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Die Gleichheit
lichen Lebensmittel direkt oder über die Händler von den Gemeinden bezogen und beziehen, weil der Verteilungsplan, die Menge, die sie erhalten, von der Gemeinde bestimmt wird, glauben sie nur allzuhäufig, daß Kommunalisierung, Verstadtlichung, Aufrechterhaltung des Kartensystems des rationierten Bezuges von Lebensmitteln bedeute, und es ist deshalb wichtig, daß einmal hier an einer Stelle, die vielen Hausfrauen zu Gesicht kommt, mit diesen demagogischen, völlig finnlosen Behauptungen aufgeräumt wird.
Kommunalisierung heißt etwas ganz anderes, heißt, daß Unternehmungen, die nur für einen bestimmten Kreis, nämlich in einer Stadt oder Landgemeinde zusammenwohnenden Menschen Bedeutung haben, von der Privatwirtschaft in die Gemeinschaft überführt werden. Statt der privaten industriellen Groß- oder Kleinhändler wird die Gemeinde Träger des oder der Unternehmen. Die Kommunalisierung ist also eine Sozialisierung durch die Gemeinde. Die Gemeindeeinwohner, die bisher die Abnehmer der privaten Unternehmungen waren, auf deren Wirtschaftsweise und Preisforderungen sie keinen Einfluß hatten, werden durch die Kommunalisierung Inhaber und durch ihre Vertretung, die nach gleichem Wahlrecht gewählten Stadtverordnetenversammlungen und die von ihr gewählten Magistrate, Verwalter der Unternehmungen. Sie bestimmen also nun selbst, wie der Betrieb geführt wird, wie die Arbeiter entlohnt werden, und welche Preise die Konsumenten zu zahlen haben. Mit der Rationierung und dem Kartensystem hat das nicht das geringste zu tun. In den meisten Städten haben während des Krieges private Betriebe und Händler bei der Lebensmittelbersorgung mitgearbeitet. Private Brotfabriken haben das Brot gebacken, Händler es auf Karten verkauft, Großhändler haben die Milch in die Stadt gebracht, in der Hand privater Unternehmer liegende Meiereien haben sie bearbeitet, Kleinhändler sie auf Karten verkauft. Es bestand also die Nationierung, der Karten- und Kundenliſtenzwang ohne Kommunalisierung. Andererseits würde eine städtische Brotfabrik, der tommunalisierte also städtische Brothandel das Brot wieder frei und ohne Marken an alle Käufer verkaufen; wenn Deutsch
Die vorgeschritteneren Griechen nannten die Römer wegen obiger Sitte spöttisch Bultiphagen( Mehlbreifresser). Aber die Römer sind dann schnell nachgekommen, und die Ausgrabungen in Pompeji zeigen das Bäckereigewerbe bereits auf sehr hoher Stufe. Schweres Geld muß Markus Vergilius Eurysates, Bäcker und öffentlicher Brotlieferant", wie er sich nennt, mit Lieferungen an den Staat verdient haben; er hat sich in Rom ein parvenühaftes, auffälliges Grabmal errichten lassen, auf dessen Fries die Bereitung von Mehl und Brot bis zu dessen AbLieferung dargestellt ist. Hierbei ist besonders eine Teigfnet. maschine interessant, die von einem Pferde getrieben wird die Mühlen haben nur Esel; der Backofen ist freistehend und Halbfugelförmig. In Pompeji hat sich der Bäckermeister Pas quius Profulus nebst seiner Gattin an die Wand seines Hauses malen lassen, beide mit Buch und Schreibzeug; sie hatten also Muße zu literarischer Tätigkeit, waren aber auch zugleich- Geistesproken.
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In Germanien war für den Urbrei" besonders der Hafer beliebt; dieses Gericht war durch das ganze Mittelalter hindurch So sehr die gewöhnliche Speise des Volkes, da das Wort Brei sobiel wie Speise im allgemeinen bedeutete.
