, jedem jungen Mädchen, aber auch jedem Vater und jeder Mutter in die Hand drücken möchte.

Viele Wege gibt es, dieser Geißel der Menschheit zu wehren; wir Gozialdemokraten sehen sie vor allem in der Hebung der wirt schaftlichen, der sozialen Verhältniffe; wir sehen sie ganz besonders in der Abschaffung der Prostitution, der fäuflichen Liebe durch Verwirklichung unserer sozialistischen Ziele. Solange wir aber unfere Jdeen noch nicht verwirklicht haben, find Bücher wie dieses

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waren sehr niedrig, weil das Personal erst nach der Nevolu­tion den Weg zur Organisation fand. Geradezu miserabel aber waren fie für das weibliche Personal. Der Verband bersuchte nun die Differenz der Löhne zwischen weiblichen und männlichen Angestellten zu mildern. Da geschah das Sonderbare, daß der Kreisausschuß nicht nur bereit war, die Forderungen für das männliche Personal zu bewilligen, sondern sogar für einige Gruppen noch darüber hinauszu gehen. Die geforderten Löhne aber für das weibliche Per­fonal lehnte er ab, weil sie ihm zu hoch waren. Und doch blieben diese noch erheblich hinter den Männerlöhnen zu­rück. Nur auf dem Wege des Kompromisses wurde dem weiblichen Bersonal eine Lohnerhöhung zuteil.

Ein geradezu grausames Kapitel ist das der Ueber­bürdung des Pflegepersonals mit Arbeit und Ar­beitszeit. Selbst die stark frisierte Statistik der preu­bischen Regierung vom Jahre 1910, die Die Sanitäts­warte" mit Recht eine Elendsstatistik nannte, ergab eine durchschnittliche Arbeitszeit von 14 Stunden pro Tag. Hierbei war aber noch nicht eingerechnet die Dienstbereit. schaft während der sogenannten dienstfreien Zeit, die u. a. dem Personal, namentlich auf Stationen ohne Wache, viele Stunden Schlaf raubt. Ferner die Schlafwachen, ein Dienst der auf Wachstationen zur Unterstützung der Nacht­machen ausgeübt wird. Auch diese kostet viele Stunden Schlaf. In vielen Anffalten ist man aber noch rigoroser. Dort stellt man nicht etwa Bersonal für den Nachtdienst frei, sondern betreibt das System der halben Nacht­wachen. Das heißt: zwei Pflegepersonen, die schon 14 Stunden Tagesdienst hinter sich haben, teilen fich in den Nachtdienst je zur Hälfte, so daß die eine bis etwa 1 Uhr nachts ununterbrochen Dienst tut und die andere von 1 Uhr nachts bis zum nächsten Abend. Das ergibt einen Tages. dienst von 19 Stunden. Selbst diese Arbeitszeit ist noch nicht die schlimmste. In andern Anstalten wieder, und hier fommen insbesondere solche im Privatbesitz in Betracht, faffen ihr Pflegepersonal gleich Tag und Nacht durcharbei

von großem Wert für die Aufklärung der leider noch so zahlreichen unwissenden Menschen; und dieser Wert war nie größer als in der Gegenwart, wo der unfelige Strieg auch eine fürchterliche Verbreitung der verheerenden Krankheiten gebracht hat. Louise Schröder .

Mitteilungen

Ein häufigeres Borkommen von Fledfiebererkrankungen ist nach Ausführungen Dr. H. Mösers in einem Berliner Gesund heitsblatt neuerdings wieder in unseren öftlichen Provinzen und auch in Berlin festgestellt worden. Bezüglich der Behandlung in borkommenden Fällen bezieht sich Dr. M. namentlich auch auf die Erfahrungen des bekannten Wiener Arztes Dr. Schürer von Waldheim, der eine größere Anzahl von Fledfiebererkrankungen während des Krieges behandelt hat und mit günstigem Erfolg ein Wasserverfahren einschlug. Dabei wurde u. a. zum Schwiben heifer Tee angewandt. Zur Ernährung wurde heiße Milch, warme Limonade, Apfelfinen, Stompotte, Pflaumenmus, und der­gleichen gegeben, als Getränk Krondorfer Wasser, aber alles nur in fleinen Mengen. Bei Gewohnheitstrinfern stellte der genannte Arzt fest was für den Kundigen von vornherein naheliegt Von daß bei ihnen die Krankheit besonders schwer verlief. 18 Fällen, die er von Anfang an und allein behandelte, starb nur 1 Mann, ein Wirt, der schon vor der Fledfiebererkrankung Spuren von andauernder Alkoholvergiftung gezeigt hatte.

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Bei der Arbeit magit du fingen, Das verleiht der Arbeit Schwingen.

Grün.

O Liebe, Sprudelnder Bronnen, Der wallet von Tiefe zur Höh! Wie haft du glühende Wonnen, Wie haft du frierendes Web.

Arndt.