Das erste wirkliche Brot erhielten die Mittelmeervölker also bon den westasiatischen Semiten, die es aber keineswegs erfunden haben. Es war ein Fladen- oder Oblatenbrot; ein dick eingerührter und flach aufgestrichener Mehlbrei wurde einfach auf einem von der Sonne oder Feuer erhittem Steine scharf getrodnet. So konnte man das vorherige Rösten ersparen, auch transportierte sich der Kuchen besser als das Mehl, war ohne weitere Zubereitung sofort au genießen und blieb monatelang haltbar. Dieses ungefäuerte" Brot aßen auch die alten Jfraeliten; dem alten Schamanen Elija wurde( 1. Könige 19, 6) durch ein Wunder ein Kuchen der glühenden Steine" auteil, und man legte so bereitete Brote auch den Göttern als Nahrung vor, bon ber fie freilich nur den Duft genossen( Bibel: Schaubrote). Als man später bessere Brotarten zu bereiten verstand, verlangte die
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land einmal wieder genug Geld hat, um, ohne sich zu schädigen, Getreide oder Mehl vom Ausland zu seinen Inlandsbeständen kaufen zu können. Wenn die Stadt selbst Verträge über den Bezug von Milch mit Landwirten abschließt, die Milch zur Reinigung und Kühlung ihren eigenen Meiereien. zuführt und sie dann selbst unter Ausschaltung des Kleinhandels dem Publikum verkauft, so wird sie es natürlich, wenn es wieder genug für jeden, der Milch trinken oder verkochen will, gibt, ohne jeden Zwang tun. Also gibt es Kommunalifierung der Brotversorgung, der Milchversorgung auch ohne Aartenwirtschaft, sobald diese sich ohne Schaden für die minderbemittelten Verbraucher( fie wurde ja eingeführt und wird aufrechterhalten, um diesen ihr Quantum zu sichern) aufheben läßt. Man braucht ja nur an die Kommunalisierung der Straßenbahn, die in vielen Städten längst, in GroßBerlin erst jetzt durchgeführt worden ist, zu denken. Sie bedeutet einfach, daß ein großstädtisches, für fast jeden Einwohner unentbehrliches Unternehmen, das in der Regel konkurrenzlos dasteht, und dessen Befizer, gleichviel, ob es eine oder mehrere von Aktien sind, die Einwohner der Stadt, die es benutzen müssen, ausbeuten können, von der Stadt übernommen wird und nun von der Vertretung der städtischen Einwohner nach deren Interessen geleitet wird.
Das eben ist der Sinn der Kommunalisierung genau wie der Sozialisierung, daß das Privatinteresse zugunsten des Gemeinschaftsinteresses ausgeschaltet wird. Ueberall dort, wo das Privatunternehmen ein Monopol hat, oder wo sich sämtliche Privatunternehmer eines Gewerbes zu einem Ring zusammenschließen und somit den Verbrauchern zur Abnahme ihres Produktes, zur Benutzung ihrer Einrichtungen zum beliebigen Preis zwingen fönnen, ist es erforderlich, falls die anderen Voraussetzungen gegeben sind, daß die Stadtverwaltung diese Unternehmungen kommunalisiert. Ein Reichsgesetz muß die Art der Entschädigung regeln sowie die Möglichkeit einer städtischen Monopolstellung.
Nehmen wir ein Beispiel, indem wir zu einem der schon herangezogenen zurückkehren und nehmen wir an, daß die Nationierung der Brotversorgung aufgehoben sei, die Brot
Gottheit, die überall sehr konservativ ist, trotzdem ihre Nahrung in alter Form und in Festzeiten, wo sie unter den Menschen weilt und mit ihnen speist, daß auch der Mensch sich nach ihr richten soll. Darum ißt heute noch der gläubige Israelit, wenigstens zum Feste der Erstlingsernte, ungesäuertes Fladenbrot ( Mazzen), und auch der Christ wiederholt das Menschenopfer, das der Gottheit einst an demselben Feste dargebracht wurde, in einem Oblatengebäck( Hoftie). Auch der Oberpriester Jupiters in Rom durfte noch in sehr später Zeit kein gesäuertes Brot essen.
An der бavel
( Schluß folgt)
Ein Itillverträumtes kleines бaveldorf, Ein weißes Segel auf den blauen Fluten. Durch Kiefernwipfel raunt ein Märchenlied, Als ob hier Zeit und Streit auf ewig ruhten, Die Sonntagsweihe liegt auf jedem бalm, Kein Menschenlaut durchdringt die tiefe Stille. Die Alltagsunraft Ichläft im Sonntagstraum. In diefer Schönheit Schweigen Wunich und Wille. Und du auch, meine heiße Sebnfucht, Ichweigft In diefem heil'gen tiefen Gottesfrieden. Пach all dem irren Wandern ohne Weg Ward Dir ein Stückchen Heimat nun befchieden.
Das ilt dein Zauber, ftilles Havelland, Daß deine Schönheit wie mit Mutterbänden Leiskofend in den füßen Traum uns wiegt, Daß wir den Weg zur Heimat wiederfänden.